Das DHBW Prinzip

Das Wochenende über habe ich die Klausur gesessen die ich am Freitag stellen dürfte. Wie ich ja schon ein paarmal erwähnt habe, bin ich Dozent für Informatik an der DHBW. Zeit mal das aufzugreifen und zwar das Bezahlsystem. Für alle die das System nicht kennen. Es ist zum einen ein duales mit einer betrieblichen Ausbildung und einer Hochschulausbildung. Die Studenten wechseln zwischen beiden Phasen hin und her. Von normalen Studenten unterscheidet sie auch, dass sie fürs Studium bezahlt werden, anstatt bezahlen zu müssen, weil sie alle einen Ausbildungsvertrag haben.

Ich will mich heute nur mal auf die Lehre konzentrieren, vor allem auf die Folgen der Arbeitsverträge. Kennzeichnend ist für die DHBW, dass es sehr viel mehr externe Dozenten als fest angestellte Professoren gibt. Es wird immer hervorgehoben, dass dadurch die Studenten einen viel besseren Praxisbezug haben und das ist sicher auch tendenziell gegeben, weil nicht wie bei anderen Professoren, die ich an der FHTE erlebt habe, diese fest angestellt sind und dann eben Jahrzehnte lang ihr festes Programm abspulen, ja teilweise sogar an völlig veralteter und nicht mehr weiter entwickelter Software hängen.

Der große Nachteil ist, dass der Vertrag genau festhält was man bezahlt bekommt und was nicht. Bezahlt wird man für die gehaltenen Stunden sowie für korrigierte Klausuren und Programmentwürfe. Beides wird nicht gerade üppig bezahlt. Bei den Stunden sind es 35 Euro/Lehrstunde (45 Minuten). Bei Programmentwürfen 10 Euro pro Stück und bei Klausuren 4,23 Euro/Stück. Das umfasst alles – Stellen der Aufgabe, bei Klausuren noch Anfertigung der Musterlösung und Korrektur. Ich denke ihr wisst auf was ich raus will: Wenn man nur 4,23 Euro pro Klausur bekommt, dann minimiert man den Aufwand. Bei einem Kollegen, dessen Klausur ich kenne ist es immer dieselbe mit vorwiegend multiple Choice Fragen, da ist das Korrigieren schnell erledigt. Bei mir ist es jedes Mal eine neue und es sind offene Fragen, wo man dann erkennen kann ob der Studenten das ganze kapiert hat.

Natürlich lohnt sich das nicht finanziell: Für die 10 Stunden die ich für die Klausur gebraucht habe, bekomme ich knapp über 194 Euro, also rund 19,4 Euro /Stunde. Aber die Alternative würde nicht meinem Anspruch an eine Klausur entsprechen. Was besonders übel ist, ist das die Bezahlung mit den Vorlesungsstunden endet. Vorlesungen sind sicher wichtig und der Hauptbestandteil einer Uniausbildung, doch nicht der einzige Teil. Im Normalfall haben Professoren eine Sprechstunde. Sicher kenne ich da auch Extreme wie Professoren, bei denen es 1-2 Stunden pro Woche sind und andere die praktisch dauernd für die Studenten erreichbar. Nicht jeder braucht sie, aber gerade für die schwächeren Studenten ist es wichtig. Denn dann ist eine direkte Betreuung möglich. Sprechstunden sind im DHBW Prinzip nicht vorgesehen. Das gleiche gilt für die Lernkontrolle, sofern nicht explizit Bestandteil des Lehrplans. Zwar entfallen auf jede Vorlesungsstunde nominal 1,5 Stunden die der Student zuhause nachbearbeiten soll, aber was nützt das, wenn es keine Erfolgskontrolle gibt? Letztes Semester gab ich als Vorbereitung für den Programmentwurf, die Prüfungsleistung dieses Semesters und das erste Mal wo sie was praktisch leisten müssen, einen Entwurf als Hausarbeit aus, die ich dann auch mir zuschicken ließ und korrigiert habe. Genützt hat es was, denn die Ergebnisse beim Programmentwurf waren dann wirklich gut. Aber obwohl es im Bogen dafür Einträge gibt, bezahlt bekommt man es nicht. Die Folge: Dieses Semester gab es nur viele kleine Aufgaben, die ich bei den Übungen mir nebenher zeigen lassen kann und die ich schnell kontrollieren kann.

Was leidet ist eben die Betreuung. Es wird ja immer gesagt, dass die Studenten besser sein sollen, da vorher von Personalchefs vorselektiert. Sie brauchen dann nicht die persönliche Betreuung. Meiner Erfahrung nach stimmt das nicht. Im Prinzip findet man dieselbe Mischung wie ich sie auch von der FH kenne – interessierte Studenten, eine große Mittelschicht, die so dem Stoff folgt, und welche die nichts tun oder mit schwimmen und auch am Ende der Vorlesung nicht viel gelernt haben. Es gibt nicht mehr Eigeninitiative oder Begabung als bei anderen Studiengängen auch.

Unverständlich ist, warum die DHBW so an der Betreuung spart. Denn an und für sich ist das Modell für das Land erheblich billiger als ein festangestellter Professor. Das zeigt eine einfache Beispielsrechnung. Ein Professor kostet den Staat rund 5000 Euro x 13 Monatsgehälter, also rund 65.000 Euro pro Jahr. Er arbeitet dafür 33 Wochen x 16 Vorlesungsstunden (zumindest sind das die einzigen Stunden die man einem Dozenten bezahlt). Das sind also 123 Euro/Vorlesungsstunde. Mit Fahrtkosten und den bezahlten Klausuren bekomme ich rund 41,6 Euro/ Stunde. Das heißt für einen Professor kann das Land BW auch drei Dozenten bezahlen. Es wird für das Land so günstig, weil es nur für die Unterrichtsstunden bezahlt, nicht für die volle Arbeitswoche, nicht für die Semesterferien. Die Frage ist: warum ist bei dieser enormen Ersparnis nicht noch etwas für 1-2 Betreuungsstunden pro Woche drin, oder eine Bezahlung der Kontrolle von Hausaufgaben bzw., eine vernünftige Bezahlung des Aufwandes der daheim für Klausuren/Arbeiten geleistet wird.

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