Hardwarefirmen, Softwarefirmen oder Dienstleister – wer ist am erfolgreichsten

So, nach einer Woche mal wieder ein neuer Blog. Nicht, dass ich nichts zu schreiben hätte, aber geht mehr in Richtung Meinung und wie ich den fehlenden Kommentaren entnehme interessiert die ja nicht so viele. Ich habe zwei neue Artikel geschrieben über die Versionen von DOS und Windows, und weil ich die auch ausprobiert habe, folgt noch einer wie man selbst eine virtuelle Maschine aufsetzt.

Auf beides hat mich die jährliche Retro-Ausgabe der ct‘ gebracht, die aber dieses Jahr extrem an Niveau verloren hat. Die meisten Redakteure haben von dem, was sie schreiben keine praktischen Erfahrungen mehr. Das zeigt sich daran das man alle Heimcomputer – inklusive des Altair 8800 in einen Artikel geworfen hat, auch meine CPC Serie – immerhin nach C64 und Spectrum die dritterfolgreichste Serie bei den Heimcomputern. Im Grafikkartenartikel werden 10 Jahre Entwicklung in zwei Absätzen abgehandelt, mit noch dazu falschen technischen Daten und sich dann seitenweise über jede noch so kleine Änderung bei 3D-Beschleunigerkarten ausgelassen. Ich dachte mir darüber einen Artikel zu schreiben, doch wie schon gesagt, das ist eben nur Meinung.

Der heutige Blog behandelt aber ein Sachthema, nämlich wie sich im Laufe der Zeit verändert, hat was Menschen wünschen und wofür sie Geld ausgeben und dementsprechend, wie „wertvoll“ Firmen sind. Ich schreibe „Wertvoll“ in Anführungszeichen, weil man das verschieden messen kann – am Umsatz, am Gewinn, an der Anzahl der Beschäftigten, am Börsenwert etc. aber wenn es auch da Unterschiede gibt, der Trend ist klar.

Als die PC-Revolution 1975 begann, gab es schon eine Computerindustrie. Die größte Firma war IBM, dann folgte DEC. Die „wertvollsten“ Firmen waren allesamt Hardwarehersteller. Warum? Es gab noch nicht die Softwarebranche, wie wir sie heute kennen. Verkauft wurden vor allem Computer. An Software gab es vom Hersteller dann noch das Betriebssystem und Compiler für Programmiersprachen wie COBOL oder FORTRAN. Wer Anwendungen benötigte, stellte Programmierer ein oder lies sie erstellen. Erst wenige Jahre zuvor wurde SAP gegründet, mit dem Ziel eine Standardsoftware für verschiedene Rechner anzubieten. SAP/R1 lief auf Rechnern der IBM 370 Serie, die aber auch von anderen Herstellern wie Amdahl nachgebaut wurden. In jedem Falle war der Ansatz neu: anstatt das jeder eine Lohnbuchhaltung programmiert passt man eine Standardsoftware nur an. Das lohnt sich, wenn die Plattform, auf der sie läuft, weit verbreitet ist, wie dies bei den Großrechnern der IBM-Serie der Fall war.

Trotzdem galt dieser Grundsatz, das man mit Software nichts verdienen kann, auch während der ersten Jahre der Mikrocomputerzeit. Die Firmen, die damals groß wurden – MITS, Apple, Commodore, waren allesamt Hardwarehersteller. Steve Jobs konnte mit dem Börsengang von Apple seinen persönlichen „Wert“ innerhalb von zwei Jahren verhundertfachen. Es hatte sich auch nicht viel geändert. Die ersten Computer wurden von Leuten gekauft, die man heute Nerds, Freaks oder Technikenthusiasten nannte. Sie programmierten selbst. Wenn nicht, gab es Nachschub in Form von abgedruckten Listings – ja auch ich habe in den Achtzigern tatsächlich ein paar Mal Listings in Nadelrückerqualität aus einer Zeitschrift abgetippt – heute unvorstellbar. Auch viele frühen Softwaregurus verschenkten ihre Software. Gordon Eubanks gab sein CBASIC an IMSAI für einen Computer und Zubehör her. Diesselbe Firma konnte die erste Version von CP/M für einige Tausend Dollar erwerben – das war fast geschenkt. Eine Ausnahme war Bill Gates, der sein Alatair BASIC teuer verkaufen wollte. Leider kursierten viele Raubkopien und der Umsatz war nicht wie erwartet, was ihn zu einem erbosten Brief an die Computerhobbisten veranlasste.

Aber im Laufe der Jahre wurden die Rechner leistungsfähiger und um die Wende zu den Achtziger Jahren erschienen die ersten Anwendungen als Standardsoftware, so Wordstar als Textverarbeitung, dbase als Datenbank, Supercalc und Visicalc als Tabellenkalkulationen. Damit begann eine neue Ära. Der Computer wurde nun nützlich. Nützlich in dem Sinne, dass man kalkulieren konnte, was er kostete und was er einem einbrachte, vor allem an eingesparter Arbeitszeit bzw. höherer Produktivität. Damit stiegen auch die Verkäufe dieser Programme. Wie schnell dies gehen konnte, zeigt das Programm Lotos 1-2-3: Die Entwicklung des Programms, vor allem aber Printwerbung kostete 3 Millionen Dollar. Im ersten Jahr machte Lotus schon 57 Millionen Dollar Umsatz, im zweiten 157. Lotus 1-2-3 wird als Killerapplikation bezeichnet – es war so nützlich, das es alleine den Kauf eines IBM PC rechtfertigte. Nur wenige Jahre vorher war das anders. Microsoft hatte als IBM an die Tür klopfte, nach fünf Jahren, gerade mal 8 Millionen Dollar Umsatz im Jahr.

Steve Jobs, damals Chef bei Apple, erkannte die Zeichen der Zeit nicht. Er sah den IBM PC als die Bedrohung für Apple und den Macintosh durch seine grafische Oberfläche als überlegen an. Doch er war nicht nur teuer. Es gab auch kaum Software für ihn. Die gab es aber für den IBM PC und er und die Kompatiblen verkauften sich einfach besser. Apple wandte sich sogar an Microsoft, damit diese Software für den Mac entwickelte. Das diese so herausfanden wie die grafische Oberfläche funktionierte war Jobs klar, aber er nahm es wohl in Kauf. Die wahre Bedrohung war aber Microsoft. Während IBMs Marktanteil durch Nachbauten ständig sank, benötigten alle diese Rechner ein DOS, das von Microsoft kam und mit Windows 3.1 hatte der PC auch eine grafische Oberfläche, mit der man arbeiten konnte und das Alleinstellungsmerkmal des Mac war dahin. In den Achtziger Jahren lösten langsam aber Sicher Softwarefirmen die Hardwarefirmen als „wertvollste“ Firmen ab – zumindest was den Gewinn betraf.

Aus logischen Gründen kann man aus Software potenziell mehr Gewinn machen. Die Kosten entstehen bei der Programmierung. Sie sind relativ hoch. Das ist Handarbeit und hoch qualifizierten Leuten. Demgegenüber ist Hardwaredesign relativ einfach. Ist die Software einmal fertig, so sind aber die einzigen Kosten, die sie verursacht, die für Datenträger und Handbücher. Heute nicht mal diese. Das ist gemessen am Verkaufspreis wenig. Bei einem Computer macht dagegen die Produktion den größten Teil des Verkaufserlöses aus. Mehr noch: nach meiner eigenen Erinnerung wurde Software in den Achtzigern immer teurer. Zeitweise warben Computerhandelsketten wie Escom damit, das die mit dem Rechner verschenkte Software fast genauso viel kosten würde wie der PC selbst. Das war möglich durch Lizenzverträge. Ein sehr frühes Beispiel war der Osborne 1 – der erste Computer mit Softwarepaket. Als es 1983 einen Osborne Bausatz in der ct‘ gab, kauften nach Angeben der Redakteur viele das Mainboard mit den Disketten der Software und schmissen das Board in den Müll. Billiger kam man nicht an die populärsten Standardprogramme für CP/M. Softwarefirmen wurden so schnell wertvoller als viele Hardwarefirmen. An der Spitze stand lange Zeit Microsoft, einfach dadurch, dass ihre Betriebssysteme auf jedem PC liefen und bei jedem PC so mitkassiert wurde.

Mit dem Internet begann eine neue Ära. Zum einen erreichte der PC eine neue Zielgruppe. Bisher war er Werkzeug, vor allem für Büroarbeiten oder eine bessere Spielekonsole. Mit dem Internet gingen Leute ins Netz, die sich zuerst nur informieren wollten, bald aber um sich auszutauschen. Das begann mit Emails und Foren in denen sich gleichgesinnte austauschen konnten. Dann dehnte jemand das Forumprinzip auf Gruppen aus, die auch im echten Leben „Real life“ sich kennen. Es entstanden soziale Netzwerke, zuerst auf Gruppen beschränkt wie in Deutschland StudiVz oder Stayfriends. Die sind inzwischen weg oder spielen nur noch eine Randgruppe, weil Facebook eine so dominierende Rolle hat und man dort nichts zahlen muss – man bezahlt mit seinen persönlichen Daten und die sind Gold wert. Bedenkt man wie viel für Werbung in Printmedien, Fernsehen und Radio ausgegeben, wird die nur einen Bruchteil derer erreicht, die potenzielle Kunden sind, dann ist klar, dass man mit einer personalisierten Werbung basierend auf dem eigenen Surfverhalten enorme Summen verdienen kann. Vorher machte das schon Google. Groß kann man aber auch werden, wenn man nur Dinge verkauft. Amazon fing mit Büchern an. Das war logisch, gibt es doch Millionen von Büchern und ein Buchladen kann vielleicht einige Tausend führen. Klar man konnte schon früher Bücher bestellen, doch musste man dazu wissen, dass es überhaupt existiert. Heute kauft Amazon alles selbst oder über Marketplace. An Umsatz und Gewinn haben diese Konzerne längst Hardware und Softwarefirmen überholt. Ist aber auch logisch: Wie viel gibt man heute noch für Computer aus, wie viel aber für Einkäufe im Internet? Selbst Computerhersteller haben den Sprung gemacht. Der meiste Umsatz bei Apple wird nicht mit iPhones oder iMacs gemacht, sondern mit iTunes. Nicht nur die Größe von Amazon, Facebook, Google & Co ist beeindruckend, sondern auch ihr Wachstum. Der Kurs von Amazon ist in vier Jahren um mehr als 300 % gestiegen, mit 280 Mrd. Dollar Umsatz haben sie Apple und Google überholt. Microsoft als Softwarehersteller hat gerade mal halb so viel Umsatz und Intel als Hardwarehersteller sogar nur ein Viertel dessen.

Was wird kommen? Man hat Geld mit den Geräten gemacht, mit der Software und damit das man mit ihnen Waren verkauft. Was übrig bleibt ist noch die Arbeit. Man wird vielleicht nur einen Teil übers Internet abwickeln können. Einen Handwerker, Putzfrau oder Callgirl wird man wohl vor Ort haben wollen (buchen übers Internet kann man schon). Aber wie sieht es mit Dingen aus die nicht von der Stange sind? Kleidung, wo man die Stoffe selbst aussucht und die maßgeschneidert ist (so was gibt es schon). Dinge aus dem 3D-Drucker – das klappt ja inzwischen sogar mit ganzen Häusern. Auch hier muss man nichts von der Stange nehmen. Ich weiß nicht, ob das so ein großer Markt wird, aber es ist wohl ein Marktsegment, das man noch erschließen konnte.

Wie sehr sich in den letzten Jahren unsere Gewohnheiten gewandelt haben, will ich an diesem Screenshot zeigen. Nachdem ich Windows 98 endlich auf einer virtuellen Maschine installiert bekam, habe ich auch den Webbrowser aufgerufen und bekam beim Aufruf von Google diese Warnung. Angesichts dessen das heute alles abgefischt wird, bei Facebook sogar wenn man gar nicht Facebook besucht sondern eine Seite nur einen dieser „like“ Buttons hat, musste ich schmunzeln. Ja das waren noch andere Zeiten, als man sich auch über die Datensammelwut des Staates bei einer Volkszählung Gedanken machte.

2 thoughts on “Hardwarefirmen, Softwarefirmen oder Dienstleister – wer ist am erfolgreichsten

  1. Man muss ja nicht immer kommentieren, einfach um zu kommentieren. Es gibt genug Leute online, die sollten vor dem Kommentieren einfach mal das Gehirn einschalten. Ich schreibe nichts hin, wenn ich nicht was gescheites schreiben kann.

  2. Finde das mit der Personaliesierten Werbung Blödsinn. Ich kaufe aus Prinzip in der Regel nichts weil ich dafür Werbung gesehen habe. Einfach schon weil die Werbung ständig Nerft. Warum soll ich eine Firma belohnen indem ich Ihr Produkt kaufe die mich beim Fernsehschauen nerft? (wobei ich Filme im TV mittlerweile generell aufnehme um die Werbung vorspulen zu können).
    Im Internet werden alle Aufpopenden Werbeanzeigen gleich mit dem Verweis weggedrückt das ich kein Interesse dran hab einfach aus Prinzip.
    Meine Persönliche Meinung ist: Wen eine Firma ein wirklich gutes Produkt hat Dan muss sie dafür keine Werbung machen. Das gute Produkt kaufen die Leute von allein.

Schreibe einen Kommentar zu Sebastian Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.