SpaceX auf dem Weg zur „etablierten Raumfaumfirma“

Gestern las ich mit Verwunderung, dass SpaceX gegen den Start des LDEE Mondsatelliten auf einer Minotaur protestiert hat. Wie immer werden bei SpaceX Tatsachen verdreht. So behauptet die Firma dass bis zum geplanten Start 2012 die Minotaur V noch nie geflogen sei, bis dahin ihre Falcon 1e und 9 aber einige Mal und sie flugerprobt wären.

Das ist so natürlich falsch. Derzeit ist noch keine der Raketen geflogen und die Falcon 9 liegt rund zwei Jahre im Zeitplan zurück und der Erstflug wurde erneut nach hinten nun auf Februar verschoben. Einsätze der Falcon 1e sind noch seltener im Launch manifest zu finden. Die Minotaur ist dagegen eine MX Peacekeeper die um Oberstufen erweitert wurde und setzt daher nur erprobte Komponenten ein. Das Risiko wird daher eher geringer als bei der Falcon 1e und 9 sein. Die Falcon 9 hat zwei noch nie erprobte Stufen, das Vorgängermodell der Falcon 1e hat eine Zuverlässigkeit von 40 %…..

Noch befremdlicher fand ich das ganze aber, weil eine Falcon 1e mit 900 kg LEO Nutzlast nicht mal mit Oberstufe 330 kg zum Mond befördern kann und bei der Falcon 9 wäre es ziemlich ineffizient eine so große Rakete einzusetzen. Auch hier wäre bei zwei Stufen es knapp, schließlich wird nur LOX/Kerosin in beiden Stufen eingesetzt. Die obere Stufe kann nicht geborgen werden – so wird der Start teuer. Nach SpaceX Angaben hat die Falcon 9 ja die fünffache Nutzlast der Minotaur V, das ist also ziemlich ineffizient und selbst wenn sie diese billig anbieten erden sie immer noch teurer sein als OSC. SpaceX kann also entweder nicht rechnen (entweder die Nutzlast oder die Kosten) oder sie protestiert obwohl bei einer Auftragsvergabe sie keine Chance hätte oder den Auftrag nicht ausführen kann.

Was erstaunlich ist: Die Firma die von vielen noch als Messias des Raumfahrtgeschäfts gesehen wird hat innerhalb von wenigen Jahren ihren Kurs total geändert. Ging es zuerst darum preiswerte Trägerraketen anzubieten so konzentriert sie sich nun wie Lockheed Martin und Boeing auf das Regierungsgeschäft. Im kommerziellen Transport zählen mehr Taten als Worte – da bekommt die Falcon 9 erst Aufträge wenn sie ein paar mal in Folge erfolgreich flog und das vielleicht auch mal termingerecht. So bleiben diese Aufträge erst mal aus. Dann konzentriert sie sich auf die Dragon Kapsel, weil die Versorgung der ISS ja viel mehr Geld verspricht als einfache Satellitenflüge, vor allem wegen der garantierten hohen Startfrequenz.

In den letzten Monaten begann die Firma nun Druck zu machen mit der Kapsel auch Astronauten zur ISS zu schicken oder sie als Rettungsboot zu nutzen. Mir sträuben sich dabei die Haare – wenn man bedenkt wie die Firma bei der Falcon 1 elementare Systeme einer Rakete wegließ weil sie meinte die werden nicht benötigt und ich daran denke wie bei der NASA Sicherheit alles ist und alles zig mal redundant sein muss, dann weiß ich dass hier zwei Philosophien aufeinanderprallen die unvereinbar sind. Da kann man noch mehr Geld verdienen. Einige Milliarden anstatt nur bis jetzt dreistellige Millionenbeträge. Auch sonst gibt es von ISS noch einige Ideen wie man die ISS versorgen könnte sei es mit Reboostmodulen oder anderen Plänen. Hauptsache die Cash Cow ISS bleibt im Orbit. Dazu ist Musk sich auch nicht zu schade übers Internet aufzurufen Briefe an die Kongressabgeordneten zu schreiben.

Nun beschwert sich SpaceX gegen einen Auftrag der schon vor einiger Zeit an OSC fiel – ohne dass überhaupt sicher ist dass sie den Auftrag erfüllen können (noch existieren Falcon 1e und 9 nicht und wie oben geschrieben bei der Nutzlast ist es offen ob sie befördert werden kann oder es sinnvoll ist). Die Zielrichtung ist klar: Dafür will SpaceX einen anderen NASA Auftrag als Kompensation bekommen.

Was unterscheidet SpaceX noch von Boeing und Lockheed? Nur eine Kleinigkeit – deren Raketen sind verfügbar und fliegen. Ich bin mal gespannt was passiert wenn es weitere Probleme gibt z.B. eine Falcon 9 bei einer der ersten Flüge ausfällt oder es Probleme mit der Dragon Kapsel gibt. Da die Firma ja schon jetzt einen Großteil der Summe aus dem COTS Programm bekommen hat ohne einen Start durchzuführen tippe ich mal drauf macht man den Laden dicht und streicht das Geld ein.

4 thoughts on “SpaceX auf dem Weg zur „etablierten Raumfaumfirma“

  1. SpaceX ist eben eine „viel versprechende“ Firma. Andererseits: Bewährte Komponenten hin oder her – die Minotaur V ist in der Konfiguration noch nie geflogen, und Fehlstarts schafft OSC auch (zuletzt OCO). Der Punkt ist aber, dass auch in den USA öffentliche Aufträge ausgeschrieben werden müssen – was hier nicht geschehen zu sein scheint.

    Ich bezweifle aber, dass auf Grund einer Ausschreibung SpaceX den Auftrag erhalten hätte.

  2. Es ist trotzdem ein Unterschied ob ein System völlig neu ist oder nur eine Erweiterung eines schon bestehenden Systems. Die Vorgängerversion (Minotaur I-III) auf Basis der Minuteman flog bisher ohne Fehlstart. Die MX wurde als ICBM alleine ebenfalls extensiv getestet und die Oberstufen (Star 48 und 37FM) sind seit zwei Jahrzehnten im Einsatz.

    Das VErgabeverfahren war wohl nicht in Ordnung, das war es aber bei den Erprobungsflügen der Falcon auch nicht (auch hier wurden keine Aufträge ausgeschrieben) mich wundert es nur wenn man sich beschwert, obwohl man im Vergabeverfahren sowieso gleich zu Anfang rausgeflogen wäre

  3. Ich würde annehmen, dass es für ein Unternehmen durchaus einen Unterschied macht, ob es ein Bewerber in einer Ausschreibung ist und abgelehnt wird, oder ob es schlicht übergangen und nie erwähnt wird.

    In gewisser Weise ist selbst abgelehnt werden positive PR (man wurde erwähnt) und ich sehe keinen Grund das Ausschreibungsverfahren nicht einzuhalten. Es ist ja nicht einmal so, dass sich auch nur ein duzend Firmen dafür bewerben würden.

    Die technische (Un-)Fähigkeit von SpaceX mit der nötigen Zuverlässigkeit bis zum Termin eine Rakete zu starten ist ein ganz anderes Thema.

  4. Ich kenne nicht die Details, aber ich denke es ist etwas anders als dargestellt. Die Minotaur IV ist eine Air Force Rakete und wenn die NASA mangels preiswerter Alternativen auf dem freien Trägermarkt für eine Rakete mit nur 330 kg LTO Nutzlast einfach die Air Force um Hilfe gebeten hat, gibt es keine Ausschreibung. Die Air Force vergibt an OSC einen Umrüstauftrag für die Minuteman und stellt diese. Wenn dies der Fall ist, dann hat SpaceX wenig Chancen mit ihrem Protest

    Und freie Ausschreibung von Starts in den USA? Das gab es noch nie. Nicht mal wenn man nur US Anbieter nimmt und russische / europäische Träger ausnimmt,

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