Fank ju for traweling wif deutsche Bahn
Ich bin kein typischer Bahnkunde. Ich fahre im Jahr genau viermal mit der Bahn, nämlich zweimal zu meinem ganzjährig vermieteten Ferienhaus um nach dem Rechten zu Sehen, Großputz und Gartenarbeiten zu machen und entsprechend wieder zurück. Das ist eine feste Strecke von Stuttgart nach Nesselwang im Allgäu, nahe der österreichischen Grenze, mit Umsteigen in Ulm und Kempten. Trotzdem gab es in den letzten Jahren kaum eine Fahrt, ohne das ich eine Stunde später ankam.
Früher war das Hauptproblem die Strecke Stuttgart – Ulm wo die Intercitys regelmäßig zu spät ankamen, auch weil sie mitten auf der Alb oft 10 Minuten halten mussten, weil ein anderer Zug vor ihnen war. Das hat sich, seit unsere Landesregierung den Bahn-Chef monatlich zum Rapport zitiert, gravierend verbessert und in den letzten Jahren waren alle ICE pünktlich. Es geht also, wenn der Druck da ist.
Hauptproblem für Verspätungen auf der restlichen Strecke waren und sind Bauarbeiten. Früher begannen die direkt nach Ulm zwischen Ulm und Senden. In den letzten Jahren gab es die Bauarbeiten auf dem letzten Abschnitt zwischen Kempten und Nesselwang und diesmal (letzte Woche) zwischen Kempten und Bad Gröningen. Durch den Busersatzverkehr geht dann immer der Anschluss flöten.
Ich bin mit der Bahn nicht zufrieden und das liegt vor allem an den Verspätungen oder ebben versäumten Zügen durch Arbeiten. Nun soll ja durch das Klimapaket es besser werden, so sollen die Bahntickets für den Fernverkehr billiger werden – die Idee die Bahn als Alternative zum Auto aufzubauen ist gut, doch es ist ja nicht der Ticketpreis. Wie bei mir ist es allgemeine Beobachtung das die Züge nicht pünktlich sind. Die Quote liegt bei nur rund 74,7 %. Dabei definiert die Bahn „pünktlich“ als „weniger als 16 Minuten zu spät“. Eine sehr seltsame Definition, so lange Wartezeiten beim Umstieg habe ich nirgends auf der Strecke. Wenn die Politik etwas tut – und die Bahn ist ja noch Staatsunternehmen – dann wäre es sinnvoll in die Infrastruktur zu investieren. Natürlich muss irgendwo immer mal repariert werden. Aber wenn die meisten Strecken eben nur ein Gleis haben, dann kommt es dazu, dass man auf diesen Busersatzverkehr ausweichen muss, mit langen Verzögerungen und Umsteigen. Auf der Rückfahrt waren es diesmal vier Umstiege anstatt zwei. Besser wäre es alle Strecken mindestens zweigleisig auszulegen. Dann kann man an einem Gleis reparieren und das andere immer noch nutzen, wenn auch vielleicht mit reduziertem Takt. Dafür sollte man Mittel locker machen und nicht in teure Hochgeschwindigkeitsstrecken und für billigere Bahntickets, denn billiger als mit dem Auto dieselbe Strecke zu fahren ist es ja schon heute.
Der Takt ist das nächste. Züge fahren im Prinzip im Stundentakt. Bei jeder Verzögerung, und kommt der Zug auch nur einige Minuten zu spät, muss man dann eine Stunde warten. Geht das nicht besser? Ein Takt von einer halben Stunde sollte doch auch möglich sein.
Zuletzt ärgert mich noch die Preis- und Kommunikationspolitik der Bahn. Da mein Haus vermietet wird, muss ich selbst reservieren. Das heißt, ich muss schauen wann es frei ist und das mache ich einige Wochen vorher und buche dann auch gleich das Bahnticket, denn so komme ich in den Genuss der Sparangebote. Die haben aber zwei Nachteile. Das erste ist, das sie zeitabhängig sind. Damit meine ich nicht die Staffelung der Preise durch die Bahn, bei denen die größte Ersparnis ab 5 Tagen Vor der Abreise drin ist, sondern das auch die Preise abhängig von der erwarteten Auslastung sind. Das heißt, am Wochenende ist ein Ticket teurer als am Wochentag und tagsüber teurer als frühmorgens oder nachts. So kostete mich die Fahrt diesmal, wo ich wegen der Belegung am Samstag anreisen und am Freitag abreisen musste, 10 Euro mehr als im April wo ich am Dienstag kam und Mittwochs abreiste. Das nervigste ist für mich aber die Bindung an IC oder bessere Züge. Den Sparpreis bekommt man nicht, wenn man die Regionalbahnen nimmt. Nun ist es so das auf meiner Strecke es nur einen Abschnitt gibt der mit IC zugänglich ist. Das ist die Strecke Stuttgart – Ulm. Wegen der Alb ist die Zeitersparnis gegenüber einem Regionalexpress mit einigen Halts aber nur 10 Minuten (mit Stuttgart 21 soll das ja alles viel besser werden …) das macht bei 3 Stunden Gesamtfahrtzeit den Kohl nicht fett. Im Gegenteil. Für meinen besondere Fall macht es sogar keinen Unterschied: Ich wohne auf den Fildern, direkt über Esslingen. Esslingen wird aber von allen Zügen durchquert die von Stuttgart nach Ulm fahren. Anstatt wie es derzeit ist, nach Stuttgart mit der Stadtbahn zu fahren (10 km nach Westen) könnte ich mit dem Bus 4 km nach Esslingen fahren und die 10 Minuten die der Regionalexpress von dort aus nach Stuttgart braucht, einsparen. In der Summe wäre ich sogar 5 Minuten weniger lang unterwegs und da der Preis nach Streckenlänge berechnet wird, wäre es noch dazu billiger.
Ich verstehe daher bis heute nicht, warum die Bahn diese Politik fährt, außer man will mit Gewalt die IC(E) voll haben – das waren sie diesmal auch, Gäste waren bei der Rückfahrt noch 5 Minuten nach dem Abfahren dabei, die Wagen auf der Suche nach Sitzplätzen zu durchqueren. Die Regionalexpress Züge bieten dagegen immer genügend Platz. So wären doch die Auslastung besser und jeder könnte selbst entscheiden, ob er etwas schneller unterwegs sein will. Ja eher würde ich annehmen das man für den ICE Zuschlag zahlt, weil er schneller ist.
Das zweite ist die Kommunikationspolitik. Von Verspätungen bekommt man relativ spät etwas mit- In den letzten Fällen 1 Stunde vor dem Abfahrt. Da ich erst mal zum Bahnhof kommen muss und in Nesselwang der PC dann auch längst abgebaut und im für Gäste nicht zugänglichen Untergeschoss verstaut ist, bekomme ich davon nichts mit. Im April erfuhr ich so erst am Bahnhof, das es wieder einen Busersatzverkehr gab – bis ich an die Haltestelle in der Ortsmitte ankam, war der Bus natürlich längst weg. Die Angaben sind zudem irreführend. Durch die Bauarbeiten zwischen Kempten und Bad Gröningen gibt es in dem Portal Bahn.de die normale Verbindung gar nicht. Die Mail sagte mir, die Verbindung die ich gebucht habe, könnte nicht gefunden werden.
Stattdessen sollte ich von Kempten nach Augsburg fahren und von dort aus nach Stuttgart. Der ICE nach Ulm fiel aber nie aus. Bei der Hinfahrt kam ich so früh in Stuttgart an, das da noch der Regionalexpress nach Ulm stand und ich fragte den Lokführer ob ich nicht auch mit dem Zug fahren könnte (in der Annahme der ICE würde ausfallen) danach geht es ja mit dem Regionalexpress sowieso weiter und da er 13 Minuten früher abfährt machen die 10 Minuten mehr auf der Strecke auch nichts aus. Bei der Rückfahrt wusste ich dann schon von den Bauarbeiten und habe die gleiche Strecke wieder zurückgenommen. Übrigens dann im überfüllten ICE.
Mein Vorschlag: bietet zu der Email Benachrichtigung und eurer App eine SMS Benachrichtigung an. Zum einen gibt es Leute wie mich, die kein Smartphone haben bzw. noch nicht dem Zwang erlegen sind, dauernd auf das Ding zu starren. Zum zweiten sind Email und App passive Medien. Man muss sie aktiv öffnen, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Eine SMS empfängt man und das hört man an einem Ton und kann dann nachsehen. Kostet euch 9 ct, doch das sollten euch doch zufriedene Kunden wert sein.
Zuletzt will ich aber noch eine Lanze brechen und zwar für die Bahn-Mitarbeiter. Auch wenn es nach dem Titel einen anderen Anschein hat, ich habe bisher nur nette, hilfsbereite und höfliche Mitarbeiter getroffen egal ob Schaffner, Kontrolleure oder Lokomotivführer. Nur mit dem Englisch scheint es bei vielen nicht so zu klappen, dabei sind die Sätze die man durchsagen muss ja relativ fest. Die Englischschwäche wird ja auch in diesem Lied der Wise Guys aufgegriffen.
Also überall Doppelspur ist ja natürlich schön, aber kostet jede Menge Geld. Es ist meistens so, dass man nicht gleich daneben ein Gleis einfach so reinpflanzen kann. Und wenn es Kunstbauten, wie Tunnel und Brücken hat, da wird es richtig teuer.
Hier In Norwegen wurden kürzlich zwei Strecken auf Doppelspur umgebaut. Bei der eine (Zwischen Eidsvoll und Hamar) musste der See aufgeschüttet werden, glücklicherweise wurde gleichzeitig oberhalb die Autobahn ausgebaut, so dass man den Aushub der Tunnels verwendet. Auch musste einige Tunnels neu gebaut werden. Bei den anderen (zwischen Larvik und Porsgrunn) wurde gleich eine geradere Strecke mit Tunnels und Brücken gebaut. Die alte Strecke war viel länger und kurviger.
Es gibt noch sehr viele Einspurabschnitte (sagen wir 75% vom Netz) auf denen es schlicht nicht das Verkehrsaufkommen hat, dass es sich lohnt.
2010 bin ich für eine Woche nach Japan geflogen (mein erster Flug überhaupt). Dafür musste ich erst mit der Bahn nach Frankfurt fahren, und dann von Frankfurt über Incheon (Südkorea) nach Tokio zu fliegen.
Da ich damals ja schon Angst hatte, die Bahn könnte Verspätungen haben, habe ich bereits einen Zug früher als Notwendig genommen. Bei internationalen Flügen wird ja eh empfolen mindestens 3 Stunden vor Abflug da zu sein. Der Zug hatte dann auch Verspätung, so daß ich froh war diesen genommen zu haben.
In Tokio war das mit den Zügen dann ganz ungewohnt. Die kamen alle nicht nur nach Standart der DB pünktlich, sondern mann konnte sich danach die Uhr stellen.
Ja, die Bahnerweiterungen sind ein Problem!
Die Bundesverbände der Umweltschützer (Grüne, Bund etc…) sind dafür.
Die Ortsverbände derselben Umweltschützer sind dagegen!
Die Bürgermeister der angrenzenden Gemeinden sind meistens auch nicht begeistert: (Lärm, Scheußliche Lärmschutzwand, gesteigerter Verkehr (bei einem Bahnhof) etc…)
Das zweite Gleis bedroht schließlich möglichweise ein Biotop oder die Ruhe bzw. die Aussicht eines Anwohners….
Bestes Beispiel: Die Strecke Rosenheim-Kufstein. Die Erweiterung ist notwendig, aber nicht gewünscht von diversen Initiativen…
Deshalb heute gefordert, in 10 Jahren geplant und in 20 Jahren durch Gerichtsurteil genehmigt oder abgelehnt. Gebaut dann in 50 Jahren!
Meint Ralf mit Z
Und bei der Strecke Rosenheim Kufstein kommt ja noch dazu, dass von den Anwohnern jeder den LkW Verkehr loswerden will, aber die Bahntrasse will auch niemand haben.
Leere Geschäfte und Tankstellen will aber auch niemand und natürlich ist es schrecklich wenn all die schönen Chinasachen die man sich onlain bestellt, ein oder zwei Tage später kommen.
Erinnert mich irgendwie an den Brexit.
Früher gab es auch Nebenstrecken, auf die Fernverkehr bei Bauarbeiten, oder der Güterverkehr umgeleitet werden konnte. Im Rahmen der Verschlankung wurden diese Nebenstrecken demontiert. Damit wurden viele Ortschaften von eine Bahnanbindung abgeschnitten, langsame Güterzüge konkurrieren mit Hochgeschwindigkeitszügen auf den Hauptstrecken, und müssen wegen fehlender Überholgleise unverhältnismäßig lange warten. Allerdings was will man von Bahnchefs erwarten, die aus der Autobranche oder dem Luftverkehr kommen. Da braucht man keine Angst davor zu haben, dass die den Verkehr auf die Bahn umlenken oder sonstwie eine Konkurrenz darstellen wollen.