Vergrößerung bei Teleskopen
Viellicht hat es der eine oder andere ja schon bemerkt, ich habe auch ein paar Seiten mit Tipps für das erste Fernrohr. Was mir immer wieder auffällt, ist wie viele Leute nur nach den Angaben schauen z.B. der angegebenen Vergrößerung, die bei manchen Exemplaren enorm hoch ist, weitaus höher als bei teureren, größeren Geräten.
Also was ist die maximal sinnvolle Vergrößerung und was muss ich beachten?
Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Nimmt man die optischen Gesetze, so sollte die beste Vergrößerung dann vorliegen, wenn das Verhältnis zwischen Durchmesser der Teleskopoptik und dem optischen System des Auges erreicht ist. Doch während bei Teleskopen der Durchmesser konstant ist, ist er beim Menschen variabel. In der Dunkelheit wird die Pupille bis auf das Maximum geöffnet sein, dass sind bei Kleikindern rund 8 mm, es nimmt dann erst auf 7 mm bei Erwachsenen ab, bleibt bei dem Wert ziemlich lange um bei Älteren noch weiter abzusinken auf manchmal nur 4-5 mm.
Allerdings, und dass ist auch eine Eigenschaft des Auges: wir sehen nicht überall gleich scharf. Wenn wir durch ein Okular sehen, so nehmen wir nur den Teil wahr, denn wir gerade mit dem gelben Fleck, dem schärfsten Teil der Netzhaut fixieren. Nur so groß muss die Austrittspupille des Okulars sein, und diese Zone ist schon bedeutend kleiner.
In der Praxis hat man natürlich schon vor einiger Zeit durch versuche ermittelt welche Vergrößerung am geeignetsten ist. Man kann auf einen Wert der dem Optikdurchmesser in Millimetern entspricht, also bei einer 100 mm Optik 100-fach. Das korrespondiert damit dass man auch für das menschliche Auge bei der Berechnung der Auflösung von einem Äquivalent einer Linse von 1-2 mm Durchmesser ausgeht.
Was passiert jenseits dieses Werts? Also nehmen wir mal an wir haben ein 100 mm Teleskop und können 50-fach, 100-Fach, 200-fach vergrößern. Nun das 50-fache Bild ist sehr scharf, es liegt ja noch unterhalb der Auflösung des Auges, das 100-Fache sollte nun maximal viele Details zeigen und das 200-fache wird nun unschärfer, die Details werden aufgeblasen und verlieren an Kontrast. Vor allem wird auch das Bild immer lichtschwächer denn ein immer kleinerer Ausschnitt wird formatfüllend dargestellt. Das ist auch ein Grund warum kleine Vergrößerungen Sinn machen. Nicht nur beim Suchen wo das Objekt genau ist braucht man es. Viele Dinge sind so lichtschwach, aber ausgedehnt, dass man sie besser mit niedriger Vergrößerung ansieht.
Ein zweites Limit ist wie schon erwähnt der Durchmesser der Optik. Wenn diese 60 mm Durchmesser hat macht eine Vergrößerung um den Faktor 200 keinen Sinn, die Optik kann die Details nicht auflösen die man bei dieser Vergrößerung sehen kann. Nach meiner Erfahrung kann man mit der Vergrößerung noch etwas höher als bei dieser Faustregel (Optikdurchmesser in mm) gehen, aber beim Faktor 1,3 würde ich den Schlussstrich ziehen.
Welche Alltagsfolgen hat das?
Man sollte sich einen kleinen Okularsatz anschaffen, der zwischen der maximal sinnvollen Vergrößerung und der Maximalöffnung der Pupille liegt. Also zwischen 1 mm und je nach Alter 6-8 mm. Die Brennweiten der Okulare kann man durch Multiplikation des Pupillendurchmessern mit dem Blendenwert (Brennweite/Öffnung) des Instrumentes erhalten, also bei einem Newton mit 114 mm Durchmesser und 900 mm Brennweite beträgt er 7,9, oder gerundet 8. Das ergäbe dann Okulare zwischen 8 und 48 bis 64 mm Brennweite. Üblich sind drei bis vier Stück die sich in der Vergrößerung um den Faktor 2-3 unterscheiden, so wäre eine solche Reihe z.B. 8,16,32,64 oder eben, gerundet weil es im Handel diese Brennweiten nicht gibt: 8, 15, 30,60.
Wer einmal Okulare selbst in der Hand gehalten hat, weiß eines: Das Einblickverhalten wird um so besser je größer sie werden, sie werden aber auch immer teurer und schwerer. Das hängt zusammen. Die Pupillenlinse wird immer größer, sodass es leichter ist sie „zu treffen“ und auch die Feldlinse, also die, in der Steckhülse, wächst mit. Normale Okulare, also welche mit Gesichtsfeldern unter 60 Grad (darüber spricht man von Weitwinkelokuklaren) können in der 1,25 Zoll Bauform maximal eine Feldlinse 30 mm unterbringen, das entspricht dann einer Brennweite von 32 bis 35 mm. Darüber hinaus braucht man eine 2 Zoll Steckhülse. Das macht das Okular teuer und schwerer und eventuell passt es nicht mehr ans Teleskop weil es nur einen 1,25 Zoll Anschluss hat, oder das Gewicht überfordert die Montierung,
Will man den Bereich der finanzierbar ist ausnutzen, aber bei großen Vergrößerungen noch einigermaßen komfortabel sehen, so kommt man leicht drauf, dass das ideale Öffnungsverhältnis etwa 6, maximal 5 ist. Dann kommt man auf einen Satz mit 35 mm, 20 mm, 10-12 mm und 5-6 mm Brennweite, Alles im 1,25-Zoll Format. Langbrennweitige Instrumente erfordern teuere 2 Zoll Okulare und kurzbrennweitige haben dann bei großen Vergrößerungen sehr kleine Linsen und ein unangenehmes Einblickverhalten.
Manche Hersteller sparen hier und legen eine Barlow-Linse bei, das ist eine Vergrößerungslinse um den Faktor 1,5 bis 3 je nach Brennweite. So kann man aus zwei Okularen 4 machen, wenn die Brennweiten gut abgestimmt sind. Ich halte davon nicht so viel. Man muss immer zwei Linsen wechseln und eine Linse mehr im Strahlengang bedeuten mehr optische Fehler.
Das zweite was die Vergrößerung limitiert ist die Luftunruhe. Nur selten ist die in Deutschland so gut, dass man mehr als Details von 1 Bogensekunde wahrnimmt und dann auch nur für kurze Zeit. 1 Bogensekunde erreicht schon ein Instrument mit 120 mm Öffnung oder eben 120-facher Vergrößerung mehr macht dann auch bei einem großen Instrument keinen Sinn. Es hat übrigens lange gedacht bis sich diese Erkenntnis durchsetzte. schaut man in den Aufzeichnungen von Herschel rein, Si hatte er Okulare mit Vergrößerungen vom Faktor 227 bis 2010! Bei der Entdeckung benutzte er 227-fach, 463 und 927-fach. Er benutzte ein Teleskop mit 6,2 Zoll Öffnung, das sind 158 mm, also 160 fach, vieleicht auch die 227-fach wären die maximale sinnvolle Vergrößerung. So verwundert es nicht, dass er Uranus zuerst als „verwaschenen “ Fleck beschreibt….