Das Militär und Technik
Vorgestern Abend kam der Spielfilm Pacemaker. In diesem Action Streifen werden russische Interkontinentalsprengköpfe entführt und Amerikaner jagen nach den Entführern, weil natürlich die Russen zu blöd sind, das auf ihrem eigenen Territorium zu tun. Wie immer gibt es da eine Menge Unmöglichkeiten. So können Laien im Handumdrehen aus einem Initialzünder eine eigene Atombombe basteln oder ein Aufklärungssatellit kann ein Ziel eineinhalb Stunden lang beobachten. Überhaupt sehen dort Aufklärungssatelliten alles.
Das erinnerte mich an die Diskussion über die Aufklärungssatelliten. Ich vertrete da eine konservative Haltung und hinterfrage alles. Warum? Es gibt Personen die glauben das Militär verfüge über Technologien, die weit über das hinausgehen, was im zivilen Bereich verfügbar ist. Ich sehe das aus den Erfahrungen die ich gemacht habe anders. Es gibt sicherlich Forschung die nur vom Militär betrieben wird, weil sie in der zivilen Welt keine Anwendung findet: Wie macht man Atombomben kleiner? Wie erzeugt man Bomben die eine große Fläche gleichflächig zerstören? Wie optimiert man Milzbrandsporen, dass sie möglichst lange überleben, wenn sie freigesetzt werden?
Aber bei den meisten Dingen greift auch das Militär auf Entwicklungen zurück, die im zivilen Bereich gemacht wurden. "Intelligente" Bomben nutzen nichts anderes als GPS und die Aerodynamik um durch Verstellen von Steuerflächen punktgenau einzuschlagen.
In vielen Bereichen sind die Investitionskosten heute so hoch, dass sich selbst das Militär keine eigenen Produkte leisten kann. So nutzt das DoD handelsübliche Prozessoren. Bei den langen Einsatzdauern von Militärhardware – Die F15 ist seit 30 Jahren im Einsatz – wird das manchmal zum Problem. Prominentes Beispiel: Die F-22 Raptor: Als ihre Entwicklung begonnen wurde, setzte man den damals in der Entwicklung befindlichen I960 Mikroprozessor ein. Die Entwicklung dauerte extrem lange und bevor die erste Maschine flog, stellte Intel die Entwicklung des I960 ein, was die Air Force zu Hamsterkäufen veranlasste, ohne dabei die Anzahl der Prozessoren zu bekommen, die man benötigt hätte. Schließlich wurde auf das Power PC Design umgestellt.
Meiner Erfahrung nach ist das Militär eher konservativ was Technologien angeht. Schließlich muss die eingesetzte Technik unter widrigen Bedingungen funktionieren und fehlerfrei sein. Im Gegensatz dazu unterstellen manche "Experten" dem Militär ganze Wunderdinge, wie die totale Überwachung aus dem Orbit, was sich ja auch in solchen Ideen in Spielfilme äußert (oder glauben die "Experten", dass die Spielfilme die Wirklichkeit darstellen?)
Meiner Meinung nach muss das Militär in gewissen Grenzen auch der Wirtschaftlichkeit gehorchen und Technik muss sich dem beugen. Zwei Beispiele: Es ist mit Düsenantrieb möglich Mach 3 zu erreichen und dauerhaft damit zu fliegen. Doch dem Gewinn von 1 Machzahl (1200 km/h) gegenüber der normalen Spitzengeschwindigkeit erkauft man sich mit gravierenden Nachteilen: Die Triebwerke haben nur eine sehr kurze Lebensdauer, die gesamte Außenhaut erhitzt sich stark und altert extrem schnell und die Bewaffnung ist minimal, weil kaum Nutzlast mitgeführt werden kann. Es gibt nur zwei Flugzeuge welche diese Grenze überschritten haben – Die SR-71, ein Beobachtungsflugzeug, dass durch Geschwindigkeit Sicherheit bekommen sollte und nicht in Luftkämpfe verwickelt sein sollte (enge Kurven fliegen muss) – bei ihr konnte man die Form auf diese Geschwindigkeit optimieren. Das zweite war die Mig-25, die sich als fehleranfällig und teuer im Einsatz erwies.
Das zweite ist die Entwicklung bei den Interkontinentalraketen. Den ersten großen Typen folgten viel kleinere, die preiswerter in der Herstellung waren und kleinere Atomsprengköpfe transportierten. Für den Antrieb nutzt das Militär herkömmlichen, preiswerten Feststoffantrieb. Möglich – mit einer Steigerung der Nutzlast – wäre auch ein Hybridantrieb gewesen. Man hat hier auf die neueste Technik verzichtet, weil andere Vorteile wichtiger für das Militär waren, wie Unkompliziertheit der Rakete oder Ungiftigkeit des Treibstoffs.
Natürlich bläst das Militär auch gerne Milliarden in eine Blase, wenn die Politik das will. Doch meistens kommen diese Ideen dann von der Politik. Das Paradebeispiel dafür ist SDI. Als ich davon zum ersten Mal hörte, wusste ich sofort, es würde nicht funktionieren. Die Idee, etwa 10.000 Sprengköpfe bei einem nuklearen Angriff vollständig abzufangen, bevor diese die USA erreichen, ohne einen einzigen durchzulassen war einfach nicht technisch umsetzbar. Zum einen ist es praktisch unmöglich ein vernetztes System aus verschiedenen Weltraumwaffen und Bodenwaffen so auszulegen, dass es (ohne das man es vorher testen kann) 100 % funktioniert. Würde es nur zu 99.99 % funktionieren, so würde immer noch 1 Sprengkopf von 10000 durchkommen. Zum zweiten gibt es keine Technologie um einen Atomsprengkopf der sich mit 7 km/s bewegt, auf einer Bahn die man vorher nicht kennt, und von einer Position die sich dauernd ändert (wie dies eben im Orbit der Fall ist) mit 100 % Sicherheit zu treffen. Gäbe es ein solches System, so wären alle Schusswaffen auf der Welt unwirksam, denn diese erreichen maximal 1/7 dieser Geschwindigkeit.
Nun gibt es wieder eine Neuauflage im kleinen Rahmen, bei dem man sich nun "nur" noch gegen einzelne Sprengköpfe wehren will. Selbst dieses System hat bislang nur teilweise erfolgreich funktioniert und dabei wusste man in jedem Fall vorher, woher die Rakete kommt und welche Flugbahn sie hat. (Kunststück wenn das US Militär mit eigenen Raketen testet)
Ich glaube das Militär kocht mit mehr Wasser als wir denken. Nur weil etwas geheim ist, muss es nicht unbedingt super-toll sein. Nehmen wir die frühen Spionagesatelliten der USA. Von den KH 1-4 Satelliten gibt es heute die Aufnahmen zu sehen und die Daten der Satelliten sind auch bekannt. Die Auflösung unterscheidet sich nicht von der, die Lunar Orbiter zum gleichen Zeitpunkt im Mondorbit erreicht hat. Warum auch? Die Technologie war dieselbe. Warum haben die zivilen Erderkundungssatelliten trotzdem jahrelang eine viel geringere Auflösung gehabt? Aus zwei Gründen: Zum einen weil keine größere Auflösung gefordert wurde, sondern stattdessen Multispektralfähigkeit – solange man die Bilder nur zentral am Computer verarbeiten konnte, weil die Hardware so teuer war, war es sinnlos eine Auflösung bereitzustellen die vielleicht für eine Privatperson interessant gewesen wäre, wenn dieser die Bilder nicht auswerten kann. Das zweite ist das Ansteigen der Datenrate, die übertragen werden muss. Technisch wäre es kein Problem gewesen, eine bessere Auflösung zu erhalten: Hätte man in Landsat 1 die Kamera von Mariner 10 eingebaut, so hätte der Satellit eine Auflösung von 8 anstatt 80 m gehabt. Auch die von privaten Firmen betriebenen Satelliten mit hoher Auflösung entstanden erst als eine Behörde die zum US DoD gehört anfing hochauflösende zivile Aufnahmen zu kaufen. Mittlerweile ist diese Organisation Hauptkunde: Alle Bilder gehen zuerst dorthin und dort wird entschieden was veröffentlicht werden darf und die Auflösung bei den neuesten Modellen reduziert. Nur für zivile Zwecke gibt es nicht genug Abnehmer. Selbst Google arbeitet vor allem mit Luftaufnahmen für seine Karten.
Das gilt auch heute. Natürlich könnte man einen Aufklärungssatelliten wie das Hubble Weltraumteleskop konstruieren – Er würde dann wirklich 5 cm Auflösung mit einem 4 m Spiegel aus 300 km Entfernung erreichen. Nur wäre der Satellit dann nach einigen Monaten nutzlos, weil er für jede Aufnahme komplett gedreht werden muss, was viel Treibstoff benötigt. (Selbst wenn man dies mit Reaktionsschwungrädern macht, müssen diese mit Treibstoff wieder entdrallt werden). Und trotzdem würde es nicht viele Aufnahmen geben – Weil das Neuausrichten eines gesamten Satelliten langsamer ist, als eine bewegliche Kamera im Innern zu drehen, und zudem man bei gegebener Datenrate nur sehr kleine Gebiete abdecken kann. Das ist unwirtschaftlich und dumm. Das die sogenannten "Experten" dies trotzdem dauernd behaupten zeigen, dass sie nicht den Unterschied zwischen einem astronomischen Teleskop (Beobachtung eines Ausschnitts ohne Lageänderung über Minuten oder Stunden) und einem Satelliten, (der für die kontinuierliche Beobachtung eines Gebiets auf der Erdoberfläche sich in wenigen Minuten um 360 Grad drehen muss) nicht kennen. Teleskop ist doch Teleskop oder? Klar und Handy-Digitalkamera und Spiegelreflex sind auch dasselbe….
Was gibt es noch? Bei diesem beschissenen Wetter wenig neues. Ich freue mich langsam auf Weihnachten. Aus mehreren Gründen: Zum einen wegen des Urlaubs, zum anderen aber auch weil dann die Tage länger werden. Meine Winterdepression hat inzwischen wieder zugeschlagen und ich habe mir am Arbeitsplatz meine "Wohfühllampe" aufgebaut. Seitdem muss ich eine Menge dummer Fragen beantworten, Aber erst abends betrieben bringt sie weniger und ich kann schlecht einschlafen. So hänge ich auch ein wenig beim LM Buch durch (noch immer werden Vorschläge für Titel und Inhaltsangabe gesucht). Nachdem ich die interessanteren Sachen (Einführung in die Ernährung und 8 Produkte für die "Was ist drin" Rubrik) gemacht habe bin ich nun etwas angeödet bei der Beschreibung der ganzen Zusatzstoffe. Immerhin gibt es über 300 davon. Das artet in echte Fleißarbeit aus. Immerhin sind ganze Gruppen schon fertig wie Antioxidantien, Farbstoffe, Konservierungsstoffe. Trotzdem sind noch jede Menge übrig, dank unserer EU, die leider nur neu zulässt aber alte Stoffe die inzwischen bessere Nachfolger haben immer noch zugelassen lässt. Trotzdem arbeite ich fest daran, das Buch noch vor Weihnachten fertigzustellen. Schon alleine weil ich danach noch eine Zusatztätigkeit habe. Ob dann so schnell das Raketenbuch kommt? Wir werden sehen, ich glaube ich habe dann erst mal genug vom Bücher schreiben.
Hallo,
du sprichst von alten Stoffen und Nachfolgern. Gehst du da im Buch auch drauf ein, welche Stoffe evtl. überflüssig sind oder so?
Nein,aber welche besser sind und vorzuziehen sind. Die Bwertung was überflüssig ist, ist eine persönliche Meinungsäußerung und mein Buch sollte informieren und nicht Meinung verbreiten. Für meine Meinungsäußerung habe ich den Blog.