Traumberuf: Astronaut?

Vor einigen Jahren bin ich mal beim Zappen bei der eigentlich für Kinder gedachten Serie „Schloss Einstein“ hängen geblieben und da ist mir ein Thema  aufgefallen, das ich mal als Aufhänger nehmen will. Schon zweimal ist es in dieser Serie vorkommen, das Kinder trainierten, um Astronaut zu werden. Die erste versuchte es mit körperlichem Training, die zweite mehr mit intellektuellen. Bei der ersten endete es mit der Führung durch einen Astronauten (keinen echten) in das Planetarium und wie es bei der zweiten ausgeht ist noch offen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass sonst in der Serie so stark ein Berufswunsch, außer Modeschöpfer, thematisiert wurde und das leitet mich meinem Thema über: Ist Astronaut ein Traumberuf? Man mag es schon ahnen, für mich war es nie. Das liegt aber nun nicht daran, dass ich mehr für die unbemannte Raumfahrt bin. Gerechterweise muss ich aber erwähnen, dass für mich persönlich sich nie diese Frage stellte. Ich sehe seit meiner Geburt nur sehr wenig und nach zwei Operationen und mit einer Brille bin ich heute bei 25% des Normwertes, weshalb ich mir nicht nur den Astronautenberuf sondern auch das Autofahren und die Bundeswehr abschminken musste. Auch für das Chemiestudium, das zu einem großen Teil aus praktischer Arbeit besteht ist es nicht sehr förderlich wenn man nicht gut sieht und ziemlich nahe an Apparaturen ran muss.

Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals den Wunsch gehabt zu haben als Astronaut schwerelos durchs all zu schweben. Eigentlich hatte ich klassische Berufswünsche nur kurz, in dem Sinne das ich einen Beruf mit einer Tätigkeit im Sinn hatte. In den letzten Jahren der Schule wusste ich vielmehr, was mir liegt: Wissen erwerben und weitergeben.

Zu der Zeit war es auch so, dass man im Spacelab maximal für eine Woche bis 10 Tage im Orbit bleiben kann. Dafür mehrere Jahre der Vorbereitung – nein danke. Heute sind auf der ISS 180 Tage Standard, bald werden es für jede zweite Besatzung 360 Tage sein, weil die Russen wieder Touristen befördern wollen. (Eigentlich müsste das nicht sein, denn schließlich kommen ja bald die mit CCDev geförderten Vehikel und dann müssten die armen Russen nicht mehr die Amis für 63 Millionen Dollar pro „Sitz“ befördern, sondern könnten sich dann voll auf das Transportieren von Touristen für 25 Millionen pro Sitz konzentrieren….)

Trotzdem wäre es mir auch bei 180 Tagen nicht die Mühe wert, denn so toll ist die Arbeit da nicht. Die meiste Zeit verbringen Astronauten nicht mit dem Forschen, sondern dem Reparieren und Sport Treiben, damit die Muskeln nicht allzusehen abbauen. Selbst wenn, dann ist die Forschungsarbeit nicht so der Renner. In einer Fernsehsendung kam folgende Geschichte. Ein Astronaut berichtete ganz stolz auf einem Seminar von Materialforschern, dass es auf der ISS gelungen sei, Proteinkristalle mit 99,7% Reinheit zu züchten. Nach dem Vortrag zog ihn einer der Anwesenden Forscher zur Seite und meinte. „Übrigens in unserem Labor sind wir derzeit bei 99,95% Reinheit“….

Was mich viel mehr jucken würde, wäre die Mitarbeit an einer Raumsonde. Wenn diese funktioniert und wirklich neue Ergebnisse liefert, das wäre etwas worauf ich stolz sein könnte. Auf die Arbeit als Astronaut, könnte ich nicht stolz sein, vor allem wenn ich weiß, was rauskommt und was sie kostet. Bei der ESA ist das gut bezifferbar. 2010 machte der Posten Human SpaceFlight 19% des ESA Haushaltes von 1,52 Milliarden Euro aus, also 289 Millionen. Dafür gibt es alle zwei Jahre einen Flug zur ISS mit 180 Tagen. Der Aufenthalt eines Astronauten kostet also 578 Millionen Euro, das ist in der Größenordnung eines teuren Planetenmission oder zweier einfacher oder drei Forschungssatelliten.

Trotzdem konnte sich die ESA nicht vor Bewerbungen retten als sie 2008 nach neuen Astronauten suchte 8413 Bewerbungen für glaub ich 6 Personen, wobei bei dem derzeitigen Zyklus, (einer alle zwei Jahre( der letzte erst 2026 zur Station gelangt – wenn sie dann noch im Orbit ist. Ich weiß nicht was daran so faszinierend ist. Das man danach berühmt ist, kann man sich weitgehend abschminken. In den USA konnte man sich die Astronauten noch merken, bis das Shuttle startete. danach waren es durch mehr Flüge und mehr Besatzungsmitglieder bald so viele, das es schwer wurde. Dazu fehlten die sensationellen Missionen die es noch bei Gemini und Apollo gab. Innerhalb von Deutschland oder europa haben wir ja viel weniger Astronauten, da könnte man sich die wenigen noch merken. Doch wenn ich mir mal die deutschen Astronauten anschaue, da konnte keiner seinen Rum versilbern. Die meisten blieben in der Raumfahrt. Walther und Messerschmidt lehren heute das Fach, Reiter und Merbold haben die Astronautenausbildung geleitet.

Aber etwas positives hat es: Anders als in den USA hat man in Europa nur Chancen Astronaut zu werden, wenn man eine naturwissenschaftliche ode technische Ausbildung an einer Hochschule mit mindestens Masterabschluss hat. In den USA ist es noch immer so, dass die meisten aus dem Militär kommen und vorher Pilot waren. (Spätestens mit dem Space Shuttle, das ohne Computerunterstützung auch von einem Piloten nicht lenkbar ist, hat diese Vorausbildung ihren Sinn verloren). Der Wunsch Astronaut zu werden mag dann den einen oder anderen der 8413 Bewerber dazu bewegt haben ein naturwissenschaftliches der technisches Studium zu beginnen, anstatt etwas anderes zu studieren. Das sehe ich als wichtigsten positiven Aspekt des Berufwunsches Astronaut.

3 thoughts on “Traumberuf: Astronaut?

  1. Wenn ich mich jetzt nicht ganz täusche (hab gerade keine Lust, das nachzusehen) dann sind die 6 oder 8 Leute, die den Astronautenposten bei der ESA bekommen haben, aber auch Militärangehörige, die meissten davon auch Piloten bei der Luftwaffe ihres Heimatlandes. Und soweit ich mir mal die Biografien der Leute angesehen habe, die die NASA zur ISS schickt, haben die auch alle einen Hochschulabschluss in einem Naturwissenschaftlichen oder technischen Fach. Auch die, die vom Millitär kommen. Es hat bei der NASA aber durchaus Vorteile, selber auch Pilot zu sein. Denn dann kann man die kleine 2-Sitzige Maschiene (ich meine, eine T-38), mit der die Leute zwischen Houston, Kennedy Space Center, Edwards Air Force Base usw. hin und her fliegen, selber steuern.

  2. Das Leute aus dem Militär dabei sind, ist nichts ungewöhnliches. Auch Reiter ist ja Bundeswehrpilot gewesen. Aber das Verhältnis ist in den USA schon deutlich anders. Dort kommen die meisten aus dem militärischen Bereich und der Abschluss ist dann auch geringer. Wer sich bei der ESA umschaut so ist Master das kleinste, die meisten haben einen weiteren wie Doktor. in den USa haben dagegen viele nur einen Bachelor und eben die Militärausbildung.

    Da sie nun ja nach Kasachstan fliegen müssen nützen ihnen die T-38 auch nichts, zumal das ja nicht unriskant sind, schon während des Gemini Programms kamen drei Astronauten bei Flügen in den T-38 ums Leben.

  3. Alexander Gerst (der deutsche Kandidat) war nicht bei der Bundeswehr, er hat Zivildienst geleistet. Studiert hat er Geowissenschaften.

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