Nachrichten aus dem Paralleluniversum
Es gibt eine kosmologische Theorie, die behauptet, unser Universum wäre nicht das Einzige, das es gibt. Es gäbe vielmehr unendlich viele Paralleluniversen, in denen die physikalischen Gesetze anders sein können (meist der Fall) oder auch nicht. Aber selbst in denen, wo die physikalischen Gesetze die gleichen sind, kann durch die nicht deterministisches Verhalten der Welt sich die Universen unterschiedlich entwickeln.
Was also hat das zur Folge?
In den meisten Paralleluniversen gibt es keine Sterne und Galaxien. Doch selbst in dem kleinen Teil, in dem es Sterne und Galaxien gibt, also ähnliche physikalische Gesetze herrschen gibt es meist keine Erde. In einigen gibt es die Erde, doch oft ist sie ein Riesenplanet oder ein kleiner Felsbrocken. In noch weniger Paralleluniversen gibt es die Erde, wie wir sie kennen. Doch in einigen sind die Dinosaurier nie ausgestorben und heute die vorherrschende Spezies. In anderen hat Hitler den Krieg gewonnen oder Hillary Clinton die Präsidentschaftswahl. In ganz wenigen wird Deutschland von einer verantwortungsvollen Regierung verwaltet, welche die Probleme löst und die Leute sind mit ihr so zufrieden, dass die Abkürzung „AFD“ unbekannt ist.
Manchmal habe ich das Gefühl ich bin aus einem solchen Paralleluniversum nach hier verschlagen worden oder umgekehrt.
Fangen wir mal mit dem Breakxit an. Mays Plan wurde ja vor zwei Wochen abgelehnt, nun haben sie über gleich sieben Pläne abgestimmt und May hat die Mehrheit bekommen nachzuverhandeln. Das Pikante: die Probleme mit der derzeitigen Regelung drehen sich ja vor allem um den Status von Nordirland und was im Vertrag drinsteht, ist im Prinzip das, was May wollte. May will also das nachverhandeln, was sie ursprünglich wollte. Muss aus dem Paralleluniversum kommen, wo die Logik anders ist als bei uns. Das britische Parlament scheint in diesem Paralleluniversum auch der Meinung zu sein man könnte einen Vertrag „nachverhandeln“, etwas was ja auch Trump will, wenn er etwas für einen „Bad Deal“ hält. Außerdem meinen die Briten sie als eine Nation mit 50 Millionen Einwohnern könnten 27 anderen Nationen mit 480 Millionen Einwohnern Vorschriften machen. Das hat vielleicht zur Kolonialzeit geklappt, aber heute klappt das nur in einem Paralleluniversum. Dort scheint auch die Zeit anders zu verlaufen. Denn nun soll, damit man die Zeit zum Verhandeln hat – am 29.3.2019 ist Schicht im Schacht – England noch bis zum 31.12. Bestandteil der Union sein. Dumm nur, wenn man schon am 17.5.2019 das Europaparlament neu wählt. Die Engländer würden dann ein neues Europaparlament mitwählen, obwohl sie ja austreten wollen. Macht sicher in einem Paralleluniversum Sinn.
Aus dem Überfremdungs-Paralleluniversum
Das Zweite ist das größte Problem unserer Zeit. Nein, das ist kein Handelskrieg, der die Wirtschaft global schwächt, das sind nicht Arbeitslosigkeit, hohe Mieten, nicht finanzierte Renten oder Pflegenotstand. Es sind die Bedrohungen unserer Gesellschaft durch radikalen Islamismus. Gestern begann der Prozess gegen einen Flüchtling, der einen Arzt erstochen hat. Dann gab es eine große Schlagzeile wegen eines verhinderten Terroranschlags. Die Verhafteten probierten einen Anschlag mit Schwarzpulver. Doch schon eine Pistole war ihnen zu teuer. Die Behörden, die sie mit 200 Beamten überwachten, feierten das.
2017 gab es 405 Morde in Deutschland. Würde jeder Mord so wichtig sein wie der an dem Arzt, jeden Tag müsste da eine Meldung kommen. Aber die anderen Morde werden eben von Menschen mit hellerer Hautfarbe und helleren Haaren begangen. Das ist normal. Nur ist das Leben nicht dadurch sicherer. Ist es zu viel verlangt, wenn die Medien alle Menschen gleich behandeln? Wenn ihr nicht über jedes Tötungsdelikt berichtet, dann braucht ihr auch nicht über jedes Tötungsdelikt, das Ausländer verüben, berichten. Noch bizarrer sind die Terrorismusverdächtigen. Wenn jemand schon so unbedarft ist, dass er Schießpulver als Sprengstoff nutzen will, dann gehört der eher in die Volkshochschule als ins Gefängnis. Schiespulver ist ein lausiger Sprengstoff, es reagiert viel zu langsam. Selbst in Explosivwaffen wurde es schon vor über 100 Jahren durch modernere Stoffe abgelöst. Die Laienhaftigkeit sieht man daran, dass ihnen eine Pistole zu teuer war. Also nur mal zu Ende gedacht. Alle, die in Europa einen Anschlag verübt haben, wurden entweder erschossen oder sind lebenslang in Haft. Selbst wenn ihnen die Flucht gelingen sollte, braucht man dafür viel Geld. Aber für den Anschlag ist eine Pistole zu teuer? Sorry, aber nach dem Anschlag ist Geld euer kleinstes Problem.
Aber man hat 200 Polizisten dafür abgestellt, sie zu fangen. Einen Tag später höre ich von kriminellen Familienbanden, die wie die Mafia agieren. Alleine 50 soll es im Ruhrgebiet geben. Aber es gäbe nicht mal genug Ermittler um einen pro Familie abzustellen. Also 200 Polizisten hat man für zwei Terrorverdächtige und keine 50 für 50 kriminelle Organisationen? Wohl auch aus einem Paralleluniversum zu uns rübergepurzelt.
Mich wundert, dass ich nicht von Politikern die üblichen Äußerungen gehört habe. Sie sind immer die gleichen: Man müsse die Gesetze verschärfen, die Überwachung verbessern. Die stammen meist aus dem „Crazy-Horst-Paralelluniversum“. Dort benötigt man nicht um Verbrechen zu verhindern oder zu ahnden Polizisten, Richter und Staatsanwälte, sondern nur neue Gesetze und Videokameras (und natürlich auch niemand um die Videosignale anzuschauen). In meinem Universum wäre es viel sinnvoller, mehr Polizisten einzustellen und auch besser zu bezahlen. Vielleicht auch mal die Anforderungen überdenken. Mein Neffe, der echt fit ist, wollte mal Polizist werden, erfüllte aber nicht die Anforderungen.
Viel helfen würde es auch wenn man Polizisten nur dort einsetzen würde wo sie auch gebraucht werden. Mir fallen da zwei Dinge ein. Zum einen das Räumen des Hambacher Forsts im September/Oktober. Neben der Begründung die Baumhäuser gehorchen nicht den Bauvorschriften, die wohl auch aus einem anderen Paralleluniversum es hierher geschafft hat, fiel mir auf das dies ja ein Privatgrundstück der RWE war. Wenn bei mir jemand auf meinem Grundstück nächtigt, wird vielleicht auch die Polizei kommen, aber maximal eine Anzeige aufnehmen und niemanden wegtragen. Warum macht das nicht die Security von RWE? Dann sind Polizisten auch bei jedem Bundesliga und Zweitligaspiel dabei, obwohl das eine kommerzielle Veranstaltung ist. Gut, da müssen die sogennnaten Fans auch jenseits des Stadiums in Zaum gehalten werden, wo dann eine private Security nicht mehr tätig werden darf. Doch warum erfolgt das auf Staatskosten? Dazu später noch mehr. Dann überwacht die Polizei jede Demonstration, auch wenn die wie bei dem kleinen Ort Sigmarszell im wöchentlichen Rhythmus erfolgt. Der Grund: vor einem Jahr erstach ein Jugendlicher seine Ex-Freundin in einer Drogerie. Warum man wegen einer Beziehungstat demonstriert? Der Täter ist Afghane, das Opfer Deutsche. (Wäre es wohl auch afghanischer Nationalität, niemand würde sich dafür interessieren). Seitdem organisiert die AFD dort wöchentlich Demonstrationen. Die Dorfbewohner wollen das nicht aber die Demonstranten werden sogar von der Polizei geschützt. Meine Ansicht: Nach dem zweiten Mal soll der Organisator für den Polizeischutz zahlen.
Aus dem Crazy-Horst-Paralelluniversum
Dann beauftragt unser Verkehrsminister Andres Bescheuert sein Ministerium, eine Studie zu machen, ob denn ein Tempolimit auf Autobahnen sinnvoll sein soll. Ooookaaay ich meine das weis doch jeder, aber bei uns muss ja alles erst erforscht werden und als die dann zu dem Schluss kommen es wäre sinnvoll, nennt Bescheuert dann die Debatte „Masochistisch“ und erklärt, dass es mit ihm kein Tempolimit geben werde. Warum vergibt er dann eine Studie? Natürlich bezieht er das Ergebnis nur auf einen Nebenschauplatz. Die Auswirkung auf das Klima. Die sind klein. Aber darum geht es ja nicht. Nach Aussage der Polizei entfallen 40 der Verletzten und 45 % der Getöteten auf den Autobahnen auf erhöhte Geschwindigkeit. Simulationen haben gezeigt, dass vor allem das Hauptproblem, das man auf den Autobahnen hat, durch ein Tempolimit in den Griff bekommt: den Stau. Denn der kommt auch zustande, weil die Verkehrsteilnehmer unterschiedlich schnell unterwegs sind. Würden alle gleich schnell fahren, der Verkehr wäre flüssiger. Staus gäbe es durch Baustellen oder Hindernisse immer noch, aber eben weniger und kürzer. Ich würde sogar noch weiter gehen und bei allen mehrspurigen Straßen für jede Spur eine Richtgeschwindigkeit vorgeben, bei einer dreispurigen z.B. 120-100-80 km/h dann kann jeder entscheiden, wie schnell er vorwärtskommen will oder wie langsam. Spätestens, wenn die Assistenzsysteme mal wirklich das Fahrzeug lenken dürfen, wird man auf so synchronisierte Kolonnenfahren kommen. Denn sie sparen auch Sprit. Ich sehe darin auch eine Chance für die deutsche Automobilindustrie. Denn die tut sich ja schwer, Autos zu bauen die die Schadstoffgrenzwerte einhalten und die Kohlendioxidemissionen. Denn wenn die Leute ihr übermotorisiertes Auto nicht mehr „ausfahren“ können, kaufen sie vielleicht eines mit einem schwächeren Motor das weniger ausstößt. Der Golf I hatte Motoren von 37 bis 82kW, der aktuelle 65 bis 265 kW. Schneller über die Autobahn würde man aber nicht kommen, denn schon der erste Golf erreichte eine Geschwindigkeit, die in unseren Nachbarländern als Geschwindigkeitslimit festgelegt ist.
So bleibt Deutschland aber in einem exklusiven Klub – auch in Nordkorea und Afghanistan gibt es kein Tempolimit, sonst fast überall auf der Welt. (Wikipedia führt nur 10 Länder auf in denen es kein Tempolimit gibt). Scheuer weiß das natürlich, daher hat er die Debatte auch nur auf Luftschadstoffe und Klima beschränkt. Es gab ja dann auch noch 107 Lungenärzte, die ein Positionspapier platziert haben. Das ging durch die Medien. Hat es mal jemand gelesen? Wörtliches Zitat: „Lungenärzte sehen in ihren Praxen und Kliniken diese Todesfälle an COPD und Lungenkrebs täglich; jedoch Tote durch Feinstaub und NOx , auch bei sorgfältiger Anamnese, nie.“. Ja diese dummen Toten gehen nie in die Praxis. Der springende Punkt: Es wurden über 3.000 Ärzte befragt ob sie das Positionspapier unerstützten und 107 taten das. Das sind ungefähr 3 Prozent. Man kann auch sagen 97 % sehen das nicht so. Meine Erfahrung: 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind doof. So viele glauben an die Mondlandungsverschwörung, so viele wählen AFD, NPD, oder DVU. Man wird für jede Position in einem großen Kollektiv 3 Prozent Zustimmung bekommen, selbst für die Meinung, dass jeder Atomwaffen besitzen sollte.
Aus dem Fussballuniversum
Dann war da noch Handball-WM und passend zum Bundesligastart beginnt die Berichterstattung dazu im Radio bei meinem Sender „Stadium“ nun eine stunde früher schon um zwei. Der Fußballkult wird immer schlimmer. Auch hier denke ich komme ich aus einem Paralleluniversum. Habt ihr Mal eine solche Radioreportage aus dem Stadium gehört? Stakkatoartige Schnellsprechtiraden mit Schnappatmung, vorgetäuschte Emotionalität. Inhalt: die Beschreibung des Spiels. Sorry, ich habe mir noch nie vorstellen können, wie das aussieht, was der Reporter beschreibt. Und dieses Nervprogramm nun eine Stunde länger. Da werden vor dem Spiel Fans befragt. Ich kann drauf verzichten. Jeder weiß das Flussbad inzwischen nur noch Kommerz ist. Mal ein paar Zahlen zum Vergleich. Hätten unsere Handballer die EM gewonnen, sie hätten 477.000 € bekommen – die gesamte Mannschaft. Hätte die DFB-Elf die WM gewonnen, so hätte jeder Spieler 350.000 € bekommen – ein Almosen. Denn jeder der Spieler des Handballkaders verdient im Durchschnitt 270.000 € im Jahr. Jeder Spieler von Bayern München 13,4 Millionen.
Wir haben ja bei uns eine gewisse Neiddebatte. Wenn bekannt wird, das ein Manager 13,4 Millionen Euro pro Jahr verdient, dann gibt es etliche die sich darüber beschweren. Dabei haben die Topmanager studiert und jahrlang gearbeitet, bis sie die Position erreicht haben, und sind dann meist über 50. In dem Job müssen sie dann auch viel arbeiten und haben sicher keine 40-Stundenwoche. Und Fußballer? Ein paar Stunden in der Woche trainieren und mal am Wochenende den Ball hin und herschieben. Das Geld verdienen sie ohne Ausbildung schon mit Anfang 20 und spätestens mit 35 können sie schon in Rente gehen. Trotzdem neidet ihnen das niemand.
Mir ist klar, dass man die Uhr nicht zurückdrehen kann. Aber muss man das noch unterstützen? Es dreht sich ja nur um die erste Bundesliga. Im Radio wie Fernsehen findet schon die zweite Bundesliga nur am Rande statt. Geschweige denn die Berichterstattung über die anderen vielen Tausend Fußballvereinen im Land. Also schraubt den Rummel einfach mal das auf das Niveau der zweiten Bundesliga herunter. Wenn da ein Spiel ist, meistens sonntags, dann gibt es keine Sendung „Stadium“ oder „Stadium extra“. Da erfährt man zwischen den Musiktiteln den aktuellen Speilstand. Es gibt keine Interviews mit Fans und Trainern. Analoges natürlich auch beim Fernsehen, wo eine „Sportschau“ eigentlich nur Fußball bringt. Vor allem sollten Vereine, wenn sie mit Flussbad Geld verdienen, auch für die Inanspruchnahme von öffentlichen Leistungen wie eben dem Polizeischutz bezahlen. Ebenso ist noch ein Großteil der Stadien nicht im Besitz der Vereine und was sie dann an die Städte zahlen ist zum Teil sehr gering, gemessen an den Einnahmen. Alleine die Rechte an der Übertragung betragen aktuell 1159 Millionen Euro pro Saison. Da sind Mietzahlungen im einstelligen Millionenbereich ein Witz.
Tja, einige Leute glauben ja an den sogenannten Mandela Effekt, wonach wir irgendwie durch diverse Paralleluniversen springen.
(Eine etwas umständliche Erklärung, warum man sich an bestimmte Sachen falsch erinnert.^^)