Zum Mars bis Ende 2024?

Trump hat sich mal wieder in Szene gesetzt. In einer Life-Schalte zur ISS fragte er die Astronautin Peggy Whitson, bis wann man auf dem Mars landen könnte. Ich fasse mal die wesentlichen Teile im Originalton zusammen:

Teump: “What do you see a timing for actually sending humans to Mars?”

Whitson: “Well, I think as your bill directed, it will be approximately in the 2030s,“Unfortunately, spaceflight takes a lot of time and money, so getting there will require some international cooperation to get it to be a planet-wide approach in order to make it successful, just because it is a very expensive endeavor, But it so worthwhile doing.”

Trump: “Well, we want to try and do it during my first term or, at worst, during my second term, So we’ll have to speed that up a little bit, okay?”

Später ergänzt: “I’m very proud that I just signed a bill committing NASA to the aim of sending America astronauts to Mars. So we’ll do that. I think we’ll do it a lot sooner than we’re even thinking.”

Also zum Mars noch während der ersten Amtszeit, spätestens wenn er im Januar 2025 den Stuhl räumen muss (vorausgesetzt er wird wiedergewählt).

Wie wahrscheinlich ist das?

Nun man nähert sich dem wohl am besten mit Vergleichen und da fallen mir zwei Projekte ein. Das eine ist Apollo und das andere ist die ISS. Apollo unterscheidet sich sehr stark von der heutigen Situation und auch heutigen Projekten. Apollo war zeitbegrenzt, nicht budgetbegrenzt. Es gab eine Deadline. Das führte dazu, dass die ersten Kontrakte schon im Mai 1961 kurz nach der Rede von Kennedy abgeschlossen wurden, dabei gab es noch gar kein Budget für Apollo, das folgte erst ein Jahr später. Das ist auch das Problem von Trumps Deadline: das Budget für 2017 ist durch, vor 2018 beginnen also keine Gelder zu fließen. Dann in weniger als sieben Jahren zu landen, ist noch utopischer als das Apolloprogramm, das acht Jahre Zeit hatte.

Das zweite ist die Ausgangsbasis. Als Kennedy das Programm ankündigte, hatte noch kein US-Amerikaner das Weltall erreicht. Die Träger hatten hohe Ausfallraten. 1960 starteten die USA 31 Träger, 18 davon waren erfolgreich, also weniger als zwei Drittel. Satelliten arbeiteten einige Wochen lang. Heute ist die Ausgangsbasis viel besser: Wir haben Raketen die 70 oder mehr erfolgreiche Flüge in Folge haben. Satelliten sind für Jahrzehnte Operation ausgelegt. Wir haben in der bemannten Raumfahrt Erfahrungen mit bis zu einem Jahr im Weltall, haben eine Raumstation seit über einem Jahrzehnt in Betrieb und mehrer Generationen bemannter Raumfahrzeuge entwickelt. Apollo wurde selbst für die damalige Zeit enorm teuer. Das lag daran, dass Sicherheit oberste Priorität hatte, aber alles erst neu entwickelt werden musste. Sicherheit ist kein Problem, wenn man (wie heute) Bewährtes einsetzen kann, dessen Zuverlässigkeit man kennt oder zumindest auf das benötigte Level anheben kann. Wenn man alles neu entwickelt, so muss man viel Testen, erproben, Lösungen umwerfen. Das Buch, das ich gerade über die Entwicklung des Mondlanders lese, ist voll davon. Man sieht es dann an den Kosten. Der erste Kontrakt für 10 LM mit Grumman hatte einen Umfang von 390 Millionen Dollar, schließlich kosteten 12 LM 2,214 Mrd. Dollar. Besonders teuer wurde die Saturn V, sie machte auch den Löwenanteil der Entwicklungskosten aus. Hier war der Stand der Technik und das geforderte Zuverlässigkeitslevel am weitesten auseinander und das bei einer komplett neuen Rakete, die zwanzigmal größer als die größte im Einsatz befindliche sein sollte. Bei Atlas und Delta dauerte es Jahre, bis die Raketen so oft geflogen waren, bis man alle Kinderkrankheiten und Designfehler gefunden hatte. Die Zeit hatte man bei der Saturn V nicht, also machte man viel mehr Tests als bei allen anderen Raketen vorher. Enorm viele Triebwerke wurden nur für Tests gefertigt und das setzte sich dann mit den Stufen fort.

Auf der einen Seite haben wir also heute eine bessere Ausgangsbasis. Die SLS ist in der Entwicklung. Sie basiert auf vorhandener, erprobter Technik. Sie könnte also bald zum Einsatz kommen. Sie ist nur budgetbegrenzt, sprich mit dem Budget, dass es gibt, dauert es eben lange bis sie einsatzbereit ist. Wir haben auch Erfahrungen mit dem Betrieb einer Raumstation und damit einer Behausung für die Astronauten, sowohl auf der Reise zum Mars, wie auch zurück. Lebenserhaltungssysteme sind viel weiter geschlossen als vor einigen Jahrzehnten. Wasser und Kohlendioxyd werden heute recycelt. Was komplett fehlt, ist eine Technologie wie wir eine große Raumstation auf dem Mars landen den dazu nötigen Hitzeschutzschild bei heutiger massiver Technologie bringen wir in keiner Trägerrakete unter. Entfaltbare Hitzeschutzschilde stecken noch in den Kinderschuhen. Das gesamte wissenschaftliches Equipment muss noch entwickelt werden. Auf dem Mars wird man Monate sein. Da sind die Experimente nicht einige Bohrer und Geologenhämmer, sondern schweres Großgerät. Bohranlagen, fahrbare Caravans als mobile Labors wurden schon vorgeschlagen. Das zu entwickeln kostet Zeit und Geld.

Die ISS zeigt sehr deutlich, wie heute entwickelt wird. Man hat an ihr erst mal Jahre lang rungeplant, vor allem, weil sie immer zu teuer war. Auch später war das Budget nicht wahnsinnig hoch, sodass auch der Aufbau Jahre dauerte. Nun ist sie im Betrieb und wird regelmäßig angeflogen. Die ISS zeigt, wie internationale Zusammenarbeit geht.

Die Marsexpedition soll auch international sein, doch dann dürfte, wegen der notwendigen Verhandlungen, wer was baut und den gegenseitigen Absprachen das Projekt noch länger dauern. Wenn man schnell zum Mars will, würde ich als Verantwortlicher eher drauf verzichten. Aus Nasa-Sicht spricht auch das Budget dafür. 75% des westlichen Teils der ISS wird von der NASA finanziert. Der russische Teil ist dann nicht die andere Hälfte, sondern von der finanziellen Beteiligung eher noch kleiner als der ESA Anteil. Kurzum: Würden die USA es alleine stemmen, sie würden vielleicht ein Drittel mehr aufwenden müssen, denn auch China oder Indien investieren nur wenig in bemannte Raumfahrt.

Das Grundproblem, das wir bei allen Marsplänen haben, ist das heute alles darauf hinausläuft die Startmasse zu senken. Das heißt, man sucht nach leichtgewichtigen Materialien oder alternativen Prozessen. Geschlossene Kreisläufe im Lebenserhaltungssystem sollen den Bedarf an Wasser und Gasen senken. So was muss dann aber auch über Jahre an der ISS erprobt werden, denn fällt es auf dem Weg zum Mars aus, so ist das gleichbedeutend mit dem Tod der Besatzung. In die gleiche Kerbe schlagen die Pläne für die Treibstoffgewinnung auf dem Mars. Auch das dient dazu Masse zu sparen. Anlagen dafür gibt es aber nicht. Ihre Entwicklung kostet Geld und sie braucht Zeit.

Ich halte dieses Konzept für falsch. Das ist ein Relikt von Apollo, als die Nutzlast der Saturn V schon beim Entwurf feststand, die Raumfahrzeuge aber während der Entwicklung zu schwer wurden und man viel Geld aufwandte, um Gewicht einzusparen.

Kosteneffizienz

Mein Gegenentwurf: Die Gesamtkosten sollten gering sein. Eine SLS kostet 1 Milliarde Dollar pro Start. Mit einer Oberstufe wird sie etwa 100 t in den Orbit bringen. Marsexpeditionen haben je nach Konzept eine Startmasse von 600 bis 1000 t in den LEO erfordern, also 6-10 Starts. Sprich Startkosten von 6-10 Milliarden Dollar. Mein Ansatz: anstatt das man Jahre lang an einem Umweltkontrollsystem forscht, nimmt man das, was man heute hat und das funktioniert und führt dafür mehr Wasser und Sauerstoff mit sich. Das sind vielleicht 10 kg pro Person und Tag, bei 6 Astronauten und 1000 Tagen Missionsdauer dann 60 t, die erst zum Mars gebracht werden müssen, was die Masse auf 200 t im LEO anhebt – kostet 2 Milliarden mehr, dieser Missionsaspekt, die Lebenserhaltung als wichtigster Punkt, ist aber damit erledigt. Analog: bevor ich eine Anlage für die Treibstoffgeneration entwickelte führe ich einfach genügend Treibstoff mit. Anstatt das ich nun nach Technologien für große entfaltbare Schilde suche, starte ich eben mehrere kleinere Labors deren Schilde noch komplett in die 10 m Verkleidung einer sLS passen. Dann gibt es eben mehrere kleine Labors oder Wohneinheiten anstatt einer großen. Auch das wird schwerer sein, die entfaltbaren Hitzeschutzschilde werden leichter sein.

Der springende Punkt: Planung und Entwicklung kostet auch Zeit. An der ISS hat man Jahre geplant. Nach 3 Jahren hatte man erst den ersten Entwurf fertig. Alleine für diese Umplanung hat man Milliarden aufgewandt. Die Entwicklung kostet bei jedem Raumfahrtprojekt mehr als der Bau. Bei Apollo kostete eine Mission anfangs 350 Millionen Dollar, ab Apollo 15 dann 420 – 450 Millionen (mehr Ausrüstung, LM der zweiten Generation). Das gesamte Projekt aber rund 24 Milliarden. Bei 11 Missionen entfielen also nur ein Sechstel der Gesamtkosten auf die Flüge. Daher glaube ich, das man bei einem Low-Tech-Low Risk Ansatz zwar mehr SLS braucht, aber in der Summe billiger wird (zumal sich der Preis der SLS auch auf 1 Start alle zwei Jahre bezieht – bei einem Marsunternehmen reden wir von mindestens 6 Starts in zwei Jahren, eher 10-14 Stück.

Fazit

Könnte es die NASA bis Ende 2024 schaffen? Selbst wenn man als Termin den Abflug und nicht Rückkehr oder Ankunft definiert, eher nicht. 2024 gäbe es ein Startfenster zwischen September und November je nach Bahntyp (Hohmann I/II). Aber sieben Jahre von der Idee bis zum Abflug? So lange braucht man heute schon für eine unbemannte Mission. Wenn die NASA heute die Mission ausschreibt, dann gehen zwei Jahre ins Land, bis die Aufträge vergeben werden, auch weil das Geld erst im nächsten Jahr fließt. Bei Apollo waren alle Kernaufträge bis auf das LM ein Jahr nach Kennedys Rede abgeschlossen. Dann braucht man noch Jahre der Entwicklung. Das Space Shuttle brauchte schon 9 Jahre vom Abschluss bis zum Erstflug. Ihm gingen drei Jahre der Planung voraus. An der SLS werkelt man auch seit 2011, sechs Jahre und nächstes Jahr soll der Jungfernflug sein – bei einem System, bei dem eigentlich nur die Struktur der Zentralstufe neu ist. Die Booster wurden schon vorher für die Ares getestet und basieren auf den Shuttle SRB, die Triebwerke sind Shuttle SRB und die Oberstufe eine Delta DCSS.

Apollo war teuer, dadurch das es zeitlimitiert war, aber das Gegenteil davon, das man mit niedrigem Budget über Jahrzehnte vor sich hinwerkelt bringt auch nichts. So verbrennt man nur Geld, nicht nur in der Raumfahrt, Stuttgart 21, Elbphilamonie und Flughafen BER sind auch Beispiele aus dem Baubereich, wo Projekte um so teurer werden, je länger man an ihnen arbeitet. Ich denke, wenn man einen Mittelweg beschreitet, in dem man die Gesamtkosten minimiert, dann kommt man einen Zeitraum von 8-10 Jahren bis zum Start. Das wäre eine Frist, die ich für sinnvoll halte. Würde 2018 das Geld fließen, dann wäre ein Start 2026 bis 2028 möglich. Die NASA setzt 15 Jahre an, das entspricht dem Zeitpunkt zwischen erstem ISS Budget und Fertigstellung des US-Kerns. Dies orientiert sich also an den Zeiträumen, die schon bei der ISS üblich sind.

17 thoughts on “Zum Mars bis Ende 2024?

  1. Letzten Endes wird es wohl wieder darauf hinauslaufen, daß man so ein Großprojekt durch Kürzung des NASA-Budgets „finanzieren“ will. Wäre ja nicht das erste Mal.

  2. Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Der ISS Betrieb ist bis 2028 beschlossen. Das wäre der dickste Posten und die unbemannte Raumfahrt. 2017 macht Science nur 5 Mrd. aus, bemannte Raumfahrt schon 8,4 Mrd. Da kann man nicht mehr viel in die bemannte Raumfahrt verschieben bzw. Für eine Marsmission bis 2024 reicht es nie und nimmer.

  3. Ich halte es dennoch für möglich. Der Punkt ist das Geld. Eigentlich sind alle Entwicklungen, die für einen Flug zum Mars nötig sind, längst gemacht. Das einzige, was neu entwickelt werden müsste, wäre der Marslander-/Aufstiegststufe. Für den Flug selbst könnte man Module auf Basis der ISS verwenden. Legt man die „Station“ so aus, das sie rotieren und dadurch Schwerkraft erzeugen kann, muss man sich auch weniger Gedanken wegen Knochenschäden durch die drei Jahre Schwerelosigkeit machen. Eine Orion-Kapsel übernimmt die Landung auf der Erde nach der Mission. Bekommt man kurzfristig das nötige Budget, ist der Termin zwar immer noch sehr ambitioniert, aber durchaus noch möglich.

    Dann ist nur noch die Frage der Besatzungszusammenstellung zu klären. Das sinnvollste wäre in meinen Augen, drei Paare einzusetzen. Vorteile: Die Astronauten/innen müssen nicht auf Sex verzichten und das Gefühl der Einsamkeit ist weniger stark ausgeprägt, weil die wichtigste Bezugsperson mit an Bord ist. Allerdings müsste dann die NASA über ihren Schatten springen und zugeben, das die Besatzung im All Sex hat. Ob dafür das prüde Amerika schon reif ist?

  4. Präsident Trump sollte das Geld für kindische Fantasterien im Weltraum sparen und die echten Probleme der USA angehen. Bildung und Gesundheitssystem sind die letzten 10 -15 Jahre völlig vernachlässigt worden. Die Infrastruktur dieses Landes benötigt eine dringende Sanierung. Bei diesen Investitionen entstehen viele Arbeitsplätze und ein direkter Nutzen für den Steuerzahler. Von weltfremden Spielchen im Weltraum haben die Wenigsten etwas.

  5. Wenn Trump sparen will, dann soll er dort anfangen, wo es wirklich sinnvoll ist, beim Militär! Gemessen daran, was jedes Jahr ins Militär und die Rüstung gesteckt wird, fallen die Kosten eines Marsprojekts kaum ins Gewicht! Zudem schafft auch ein Marsflugprojekt eine Menge neuer, hochqualifizierter Arbeitsplätze.

  6. Hinterfragt man kritisch den Nutzen von Raumfahrt, kommen immer nur ausweichende Antworten. Natürlich sind Ausgaben hinsichtlich Militär oder Befestigung der Staatsgrenze stark fragwürdig. Selbstverständlich müssen gerade diese Ausgaben runter gehen. Das macht aber die Steuermittelverschwendung bei der Raumfahrt nicht besser. Diese Steuergelder wären aus Sicht Derjenigen die es bezahlen besser in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Infrastruktur ausgegeben. Dort herrschen auch die grössten Defizite in diesem Land.

  7. Wer Off-Topic Einwürfe zu deinem einzigen Thema macht, muss sich über contra nicht wundern. In dem Blog geht es schließlich nirgendwo über eine Finanzierung des Marsprogramms oder auch nur das es eines gibt, sondern nur in welcher Zeitfrist eines durchgeführt werden könnte, wenn es den eines geben würde.

    Du unterstellst das es für ein Marsprogramm ausgegeben wird. Gerade das ist aber nicht der Fall, das ist nur eine Bemerkung von Trump. Es gibt keinerlei Mittel für eine Marslandung also kann man auch keines einsparen.

    Der Bau der Mauer ist aber beschlossen und das höhere Militärbudget auch. Da kann man also konkret Geld einsparen.

    Virtuelles Geld das man nie vorhatte auszugeben kann man auch nicht in Bildung und Gesundheit stecken. Die Gesundheit wird nach Abschaffung von Obama-Care ja noch mehr leiden und ich sehe vor allem großen Handlungsbedarf an Bildung, schließlich ist Trump ja von den Amis gewählt worden.

  8. Der gefährlichste, weil bisher in dieser Form unerprobte Punkt der Mission ist aus meiner Sicht die Landung und insbesondere die unangenehmen Eigenschaften der Marsatmosphäre (Stürme, Staub und starke Dichteschwankungen): Zu dünn um Aerobraking wirklich gut und berechenbar zu gewährleisten, aber zu dicht um eine relative einfach zu konstruierende Landefähre für Vakuum a la Apollo verwenden zu können.

    Die Idee, es mit mehreren kleinen Landemodulen zu versuchen hätte den Vorteil, dass man eine kleinere unbemannte Testmission mit nur einem Landemodul inklusive Rückkehr vorab durchführen und Erfahrungen mit dem Lander sammeln könnte. Sinnvollerweise dann gleich mit Probenrückführung.
    Allerdings würde das dann die Hauptmission um mindestens ein Startfenster nach hinten verschieben.

  9. 1) Trump redet viel wenn der Tag lang ist, um sich als „Macher“ zu präsentieren. (Der er nicht ist, seinen ersten 100 Tage waren ein Desaster.)

    2) Ist er vielleicht schon nächstes Jahr nicht mehr im Amt. (Einige Analysten halten das für durchaus möglich.)

    Ansonsten:

    Dein „Keep it simple“ Konzept klingt gut und wird schon allein deswegen (leider) kaum Chance aus Realisierung haben.
    Schon allein Ruck auf die NASA „neue“ Technologie zu entwickeln wird hier sicher einiges verteuern.

  10. Ein bisschen OT: So wie es gerade Ost-Asien aussieht, sind wir wohl dem WK III näher als einem bemannten Flug zum Mars.
    Da bleibt dann eh kein Geld mehr für die zivile Raumfahrt übrig – interessiert auch keinen mehr. Erst recht nicht einen bemannten Marsflug in 7 Jahren.

    Das größte Hindernis ist m.E. auch nicht technischer, sondern gesellschaftlicher Natur. Es interessiert halt keinen – weil das Geld kann man doch für „Besseres“ investieren 😮

  11. @Peter Langer
    Auch wenn die NASA das aufbauscht: eine Landung auf dem Mars ist relativ einfach. Die aerodynamische Abbremsung ist leichter als bei der Rückkehr zur erde, dann Fallschirmabstieg wie auch auf der erde erprobt. Das letzte ist es die relativ hohe Restgeschwindigkeit dann durch Triebwerke abzubremsen. Das erreichte man schon bei Viking durch eine einfache Feedbacksteuerung (je höher die Geschwindigkeit desto höher der schub der Triebwerk). Wenn da was schiefgeht, dann weil man meist beim Landeprogramm betrieb (Schiaprelli) oder beim Ausfahren der Beine (MPL).
    Ich sehe die Herausforderungen eher bei der Stromversorgung auf der Marsoberfläche. Man hat einen höheren Strombedarf im Marsorbit (Heizen, Strom für Akkus von Gerätschaften) gleichzeitig steht die Sonne aber meist schräg und man hat weniger Zeit. Mit Solarzellen müsste man große Flächen von Hand in relativ kurzer Zeit aufbauen. Kernreaktoren für die Stromversorgung gibt es in der benötigten Klasse von einigen Dutzend bis 100 kW nicht zumindest nicht mit dem Gewicht das tolerierbar ist.

  12. Hallo!
    Die Replik verstehe ich jetzt nicht ganz:

    Hier beschreibst Du selbst unter der Überschrift „Aerocapture“ genau die Schwierigkeiten und Risiken

    https://www.bernd-leitenberger.de/flug-zum-mars3.shtml

    Wenn man bedenkt, dass curiosity als bisher schwerster Lander (unbemannt ohne Rückstart) gerade mal 900kg wog, erscheint es mir sehr gewagt die Landung eines vielfach schwereren Geräts als „relativ einfach“ zu bezeichnen.

    Zudem kann ich mir kaum vorstellen, dass die NASA so etwas ohne unbemannte Testmission macht.

  13. Es geht wenn man meinem Ansatz folgt, auch ohne aerocapture, so wie bisher auch alle unbemannten Sonden sich erst abgebremst haben. Gerade das meine ich ja: Startmasse höher, weil Treibstoff benötigt, dafür aber Mission bald möglich und ohne vorheriges Erproben.

  14. „Die aerodynamische Abbremsung ist leichter als bei der Rückkehr zur erde, dann Fallschirmabstieg wie auch auf der erde erprobt. Das letzte ist es die relativ hohe Restgeschwindigkeit dann durch Triebwerke abzubremsen. “

    Du schlägst vor viele kleine Module für die Basis zu landen und gleichzeitig Fallschirme als landehilfen zu nutzen? O.o

  15. Technologisch ist die bemannte Marslandung kein Problem. Die Probleme liegen eher im sozialen Bereich: Schaffen es die USA, die nötigen 20.000 bis 50.000 Angestellten für das Projekt „Marsmission“ zu finden, die alle diese Mission auch wirklich wollen? Und selbst wenn alle Beteiligten bei der Einstellung einen Lügendetektortest durchlaufen müssen, mit dem ihre patriotische Einstellung geprüft wird: Bleiben alle Angestellten auf Linie, selbst die folgenden:

    * Der Design-Ingenieur, Einwanderer aus Europa in fünfter Generation, der miterleben muss, wie seiner Tante wichtige Behandlungen im Krankenhaus verweigert werden, weil Trump Obamacare rückabgewickelt hat, und sie nun nicht mehr versichert ist?
    * Die Putzfrau, ursprünglich Iranerin, verheiratet mit einem Amerikaner, damals ursprünglich eingereist mit einem gefälschten Pass, die sich nun wegen der Visadekrete nicht mehr traut, ihre Familie im Iran zu besuchen, obwohl sie sich so sehr auf diesen Besuch gefreut hat und sie drei Jahre dafür gespart hat?
    * Die Wissenschaftlerin, die miterleben muss, wie die „Alt Right“ zunehmend die Frauenrechte mit Füßen tritt, und die Trump-Administration nichts dagegen unternimmt?
    * Der Produktions-Ingenieur, den es betroffen macht, dass sein Studienfreund, der damals nicht zur NASA, sondern zur EPA gegangen ist, nicht mehr frei forschen kann und auch seine wichtigen Ergebnisse nicht mehr publizieren kann?

    Wir kennen ja alle die Geschichten von vergessenen Putzlappen (Ariane Flug 36), falsch herum eingebauten Beschleunigungssensoren (Proton Flug 535-43) oder im falschen Einheitensystem („pound force“ statt Newton) eingegebenen Zahlenwerten (Mars Climate Orbiter). Wir wissen jeweils nicht, ob es Dummheit oder Sabotage war. Aber die Vorfälle zeigen, wie einfach Einzelpersonen, die nicht 100% bei der Sache sind, das Gesamtprojekt gefährden können! Klar kann man solchen Problemen mit zusätzlicher Kontrolle zuvorkommen. Nur: Wer kontrolliert den Kontrolleur?

    Dabei sind die vorgenannten Fehler/Sabotageakte nur die Spitze vom Eisberg. Um eine bemannte Marsmission um viele Monate oder gar Jahre zurückzuwerfen, reicht es beispielsweise, wenn ein Systemverwalter vorgibt, bei der Kontrolle der Logfiles der letzten Jahre „Spuren verdächtiger Aktivitäten“ samt „Hinweisen auf die Manipulation von Software und Design-Spezifikationen“ auf einem zentralen Fileserver gefunden zu haben. Der folgende Design-Audit, um auszuschließen, dass ein fremder Geheimdienst manipuliert hat, dauert sicher Monate. Findet man dabei irgendeine Entscheidung, die man heute nicht mehr nachvollziehen kann, und müssen danach kritische Raketenteile neu produziert und neu getestet werden, wird das Projekt möglicherweise um Jahre zurückgeworfen.

    Die russischen Raketen waren in den letzten Jahren wohl auch deswegen so unzuverlässig, weil die Ingenieure teuren, besonders hitzebeständigen Werkstoff geklaut und durch billigere Metalle ersetzt hatten: https://arstechnica.com/science/2017/01/russia-recalling-dozens-of-rocket-engines-sacks-head-motor-builder/
    Auch hier gilt: Manipulationswillige Ingenieure müssen gar nicht erst falsche Materialien verbauen und dadurch Menschenleben gefährden. Sie müssen einfach nur bei einem Triebwerk, das für einen Test bestimmt ist, am Abend vor dem Test einen Spritzer der richtigen Säure an der richtigen Stelle applizieren, um am nächsten Tag eine „wunderschöne“ Anomalie samt monatelanger Suche nach dem Fehler und monatelangem Wiederaufbau des Teststands zu verursachen.

    In Berlin klappt derzeit nicht einmal der Neubau eines Flughafens, vermutlich auch deswegen, weil viele der am Bau beteiligten Firmen und Arbeiter gar nicht willen, dass der neue Flughafen fertig wird, weil der alte aus der Stadt heraus viel besser erreichbar ist.

    Nun hat Trump die seit Jahrzehnten schlechtesten Zustimmungswerte eines neuen US-Präsidenten, und mit seinem bisherigen Regieren hat er sich in den für die Marsmission so extrem wichtigen Wissenschafts- und Ingenieurs-Communities nun wirklich keine Freunde gemacht… Daher gilt: Wenn eine vom US-Präsidenten initiierte Marsmission überhaupt klaptt, dann nur mit jahrelanger Verzögerung und dramatischer Kostenüberschreitung.

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