Was passiert, wenn Russland die ISS-Partnerschaft verlässt?

Russland ist bei der Zusammenarbeit bei der ISS ein vielschichtiger Charakter. Zum einen war kein Besatzungstransport seit Beginn der Station bis dieses Jahr ohne die Russen möglich. Zum anderen gab es immer wieder Störfeuer und Ankündigungen eine eigene Station aufzubauen. Die letzte dieser Äußerungen gab es am 18.4.2021 als TASS ankündigte, das man prüfe die Station ab 2025 zu verlassen, weil es immer mehr technische Probleme gäbe. Bis 2020 soll dann eine eigene Station entstehen.

Das hat mich zu diesem Blog inspiriert.

Ich fange mal an mit der Grundproblematik. Die heutige ISS entstand aus der Fusion von zwei Konzepten. Dem US-Konzept, das als Freedom begann und dann zu Alpha umbenannt wurde und einer Nachfolgestation von Mir, der Mir-2. Beide mit anderen Designfeatures. Mir 2 sollte wie Mir um ein zentrales Modul herum entstehen, das am Ende einen Koppeladapter für fünf weitere Module hat. Jedes russische Modul wird von der Proton gestartet und hat einen eigenen Antrieb. Beim US-Teil werden die Module von dem Space Shuttle in den Orbit gebracht und an die Station angedockt. Die Station wird auch im Orbit zusammengebaut und hat so viel mehr Teile, die keine druckbeaufschlagte Module sind, wie die Solarzellenarrays, den Arm auf einem Schienennetz oder außen angebrachte Paletten und Experimente. Vermitteln sollte zwischen beiden ein eigens gebauter Knoten, sinnigerweise „Unity“ getauft.

Die Grundproblematik war, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion die Ausgaben für Weltraumfahrt enorm absanken. Die Produktion von militärisch genutzten Satelliten oder Anwendungssatelliten blieb bestehen, aber alles, was Geld kostete und keinen direkten Nutzen versprach, hatte keine Chance zur Umsetzung. Daran hat sich auch seitdem nicht viel geändert. Das führte schon beim Aufbau der ISS zu Spannungen. Die NASA und ESA mussten für die Fertigstellung der russischen Module zahlen, die notwendig waren damit überhaupt Sojus und Progresstransporter andocken konnten und in denen auch lange die einzigen Wohnmöglichkeiten waren. Die geplanten russischen Module fielen weg, bis auf eines Nauka, das nun – zehn Jahre nach den letzten US-Modulen endlich vor dem Start steht.

Trotzdem funktionierte eines gut – der Transport von Besatzungen und Versorgungsgütern. Auf den Transport von Versorgungsgütern war man bis 2008 angewiesen, bis dahin waren die Progress die einzige Möglichkeit zur Versorgung. Bei den Besatzungen war es sogar bis letztes Jahr so. Es war ursprünglich geplant die US-Besatzungen mit dem Space Shuttle auszutauschen, doch für Notfälle hätte man ein Rettungsboot, das CRV, ein Minishuttle benötigt, das der Revision des Konzepts nach 2005 zum Opfer fiel.

Seit letztes Jahr können die USA selbst ihre Astronauten starten, sie haben bald sogar zwei Systeme dafür zur Verfügung. Kann man nun auf Russland verzichten?

Fangen wir mal an mit den Modulen. Die russischen Module sind vom Volumen her entbehrlich. Sie enthalten zwar Lebenserhaltungssysteme, doch die werden durch US-Systeme inzwischen ergänzt, die in der Summe mehr Luft und Wasser generieren. Weitere Systeme könnten diese Lücke schließen. Ich glaube nicht, dass man die Module abkoppeln würde. Zum einen gibt es Verträge über die Nutzung der ISS, aber soweit ich weiß keinen über ein „Eigentum“ an Modulen. Selbst wenn, was würde Russland mit ihnen anfangen können. Sie sind die ältesten Module, und wenn von technischen Pannen gesprochen wird, dann fällt mir Mir ein, wo diese sich die Ausfälle zum Ende der Lebenszeit massiv häuften. Der Aufbau der westlichen Module mit der Möglichkeit ganze Racks auszutauschen spricht ebenso für eine längere Betriebsdauer des US-Teils.

Russlands Teil hat dennoch eine Sonderstellung. Die Module liegen genau in der Längsachse und durch sie geht der Schwerpunktvektor. Damit müssen alle Bahnveränderungen aus diesem Teil heraus erfolgen, will man eine dadurch induzierte Rotation der Station verhindern. Daneben befinden sich alle Triebwerke, welche die Station hat und alle Treibstofftanks in diesem Bereich. Das periodisch nötige Anheben der Station führen derzeit die Progress durch. Von 2008 bis 2013 taten dies die europäischen ATV, die nebenbei auch die Station um 80 km anhoben, was den Treibstoffbedarf für diese Aufgabe auf ein Drittel reduzierte. Neben dem Anheben um das Absinken durch Luftreibung zu kompensieren, gibt es auch Ausweichmanöver bedingt durch Weltraumschrott und immer wieder müssen auch die Gyroskope für die Lageänderung entsättigt werden. All das benötigt Treibstoff. Progress und ATV konnten mit ihrem Treibstoff, solange sie angekoppelt waren, die Änderung durchführen. Sie konnten aber auch Treibstoff in die Tanks der russischen Module umpumpen.

US-Transporter sind dazu nicht fähig, sie koppeln dazu an der falschen Stelle an und sie haben nicht den richtigen Koppeladapter.

Würde Russland aussteigen so würde dies wegfallen, die ISS innerhalb von wenigen Jahren so weit absinken, dass sie aufgegeben werden müsste – wenn man nichts tut. Doch man kann etwas tun. Es wurde schon erwähnt, das die ESA mit den ATV die Aufgaben für einige Jahre übernommen hat als ihre Kompensation für die ISS Betriebskosten. Die ESA könnte wieder so ein Vehikel bauen (die originalen ATV können, weil viele Teile in den Neunzigern konstruiert wurden, wohl nicht einfach nachgebaut werden), ebenso kann dies aber auch die USA tun. Den nötigen Koppeladapter kann man genauso wie das Rendezvousradar bei den Herstellern in Russland und der Ukraine direkt kaufen. Die Module müssen aber noch funktionieren, denn an sie selbst wird angedockt, an ihnen befinden sich Kommunikationsantennen und auch eine Steuerkonsole, um das Ankoppeln abzubrechen.

Wäre das nicht der Fall, so wird’s schwierig. Theoretisch kann die NASA einen Ersatz bauen, dann wäre sie auch nicht auf den russischen Adapter angewiesen und könnten den einsetzen, der nun für die bemannten Crew Vehikel installiert wurde. Doch sehe ich derzeit keine Anzeichen bei der NASA, in den ISS-Ausbau zu investieren. Als man 2005 Space Shuttle und ISS einer Revision unterzog, um Gelder für die damals geplante Mondmission „Constellation“ freizusetzen, lies man ja auch Module weg und reduzierte die Besatzung von sieben auf sechs Personen. Nun sind wieder 7 Menschen an Bord, aber Pläne für einen Ausbau der ISS oder Ersatz von Modulen gibt es keine. Pläne gibt es für die Ankopplung von kommerziellen Modulen, aber nichts in was man selbst Geld investieren muss und die Betreiber von kommerziellen Modulen nutzen die ISS ja deswegen, weil sie ihnen Geld einspart – die Lebenserhaltung, Bahnkontrolle, komplette Kommunikation und der Besatzung-/Frachttransport wird so auf die ISS Partner ausgelagert. Sie werden also kaum in neue Module investieren, welche die russischen Module ersetzen.

Nicht zuletzt dürfte eine Rolle spielen, wie lange man die ISS noch nutzen kann. Geplant war 2005, dass man sie freigestellt und dann 10 Jahre betriebt. Das Datum ist vertraglich festgelegt und beginnt mit der Installation der Module Kibo und Columbus und die 10 Wahre sind 2019 abgelaufen. Seitdem hat man, weil der Zustand gut ist, den Betrieb immer weiter verlängert. Derzeit bis 2028, dann ist die Station genau 30 Jahre alt (wenn man vom ersten Modul Sarja aus rechnet, fertiggestellt wurde sie natürlich erst 2011, bzw. wenn man Nauka noch hinzurechnet, 2021 …). Wenn dieses Datum nicht entscheidend revidiert wird, wären es nur drei Jahre zwischen Ausstiegs Russlands und geplantem Ende. Dafür baut man sicher kein US-Modul, das die russischen Module ersetzt und man kann auch auf die Anhebung verzichten, so lange bleibt die Station noch in einem Orbit. Drehungen und ähnliche Manöver müsste man dann mit einem angekoppelten Raumschiff durchführen.

Sollte also Russland 2025 aussteigen, so glaube ich, wird das das Ende der ISS sein. Die USA planen ja derzeit eine Raumstation um den Mond und können diese dann der Öffentlichkeit als Nachfolgeprojekt verkaufen.

Ich glaube allerdings nicht daran, denn solche Drohungen gab es seitens Russland oft in den letzten Jahrzehnten. Dort ist bemannte Raumfahrt auch noch eine Sache des nationalen Prestiges. Auf der anderen Seite hat sich nun etwas geändert. Bisher wurden von Russland auch Astronauten neben den eigenen Kosmonauten befördert. Die sorgten nicht nur für Prestige nach dem Motto „Wir müssen sogar die US-Astronauten befördern, weil diese es selbst nicht können“, sondern auch für Einnahmen. Der Preis für einen „Sitz“ kletterte in den vergangenen Jahrzehnten enorm von 25 auf über 80 Millionen pro Person. Damit entfällt auch diese Mitfinanzierung der eigenen Sojusstarts. Theoretisch könnte Russland nun Touristen befördern, doch obwohl sich diese Möglichkeit schon letztes Jahr öffnete, hört man davon nichts, dagegen sind zwei Touristikflüge seitens SpaceX angekündigt, einer zur ISS und einer solo, ohne an die Raumstation anzukoppeln. So erhöht sich der finanzielle Druck. Wie teuer das für Russland ist, weiß man nicht. So kann man nur spekulieren. Allerdings geht es bei der bemannten Raumfahrt selten um Kosten. Ginge es nur um Geld, so würde sicher die NASA nicht zwei Vehikel für die Versorgung der ISS entwickeln – bei den Sojus werden drei Personen pro Flug transportiert und davon sind nur einer, maximal zwei sind Astronauten. Bei Starliner und Crew-Dragon sind es vier Personen pro Flug. Jeder Flug ersetzt so zwei Sojus-Starts für die NASA. Mehr als zwei Flüge pro Jahr benötigt man nicht, um die bisherige Besatzung im 180 Tage Rotationsverfahren zu halten, bzw. es ist ja nun schon eine Person mehr an Bord der ISS. Für zwei Flüge pro Jahr brauche ich aber keine zwei Systeme. Umgekehrt plant die NASA auch nicht, mit zwei Vehikeln nun mehr Astronauten an Bord zu bringen. Denn das verursacht Folgekosten – Folgekosten für Wohnmodule, aber vor allem Ferntransporte. Davon gibt es jetzt schon sieben bis acht pro Jahr. Mit jeder Person braucht man mehr Fracht. 2019 benötigte die Station knapp 30 t Fracht, wovon nur 50 % von den USA stammten. Ohne Russland würden dessen 32 % wegfallen. Mit jedem Astronauten benötigt man 5 t mehr Fracht, die nach dem OIG Report pro Kilogramm 71.800 Dollar kosten, also fast 360 Millionen Dollar pro Jahr mehr. Diese kosten sind viel höher als die reinen „Sitzplatzkosten“, die liegen nach einem anderen OIG Report bei 90 Millionen Dollar bei Boeing und 55 bei SpaceX – zwei Besatzungswechsel pro Jahr kosten also maximal 180 Millionen für den Transport der Besatzung aber 360 Millionen für die Fracht die sie benötigen.

Das wäre die wichtigste Folge, die ISS würde, selbst wenn man keine russischen Module ersetzt, und sie absinken lässt im Betrieb teurer. Mindestens um ein Drittel, das ist der derzeitige Anteil Russlands. So halte ich es für wahrscheinlich das man, das 2028 Datum als Betriebsende der ISS anstrebt, wenn Russland aussteigt. Doch damit rechne ich nicht wirklich, wenn dann, weil nun die ISS für Russland zu teuer wird, aber bestimmt nicht, weil sie eine eigene neue Station aufbauen wollen.

8 thoughts on “Was passiert, wenn Russland die ISS-Partnerschaft verlässt?

  1. Ich denke Russland wird sich aus der bemannten Raumfahrt zurückziehen. Wenn sie die ISS 2025 verlassen können sie die westlichen Staaten ein letztes mal ärgern. Politisch kann man sagen, dass Russland alleine das Ende beschlossen hat keine Internationale Gemeischaft und nicht die USA. Ein letztes mal Stärke zeigen.
    Hinter der Sojus steckt kein Prestige mehr. Mit einer 60 Jahre alten Rakete zu beweisen, dass man es noch kann ist keine Stärke.
    Da ist aktuell noch mehr im Busch. Man hat doch letztes Jahr , mit einem Außeneinsatz das Bohrloch untersucht und festgestellt, dass es von außen repariert wurde und ein Werkstoff verwendet wurde den es auf der ISS nicht gibt. Trotzdem hat man letzte Woche bekantgegeben, dass man nun wisse wie es zu dem Loch gekommen ist, ein US Astronaut hätte es gebohrt um früher heim zu kommen.

    Ich denke, dass man bald nur noch militärische Starts sehen wird, denn im Vergleich mit China und den USA sieht Russland mikrig aus.

  2. Zunächst, die ISS, der russischer Teil, ist ein absolutes Armutszeugnis der russischen Raumfahrt, ist mit der gewaltigen ehemaligen MIR nicht vergleichbar. Wenn wir die ganzen Daten vergleichen und analysieren, ergibt sich ein Bild, das selbst S. Koroljow sich im Grabe (Urne) umdrehen würde.

    Kein Wunder, das Rogozin ständig in den russischen Medien kritisiert wird und als Totengräber der russischen Raumfahrt bezeichnet. Der ging sogar vor Gericht gegen die Medien vor und natürlich, wie zu erwarten war, bekam er Recht. Die entsprechende Medien mussten erhebliche Strafen gegen die angebliche Verleumdung zahlen.

    Zur Zeit wird eine neue Orbitalstation ROSS mit 97 Grad Bahnneigung in Betracht gezogen. Die derzeitige Umlaufbahn der ISS und insbesondere ihre Neigung haben sich hinsichtlich des wissenschaftlichen Potenzials erschöpft, sagt Alexander Bloschenko, Geschäftsführer für vielversprechende Programme und Wissenschaft des staatlichen Unternehmens Roskosmos, er sagt dazu: „Wir werden 100 Prozent unseres Territoriums sehen, verglichen mit den aktuellen 20 Prozent, die wir von der ISS sehen. Von der neuen Station aus werden wir alle unsere Gebiete sehen, einschließlich der arktischen Zone.“ Die Station wird aber nicht ständig besetzt, wobei bemannte Starts auch von Plessezk könnten erfolgen. Auch das russische Militär wird in der Lage sein, die neue russische Orbital-Servicestation (ROSS) zu nutzen, um Experimente durchzuführen, die derzeit nicht auf der ISS durchgeführt werden können.

    Der russische Experte und Kritiker Wadim Lukaschewitsch sagte dazu: Jetzt ist es unmöglich, militärisch angewandte Experimente auf der ISS durchzuführen, da dort ständig ausländische Präsenz vorhanden ist, und auf Mir hatten wir ein ganzes Modul, das für militärisch angewandte Experimente verwendet wurde.

    Russland hat schon früher automatische Orbitalstationen auf hohe Bahnneigung gebracht, darunter Almaz-T zur Durchführung wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Programme und der internationalen Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums der UdSSR. Der Hauptzweck der Station war eine Radaruntersuchung der Erde mit der Mech-K SAR, die Neigung betrug 71,9 Grad.

    Noch eine Anmerkung zu Radiation auf der ROSS. Wenn starke Sonnenprotonenereignisse stattfanden, erhöhte sich die Dosis in der ISS-Umlaufbahn um das Zehnfache, aber an einer Station mit hohem Breitengrad kann sie sich deutlich mehr als um das Zehnfache erhöhen, um das 50-fache, so die Aussage von Schurschakow, Leiter der Abteilung für Strahlenschutz bemannter Raumflüge des Instituts für biomedizinische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften.

    Kritik kommt von den Kosmonauten, da kurze Expeditionen zur zukünftigen russischen Orbitalstation werden die Möglichkeiten zur Vorbereitung von Flügen russischer Kosmonauten in den Weltraum einschränken, sagt Kosmonaut Oleg Kotow, stellvertretender Direktor für Wissenschaft am Institut für biomedizinische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er sagte weiter: „Leider ist es alarmierend, dass Roskosmos derzeit plant, diese Station in einem besuchten Modus und mit kurzer Präsenz der Besatzung zu nutzen, was unsere Möglichkeiten zur Durchführung biomedizinischer Forschung auf langen und ultralangen Flügen, die absolut notwendig sind, tatsächlich einschränkt um sich auf Langstreckenflüge zum Mars vorzubereiten“ Ihm zufolge ist die Dauer der Expeditionen zur russischen Orbitalstation nun für mehrere Monate geplant.

    Der Vorteil: Die Station fliegt in einer sonnensynchronen Umlaufbahn – einer Neigung von 97 Grad zum Äquator, auf der ihre Sonnenkollektoren immer beleuchtet sind. Diese Umlaufbahn ermöglicht es der Besatzung, die Arktis alle anderthalb Stunden und überall auf dem Planeten zu sehen – einmal alle zwei Tage. In diesem Zusammenhang ist geplant, den der Erde zugewandten Teil der Station mit Beobachtungssystemen in verschiedenen Spektren – von optisch über Radar bis hin zur gegenüberliegenden Seite – mit Geräten zur Überwachung des Weltraums auszustatten. Solche Geräte arbeiten automatisch und brauchen keine Kosmonauten aber nur zur deren Wartung. Insgesamt senkt dieses Vorgehen die Kosten der Raumfahrt, auf der anderen Seite erhalten die Institute unglaublich viele Daten von der Erde und des Weltraums.

  3. Eine polare Bahn hat überwiegend Nachteile.
    Das die Kosmonauten öfter über Russland fliegen und die Arktis sehen ist ein Scheinargument, denn es gibt seit den 70er Jahren unbemannte Satteliten die das besser könen als die Menschen in der Station die ihre Photoobjektieve gegen eine 10cm Dicke Panzerscheibe drücken müssen.
    Ich glaube nicht, dass diese Polare Station kommt. Die hoffnung auf einen Nachfolger lässt den ISS Ausstieg aber erst mal nicht so schlimm erscheinen.

    1. Man würde wie bei der ISS die Instrumente an der Außenseite anbringen.

      Eine nur teilweise bemannte Station würde zumindest den Hauptnachteil einer bemannten Station egalisieren – die Astronauten induzieren Erschütterungen welche die Bilder bei hoher Auflösung unbrauchbar machen.

      Den einzigen Vorteil sehe ich darin die Sensoren austauschen zu können, doch gegengerechnet den enormen Kosten für eine bemannte Station käme eine Satellitenflotte um Größenordnung billiger.

  4. Das Argument ist nicht korrekt. Was machen die 2-3 Russen auf der ISS, fast gar nichts. Auf der Mir, mit über 130 tonnen an Gewicht, waren ständig 6 Kosmonauten anwesend. Die ISS hat hat nur etwa 40 tonnen, und die Russen sind ständig auf amerikanischen Strom und Kommunikation angewiesen.

    Habe geschrieben, das die ROSS nicht ständig besetzt wird, die Kosmonauten sollen dort 3-4 Monate verbringen und die meiste Forschungsarbeit übernehmen automatische Geräte. Laut dem stellvertretenden Ministerpräsidenten der Russischen Föderation, Juri Borisow, kann die künftige nationale Raumstation der Russischen Föderation als Umschlagplatz für die Erforschung des Mond- und Mondraums genutzt werden. Er sagte: „Natürlich ist dies eine der neuen Funktionen. Und vielleicht wird es sehr ernst genommen, dass die Station eine Art Transferpunkt ist, ein solcher Zwischenpunkt, insbesondere für Flüge und Erkundungen des Mondes und des nahen Mondraums. “

    Nach dem langen hin und her mit den bemannten Flügen zum Mond, hat Roskosmos sich entschieden, solche Flüge mit der Angara-A5W durchzuführen, erfordert mehrere Starts, deshalb werden die Kosmonauten erst zu ROSS gebracht und dann erfolgt der Flug zu Mond. Das ganze ist recht kompliziert, für Russland wäre aber besser auf bemannte Mondflüge zu verzichten. Kein Wunder das Roskosmos ständig in den sozialen Medien kritisiert wird und viele Menschen fordern die Absetzung von Rogozin. Nun ja, Rogozin hat kaum Schuld an der Misere der russischen Raumfahrt, sondern das ganze Putin System ist dafür verantwortlich. Ausgerechnet am 12 April wurde das private Unternehmen Kosmokurs geschlossen, da das Hauptprojekt aufgrund zu hoher Risiken für den Investor nicht umgesetzt werden kann.

    Gegenwärtig wird an Argo-Raumschiff und Trägerrakete gearbeitet, hier handelt sich um das MTKS Unternehmen. Sergei Sopow, Vorsitzender des Verwaltungsrates von Reusable Transport Space Systems (MTKS), fand treffende Worte zur der russischen Misere in der Raumfahrt: „Die fortschrittlichste sowjetische Rakete, Zenit, ihre zweiten Stufe wiegt 91 Tonnen, das Trockengewicht 8,9 Tonnen. Der Koeffizient beträgt ungefähr 11. Analog – Falcon-9 Elon Musk. Die zweite Stufe wiegt 111 Tonnen, das Trockengewicht 4 Tonnen und der Koeffizient für konstruktive Spitzenleistung 27. Und wer auch immer etwas sagt, ein solches technologisches Niveau steht uns einfach nicht zur Verfügung“. Das ist die russische Realität.

    Fakt: Es gibt noch keine offizielle Entscheidung zu ROSS, einige Module sind schon im Bau, davon hat Roskosmos ein Video veröffentlicht, und das NEM-Modul das für die ISS vorgesehen war, wird auf die ROSS vorbereitet. Insgesamt wird die ROSS 5 Module haben und das erste Basismodul für die neue russische Raumstation ist bereits in Arbeit, so schrieb Dmitri Rogozin, Generaldirektor von Roskosmos, am Dienstag, den 20. April in sozialen Netzwerken. Die RKK Energija wurde beauftragt, ihre Bereitschaft für den Start im Jahr 2025 sicherzustellen.

    Die Energia Corporation hatte zuvor erklärt, dass eine Erhöhung der Kosten für die Wartung der ISS nach 2025 die Einrichtung einer nationalen Raumstation zweckmäßiger machen würde. „Die Kosten für die weitere Finanzierung, die auf 10 bis 15 Milliarden Rubel geschätzt werden, sind zu hoch. Es ist notwendig, die Bedingungen für die weitere Teilnahme am Programm zu überarbeiten und sich auf die Umsetzung von Programmen für Orbitalstationen zu konzentrieren“, sagte Wladimir Solowjow Stellvertretender Generaldirektor des RKK bei einem Treffen der Russischen Akademie der Wissenschaften zum Thema Weltraum.

  5. Russische Raumfahrt aus demografischer Sicht

    Die Stärke einer Nation als auch die Fähigkeit an Raumfahrtprogrammen teilzunehmen, hängt von der deren Wirtschaftsleistung oder anders gesagt von BIP. Was die meisten aber nicht wissen, Russland beginnt langsam zu sterben. Die aktuellen demografischen Indikatoren die von Rosstat veröffentlicht wurden, deuten darauf hin, dass die Russische Föderation immer mehr in den Abgrund rutscht. Tatsächlich stirbt die russische Bevölkerung in Rekordtempo ab. Das derzeitige Verhältnis von Sterblichkeit und Geburtenrate in Russland weist darauf hin, dass die Bevölkerungsrückgangsrate in den letzten 11 Jahren am schnellsten gestiegen ist.

    Erschreckend ist auch die Tatsache, das derzeit 69 der 85 Teilstaaten der Russischen Föderation sind im sterben. Darüber hinaus kann man sagen, dass es in jedem neunten eine demografische Katastrophe gibt. Von 1989 bis 2017 verringerte sich die Bevölkerung von zehn Regionen der Russischen Föderation um 20%. Dazu gibt es Daten von Jakow Mirkin, Leiter der Marktabteilung bei IMEMO RAN, auf die Bevölkerungsrückgänge in den verschiedenen Regionen Russlands. Hier sehen wir das in Sachalin, Archangelsk und Pskow der Rückgang bis 31 Prozent betrug.

    Ein weiterer Aspekt ist der Wunsch junger Russen das Land zu verlassen. In der letzten November Woche 2019 haben Sergei Mardan und Nadana Friedrichson in der Sendung „Friday Again“ die Hauptthemen der Woche besprochen, darunter den Wusch junger Russen das Land zu verlassen. Hier die Auszüge von N. Friedrichson die in Radio Komsomolskaja Prawda am 2 Dezember veröffentlicht wurde:

    „Mehr als die Hälfte der Russen im Alter von 18 bis 24 Jahren will unser Land verlassen, das ist ein Rekord seit 10 Jahren. Die Umfrage wurde vom Levada Center durchgeführt. Laut Statistik der Experten dieses Zentrums hat dieser Indikator in den letzten 6 Jahren 2013 seinen Höchstwert erreicht – damals wollten 22% der Befragten das Land verlassen. Das Problem ist wirklich riesig. Es wurde bereits oft gesagt, dass der Abfluss der aktiven Bevölkerung aus Russland ein großes Problem ist. Denn wer wird arbeiten? Im September 2019 äußerten 53% der Befragten den Wunsch, ins Ausland zu ziehen und dort zu bleiben. Nach den Daten des Levada-Zentrums ist dies ein Rekordwert. Die Hauptgründe sind die Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen oder politischen Situation im Land“.

    In den letzten Tagen kam eine weitere Hiobsbotschaft aus Russland, die zeigt, dass die Wachstumsrate der Sterblichkeit in Russland ein Rekordniveau erreicht hat. Es wird berichtet, dass der natürliche Bevölkerungsrückgang bereits das Niveau von 1947 überschritten hat, als es zu einer Hungersnot kam. Es wird betont, dass die Ergebnisse
    des ersten Quartals 2021 enttäuschend sind und 583.700 Menschen in der Russischen Föderation starben, 26,9% mehr als im Jahr 2020. Es wird berichtet, dass im März 2021 191.320 Menschen starben, 25,3% mehr als im März 2020. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Sterblichkeit im Jahr 1947 vor dem Hintergrund von Hunger und Dürre im Jahresdurchschnitt bei 37,2% lag. Im Dezember 2020 stieg die Sterblichkeitsrate in der Russischen Föderation gegenüber 2019 um bis zu 63%. Im gesamten letzten Jahr betrug der natürliche Bevölkerungsrückgang in Russland 688.700 Menschen.

    Schon vor 11 Jahren, am 11 Mai 2010, schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihren Beitrag „Die Russen sterben aus“, das:

    „Russlands Bevölkerungszahl nimmt in einem Tempo ab, das auf der Welt seinesgleichen sucht. Kreml und Kirche beschwören die Liebe, doch der Nachwuchs bleibt aus – während die ältere Generation rapide stirbt… Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass in Russland im Jahr 2050 nur noch 108 Millionen Menschen leben werden. 2080, so warnte Sergej Mironow, der Vorsitzende des Föderationsrates, werde es in Russland nur noch 52 Millionen Bürger geben. „Ein so großes Territorium“, fügte er hinzu, „kann man mit so einer Bevölkerung nicht halten. Das bedeutet das Auseinanderfallen des Staates“.

    Selbst der radikale russischer Politiker Schirinowski, Abgeordnete und LDPR-Vorsitzender, merkte an:

    „Ein Teil der Jugend sieht, dass die Säulen der Kommunisten wieder durch das Land marschieren, sehen wieder Porträts von Lenin, Stalin, hören die Vorschläge für einen neuen Sozialismus“. So erinnert sich die Jugend laut Schirinowski an den Gulag und beginnt darüber nachzudenken, dass sie wieder „alle verhaftet werden“.

    Ja, schwer zu sagen ob Russland eines Tages nur 52 Millionen Bürger haben wird. Fakt ist: Mit solchen Entwicklung wird Russland in der Raumfahrt sehr weit hinter USA und China zurückbleiben, was heute zum Teil der Fall ist.

  6. Anmerkung zu Luna-25

    Der Start von Luna-25, der ersten postsowjetischen automatischen Mondstation, ist für den 1. Oktober geplant. Bis zum festgelegten Termin verbleiben weniger als sechs Monate, und obwohl Roskosmos weiterhin auf der Einhaltung des Zeitplans besteht, gibt es viele inoffizielle Daten, die es nicht erlauben, diese Versprechen ohne Skepsis einzuhalten. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Soft-Landing-Technologie zu entwickeln, die seit 1976 nicht mehr durchgeführt wurde.

    Noch vor einen Jahr wurde über Probleme mit dem Bordcomputer gesprochen, und am 18. März veröffentlichte Gazeta.ru einen Artikel, in dem über die Nichtverfügbarkeit von zwei im Steuerungssystem enthaltenen Geräten berichtet wurde: DISD und Bius-L. Das Doppler-Geschwindigkeits- und Entfernungsmessgerät DISD wird benötigt, um die Geschwindigkeit und Richtung des Raumfahrzeugs zu bestimmen. Es wird vom Vega-Konzern entwickelt.

    Die Trägheitseinheit „Bius-L“ dient zur Bestimmung von Orientierung und Beschleunigung mit faseroptischen Gyroskopen und einem Beschleunigungsmesser. Es erschien im Projekt, nachdem ein vielversprechendes Gerät BIB (Inertial Strapdown Unit), das von NPO IT entwickelt wurde, die Vibrationstests nicht bestanden hatte. Aufgrund der Sanktionen konnte es nicht durch den von Airbus entwickelten Astrix 1090 ersetz werden, und 2018 beauftragte NPO mit der Entwicklung eines neuen Geräts „Bius-L“. Das BIB wird weiterhin auf der Luna-25 fliegen, jedoch als experimentelles Modell, das nicht im Regelkreis enthalten ist. Auf der Luna-25 werden zwei Bius-L Geräte vorhanden sein.

    Zum Vergleich beträgt die Masse der Geräte:

    1. für die BIB – 1,5 kg
    2. für die Astrix 1090 – 4,5 kg,
    3. für die Bius-L – 10 kg

    Der Stromverbrauch von „Bius-L“ liegt im Bereich von 35-40 Watt. Der Astrix 1090 ist deutlich energieeffizienter und benötigt nur 14 Watt. Gleichzeitig argumentieren die Entwickler dass die Genauigkeit der Arbeit von „Bius-L“ dem europäischen Gegenstück entspricht. Es basiert vollständig auf russischen Komponenten, einschließlich der von Angstrem aus Zelenograd hergestellten Elektronik.

    Zu Strapdown-Systemen: Dieses System basiert auf dem Prinzip von Sensoren, die Winkelgeschwindigkeiten und lineare Beschleunigungen messen. In solchen Systemen ist das gesamte Produkt starr am Raketenkörper befestigt. Das Gerät dreht sich mit dem Produkt und misst dessen Drehung. Aufgrund der Tatsache, dass das Strapdown-Gerät einen großen Bewegungsbereich messen muss, ist es jedoch rauer. Sie sind leichter, einfacher herzustellen und billiger.

    Zu Bius-L: Es enthält faseroptische Gyroskope und Beschleunigungsmesser entlang der Achsen. Tatsächlich ist ein solches Gyroskop eine mehrfach verdrillte optische Faser, in dieser Vorrichtung sind es ungefähr 500 Meter. Es wird eine spezielle Faser verwendet, die gegen Einflussfaktoren beständig ist. Das Funktionsprinzip basiert auf dem Sagnac-Effekt. Von der Lichtquelle – der LED – werden zwei Lichtstrahlen gleicher Frequenz in entgegengesetzte Richtungen in den Faserkreis geleitet. Wenn die Faserschleife stationär ist, bewegen sich beide Strahlen auf demselben Weg, bis sie sich treffen. Wenn sich die Schleife dreht, bewegt sich einer der Strahlen auf einem längeren Weg als der andere, und die Phase der Lichtwelle wird am Punkt ihres Zusammentreffens verschoben.

    Westliche Kritik:

    Der unabhängige Weltraumhistoriker Jay Gallentine, der die Fortschritte in der Roboterforschung des Sonnensystems genau verfolgt, sagte zu Luna-25, das aus seiner Sicht könnte das Hauptproblem mit der Zuverlässigkeit der Luna-25-Software sein. „Wie die Geschichte zeigt, lernen die Entwickler von Raumfahrzeugen nach dem Start, die von ihnen selbst erstellten Instrumente zu bedienen. Die Russen können sich kaum herausragender Leistungen auf dem Gebiet der Computertechnologie und -software rühmen“, betonte er.

    Russische Kritik:

    Der Akademiker Michail Marow, ein bekannter russischer Experte auf dem Gebiet der Planetenforschung, sagte diese Worte in einem Interview mit dem Fernsehstudio Roskosmos mit Bitterkeit. „Anders als ich es zu Sowjetzeiten gewohnt war, als wir in 6 Jahren 16 Projekte hatten, können wir jetzt viele Jahre lang kein Projekt mehr machen. Die Fristen werden endlos verschoben, und niemand trägt die Verantwortung dafür. Die Führung, der Arbeitsstil ändern sich … Und was jetzt passiert, verursacht ein Gefühl großer Verärgerung. Und wenn Lawochkins Experten mich beruhigen und sagen, dass wir nach einer Weile etwas unternehmen werden, sage ich ihnen normalerweise – ich würde gerne lebend sehen.“

    „Wir sind im wissenschaftlichen Weltraum katastrophal zurückgeblieben“, sagte er weiter. „Ich hatte bereits gehofft, dass der Start von Luna-Glob 2019 stattfinden würde, aber jetzt wurde er auf 2021 verschoben, und ein Ende ist nicht in Sicht. Aber „Luna-Glob“ ist von grundlegender Bedeutung – schließlich haben wir vergessen, wie man auf dem Mond landet. In den 70er Jahren haben wir dies wiederholt getan, aber jetzt haben wir alles verloren, was unsere Erfolge erbracht hat.“

    Startfenster:

    Die Installation eines schwereren Geräts und die Verschiebung des Starts ab 2019 führen jedoch zu einem weiteren Problem im Zusammenhang mit der begrenzten Kraftstoffversorgung an Bord der Mission. Tatsache ist, dass der Luna-25 ursprünglich mit einer indischen Leichtrakete fliegen sollte und das Gerät daher ursprünglich für begrenzte Abmessungen mit geringem Kraftstoffvorrat ausgelegt war. Berechnungen zeigen jedoch, dass ballistische Bedingungen eine Landung auf dem Mond mit der verfügbaren Treibstoffversorgung im Jahr 2020 nicht möglich wäre.

    Das Problem lässt sich am besten anhand einer Grafik (mathematische Berechnungen) veranschaulichen, die zeigt, wann es möglich ist, eine Mission mit der verfügbaren Kraftstoffversorgung zu starten. Diese Bedingung wird von Juni bis Oktober 2021 erfüllt sein. Die Offenlegung dieser Details löste auf der Sitzung des RAN-Weltraumrates aber auch heftige Kontroversen aus.

    Landung:

    Zu den Aufgaben der ersten russischen Mondmission gehören die Untersuchung der Polarregion des Erdsatelliten, die Entwicklung der Landetechnologie und Flugtests von Bordausrüstung. Luna 25 wird eine Art Pionier, und die nächsten Schritte zur Untersuchung des Mondes werden weitgehend von seinen Ergebnissen abhängen. Das Gerät wird zum Südpol des Erdsatelliten fliegen und die geplante Landung in der zirkumpolaren Region wird die erste der Welt sein. Es gibt zwei Landepunkte: Den Hauptpunkt – nördlich des Boguslawsky-Kraters und den Reservepunkt – südwestlich des Manzini-Kraters. Jeder Landeplatz hat die Form einer Ellipse von 30 × 15 km mit einer Neigung von nicht mehr als 15 Grad und Steinen von nicht mehr als 150 mm.

  7. Was nach ISS kommt, Stand April/Mai 2021 in Kurzfassung

    Die Idee, eine eigene nationale Weltraumstation zu schaffen, wurde bereits 2014 diskutiert. Roskosmos schlug dann vor, es bis 2019 einzusetzen und das ISS-Programm im Jahr 2020 zu verlassen. Im April 2015 reagierte der Präsident der Russischen Föderation darauf, als er ankündigte, bis 2023 eine eigene Station im Orbit zu errichten.

    Die Autoren des Projekts gingen davon aus, dass die Station in eine Umlaufbahn mit einer Neigung von 64,8 Grad gestartet würde, also höher als die der ISS-Umlaufbahn (51,6 Grad). Sowohl die Entwickler als auch das Management von Roskosmos betonten, dass eine solche Neigung die Sicht auf das Territorium Russlands von der Station aus verbessern und die Nutzung der Kosmodrome Plessezk und Wostochny für die Versorgung ermöglichen würde. In dieser Form wird das Projekt des Nationalstation jedoch nicht mehr umgesetzt.

    Im Herbst 2020 kam die Idee zurück, eine Station zu besitzen: Wladimir Solowjew Flugdirektor des russischen Segments der ISS und stellvertretender Generaldirektor von RKK Energia, sagte beim Weltraumrat der Russischen Akademie der Wissenschaften, dass einige der Module und Ausrüstung auf dem russischen Segment der ISS waren stark abgenutzt, und nach 2025 würde ein lawinenartiger Ausfall die Ausrüstung an Bord beginnen.

    Gleichzeitig hat Solowjew ein neues Projekt – die Russian Orbital Service Station (ROSS) bekanntgegeben. Es sollte in eine Umlaufbahn mit einer Neigung von entweder 51,6 Grad (in der Ebene der ISS) oder 71,6 Grad gebracht werden. Im zweiten Fall könnte die Station die Polarregionen der Erde, einschließlich der Nordseeroute, beobachten.

    Jeder versteht, dass die Station nicht ewig dauern wird. Die geplante Beendigung ist nun für 2029-30 geplant. Die NASA als Hauptintegrator des Projekts hat zwei Strategien für die Fortsetzung der bemannten Raumfahrt gewählt.

    Die Agentur hat Axiom Space (dessen Management hauptsächlich von der NASA stammt) ausgewählt, um als Teil der ISS ein kommerzielles Segment mit drei Modulen zu bauen. Diese Module sollen für den Zeitraum 2024 bis 2030 an die Station andocken, und bevor die ISS geflutet wird, abdocken, um im Orbit weiter zu bleiben.

    Derzeit laufen Verhandlungen über die Aufnahme des japanischen Kibo-Moduls und des europäischen Frachtmoduls Leonardo in die Axiom-Station. Es gibt noch keine Informationen darüber, mit welcher Rakete die Module in die Umlaufbahn gebracht werden, ebenso wenig wie der „Weltraumschlepper“, der jedes Modul direkt zur ISS bringen wird (alle großen ISS-Module wurden in der Laderäume der Shuttles).Private Astronauten werden im Rahmen separater Verträge mit SpaceX auf Crew Dragon-Schiffen zur Axiom-Station transportiert.

    Die zweite Richtung für die NASA ist die Fortsetzung der Arbeit mit den Hauptpartnern der ISS, für die das Projekt der Umlaufstation Gateway geschaffen wurde, in der Europa, Kanada und Japan mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten werden. Die Europäische Weltraumorganisation plant neben einer Partnerschaft mit der NASA zur bemannten Monderkundung eine Partnerschaft mit China, um Astronauten zur chinesischen Orbitalstation schicken zu können.

    Russland wird mindestens bis Ende 2024 als Teil der ISS arbeiten, solange das Regierungsabkommen aller Partner in Kraft ist. Außerdem wurden mit Space Adventures drei Verträge über Flüge von Weltraumtouristen zum russischen Segment der ISS unterzeichnet – eine Sojus-MS mit je einem Kommandanten und zwei Raumflugteilnehmern in den Jahren 2021, 2022 und 2023.

    Die erste Expedition zu ROSS muss laut Solowiew fast unmittelbar nach dem Start des NEM, noch vor der Ankunft des Knotenmoduls, stattfinden – im Jahr 2026, wenn das NEM wie geplant 2025 beginnt. Die ersten Kosmonauten, sagt Solowjew, werden von Baikonur aus mit einer regulären Sojus fliegen: „Zuerst NEM, dann müssen Sie in Sojus fliegen, dann das Knotenmodul. Außerdem können die Sojus sogar von Baikonur aus starten. Vielleicht ist es mit Hilfe des Sojus-2.1b-Trägers mit einer leicht reduzierten Besatzung, bis zu zwei Personen, möglich, in diese (polare) Umlaufbahn zu fliegen. Auf den ersten Etappen von Baikonur, dann – vom Wostochny „, sagte er gegenüber Reportern.

    Solowjew betonte, dass die Besatzungen auf ROSS im Rotationsprinzip arbeiten werden: Es sei teuer, die Station dauerhaft bewohnt zu halten, zudem sei die Strahlung in der Polarumlaufbahn zu hoch. Kosmonauten werden dorthin geschickt, sobald sich genügend Aufgaben für sie ansammeln. Der erste Bauabschnitt der Station soll bis 2030 abgeschlossen sein, im zweiten Bauabschnitt wird sie mit zwei neuen Modulen ausgestattet, die auf Basis der gleichen NEM erstellt wurden, jedoch mit einer zweiten Dockingstation. Es ist geplant, ein Produktionsmodul und eine Serviceplattform für Raumfahrzeuge (Slipway) an die Station anzudocken. Die Gehäuse aller auf NEM basierenden Module werden im Progress in Samara hergestellt, wo es Geräte zur Bearbeitung von Gehäusen mit großen Durchmessern gibt.

    Die Verwendung eines separaten zentralen Knotenmoduls macht ROSS zur ersten echten „modularen Station“, bei der jedes Modul bei Bedarf ersetzt werden kann, einschließlich des ersten „Basismoduls“, was auf der Mir und der ISS unmöglich war.

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