In Memorian Mars Global Surveyor

MGSVor einigen Tagen hat die NASA bekannt gegeben, was die Ursache für den Verlust des Mars Global Surveyors (MGS abgekürzt, sonst schreibt man sich zu Tode) war: Es war eine fehlerhafte Folge von Befehlen an den Bordcomputer, die schon 5 Monate vor dem Ausfall übertragen wurde. Sie drehte den Orbiter bei einem Routinemanöver so, das eine Batterie überhitzte und sich beide entluden. Da die Antenne nicht zur Erde zeigte erfuhr man davon nichts.

Es war im klassischen Sinne kein „menschliches Versagen“, sondern die Verantwortlichen reagierten genau nach Vorschrift und den vorgeschriebenen Prozeduren. Diese werden nun überarbeitet werden. Trotz des unglücklichen Verlustes kann die NASA zufrieden mit dem MGS sein. An dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung seiner Mission.

Der MGS begann als Phoenix aus der Asche: !993 hatte die NASA den Mars Observer verloren als dieser in den Mars Orbit einschwenken sollte. Es war zu teuer den ganzen Mars Observer nachzubauen. Seine Mission sollte 980 Millionen USD kosten. So entschloss man sich für eine preiswerte Lösung: Der MGS transportiert nur knapp die Hälfte der Instrumentenlast des MO (5 der 7 Instrumenten, doch die beiden schwersten blieben außen vor). Dadurch konnte man ihn erheblich leichter bauen (jedes Kilo Instrument macht die Struktur schwerer, erfordert Kabel, Energie, macht so die Batterien und Solargeneratoren schwerer, erzeugt Abwärme, braucht Elektronik etc.. Kurzum 1 kg weniger Instrumente macht einige Kilogramm im Sondengewicht aus). Vor allem aber nutzte man erstmals die Atmosphäre um die Sonde in den endgültigen Orbit zu bringen und konnte so einen Großteil des Treibstoffs einsparen. Beim Bau konnte man Reserveexemplare der Instrumente und zu 80 % Teile vom Ingenieursexemplar des Mars Observers einsetzen. So wurde die Sonde recht preiswert und es genügte eine Delta 2 zum Start anstelle einer Titan 3.

Bald nach dem Start gab es ein Problem. Ein Solarpanel war nicht korrekt eingerastet, funktionierte aber einwandfrei. Als man nach dem Einschwenken in den Orbit am 12.9.1997 mit dem Aerobraking begann machte es erneut Probleme und bewegte sich. Man wollte einen Bruch von Verbindungen nicht riskieren und dehnte die Aerobraking Phase über 1 Jahr aus anstatt lediglich 6 Monate. Danach schloss sich eine 2 jährige Primärmission an, die mehrfach verlängert wurde. Bis auf den Laser Entfernungsmesser MOLA der im Sommer 2001 ausfiel arbeiteten alle Instrumente bis zum Schluss.

Wenn der MGS im Laufe der Zeit weniger Daten lieferte, dann lag dies nicht an seinem Gesundheitszustand sondern den Finanzen: Es gab nach Ende der Primärmission am 31.1.2001 weniger Geld für die Auswertung der Daten und weniger Zeit der Antennen der Bodenstationen. So machte der MGS in den 2 Jahren der Primärmission 91.6 Millionen TES Spektren und in den 5.5 folgenden Jahren weitere 102 Millionen. Auch von den 240.000 Aufnahmen der Kamera entfallen 112.000 auf diese ersten 26 Monate. Ein Problem haben die Aufnahmen übrigens bis heute: der MGS hat zwei Kamerasysteme an Bord eines mit einer extremen Weitwinkeloptik und einer Auflösung von 250 und eines mit 1.4 m pro Bildpunkt. Es machte sehr große Probleme festzustellen was genau die Kamera aufgenommen hatte – Auf der Weitwinkelaufnahme war dies deutlich zu erkennen und das alte Bildmaterial von Viking hat je nach Ort eine sehr unterschiedliche Auflösung. Als Folge gibt es dafür bei dem nächsten Mars Orbiter mit einer solchen hochauflösenden Kamera extra eine weitere Kamera welche eine mittlere Auflösung hat und gleichzeitig ein Bild macht.

Als der MGS ausfiel war er in vielen Teilen schon von seinen Nachfolgern abgelöst worden. Der Mars Odyssey übertrug 90 % der Daten der beiden Rover und der Mars Reconnaissance Orbiter verfügte über viel leistungsfähigere Instrumente. Lediglich die Weitwinkelkamera des MGS sollte noch weiter betrieben werden, weil es keinen Ersatz für sie an einem anderen Orbiter gab. 10 Jahre sind auch so für eine Raumsonde ein ehrwürdiges Alter: Die Leistung von Solarzellen nimmt ab, der Treibstoff ist ebenfalls endlich und Elektronik und Batterien altern (Ein Großteil der Instrumente setzte 80C86 Mikroprozessoren ein…. versuchen sie diese mal auf der Erde aufzutreiben). So gesehen sollte man ihm nicht zu sehr nachtrauern. Er hat seine Aufgabe erfüllt und gut gemacht. Und er war gemessen an den gelieferten Daten eine der preiswertesten Raumsonden die man je entwickelt hat.

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