Versuchs mal mit Logik, oder Occams Messer

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Letzte Woche bekam ich wieder mal einen Brief von einem Anhänger des Moon Hoax. Da ich aus der Vergangenheit (und ich habe solche Konversationen hier schon im Blog wiedergegeben) weiß, das mit solchen Leuten zu diskutieren unfruchtbar ist habe ich ihm höflich geschrieben, dass ich auf solche Mails nicht mehr eingehe, weil es sich um eine Verschwörungstheorie handelt und diese sind nicht mit Fakten zu bekämpfen, sondern wurzeln in der Psychologie und haben damit mehr Ähnlichkeit zu Religionen, von denen es ja auch einige gibt und von denen jede weiß, dass sie die richtige ist.

Das scheint geholfen zu haben, denn eine Antwort habe ich seitdem nicht bekommen. Aber, was mir auffiel, bei der Mail war folgender Passus:

Ich bin ein solcher Anhänger der Gruppe, die exakt weiß, dass noch nie ein Mensch den Mond betreten hat.

Dazu braucht man Treibstoff, der in der Menge nicht vorhanden ist.

Die Strahlung ist so stark, dass das niemand abhält.

Diese angeblichen Landefähren waren Spionagesatelliten. Apollo war ein streng geheimes Spionageprogramm.

Um so was zu überprüfen gibt es das ganz allgemeine Konzept von Ockhams Messer. Wikipedia schreibt dazu:

Ockhams Rasiermesser – auch Prinzip der Parsimonielex parsimoniae oder Sparsamkeitsprinzip – ist ein heuristisches Forschungsprinzip aus der Scholastik, das bei der Bildung von erklärenden Hypothesen und Theorien höchstmögliche Sparsamkeit gebietet. Das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip findet seine Anwendung in der Wissenschaftstheorie und der wissenschaftlichen Methodik. Vereinfacht ausgedrückt besagt es:

  1. Von mehreren möglichen hinreichenden Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  2. Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.

Mit der ockhamschen Regel verbunden ist die Forderung, für jeden Untersuchungsgegenstand nur eine einzige hinreichende Erklärung anzuerkennen. Nach der heutigen wissenschaftlichen Praxis muss diese Erklärung nicht monokausal sein. Sie kann aus mehreren zusammenhängenden Sätzen bestehen. Die metaphorische Bezeichnung als Rasiermesser ergibt sich daraus, dass alle anderen Erklärungen eines Phänomens wie mit einem Rasiermesser einfach und auf einmal entfernt werden können.

Der praktische Vorteil dieses Prinzips für die Theoriefindung ist, dass Theorien mit wenigen und einfachen Annahmen leichter falsifizierbar sind als solche mit vielen und komplizierten Annahmen. Ockhams Rasiermesser ist aber nur eines von mehreren Kriterien für die Qualität von Theorien. Mit ihm lässt sich kein Urteil über die Gültigkeit von Erklärungsmodellen fällen, wohl aber lassen sich unnötige Annahmen aussondern. Ein moderner reduktionistischer Ansatz ist das KISS-Prinzip. Eine Ausfaltung des wissenschaftlichen Sparsamkeitsprinzips ist in der Mathematik das Permanenzprinzip.

„Occam’s razor“ ist ein Konzept aus der Philosophie und der Wissenschaft, das besagt, dass, wenn es mehrere mögliche Erklärungen für ein bestimmtes Phänomen gibt, die einfachste Erklärung wahrscheinlich die richtige ist. Es wurde nach dem englischen Philosophen William of Ockham benannt, der es im 14. Jahrhundert formuliert hat.

Dieses Konzept besagt, dass, wenn man mehrere Theorien oder Hypothesen hat, die ein Phänomen erklären können, diejenige gewählt werden sollte, die die geringste Anzahl an Annahmen erfordert. Dies bedeutet, dass man den Vorzug einer einfacheren Erklärung gegenüber einer komplexeren Erklärung geben sollte, solange beide Erklärungen gleichermaßen wahrscheinlich sind.

Dieses Konzept hat seine Anwendung in vielen Bereichen gefunden, einschließlich der Wissenschaft, Mathematik, Philosophie und Rechtsprechung. In der Wissenschaft kann es beispielsweise verwendet werden, um zwischen verschiedenen Theorien zu wählen, die das gleiche Phänomen erklären, während in der Rechtsprechung kann es verwendet werden, um die wahrscheinlichste Ursache für eine Straftat zu identifizieren.

Ein häufiges Beispiel für die Anwendung von Occam’s Razor ist die Wahl zwischen zwei Theorien, die das gleiche Phänomen erklären. Angenommen, Sie beobachten, dass Ihr Auto nicht startet, und Sie haben zwei mögliche Theorien, die dies erklären können: (1) Der Zündkerzenstecker ist locker, oder (2) das Auto hat einen komplexen Elektronikfehler. Occam’s Razor sagt uns, dass wir die erste Theorie bevorzugen sollten, da sie die einfachste Erklärung ist und es weniger Annahmen erfordert, als die zweite Theorie zu beweisen.

Ein weiteres Beispiel ist die Wahl zwischen zwei Hypothesen, die die Entstehung des Universums erklären. Die eine Hypothese ist, dass das Universum aus dem Nichts entstanden ist, während die andere Hypothese besagt, dass das Universum von einer höheren Macht erschaffen wurde. Occam’s Razor sagt uns, dass wir die erste Hypothese bevorzugen sollten, da sie einfacher und erfordert weniger Annahmen ist als die zweite Hypothese.

Es ist wichtig zu beachten, dass Occam’s Razor kein absolutes Gesetz ist und dass es in manchen Fällen eine komplexere Erklärung geben kann, die trotzdem die richtige ist. Es sollte auch als Leitfaden für die Wahl zwischen verschiedenen möglichen Erklärungen verwendet werden, anstatt als festes Regelwerk.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Occam’s Razor“ ein nützliches Konzept ist, das uns dabei hilft, die einfachste und wahrscheinlichste Erklärung für ein Phänomen aus einer Vielzahl möglicher Erklärungen auszuwählen. Es sollte jedoch mit Vorsicht verwendet werden und nicht als absolutes Gesetz betrachtet werden.

Die Medien und auch ich gehen ja zu gerne auf die vielen Argumente der Moon Hoaxer ein. Sei es ein tödlicher Strahlengürtel, gefälschte Fotos ohne Sterne, fehlender Krater unter der Mondlandefähre etc. Dies alles kann man mit wenig Recherche widerlegen. Doch das nützt ja nichts, weil es sich um eine Verschwörungstheorie handelt und die ist eben nicht durch Fakten widerlegbar. Aber für jemanden der nicht in ihrem geistigen Gespinst gebunden ist, der kann eine einfache Entscheidung einfach mit Logik treffen. Er muss dafür gar nichts über das Mondprogramm wissen.

Ich nehme mal das obige Zitat als Aufhänger. Apollo war also ein streng geheimes Spionageprogramm. Nun wurde in den Sechzigern zur Zeit des kalten Kriegs viel mehr Geld in die militärische Raumfahrt gesteckt als in die zivile, zeitweise war der Etat doppelt so hoch wie der der NASA, wenn auch nicht während der Hochphase von Apollo (wegen der Ausgaben für das Programm). Die Frage, die sich mir aber stellt, ist: wenn das Militär schon das Geld für dieses enorme Programm hat, warum setzt sie nicht dafür ihre militärischen Basen ein? Dort wurden Raketen mit für heute enormer Frequenz gestartet und das völlig abgeschottet von der Öffentlichkeit. Da gab es nicht eine halbe Million Zuschauer beim Start und eine Ausstrahlung des Starts in die ganze Welt. Geheim sieht für mich anders aus. Vor allem, warum denn so umständlich. Wenn man etwas geheim starten will, dann geht das auch. In den Sechzigern wurden sehr viele militärische Satelliten gestartet die geheim waren, erst nach jahrzehnten wurden Informationen über sie freigegeben.

Das Nächste ist dann was man mit diesen riesigen Spionagesatelliten – eine Saturn V konnte ja zehnmal so viel Nutzlast transportieren, wie größte militärische Rakete (Titan 3C), angefangen hat. Es gab ja schon Spionagesatelliten und die reichten für die Bedürfnisse vollkommen aus. Vor allem warum sehen die Spionagesatelliten so komisch aus wie die Mondfähren? Wo sind die wesentlichen Teile eines Spionagesatelliten wie Kamera oder Rückführkapsel für den Film? Warum sehen die Mondfähren nicht aus wie die anderen Spionagesatelliten aus den Programmen Corona, Gambit, Lanyard und Hexagon? Alle dortigen Satelliten waren stromlinienförmige Objekte und nicht so eckig und unsymmetrisch wie das Lunare Module.

Daneben gibt es ja etliche Dokumente aus der Zeit Videos, Fotos, aber auch ganze Baupläne, technische Handbücher des Apolloprogramms, vom Aufbau der Systeme über Flugpläne bis hin zu Details, die soweit gehen, das Leute den AGC heute nachbauten (im Link mit 74xx TTL Bausteinen, heute noch einfacher mit FPGA-Logiken) und der funktioniert nicht nur, sondern arbeitet auch das entwickelte Landeprogramm korrekt ab! Ist das nicht etwas viel Aufwand für ein Täuschungsmanöver, wenn man es doch so einfach gehabt hätte und einfach alles in US-Militärbasen entwickeln, bauen und starten könnte – das klappte doch woanders auch. Man hätte nicht nie gebaute Hardware dokumentieren müssen, weil diese Pläne ja erst Jahrzehnte später veröffentlicht wurden. Das es mal ein Internet geben würde, konnte in den Sechzigern ja keiner wissen und hätte man damals Pläne für nicht existierende Hardware, Vorgehensweise für nicht durchgeführte Landungen und Handbücher für die Bedienung nicht vorhandener Raumfahrzeuge erstellt, dann stellt sich mir die Frage – wozu? Wenn ich das so realitätsnah machen kann, das das auch funktioniert, warum sollte ich dann das ganze nicht wirklich bauen und damit auf dem Mond landen?

Über die damaligen Spionagesatelliten wissen wir erst genaueres, nachdem die Dokumente aus dieser Zeit zum Teil freigegeben wurden (das gilt z.B. immer noch nicht für die KH-11 Kennan Serie, weshalb schon die Auflösung der Satelliten nur spekulativ ist, erst recht ihr Aufbau. Also bei militärischen Satelliten klappt die Geheimhaltung über Jahrzehnte bis heute und dann kommt das Militär auf die Idee Spionagesatelliten zu bauen die nicht wie Spionagesatelliten aussehen, dazu eine zivile Trägerrakete, die sie vor der Öffentlichkeit mit Astronauten startet, die man ja für Spionagesatelliten gar nicht benötigt und dazu werden Zigtausende von Dokumente, Filme, angefertigt und so gelagert, dass man sie veröffentlichen kann, alles nur zur Täuschung?

Also entweder das oder es war schlicht und einfach ein Mondprogramm, das klingt weitaus weniger unglaubwürdig. Nicht ganz neu, schon Ockham kam im 14-Jahrhundert zu folgendem Schluss: (zitiert nach der Wikipedia):

  • Von mehreren hinreichenden möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
  • Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält und wenn diese in klaren logischen Beziehungen zueinanderstehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.

Und demnach ist sowohl die „konventionelle Vorstellung Apollo wäre ein nationales Unternehmen zur Mondlandung einfacher, sie ist auch logischer.

Aber es ist wohl menschlich, das man die eigenen Schwachpunkte nicht erkennt, denn wie sagte schon vor 2000 Jahren ein gewisser Jesus von Nazareth: „Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge?“ – wie ich bei der Recherche feststellte, steht das übrigens zweimal in der Bibel, ich kannte nur das Zitat aus der Bergpredigt. Mich würde mal interessieren ob Moon Hoaxer im Alltag auch so umständliche Erklärungen bevorzugen. Also wenn ein Moon Hoaxer morgens mit seinem Auto wegfahren will und eine Beule und rote Lackspitter entdeckt. Dafür gäbe es ja auch zwei Erklärungsmöglichkeiten:

  • Der Nachbar hat mit seinem roten Wagen beim Rangieren nicht aufgepasst und das eigene Auto geschrammt
  • Der Wagen wurde von NSA und CIA markiert, weil er einem Moon Hoaxer gehört.

Welche Erklärung wird er wohl wählen?

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