Nachtrag Großkampfschiffe, Flugzeuge und U-.Boote

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Da es zu dem Blog viele Kommentare gab möchte ich hier gesammelt auf diese antworten. Das wichtigste zuerst: das grundlegende Thema, „macht der Bau von Großkampfschiffe (das betrifft nicht nur Schlachtschiffe, sondern auch Kreuzer) nach dem ersten Weltkrieg noch Sinn, klammere ich aus, weil die Marinen eben davon ausgegangen sind, dass es sinnvoll ist und die Fähigkeiten der neuen Schiffe eben auf den Kampf mit anderen schiffen auslegten. Ich gehe darauf im zweiten Teil ein.

Ich teile die geäußerte Ansicht, das die deutschen Großkampfschiffe weitestgehend nutzlos waren. Neben dem korrekten allgemeinen Kritikpunkt das ein Treffer in den Aufbauten monatelange Dockaufenthalte nötig machte (in denen das Schiff natürlich ein noch leichteres Ziel für Luftangriffe ist) kommt bei der deutschen Marine hinzu,d as sie einfach zu wenige Schiffe bei Kriegsanbruch hatte und dann den Bau von Überwasserschiffen auch weitestgehend einstellte und sich auf U-Boote konzentrierte. Mit Beschädigungen im Dock hätte man leben können, wenn sie die Folge einer erfolgreichen Schlacht gewesen wären, aber das war in der Unterzahl kaum möglich. Britische Experten sagten nach dem Krieg, ein große Sorge war es das Deutschland ihre wenigen Schiffe konzentriert also zusammen eingesetzt hätte, dann hätten sie eine lokale Übermacht gehabt mit der sie siegreich sein könnten (dann müsste man sich bevor der Feind noch mehr Schlachtschiffe zusammenzieht natürlich wieder zurückziehen). Deutschlands Taktik nach dem Verlust der Bismrack war es aber vor allem die schiffe an strategischen Punkten zu stationieren als nahezu stationäre Bedrohung. Doch funktionierte dies nie und die Schiffe blieben so Ziele von Angriffen, besonders die Tirpitz.

Zu den Zerstörern

Es gibt eine gewisse Parallele bei dem zweiten Los der Zerstörer der Z-Klasse zu den Westentaschenschlachtschiffen. Es wurde in den Kommentaren schon bemerkt, dass die deutschen Zerstörer nur eingeschränkt hochseetauglich waren. Ein Grund war das man bei der zweiten Serie 1936A die fünf 12,7 cm Kanonen in fünf Einzellafetten durch 15 cm Kanonen – die Bewaffnung von leichten Kreuzern in drei Einzel- und einer Doppellafette austauschte. Der Doppelturm hatte ein hohes Gewicht und führte dazu das Vorschiff bei hohem Seegang tief eintauchte, zudem war er nicht wasserdicht. Bei hohem Seegang waren die Zerstörer nicht einsatzfähig. Da anders als in Großkampfschiffen die Kanonen manuell beladen wurden bedeutete das von 28 auf 45 kg gesteigerte Geschossgewicht eine deutliche Reduktion der Feuerrate von 15 bis 18 auf 8 Schuss pro Minute.

Flugzeuge und Flugzeugträger

So nun zum zweiten Teil. Es wurde zu recht bemerkt, das im zweiten Weltkrieg das Flugzeug sehr bald zum Ende der Großkampfschiffe geführt hat und das ist ja auch unbestritten, was die Rolle dee U-Boots angeht, kann man geteilter Meinung sein.

Aber zuerst einmal zum Flugzeug. Schon zu Ende des ersten Weltkriegs fanden Experimente statt, Flugzeuge von Schiffen aus zu starten, indem man z.b. über die Geschütztürme provisorische Rampen baute. Das Flugzeug zog auch in die Marine ein, die meisten größeren Schiffe erhielten Katapultstart-anlagen für einige wenige Bordflugzeuge die dann meist Wasserflugzeuge waren, also auf Schwimmpontons wasserten und dann mit einem Kran wieder an Bord gehievt wurden. Mit einem Katapult, verbunden mit der erhöhten Position konnte man ein Flugzeug soweit beschleunigen das es abheben konnte, aber es konnte nicht landen. Der geringen Strecke geschuldet ist wohl auch, dass es sich um reine Beobachtungsflugzeuge handelte die keine oder nur wenige Bomben mitführen konnten. Auf deutscher Seite wurde die Arado 196 eingesetzt. Der Zweck war die Unterstützung des Schiffs. Aus der Luft sollten Feindschiffe früher ausgemacht werden, vielleicht auch im Gefecht Unterstützung bei der Auswertung der Treffer geliefert werden, doch das setzte voraus das man einen Gegner überhaupt rechtzeitig erkannte.

Es wurden auch Flugzeugträger gebaut, aber ich denke nur die japanische Marine erkannte ihre Bedeutung und ihre Fähigkeiten richtig. Deutschland war hier sogar besonders konservativ. Der Bau des einzigen Flugzeugträgers, der Graf Zeppelin wurde für unterbrochen und das Schiff war auch nicht so richtig als Flugzeugtröge gedacht, so hatte es, da es aus einem Kreuzer heraus entwickelt wurde, noch die typische Bewaffnung eines Kreuzers mit 15 cm Kanonen.

Ein Flugzeugträger hat mehrere Vorteile. Zum einen können die Flugzeuge ein viel größeres Gebiet absuchen, alleine dadurch das sie in großer Höhe einen viel besseren Überblick haben. Zum anderen sind Flugzeuge rund zehnmal schneller als Schiffe und ein Flugzeugträger ist so eine viel größere Bedrohung für Schifffahrtsrouten. Zuletzt ist die schiere Kampfkraft wenn alle Flugzeuge eingesetzt werden, das sind pro Träger mehrere Staffeln, größer als bei einem Schlachtschiff. Bei niedrigeren Kosten pro Schiff.

Im zweiten Weltkrieg zeigte sich das von den beiden Kampfflugzeugen an Bord die Torpedobomber die effizienteren waren. Der Grund ist relativ einfach: Sturzkampfbomber als zweite Klasse warfen Bomben auf das Deck ab. Je nach Aufschlagort konnten diese durchaus die Panzerung durchschlagen und bei Treffern in Munitionsdepots ein Schiff versenken, aber im Vergleich zu einer Granate waren die Bomben leichter (250 bis 500, kg, eine Granate wog zwischen 800 und 1.000 kg ) mit entsprechend weniger Sprengstoff. Eine Granate hatte noch dazu den Vorteil, dass schon im ersten Weltkrieg Verzögerungszünder eingebaut wurden. Die Granate drang durch ihre hohe Geschwindigkeit etwas in die Panzerung ein, selbst wenn sie nicht durchschlagen wurde und erst dann wurde der Sprengstoff gezündet. Die Durchschlagskraft war so höher als bei Bomben. Der Hauptvorteil von Torpedobombern war aber das ein Torpedo unter der Wasserlinie einschlug, ja er konnte sogar unter dem Schiff durchlaufen und magnetgesteuert unter ihm explodieren. Unter der Wasserlinie waren die Schiffe aber nur leicht gepanzert und gegen die Druckwelle einer Unterkielexplosion waren sie gar nicht geschützt. Dagegen war das Deck gepanzert. Die meisten Schiffsversenkungen durch Trägerflugzeuge erfolgten denn auch durch Torpedobomber.

In TV-Dokus wird oft Pearl Harbor als Paradebeispiel für den Einsatz von Flugzügen angeführt. Das stimmt nur zum Teil. Schon zur damaligen Zeit wusste man, wie verwundbar Schiffe im Hafen sind und zwar nicht nur gegen Flugzeuge. Als Frankreich im Juni 1940 kapituliere versenkte ein britischer Verband die im algerischen Hafen Mers-el-Kébir, nachdem diese ein Ultimatum – die Schiffe zu übergeben oder mit den Briten zu kämpfen, verstreichen ließen. Im Hafen, weitestgehend unbeweglich erlitten die Franzosen schwere Verluste, während es keinen einzigen Treffer auf den britischen Schiffen gab. Auch das Flugzeuge leicht Schiffe im Hafen versenken können zeigte der Angriff im November 1940 auf die Marinebasis Tarent wo die Torpedobomber der einzelnen Trägers Illoustrios drei italienische Schlachtschiffe auf Grund setzen (im tiefen Wasser wären sie versenkt worden). Also schon vor Pearl Harbor war bekannt, das unbewegliche Schlachtschiffe sehr verwundbar sind, das bestätigte auch der Untergang der Bismarck. Das wesentliche, warum diese keinen einzigen Treffer landen konnte war, das sie nach dem Ruderausfall mit langsamer Geschwindigkeit in einer vorhersehbaren Schlingerbewegung fuhr, sodass die Salven bald deckend waren und die Artillerie ausfiel. Turm C, im Schatten der Aufbauten, feuerte noch eine halbe Stunde nach Gefechtsbeginn eine Salve ab – er war vorher geschützt, aber konnte auch vorher keinen Gegner ausmachen (die Türme haben eigene Entfernungsmesser).

Wie verwundbar Schlachtschiffe sind, das zeigt die Versenkung der Prince of Wales und der Repulse. Die Prince of Wales war ein Schlachtschiff der King George V Klasse, der modernsten Schlachtschiffe Englands bei Kriegstagebuch. Sie sollte zusammen mit der Hood die Bismarck abfangen, nach Versenkung der Hood flüchtete das Schiff und erhielt nur wenige Treffer. Im Dezember 1941 bildete sie zusammen mit der Repulse, ein Schlachtkreuzer der Ende des ersten Weltkriegs gefertigt war und sogar eine noch größere Wasserverdrängung und stärkere Geschütze hatte. Beide zusammen sollten japanische Truppentransporte abfangen. Am 10.12.1941 wunden beide Großkampfschiffe innerhalb von 45 Minuten durch 88 landgestützte Flugzeuge versenkt, die Verluste der Japaner betrügen nur drei abgeschossene und zwei vermisste Flugzeuge.

Dies ereignete sich auf freier See, die Schiffe konnten etlichen Torpedos ausweichen, trotzdem wurde sie versenkt. Für Experten zeigte sich das hier ein Paradigmenwechsel. Die unmittelbare Folge war das Großkampfschiffe ohne hinreichende Luftunterstützung nicht mehr alleine fahren dürften. England stellte dann sein Schlachtschiffsbauprogramm auch ein, Japan und Deutschland hatten das schon getan. Interessanterweise baute die US-Marine, die im Pazifikkrieg die meisten Erfolge nur durch Flugzuträger erzielte – manche Schlachtschiffe hatten im ganzen Krieg kein einziges Schiff-Schiffgefecht noch am längstens Schlachtschiffe. Zwei waren sogar bei Kriegsende noch im Bau. Die US-Marine betrieb sie auch am längsten. Nachdem die Schlachtschiffe der Iowa Klasse, der letzten gebauten US-Schlachtschiffgeneration, nach dem Koreakrieg außer Dienst gestellt wurden, wurden sie unter Reagans Plan der 600 Schiffe Navy Ende der Achtziger Jahre wieder in Dienst gestellt und nahmen am Golfkrieg teil.

Alle Nationen reagierten auf die Luftbedrohung indem sie die Flugabwehrbewaffnung verstärkten. Dabei kamen vor allem kleine Kaliber von 20 bis 40 mm zum Einsatz. Vorher lag der Hauptschwerpunkt bei der deutschen Marine auf großen Kaliber, die gegen Bomber in großer Höhe gedacht waren, aber nicht gegen sich schnell den Schiffen nähernde Sturzkampfbomber und Torpolbomber halfen. Die Tirpitz als Schwesterschiff der Bismarck erhielt anstatt 16 nun 58 der leichten Flugabwehrgeschütze. Aber der Verlauf des Krieges zeigte, das die Ära der Großkampfschiffe vorbei war. Deutschland setzte vor Kriegsende schon Gleitbomben ein, die von Bombern aus großer Höhe abgeworfen wurden, lange bevor diese in den Wirkbereich der Flag gerieten. So versenkte eine Staffel Do-215 am 9.9.1943 das italienische Schlachtschiff Roma und beschädigte das Schwesterschiff Italia schwer. Italien hatte einen Waffenstillstand mit den Alliierten unterzeichnet. Eingesetzt wurden Gleitbomben des Zyps Fritz-X

Danach wurde kleiner gebaut. Einige Marinen haben noch Kreuzer im Einsatz, meist dominieren aber Zerstörer oder Fregatten, also vergleichsweise leicht gepanzerte Schiffe. Die Hauptbewaffnung besteht heute auch nicht mehr aus Kanonen sondern Lenkwaffen.

U-Boote

Ich komme nun noch zu den U-Booten. Wie in den Kommentaren schon erwähnt waren U-Boote keine Schiffe die gegen andere Kriegsschiffe eingesetzt werden konnten. Zum einen war ein U-Boot extrem verwundbar, der Rumpf konnte schon mit leichten Kaliber wie den Bordwaffen von Flugzeugen durchschlagen werden. Zum andern war es zu langsam. Der am meisten gebaute deutsche U-Boot Typ VII hatte über Wasser eine Geschwindigkeit von etwa 18 Knoten, unter Wasser eine von 8. Selbst über Wasser waren alle anderen Kriegsschiffe schneller, konnten also nicht eingeholt werden. Wenn ein U-Boot eines versenken konnte, dann war das einfach Zufall, weil sich ihre Routen kreuzten. Die Wikipedia listet bei über 700 gebauten U-Booten dieses Typs auch nur 10 Versenkungen von Kriegsschiffen.

U-Boote dienten dem Handelskrieg. Denn Handelsschiffe waren viel langsamer als Kriegsschiffe. Sie waren unbewaffnet und so konnte man ihnen auch aufgetaucht folgen. Normal war bei Kriegsanfang dass das U-Boot auftauchte, die Besatzung des Handelsschiffs aufforderte es zu verlassen und in die Rettungsboote zu gehen und es dann mit 8,8 cm Geschütz versenkte um teure Torpedos zu sparen. Der britische Einsatz von Schiffen, die sich als Handelsschiff ausgaben mit versteckten Kanonen aber dann auf U-Boote feuerten, setzte dieser Praxis bald ein Ende. Trotzdem wurde noch lange die Besatzung der Handelsschiffe gerettet bis am 15.9.1942 nach Versenkung des britischen Truppentransporters Laconian die U-boote die die Schiffbrüchigen retteten von Flugzeugen unter Beschuss genommen wurden, obwohl die Rettungsboote klar erkennbar waren und eine Rote-Kreuz Fahne ausgebreitet war. Der von Dönitz erlassene Laconia-Befehl (keine Schiffbrüchigen zu retten) wurde aber meist nicht umgesetzt.

U-Boote sind das Werkzeug einer schwachen Marine. Die deutsche Marine hatte zu Kriegsanfang viel zu wenige Schiffe und baute nach Kriegsbeginn auch keine weiteren Schiffe, die großer als Zerstörer waren mehr. Ebenso wie bei Schlachtschiffen drehte sich das Kräfteverhältnis bei den U-Booten während des Kriegs. Untergetauchte U-Boote waren anfangs gut geschützt, weil man sie nicht orten konnte. Das änderte sich durch die Einführung des Sonars und neue Systeme für Wasserbomben konnten auch direkt unter die Schiffe feuern, anstatt dahinter. Mit der Einführung von Radar kamen Flugzeuge als neue Bedrohung dazu. Vorher waren aufgetauchte U-Boote relativ sicher sofern ein Flugzeug sie nicht direkt passierte war die Silhouette zu schlank um aus größerer Entfernung gesehen zu werden.

Bedingt durch die Schwäche der eigene Marine, aber auch die Idee England wirksam von Importen abzuschneiden die alle über See erfolgten, baute Deutschland erheblich mehr U-Boote als jede andere Nation. 863 U-Boote kamen in den Fronteinsatz, der häufigste Typ VII kostet etwas unter 5 Millionen Reichsmark. Durch die Zahl waren dies also hohe Investitionen (ein Schlachtschiff der Bismarck Klasse kostete 196 Millionen Reichsmark, in den 863 eingesetzten Schiffen (die Zahl der in Auftrag gegebenen schiffe beträgt sogar 1155) steckt also dasselbe Kapital wie in 22 Schlachtschiffen). Selbst ein Zerstörer war nur wenig teurer und von denen wurden nur etwa 40 gebaut.

One thought on “Nachtrag Großkampfschiffe, Flugzeuge und U-.Boote

  1. Mhh, die Prince of Wales hat eine höhere Verdrängung als die Repulse.
    Und das Gewicht der gesamten Breitseite dürfte auch höher sein.
    Die Briten hatten nach dem Zweiten Weltkrieg noch die Vanguard in Dienst gestellt. Diese überlebte als Flaggschiff aber auch nicht mehr lange, die neue Zeit.

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