Die glorreichen 10 – die krassesten Dinosaurier
Nachdem ich euch in einem Artikel schon mal die Gliederung der Dinosaurier und die typischen Eigenheiten jeder Familie / Gattung vermittelt hat, kann ich nun darauf aufbauen und für jeden wichtigen Zweig einen Vertreter präsentieren, wobei es eigentlich auch mehr als 10 Familien sind, also mit Mut zur Lücke. Eine Rankingnummer habe ich nicht vergeben. Aber ich habe den Titel wörtlich genommen und für jeden Zweig einen oft untypischen aber krassen Vertreter genommen.
Baryonyx
Fangen wir an mit den Fleischfressern. Der Baryonyx gehört zu den Spinosauriern. Deren bekanntester Vertreter ist der Spinosaurus. Der Baryonyx weicht im Aussehen aber bedeutend von ihm ab. Das fängt mit dem Kopf an, der dem eines Krokodils und nicht eines Dinosauriers ähnelt. Dazu passt auch der versteifte Hals, der nicht wie bei anderen Sauriern in die typische S-Form gebogen werden konnte. Wie der kleinere Deinonychus hatte er vergrößerte Krallen, 30 cm lang bei einem auf 6 m geschätzten Exemplar. Diese soll sich jedoch an den Armen befunden haben und beim Festhalten von Fischen geholfen haben. Bei den Velociraptoren wie Deinonychus befanden sie sich an den Hinterbeinen. Fische wurden im Magen gefunden und auch die Zähne sind für den Fischfang gerüstet, das teilt er mit anderen Spinosauriern. Jungtiere von Iguanodon in einem Exemplar führten aber zur Hypothese, das er auch kleinere Saurier fraß. Ebenso entdeckte man bei Flugsauriern Bissspuren des Baryonx. Er scheint also ein breites Nahrungsspektrum zu haben. Das Gebiss mit 32 Zähnen im Ober und 64 Zähnen im Unterkiefer unterscheidet sich ebenso von dem von Raubsauriern und scheint auf das Aufspießen von Fischen ausgelegt zu sein. Anders als Spinosaurus hat er aber kein Rückensegel.
Vermutet wird eine Lebensweise am Wasser. Heute nimmt man an, dass er zweibeinig war, während frühere Darstellungen ihn meist vierbeinig zeigen. Die Kralle an den Armen, die geringe Armlänge und der lange Schwanz als Gegengewicht sprechen aber dagegen. Baryonyx lebte in der Unterkreide von etwa 130 Millionen Jahre. Gefundene Exemplare waren 6 bis 8,5 m lang und ihr Gewicht wurde auf 1,4 bis 2 t geschätzt.
Gigantoraptor
Eine Untergruppe der fleischfressenden Saurier sind die Oviraptoren. Ihren Namen haben sie vom Oviraptor, den man neben Eiern fand, sodass man annahm, dass er diese fraß. Dazu passte das alle Arten keine Zähne haben, sondern einen zahnlosen Kiefer, der mehr dem Schnabel von Vögeln ähnelt. Die Eierdiebhypothese wird heute in Frage gestellt, die Eier bei denen man das erste Exemplar fand waren seine eigenen. Wovon sich die Oviraptoren ernährten, ist bis heute in der Diskussion, so ergaben Analysen der Beißkraft das diese Tiere mit dem Schnabel auch harte Pflanzenteile zerkleinern konnten und damit zumindest Allesfresser wären.
Die meisten Oviraptiren waren für Fleischfresser relativ klein, meist kleiner als ein Mensch, doch einer eben nicht: Der Gigantoraptor erreichte eine Länge von 8 m, wurde knapp 5 m hoch und war 1,4 t schwer. Trotz seiner Größe hatte auch er einen zahnlosen langen Kiefer, der mit Horn überzogen war. Vermutet wird auch das zumindest die Arme wie die kleineren Vertreter dieser Art lange Schwungfedern hatten, die beim Brüten halfen. Ob er darüber hinaus eine Körperbefiederung hat, ist noch umstritten.
Knochendünnschliffe zeigten, dass das Tier schnell wuchs, um 120 bis 140 kg pro Jahr. Das einzige gefundene Skelett stammt von einem 11 Jahre alten Gigantoraptor, der diese Größe innerhalb von 7 Jahren erreicht haben könnte.
Der Gigantoraptor war in dem Gebiet in China, in dem er gefunden wurde, der größte Raubsaurier, auch bei den Pflanzenfressern wurde er nur von einem Sauropoden übertroffen. Der Gigantoraptor lebte vor rund 80 Millionen Jahren in der Oberkreide.
Dilophosaurus
Bei den großen Raubsauriern, den Carnosauriern, gibt es einen Trend vom Megalosaurus zu den Tyrannosauriern: die Körper wurden immer massiver, die Schädel größer, dafür nahm die Armeslänge ab und die Zahl der Finger reduzierte sich von drei auf zwei. Ansonsten gleichen sich aber die großen Fleischfresser. Etwas davon abweichend ist der Dilophosaurus. Auffälligstes Merkmal sind zwei dünne Knochenkämme auf dem Kopf, die man derzeit als geschlechtsspezifisches Merkmal betrachtet, also um beim Partner als attraktiv zu gelten, ähnlich wie Pfauenfedern oder eine Löwenmähne.
Auch sonst weicht Dilophosaurus von anderen großen fleischfressenden Dinosauriern der Zeit ab. Der Kopf ist relativ klein, der Hals relativ lang und das Tier zudem recht schlank. Ein Dilophosaurus konnte 6 m lang werden, wog aber nur 500 kg. Viele sehen in ihm daher ein Bindeglied zwischen den kleineren und beweglichen Coelurosaurier und den größeren, mehr den großen Fleischfressern ähnelnden Ceratosauriern. Durch das geringe Gewicht war Dilophosaurus reacht agil. Seine Zähne waren aber nicht geeignet um größere Tiere zu schlagen. Offen ist ob er sich von kleineren Sauriern oder Fischen ernährt, denn es gibt Ähnlichkeiten im Kiefer zu den Spinosauriern die Fischfresser waren. Eine Fischernährung wurde auch Beschädigung der Knochenkämme in einem Kampf verhindern.
Riojasaurus
Natürlich dürfen in der Liste auch die Sauropoden nicht fehlen. Doch anstatt hier einen populären Vertreter wie Brontosaurus zu präsentieren, habe ich mich wieder für einen Außenseiter entschlossen. Der Riojasaurus so benannt nach dem Fundort La Rioja ist ein Prosauropode, also ein Vorläufer der großen Sauropoden. Diese Prosauropoden tauchen schon in der Trias auf und sind schon damals die größten Landlebewesen, auch wenn sie noch kleiner als die späteren Sauropoden waren. Die ersten Prosauropoden wie der Plateosaurus waren noch zweibeinig unterwegs, das war beim Riojasaurus schon nicht mehr der Fall. Er hat zwar schon den allgemeinen Aufbau eines Sauropoden – der kleine Kopf, langer Hals und langer Schwanz, ein verhältnismäßig, massiger Körper – aber war mit 6 bis 11 m Länge und einem Maximalgewicht von 3 t eher leichtgewichtig. Was ihn von den späteren Sauropoden unterscheidet, sind die Füße. Die Sauropoden haben keine Krallen, sondern die Füße eines Elefanten ohne herausragende Zehen. Dagegen hatte der Riojasaurus noch -rallen. Ansonsten zeigt er die bei Sauropoden typischen Anpassungen an ein großes Gewicht wie versteifte Wirbel und die Beine rückten unter den Körper. Der Riojasaurus lebte vor rund 220 Millionen Jahre in der Obertrias. Er ernährte sich wahrscheinlich von Nadelholzgewächsen.
Pachycephalosaurus
Damit kommen wir zu dem zweiten Teilzweig, Vogelbeckendinosauriern bei denen ich auch ungewöhnliche Exemplare herausgesucht habe. Der Pachycephalosaurus ist der Namensgeber einer ganzen Gattung, die ich im ersten Teil nicht mal erwähnt habe. Sein charakteristisches Merkmal und das gilt auch für andere Arten der Gruppe, ist sein verdicktes Schädeldach das bis zu 25 cm dick ist bei einem nur 60 cm langen Schädel. Über dessen Funktion gibt es Diskussionen. Es scheidet aus, dass es ein Schutz gegen Raubsaurier ist, da der restliche Körper ungeschützt ist und der Pachycephalosaurus über keine Abwehrwaffen verfügt. Vermutet wird eine Funktion bei der Partnersuche oder dem Kampf um Weibchen. Die Verformung des Schädels könnte attraktiv auf Weibchen wirken oder die Männchen könnten damit gekämpft haben. Wie wird aber immer noch diskutiert. Eine ähnliche Verdickung des Schädels gibt es heute noch bei bestimmten Wildschafen.
Pachycephalosaurus war der größte Vertreter seiner Gruppe und wurde bis 4,5 m lang und 450 kg schwer. Die kleineren Arten erreichten nur eine Länge von 1 m. Die Zähne weißen auf eine vegetarische Ernährung hin, wahrscheinlich endete der Kiefer in einem Schnabel aus Horn, das sich aber fossil nicht erhalten hat. Die Saurier waren zweibeinig. Fossilien sind von ihnen sind selten. Manche deuten das als Hinweis das sie in Gebieten lebten, in denen es rocken war und es so wenige Möglichkeiten gab, dass ein Skelett zum Fossil wird. Die Gruppe erscheint erstmals von 85 Millionen Jahren. Pachycephalosaurus ist der letzte Vertreter seiner Gattung und lebte von 68 bis 66 Millionen Jahre.
Ouranosaurus
Der in Afrika gefundene Ouranosaurus gehört zur Gruppe der Iguanodonten und teilt mit ihnen viele Gemeinsamkeiten. So ähnelt der ganze Körperbau dem zum gleichen Zeitpunkt in Europa lebenden Iguanodon, auch endet der Daumen wie bei diesem in einem Hornstachel. Insgesamt hat der Ouranosaurus aber kürzere Vorderbeine. Er konnte damit anders als ein Iguanodon nicht greifen und wahr wahrscheinlich anders als die meisten anderen Iguanodonten ein Vierfüßler.
Das auffälligste Merkmal, dass ihn von allen Iguanodonten unterscheidet, sind verlängerte Wirbelfortsätze, die ab dem Hals beginnen und sich bis zum Schwanzende erstrecken. Wofür diese gut sind, darüber wird spekuliert. Wie bei anderen Segeln bei Reptilien wird als Funktion die Thermalregulation angenommen, Blut durch das Gewebe zwischen den Fortsätzen gepumpt, erwärmt sich bei Sonnenschein schneller, was einem kaltblütigen Tier mehr Agilität am Morgen gibt. Dreht man das Segel quer zur Sonne kann man so auch Wärme abgeben und eine Überhitzung vermeiden. Gegen diese Theorie spricht, das Ouranosaurus 7 m lang und 4 t schwer war, also groß genug um über Nacht kaum auszukühlen.
Diese Ansätze könnten aber auch für Muskeln genutzt worden sein, dann hätte er einen fleischigen Rücken und kein Segel gehabt. Ähnliches findet man im Kleinen heute bei Büffeln. Im kleineren Maßstab haben solche Wirbelfortsätze die Entenschnabeldinosaurier für Muskelansätze. Es gibt noch weitere Theorien, so das er so größer erscheint als er ist oder als Geschlechtsmerkmal wie bei Dilophosaurus. Ouranosaurus lebte vor 120 Millionen Jahre in Afrika.
Parasaurolophus
Der Ouranosaurus hat schon einige Eigenheiten der Entenschnabeldinosaurier, auch diese haben Wirbelfortsätze, allerdings viel kürzere als Ouranosaurus. Einige Arten haben aber auch auf dem Kopf knöcherne Fortsätze so er Tsintaosaurus oder Corythosaurus. Der bekannteste dieser Gruppe mit Knochenkämmen ist aber der Parasaurolophus. Neben dem typischen Körperbau eines Entenschnabeldinosauriers, mit dem Kopf mit dem Kiefer in Form eines breiten Schnabels und vielen Ersatzzähnen, dem kurzen Hals, aber langen schwanz- und dem muskulösen Körper mit Wirbelfortsetzen, hat er ein langes hohles Rohr als Kopffortsatz. Wie andere Entenschnabeldinosaurier hatte sein Gebiss Hunderte von Zähnen, die laufend abgenutzte vordere ersetzten, der Kiefer endete in einem Schnabel, mit dem Nahrung geschnitten werden, konnte bevor die Zähne sie zermahlten. Diese Gruppe war von allen Dinosauriern am besten gerüstet pflanzliche Nahrung vor der Verdauung zu zerkleinern, wahrscheinlich eine Folge des Aufkommens von Gräsern mit Silikateinlagerungen in den Halmen und verholzten Blütenpflanzen die krautige Nadelpflanzen in der Kreide ersetzten. Er konnte sich zwei- oder vierbeinig fortbewegt haben und beim aufrichten Zweige in 4 m Höhe Erreichen.
Die Funktion der hohlen Knochenröhre ist in der Diskussion: Sie könnte der Thermalregulation dienen, aber auch als sekundäres Geschlechtsmerkmal oder als Resonanzkörper für Rufe. Akustische Tests von Nachbildungen ergaben das man mit dieser Röhre niederfrequente Töne wie von Posaunen oder Alphörnern erzeugen kann.
Der Parasaurolophus lebte vor rund 75 Millionen Jahre in der Oberkreide in Nordamerika. Er wurde bis zu 9,5 m lang und 2,5 t schwer.
Kentrosaurus
Der Kentrosaurus gehört zur Gattung der Stegosaurier und hat denselben Körperbau wie diese – einen sehr kleinen Kopf, einen recht massiven Körper bei dem die Vorderbeine deutlich kürzer als die Hinterbeine sind und einen vergleichsweise kurzen Schwanz.
Ebenso hat er auch die typischen Rückenplatten und Schwanzstacheln dieser Gattung. Was ihn vom rund doppelt so großen Stegosaurus unterscheidet, ist dass die Rückenplatten ab Mitte des Rückens in nach hinten gerichtete Stacheln übergehen und es auch an den Seiten jeweils einen Stachel gibt. Deren Position ist offen, es gibt Zeichnungen, an denen dsie beiden Stacheln an den Vorderbeinen sitzen und andere positionieren sie an der Hüfte. Die Stacheln aus Horn werden bis zu 60 cm lang. Damit war er besser gegen einen Angrif von hinten geschützt als andere Stegosaurier. Der Kentrosaurus wurde bis 5 m lang, wog 700 bis 1.500 kg und lebte vor rund 160 Millionen Jahren in Afrika
Talarurus
Der Talarurus war einer der ersten Ankylosaurier, der vor 100 bis 89 Millionen Jahren in der Mongolei lebte. Deutlich kleiner als der für die Gattung namensgebende Ankylosaurus, der später lebte, aber genauso aufgebaut: Er hatte kurze, abstehende Beine, die aber noch vier bzw. fünf Zehen hatten, bei den späteren Sauriern dieser Gruppe nahm die Zahl der Zehen auf drei ab. Der Schwanz endete in einer Keule, die aus verknöcherten Schwanzwirbeln bestand. Sie war aber auch im Verhältnis zur Körpergröße noch deutlich kleiner als bei späteren Arten der Gattung. Der Rücken war mit bandförmigen Platten und in Reihen angeordneten Dornen bedeckt. Auch der kleine nur 24 cm lange Kopf war mit Dornen bedeckt, dazu hatte er zwei kleine Hörner. Er ernährte sich von krautigen Pflanzen in Bodennähe, die er mit blattförmigen Zähnen zermahlte.
Psittacosaurus
Denkt man an die Saurier der Ceratopsia, also Horndinosaurier, so fällt einem sofort der Triceratops ein. Auch andere Arten dieser Gruppe hatten zumindest einen Nackenschild, viele auch Hörner zur Verteidigung. Der erste Vertreter der Gruppe sah aber komplett anders aus. Die Verwandtschaft sieht man noch am viereckigen Kopf mit einem Papageienschnabel, der dem Tier auch seinen Namen gab. Ein dicker Knochenkamm zog sich quer über den Kopf. Beim Psittacosaurus war der Kamm der Ansatzpunkt der Kaumuskulatur, innerhalb weniger Millionen Jahre wurde daraus der Knochenschild der späteren Ceratopsia. An den Wangen hatte er Fortsätze aus Horn, aus ihnen entwickelten sich die Hörner, die spätere Hornsaurier hatten. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zu den späten Hornsauriern. So hatten diese im Oberkiefer oft noch kleine Zähne, während Psittacosaurus keine mehr hatte. Ebenso hatte Psittacosaurus nur vier Zehen an jeder Hand, während es bei den größeren und späteren Arten fünf waren.
Psittacosaurus hatte aber wie die späteren Tiere relativ kurze Vorderbeine. Er bewegte sich meist mit allen vier Beinen fort, konnte, da er aber relativ leicht war – 20 kg Gewicht bei 2 m Länge – für einen Sprint auch zweibeinig rennen. Er ernährte sich von Pflanzen, die er mit dem Schnabel aber nur grob zerkleinern konnte. Wie bei Sauropoden fand man im Magen zahlreiche Steine, die dann die weitere Zerkleinerung übernahmen. Psittacosaurus lebte vor 130 bis 100 Millionen Jahren in der Mongolei wo dann auch die ersten Ceratopsia mit Halskrause auftauchten.
So, das waren zehn ungewöhnliche Dinos, alle irgendwie krass, wenn auch keine Rekordträger in Größe und Masse. Hand aufs Herz: wie viele davon habt ihr vor dem Blog schon gekannt?