Lebensmittel unter der Lupe: Butterkäse
Heute geht es um die Lieblingskäsesorte des Autors. Sie steht aber stellvertretend für eine ganze Warengruppe, die Käsesorten der Vollfettstufe, das ist Käse mit einem Mindestfettgehalt von 45 Prozent in der Trockenmasse. Zahlreiche bekannten Käsesorten gehören dazu wie Gouda, Emmentaler, Edamer, Tilsiter und eben auch Butterkäse. Die Angabe „Fett in der Trockenmasse“, meist abgekürzt als „Fett i. Tr.“ ist eine sehr verwirrende Angabe. Hier mehr dazu.
Die Zusammensetzung der meisten Bestandteile von Butterkäse kann man daher auf andere Käsesorten dieser Fettgehaltsstufen übertragen. Sie stammen schließlich aus demselben Produkt, das ist Käsebruch, Quark, angereichert mit Sahne auf den benötigten Fettgehalt. Der Gehalt an Hauptbetroffenen also Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate und Energie ist bei verschiedenen Käsen der Vollfettstufe vergleichbar. Unterscheide gibt es hier vor allem durch den unterschiedlichen Wassergehalt – je länger ein Käse reift, desto mehr Wasser verliert er und desto härter wird er. An dem Fettgehalt in der Trockenmasse ändert das nichts, da dieser ja aus der Trockenmasse berechnet wird, aber der absolute Gehalt steigt an. Doch das betrifft eigentlich nur wenige Käsesorten, da die meisten Käse die im Handel erhältlich sind, eher kurz gereift werden und lang gereifte wie z.B. Parmesan dann anders verzehrt werden, sie werden gerieben und landen nicht als Scheibe auf dem Brot.
Ebenso ist der Gehalt an Mineralstoffen vergleichbar. Nicht jedoch der Gehalt an Vitaminen. Die Mikroorganismen die zur Käsereifung zugesetzt werden bauen nicht nur Bestandteile ab, sondern produzieren auch Vitamine. In Käse ist dies vor allem das Vitamin B12, das durch die Bakterien Propionibacterium shermanii produziert wird. Dieses Bakterien ist verantwortlich für die Löcher in Schweizer Käse und erzeugt ein Aroma das etwas an das von Limburger erinnert. Der Vitamin B12 Gehalt von Käse ist sehr hoch und Käse eignet sich dafür für Vegetarier, die nicht streng vegan leben, um ihren Vitamin B12 Bedarf zu decken, denn Vitamin B12 kommt in pflanzlichen Lebensmitteln überhaupt nicht vor.
Beurteilung von Butterkäse und anderen Lebensmitteln
In den Tabellen ist auch der Vitamingehalt berechnet auf 1 MJ (1.000 KJ oder 239 kcal) normierte Tagesbedarf als Nährstoffdichte angegeben. Dieser Wert wird benötigt, wenn man beurteilen will, ob eine Lebensmittel viel oder wenig des Vitamins/Mineralstoffs enthält, indem man beim Lebensmittel den Gehalt auf 1 MJ berechnet. Nur als Beispiel: Nüsse enthalten viele Vitamine, Salat dagegen wenig. Allerdings haben Nüsse den vielfachen Energiegehalt von Salat. Mit der Normierung auf eine bestimmte Energie (hier 1000 kJ = 239 kcal) kann man Nahrungsmittel vergleichen.
Teilt man den Vitamingehalt eines Lebensmittels durch den Energiegehalt (beides wird immer pro 100 g angegeben) und multipliziert mit 1000 kJ so erhält man die Nährstoffdichte dieses Lebensmittels. Vergleicht man dies mit der für dieses Vitamin/Mineralstoff vorgegebenen Wert für 1000 kj so kann man erkennen ob dieses Lebensmittel reicher als der Nahrungsdurchschnitt ist oder nicht. So kann man besser Lebensmittel vergleichen die ja ganz unterschiedliche Brennwerte haben.
Beispiel: Bananen enthalten 0,37 mg Vitamin B6 pro 100 g, sie haben einen Energiegehalt von 389 kJ. Die Nährstoffdichte für das Vitamin B6 beträgt: (0,37 mg/100 g) / (389 kJ / 100 g) x 1000 kJ = 0,95 mg. Nach der unteren Tabelle beträgt die mittlere Nährstoffdichte bei Pyridoxin 0,37 mg. Also Bananen haben eine hohe Nährstoffdichte.
Eine zweite wichtige Größe ist die Menge pro Portion. Geht man nur nach der Nährstoffdichte, so schneiden einige exotische oder selten verzehrte Nahrungsmittel sehr gut ab wie z.B. Acerola oder Petersilie und Schnittlauch. Doch wie oft isst man diese und wie viel isst man davon? Die Beziehung auf eine Portionsgröße gibt dagegen Aufschluss wie viel in einer typischen Verzehrmenge steckt. Dafür multipliziert man einfach den Vitamin/Mineralstoffgehalt mit der typischen Portionsmenge.
Die Bedeutung eines Lebensmittels für die Versorgung ergibt sich neben dem Gehalt auch aus der Häufigkeit und der Verzehrmenge, So enthalten z. B. Kartoffeln mit 17 mg Vitamin C pro 100 g viel weniger Vitamin C als Orangen mit 50 mg. Aber im Jahresmittel verzehrt man erheblich mehr Kartoffeln als Orangen, sodass Kartoffeln die wichtigste Vitamin C Quelle bei uns sind. Diese positionsbezogene Nährwertangabe informiert über die Bedeutung in der täglichen Ernährung. Bei Butterkäse ergibt sich die Bedeutung über die individuelle Verzehrmenge und -häufigkeit.
Nährwerte
Hier nun die Zusammensetzung von Butterkäse:
Nährstoff/Vitamin/Mineralstoff |
Pro 100 g |
Pro Portion (2 Scheiben = 72 g) |
Pro MJ |
Pro MJ (Frau, 60 kg, 8.400 kJ/Tag) |
---|---|---|---|---|
Energie |
1.252 kJ / 299 kcal |
901 kJ |
1000 |
1000 kJ |
Fett |
23,5 |
16,92 |
18,7 |
7,7 g |
Davon Gesättigte Festsäuren |
14,6 g |
10,5 g |
11,7 g |
|
Davon einfach ungesättigte Festsäuren |
8 g |
5,7 |
6,4 |
|
Davon mehrfach ungesättigte Festsäuren |
0,9 g |
0,64 |
0,71 |
0,8 g |
Kohlenhydrate |
0 g |
0 |
29 g |
|
Ballaststoffe |
0 g |
0 |
||
Davon Zucker |
0 g |
0 |
7 g |
|
Eiweiß |
21,7 g |
15,6 |
17,3 |
5,8 g |
Vitamine |
||||
Vitamin A – Retinol |
0,283 |
0,2 |
0,22 |
0,083 mg |
Vitamin B1 Thiamin |
0,04 |
0,029 |
0,032 |
0,12 mg |
Vitamin B2 Riboflavin |
0,32 |
0,23 |
0,25 |
0,13 mg |
Niacin |
0,1 |
0,07 |
0,08 |
1,5 mg |
Pantothensäure |
0,8 |
0,57 |
0,63 |
0,6 mg |
Vitamin B6 – Pyridoxin |
0,06 |
0,04 |
0,48 |
0,17 mg |
Folsäure |
0,018 |
0,013 |
0,014 |
0,036 mg |
Vitamin B12 – Cobalamin |
2 |
1,44 |
1,6 |
0,5 µg |
Vitamin C – L-Ascorbinsäure |
0 |
0 |
0 |
12 mg |
Vitamin D – Calicferol |
0,5 |
0,36 |
0,4 |
2,4 µg |
Vitamin E – Tocopherole |
0,71 |
0,51 |
0,56 |
1,5 mg |
Vitamin H – Biotin |
2,5 |
1,6 |
2 |
4,8 µg |
Vitamin K Menachinon (K2), Phyllochinon, (K1) |
25 |
16 |
20 |
8,4 µg |
Mineralstoffe |
||||
Natrium |
800 |
576 |
630 |
179 mg |
Kalium |
80 |
57,6 |
63 |
480 mg |
Calcium |
750 |
540 |
600 |
119 mg |
Magnesium |
35 |
25 |
28 |
36 mg |
Chlorid |
1100 |
800 |
878 |
274 mg |
Phosphat |
800 |
576 |
630 |
84 mg |
Eisen |
0,4 |
0,21 |
0,32 |
1,2 – 1,8 mg |
Iod |
0,035 |
0,025 |
0,028 |
0,017 mg |
Fluor |
0,14 |
0,1 |
0,110 |
0,37 mg |
Kupfer |
0,12 |
0,086 |
0,1 |
0,12 mg |
Zink |
4 |
2 |
3,2 |
1,1 mg |
Ich fange mal mit den Hauptnährstoffen an. Der Laie wundert sich, das keinerlei Kohlenhydrate enthalten sind. Käse wird aus Milch hergestellt, die enthält als einziges Kohlenhydrat den wasserlöslichen Milchzucker. Beim Ausfällen des Käsebruchs durch Labenzym oder Bakterienzusatz geht der Großteile davon in die Molke über. Der Rest dient den Mikroorganismen als Nahrung die natürlich zuerst den leicht abbaubaren Milchzucker vergären. Das gilt für alle gereiften Käse, nicht nur schnittfeste sondern auch weiche.
Entsprechend enthält Butterkäse auch keine Ballaststoffe, die findet man nur in Pflanzen. Übrig bleibt von der Milch das Eiweiß und das Fett das in der Milch in etwa gleich großen Mengen vorkommt, so auch im Butterkäse.
Milchfett ist relativ reich an kurzkettigen und gesättigten Fettsuren und exotischen Fettsäuren wie verzweigten Fettsäuren als Abbauprodukte des Bakterienstoffwechsels, Kühe spannen ja Bakterien ein um die eigentlich für Säugetiere unverdauliche Cellulose zu verdauen. Dei für uns wichtigen essentiellen Fettsäuren sind nur in geringer Menge enthalten, sie liegen aber immerhin im Mittel dessen was man pro Energieeinheit aufnehmen sollte.
Von den Mineralstoffen ist durch den Salzzusatz zu dem Käse viel Natrium und Chlorid enthalten. Anders als bei anderen Mineralstoffen sollte hier der Gehalt eher niedrig sein. Das betrifft vor allem natriumsensitive, das sind etwa ein Drittel aller Menschen die zu hohen Blutdruck haben. Die Milch als Ausgangsstoff ist reich an Calcium und Phosphat. Beide Mineralstoffe stecken gebunden in einem Protein, dem Casein, das Hauptprotein der Milch. Dadurch entgehen sie auch dem Verlust durch das Ausfällen des Käsebruchs und landen nicht wie viele andere Mineralstoffe in der Molke.
Die beiden Mengenlehmente Kalium und Magnesium enthält Milch und Käse kaum die kommen vor allem in Pflanzen vor. Immerhin entspricht die Nährstoffdichte von Magnesium in etwa der mittleren Nährstoffdichte. Vitamin C (L-Ascorbinsäure) kommt auch nur in Pflanzen vor, daher ist es in Käse überhaupt nicht vorhanden.
Eine Portion – bei mir sind das zwei Scheiben einer Fertigpackung – entspricht ziemlich genau 1.000 kJ, ich habe trotzdem noch diesen Vergleichswert für die mittlere Nährstoffdichte mit eingetragen. Vergleicht man die beiden letzten Spalten der obigen Tabelle so kann man schneller erkennen, ob das Lebensmittel gemessen an der mittleren Nährstoffdichte reich an einem Stoff ist oder verarmt. Die letzte Spalte gibt sozusagen den „Durchschnitt“ wieder den die Nahrung haben müsste um den Tagesbedarf zu decken.
Der Butterkäse ist reicher als Eiweiß und Fett als die geforderte Nährstoffdichte dass ist keine Überraschung. Von den Nicht-Nährstoffen sind das Vitamin B1, (Thiamin), die Folsäure, die Vitamin C, D, E und H, die Mineralstoffe Kalium, Eisen und Fluor kaum enthalten. Im Nahrungsdurchschnitt liegen Pantothensäure, Magnesium und Kupfer. Besonders reich ist Butterkäse an Vitamin A (Retinol), B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin), B12 (Cobalamin) und K. Die letzten beiden Vitamine werden von Mikroorganismen gebildet. Butterkäse enthält viel Iod, das liegt am Zusatz jodiertem Speisesalz und Zink. Milch enthält viel Calcium und Phosphat so auch Käse und Natrium und Chlorid kommt durch zugesetzte Salz ins Produkt.
Verschiedene Käsesorten der Vollfettstufe unterscheiden sich vor allem in dem Vitamingehalt da hier Mikroorganismen diese Vitamine anreichern können. Hier eine kleine Übersicht über einige Vitamine in verschiedenen Käsesorten der Vollfettstufe:
Vitamin [µg/100 g |
Emmentaler |
Edamer |
Gouda |
Tilsiter |
Butterkäse |
Vitamin A – Retinol |
342 |
240 |
260 |
305 |
283 |
Vitamin B1 Thiamin |
50 |
50 |
30 |
60 |
40 |
Vitamin B2 Riboflavin |
340 |
370 |
200 |
360 |
320 |
Niacin |
180 |
70 |
100 |
210 |
100 |
Pantothensäure |
400 |
350 |
340 |
350 |
800 |
Vitamin B6 – Pyridoxin |
65 |
75 |
80 |
60 |
60 |
Folsäure |
40 |
20 |
20 |
30 |
18 |
Vitamin B12 – Cobalamin |
2 |
2 |
2 |
2 |
2 |
Vitamin C – L-Ascorbinsäure |
500 |
0 |
1000 |
1 |
0 |
Vitamin D – Calicferol |
1 |
0,29 |
1 |
0,5 |
0,5 |
Vitamin E – Tocopherole |
645 |
340 |
760 |
760 |
710 |
Vitamin H – Biotin |
3 |
2 |
1,5 |
2 |
2,5 |
Vitamin K Menachinon (K2), Phyllochinon, (K1) |
30 |
30 |
0 |
27 |
25 |
Cholesterin |
90 mg |
70 mg |
115 mg |
60 mg |
65 mg |
Auch am Cholesterin, einem Fettbegleitstoff, der zu Unrecht in Verruf gekommen ist kann man erkennen das diese Käse die alle der Vollfettstufe angehören durchaus unterschiedliche Gehalte an Spurenbestandteilen haben.
Zur Erklärung der Wirkungen der Vitamine und Mineralstoffe verweise ich auf meine Einführung zu dieser Rubrik. Detailliert findet man die Vitamine auf der Website: Einige Fragen die ich in meinem Buch „Was sie schon immer über Ernährung wissen wollten“ zu Vitaminen habe ich auch zusammengefasst auf der Website. Ebenso sidn auf der Website die Mineralstoffe nochmals ausführlicher erklärt.
Danke für den Blogbeitrag.
Die Frage wäre, ob eine mutmaßliche positive Wirkung auf unsere Gehirnstruktur im Prozess des Alterns
durch (Hart-)Käsekonsum mittlerweile erwiesen ist?
Das ist eine Frage an die Mediziner, nicht Lebensmittelchemiker.
Angesichts der bisherigen Ernährungsirrtümer die revidiert wurden, würde ich aber dazu raten kein Nahrungsmittel per se als gesund oder ungesund anzusehen. Eine schöne Satire dazu findet sich hier:
https://www.youtube.com/watch?v=X0UgQlBBnVU
(ab 5:41)
und
https://www.youtube.com/watch?v=nDZ8DDdY9vc&t=634s
(ab 8:48)