Wissenschaftler, Politiker, Masken und Hamstern

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Da es die Nachrichten beherrscht heute mal (oder schon) wieder ein Blog zur Corona-Krise, Epidemie, Pandemie oder wie immer man es nennen möchte.

Gestern kam die Diskussion um die Atemschutzmasken auf. Innerhalb eines Tags habe ich dazu sechs Meinungen gehört:

  • von der WHO
  • von BW-MP Winfried Kretschmann
  • vom österreichischen Kanzler Kurz
  • vom Gesundheitsminister Spahn
  • von der Rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Dreyer
  • von einem Experten in einer „Sonder“-Sendung des ARD (wenn etwas jeden Tag kommt, ist es eigentlich keine Sondersendung mehr).


WHO und Experten sind sich einig: die einfachen Atemschutzmasken, die man auch vom „normalen“ Klinikpersonal her kennt, schützen nur die anderen vor einer Infektion, wenn jemand das Virus hat. Die teureren mit Filter sollten wegen der Knappheit für das medizinische Personal vorbehalten werden. Dem Rat schloss sich auch Kretschmann an. Einfach weil es schon zu wenige Masken gäbe. Kurz hat dagegen eine Maskenpflicht verordnet. Dem ist auch der Bürgermeister von Jena gefolgt, der das für Jena verordnet – nur um dann ohne Maske ein Interview zu geben…

Spahn und Dreyer stehen dazwischen, zeigen Verständnis oder wägen ab, ob Privatpersonen die einfachen Masken tragen sollten.

Warum erwähne ich dies? Wenn ich die Nachrichten höre oder sehe, dann höre ich immer was Politiker sagen, meinen oder tun. Okay, ohne das letzte geht es nicht, aber ansonsten halte ich Politiker für den absolut ungeeigneten Personenkreis sich zu einem medizinischen Problem, egal ob es der Schutz vor dem Virus, der Ausbreitung, Krankheitsverlauf und Auswirkung auf die Versorgung geht. Sie mögen wie jeder eine Meinung dazu haben, aber sollte es nicht Aufgabe der Medien sein, Tatsachen zu verbrieten und nicht Meinungen? Das verwirrt doch, wenn es wie oben drei verschiedene Ansichten gibt, nur. I

ch habe gerade mal die „Maskenfrage“ aufgegriffen. WHO und Wissenschaftler sagen übereinstimmend: OP-Masken schützen nicht vor Eigenansteckung, sondern der Ansteckung anderer, haben also den gleichen Sinn wie der Schutzabstand. Da im Normallfall die Leute sich aber nichts selbst anstecken wollen, würde das zu einem Run auf die echten Schutzmasken führen, die ja nicht nur in der Medizin, sondern auch Landwirtschaft (Pestizideinsatz) oder beim Lackieren zum Einsatz kommen. Masken mit der höchsten Schutzklasse FFP3 kosten mittlerweile 18 bis 20 Euro – und das sind Einwegartikel! Im Sinne, dessen das widersprüchliche Informationen, die meisten nur verwirrt oder noch schlimmer verängstigt, sollten Medien nicht jede Politikermeinung veröffentlichen. Im obigen Fall wäre das so:

  • Österreich will Maskenpflicht einführen (echte Tatsachenmeldung)
  • WHO und Experten halten Atemschutzmasken für Privatpersonen für überflüssig, Masken wären knapp und sollten dem medizinischen Personal vorbehalten blieben.

Dann sieht man das sich Kurz vergaloppiert hat. So sind eben Politiker: sie orientieren sich selten nach den Ratschlägen von Experten. Das sieht man auch bei Schweden – dort gibt es kaum Einschränkungen im öffentlichen Leben, man setzt auf Freiwilligkeit. Lediglich Ansammlungen von mehr als 50 Personen sind verboten.

Das Politiker nicht dem Rat von Experten folgen, sieht man auch am Klimaschutz: da bastelt die Bundesregierung einen Kohleausstieg der 20 Jahre dauert und ein Klimaschutz-Paket, das weit hinter den Ratschlägen der eigenen Kommission zurückbleibt (und die hat schon einen Kompromiss zwischen Wirtschaft und wirksamen Klimaschutz angestrebt und bleibt weit hinter dem eigenen Klimaziel). FDP Chef Lindner meint, die Demonstranten von Fridays for Future sollten den Klimaschutz den „Profis“ überlassen und im FDP-Programm steht dazu der Emissionshandel als Allheiminstrument. Klar virtuelles Kohlendioxid kann ich handeln, nur reduziert as nicht das echte Kohlendioxid. Wir haben eine Medienlandschaft, die sich nur noch in den Nachrichten aus der Politik konzentriert. Wann schafft es mal eine Meldung aus den Naturwissenschaften in die Nachrichten? Nur wenn es eine Nobelpreisverleihung ist oder so was Spektakuläres wie die Entdeckung von Gravitationswellen oder einer zweiten Erde um einen entfernten Stern. Dagegen wird jede Äußerung eines Politikers, die dieser ja täglich absondert, wiedergegeben. Sollte es gerade jetzt, wo es um die Gesundheit von Millionen, der Existenz von Firmen und einer anstehenden weltwirtschaftlichen Krise nicht so sein, das Medien mal nur das wiedergeben, was die Wissenschaft zu der Epidemiologie und Maßnahmen zu sagen hat? Ich sehe das ja an mir selbst. Ich habe für den letzten Blog versucht zu ermitteln, wie viele Neuinfektionen es pro Tag geben kann, damit unser Gesundheitssystem an die Grenze kommt. Man kann zwar Google mit Suchergebnissen füttern, wird in News oder Google selbst aber dann hauptsächlich Medieninformationen finden von Zeitungen, Fernsehsendern oder Nachrichtenagenturen und die geben fast ausschließlich politische Aktionen und Meinungen wieder.

Ehrlich gesagt, ich halte von Politikern recht wenig. Meiner Einstufung nach stehen sie zusammen mit Anwälten und Drogendealern bei den drei Tätigkeiten, die ich am meisten verabscheue. Man sollte mal ein Experiment machen und einen Monat lang mal einfach den Empfehlungen von Experten folgen und sehen, ob die Politik nicht eine bessere ist als die, die wir jetzt haben, die z.B. extrem wirtschaftsfreundlich ist. Mich würde nicht wundern das, wenn man ein Programm entwickelt, dass auf Basis von KI, die alle verfügbaren Datenquellen, sowohl vom Bund wie auch von internationalen Organisationen auswertet, dann untersucht, welche Maßnahmen zur Lösung verschiedener Aufgaben und Probleme die effektivsten sind, z.B. indem sie bisherige Maßnahmen untersucht, inwieweit sie sich auswirkten, was man ja an Zahlen, die es in jedem Sektor gibt, leicht nachvollziehen kann, es um Längen besser wäre als unsere (und wahrscheinlich jede andere) Regierung.

Zuletzt noch eine Bemerkung zum Hamstern und dem Abstand. Ich finde es drei Wochen nach Beginn der Krise immer noch erstaunlich, das sich die Situation bei bestimmten Artikeln nicht gebessert hat. Konkret: Trotz Schildern, dass man nur beschränkte Mengen kaufen kann, sind die Regale für Mehl, Nudeln, Reis und Klopapier immer noch leer. Ich habe in den letzten Wochen wohl in einem Dutzend Einkäufe kein Mehl bekommen, Reis und Haferflocken bekam ich immerhin nach einigen Anläufen. Ich brauche nicht viel Mehl, eigentlich nur für Kuchen und Spezial-Plätzchen, aber wenn ich wochenlang keines bekomme, dann verunsichert mich das schon etwas. Das Verrückte: Bei Obst und Gemüse, Milch und Eiern, also typischen Produkten, die man nicht lange lagern kann, gibt es keine Verknappung, obwohl ich hier als erstes mit einer Knappheit aufgrund Krankheit oder Wegfall von Mitarbeitern rechnen würde, dagegen ist Weizen und auch Mehl jahrelang lagerbar und ich stehe vor leeren Regalen (die, nach den Politikern, ja angeblich täglich nachgefüllt werden).

Die Hamsterei von Lebensmitteln kann aus verschiedenen Gründen stattfinden, darunter:

  1. Angst vor Lieferengpässen: Viele Menschen hamstern Lebensmittel, weil sie Angst haben, dass es in Zukunft zu Lieferengpässen kommen könnte, z.B. aufgrund politischer Instabilität, Naturkatastrophen oder Pandemien.
  2. Angst vor Preiserhöhungen: Einige Menschen hamstern Lebensmittel, um sich vor möglichen Preiserhöhungen in Zukunft zu schützen.
  3. Bequemlichkeit: Manche Menschen hamstern Lebensmittel, um nicht so oft einkaufen zu müssen und mehr Zeit zu sparen.
  4. Überfluss: In einigen Fällen kann Hamstern auch aus Überfluss stattfinden, wenn Menschen beispielsweise zu viele Angebote ausnutzen und große Mengen an Lebensmitteln kaufen, die sie später nicht verbrauchen können.

Beispiele für Hamsterei von Lebensmitteln können sein:

  1. Kauf von großen Mengen an Toilettenpapier während der COVID-19-Pandemie.
  2. Kauf von großen Mengen an Wasserflaschen und Lebensmitteln während Naturkatastrophen wie Hurrikane.
  3. Kauf von großen Mengen an Mehl, Hefe und Backzutaten während der COVID-19-Pandemie, als viele Menschen anfingen, zu Hause zu backen wollten, aber die wenigsten taten dies auch.
  4. Kauf von großen Mengen an Konserven, Nudeln und anderen lang haltbaren Lebensmitteln, um sich für den Fall vorzubereiten, dass es in Zukunft zu Lieferengpässen kommt.

Abstandsmarkierungen gibt es zwar inzwischen überall, mal geklebt, mal als Kette vor der Theke. Was sich nicht geändert hat, ist das Verhalten. Gut an der Kasse stehen nun alle ordentlich mit Abstand, doch in den Gängen? Manch einer macht sich immer noch breit, wenn er vor dem Regal steht. Gut in den Gängen kann man sowieso nicht die 2 m Abstand einhalten, dafür sind sie einfach zu eng. Aber ein bisschen Ausweichen könnte man doch erwarten. Das stelle ich auch bei meinem täglichen Fitnessgang (einmal Esslingen-Weil und zurück) fest. Wenn ich da Gruppen begegne, hat sich bei denen wenig geändert. Feldwege sind ja nicht breit. Da wird es schon schwer, wenn man sich normal begegnet, eineinhalb Meter Abstand einzuhalten (2 m gehen gar nicht), aber fast alle Paare oder Gruppen laufen nebeneinander, können sie auch, solange, bis jemand entgegenkommt, aber selbst dann wird nicht ausgewichen.

€Edit 11.1.2021]

Inzwischen sind wir wieder schauer, Toilettenpapier gibt es genügend und es gab auch Unterschiede zwischen den Ländern.

  1. USA: In den USA gab es während der COVID-19-Pandemie eine große Nachfrage nach Lebensmitteln, insbesondere nach Toilettenpapier, Trockenobst, Nudeln und Mehl, als viele Menschen besorgt waren, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte.
  2. Europa: In Europa war das Hamstern von Lebensmitteln während der COVID-19-Pandemie unterschiedlich ausgeprägt, je nach Land. In einigen Ländern wie Frankreich und Spanien gab es weniger Hamsterkäufe, während in anderen Ländern wie Deutschland und den Niederlanden eine größere Nachfrage beobachtet wurde.
  3. Asien: In Asien, insbesondere in Ländern wie China, Südkorea und Japan, war das Hamstern von Lebensmitteln während der COVID-19-Pandemie eher gering, was auf das vertrauensvolle Verhältnis der Bevölkerung zur Regierung und ein gut funktionierendes Gesundheitssystem zurückzuführen sein kann.
  4. Australien und Neuseeland: In Australien und Neuseeland gab es während der COVID-19-Pandemie eine Nachfrage nach Lebensmitteln, insbesondere nach Toilettenpapier, aber die Hamsterei war eher gering im Vergleich zu anderen Teilen der Welt.

7 thoughts on “Wissenschaftler, Politiker, Masken und Hamstern

  1. Ein ganz gemeiner Tip: Einfach mal husten, vielleicht klappt das ja dann mit dem Ausweichen…

    Zum Hamstern: Wohl keiner der Nudel-Hamster will die wohl trocken essen. Diverse Nudelsoßen stehen aber weiter in den Regalen. Ein Schnitzel ohne Salz schmeckt einfach nur ekelhaft. Trotzdem wird kein Salz gehamstert. Vor einer Corona-Infektion scheint öfter der Hirntod einzusetzen.

      1. Kann man machen, wird eben hell. Die fast normale Farbe und Konsistenz erreicht man wenn man noch etwas Butter und ein Ei in den Teig gibt. Solche dunklen Vesperwecken hat meine Mutter immer gemacht, die waren wirklich lecker.

    1. Also bei uns waren zeitweise auch Tomatenmark und pürrierte Tomaten aus. Man kann Nudeln aber auch ganz einfach mit normaler Brauner Soße essen oder nur mit Butter.

      Über das husten habe ich schon nachgedacht. Ich bin ja Heuschnupfenallergiker und bei dem schönen Wetter muss ich sowieso öfters niesen. Als ich das mal kürzlich tat und gerade an einer Grundschule vorbeikam, wechselte der Vater mit seinem Kind sofort auf die andere Straßenseite ….

  2. Die Sache mit den Masken ist gar nicht so simpel. Der Konsens ist: N95-Masken schützen den Träger vor Ansteckung. Einfache Masken verringern die Gefahr, dass ein infizierter Träger andere ansteckt.

    Ob das Tragen einfacher Masken hingegen die Infektionsgefahr für einen selbst verringert oder nicht, ist kaum geklärt, weil man aus ethischen Gründen nicht einfach einer Kontrollgruppe sagen kann, sie solle keinen Mundschutz tragen.
    Der Slate Star Codex (https://slatestarcodex.com/2020/03/23/face-masks-much-more-than-you-wanted-to-know/) hat mal die relativ spärlichen wissenschaftlichen Aufsätze zu dem Thema durchgewühlt, und es gibt tatsächlich kein eindeutiges Ergebnis, aber es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass das Tragen von einfachen (Nicht-N95-Masken) die Gefahr einer Infektion des Trägers in gewissem Maße verringern kann.

    Dass die WHO und andere das Maskentragen nicht empfehlen, liegt zum großen Teil aber nicht daran, dass die Masken gar nicht helfen würden, sondern an der Befürchtung, dass die Träger dann aus falschem Sicherheitsgefühl heraus andere Vorsichtsmaßnahmen ignorieren, also die Abstände wieder verringern oder sich die Hände nicht mehr so gründlich waschen. Ob diese Befürchtung tatsächlich begründet ist, weiß man nicht. Soweit ich gehört habe, passierte das in den asiatischen Ländern, in denen man Mundschutz nahezu obligatorisch machte, nämlich nicht. Man kann sich aber auch fragen, ob die Nichtempfehlung für Mundschutz einfach pragmatisch ist: Es gäbe auf die Schnelle sowieso nicht genug Masken, um so eine Empfehlung durchzusetzen.

    1. In asiatischen Ländern sind solche Masken aber schon vorher gang und gäbe gewesen um sich nicht mit Grippe oder anderen anzustecken oder besser gesagt den anderen. Ich hatte vor Corona im letzten Winter mir sogar mal überlegt auch eine solche Maske zu kaufen, einfach weil ich wenige kontakte habe und mit wirklich vielen Menschen nur beim Einkaufen zusammentreffe, da kurzzeitig eine maske zu tragen um sich vor Ansteckung zu schützen erschien mir sinnvoll. Wie ich heute aber weiß schützen sie mich ja nicht vor Ansteckung.

      Das man durch die Masken die anderen Schutzmaßnahmen schleifen lassen könnte habe ich ja schon erwähnt. An und für sich habe ich nichts gegen ein Maskengebot, nur setzt das voraus, das auch genügend Masken da sind und das ist nicht der Fall.

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