Troja

Seit Homers Illias beschäftigt die Frage ob diese Erzählung eine literarische Erfindung oder der künstlerisch aufbereitete Kriegsbericht ist die Menschheit. Lange Zeit dominierte die erste Sicht. Verständlich, denn wir kennen ja auch andere Geschichten von Helden: In Deutschland die Nibelungensage, in Sumer das Gilgamesch Epos. In allen sind Dinge vorhanden, von denen wir Wissen das es sie nicht gibt wie Drachen, Kappen die unsichtbar machen oder übermenschliche Kräfte und Mächte. Selbst in der Bibel finden wir unglaubliche Geschichten. Von den Plagen die Ägypten zu durchstehen hat, dem Einreisen von Mauern von Jericho durch Trompeten oder der Sintflut. In der Ilias spielen auch Götter auf dem Schlachtfeld mit so lag es nahe die Geschichte als Weltliteratur, aber erfunden, abzutun.

Heinrich Schliemann glaubte dran, und fand auch Troja. Allerdings war der Hügel schon vorher als antike Stätte  bekannt  man hatte Reste von Bauwerken gefunden und er bekam den Tipp von einem Engländer. So musste er sich nicht auf die knappen geographischen Angaben der Illias verlassen. Schliemann war so von der Literatur überzeugt, das er Goldfunde wie auch Brandrückstände in der Stadt für Hinweise auf den Krieg und den Schatz des Priamos deutete. Wie wir heute wissen, sind beide Funde aus einer älteren Schicht. In Troja befinden sich mindestens 10 Städte übereinander, deren älteste rund 2950 v.Chr entstand, die jüngste wurde nach Erdbeben im 5 Jahrhundert nach Christus verlassen. Troja VI hätte in etwa das Alter, in dem Krieg spielen würde. Das ist nun kein Wunder: An der Küste liegen oft Städte, vor allem wenn sie an geographisch günstigen Stellen liegen und das ist bei Troja kurz vor den Dardanellen der Fall. Sie liegt daher nahe eines Kreuzpunktes den Schiffe passieren mussten wenn sie ins schwarze Meer und somit in den kaukasischen raum fahren wollten.

Troja selbst wird außer bei Homer nirgends erwähnt. Doch die Region wurde von der antiken Stadt Illias beherrscht, die es gab und hieß daher Ilion. Im griechischen ist dies auch der Name für Troja. Damals dominierte diese Region das Hethhiterreich und eine Stadt namens Wiluscha, die ebenfalls dort liegen sollte und vielleicht identisch mit Illion ist. Interessanterweise wissen wir bis heute nicht, ob die Stadt bei Hisalik nun Illion ist. Das verwundert etwas. Sicher es gab keine Ortschilder, aber man hat die Orte zahlreicher antiken Städte gefunden die aufgegeben oder zerstört wurden. Selbst wenn man diese aus Geschichte tilgen wollte wie dies die Ägypter mit Armana, der vom „Ketzerpharao“ Echnaton gegründeten Stadt, taten. Sie wurde komplett abgerissen und die Steine in anderen Bauen verwendet. Gefunden hat man sie trotzdem. Hierdagegen handelt es sich um einen 3500 Jahre lang bebauten Ort und der wurde komplett vergessen?

Klären wird man es nicht können. Schliemann hat auch nicht so viel positives beigetragen denn er ist nicht gerade zimperlich vorgegangen: er hat mitten durch den Hügel einen Graben gezogen bis zu den Fundamenten. Damit hat er alles zerstört was in diesem Bereich lag. Das es ein Hügel ist, zeigt eigentlich die Bebauung über Jahrhunderte, denn die erste Stadt lag noch direkt an der Küste. die folgenden wurden dann auf den Resten der alten gebaut.

Gestern kam dann (wieder einmal)  eine Reportage über Troja, diesmal über den Krieg und die Frage ob es das hölzerne Pferd gab mit drei Thesen: Geheimer Aufenthaltsort für einen Sturmtrupp, kunstvolle Beschreibung eines Rammbocks oder literarische Verarbeitung eines Erdbebens, für das damals Poseidon zuständig war, dessen heilige Tiere Pferde waren. Mir persönlich wäre der Rammbock am logischsten. Warum die Troyer für ein Pferd ihre Mauern eingerissen haben sollten, will mir nicht einleuchten. Wenn man es als Geschenk der Götter ansieht, warum hat man es nicht an Ort und Stelle verbrannt (damals wurden alle Opfer verbannt, wobei man bei Tieren das aber gerne auf Knochen Häute und fett beschränkte und das Fleisch verspeiste). Vor allem halte ich niemanden für so blöd, dass wenn er plötzlich ein Riesenpferd aus Holz vorfindet er meint das käme von Göttern und nicht von den gerade noch dagewesenen Feinden.

Die Rammbocktheorie hat nur den einen Haken, das die ältesten Rammböcke aus dem assyrischen Reich stammten und 3 Jahrhunderte jünger sind. Selbst die Griechen zu Homers Zeiten setzten noch keine ein. Was für mich für eine Geschichte spricht ist der ganze Kriegsverlauf. Die Illias ist ja nur ein kurzer ausschnitt zum Ende eines 10-Jährigen Kriegs. Er beginnt mit dem Raub der schönen Helena. Das ist mit Sicherheit eine Sage, denn selbst wenn man wegen einer Frau in den Krieg zieht, dann will man sie nach 10 Jahren sicher nicht mehr zurückhaben. Schon der zehnjährige Krieg zeigt das etwas nicht stimmen kann, denn in der damaligen Zeit führte man nur während des Frühjahrs und Sommers Krieg. Ein Heer wurde nach der Aussaat zusammengestellt und wenn die Zeit der ernte nahte wieder aufgelöst. Für die Ernte brauchte man jeden Mann und selbst Fürsten waren sicher nicht woanders sondern wollten die dann fälligen Steuern schon selbst eintreiben. Noch Jahrhunderte später war mit Beginn des Herbst bei dann schon stationären Heeren die Zeit gekommen, das man ins Winterlager zog. Bei einem solchen Marsch wurde 9 n.Chr. die römische Armee im Teutoburger Wald niedergemacht.

Wenn man Illion in einem Jahr nicht bezwingen konnte dann sicher nicht in den folgenden, denn vorgewarnt hätte man über das Winterhalbjahr Lebensmittel einlagern und die Besatzung verstärken können. Das zweite ist der beschriebene Krieg. Es sind Schlachten zwischen Einzelpersonen die hervorgehoben werden: Hektor, Achil, Ajax, Patrokolos. Auch wenn das literarische Freiheit ist, so ist eines auffällig: nirgendwo hören wir vor einer Belagerung. Stattdessen verlassen die Einwohner von Troja die Stadt und kämpfen vor den Mauern mit den Griechen. Und das halte ich für absolut dämlich. Der tiefer Sinn einer Mauer ist das sie den Gegner abhält eine Stadt zu erobern. Er braucht Zeit und Gerät um sie zu überwinden. Während der Zeit ist er dem Beschuss von der Mauerkrone ausgesetzt und deren Besatzung kann auch Leitern umstoßen. Im Allgemeinen braucht eine Befestigung nur einen Bruchteil der Soldaten die der Angreifer braucht und kann trotzdem lange Angriffe abwehren. Warum sollte man diesen Vorteil bewusst aufgeben? Mehr noch: Da die Trojer in einer offenen Feldschlacht in etwa so viele Soldaten wie die Griechen aufbringen mussten, muss die Besatzung sehr stark gewesen sein. Würde deise die Mauer verteidigen so wäre es sicher unmöglich gewesen die Stadt einzunehmen. Wir kennen aus der Antike Fälle, wo Städte Belagerungen standhielten oder erst nach langer Zeit erobert wurden deren Besatzung  weniger als ein Zehntel der Stärke es Angreifers hatten.

So erscheint der Kriegsverlauf bis zu dieser Zeit als reine Erfindung, warum sollte es nicht der ganze Kriegsverlauf sein. Vielleicht gab es mal einen Eroberungszug der Griechen nach Illion. Vielleicht war er auch erfolgreich und man konnte eine Stadt einnehmen. Das könnte ein wahrer Kern sein, um den man dann eine Geschichte herumgesponnen hat. Das ist zumindest meine Meinung.

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