Lebensmittel unter der Lupe: Spaghetti Napoli

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Heute lege ich mal in der Rubrik „Lebensmittel unter der Lupe“ einen Gang zu und befasse mich mit einem kompletten Gericht. Ich will auch zeigen wie man zu den Werten kommt, ist eigentlich ganz einfach, letztendlich Addition und Dreisatz.

Es geht um ein allseits bekanntes Gericht: Spaghetti mit Tomatensoße, oder wie es vornehm (oder bei Italienern) heißt „Spaghetti Napoli“. Ich mache dieses Gericht seit einigen Jahren das selbst, bis dahin habe ich immer die Fertigpackungen gekauft und mit Zwiebeln aufgepeppt. Das Markenprodukt ist Miraculi, es gibt die Packung bei jedem Discounter aber auch eigene Marken mit derselben Zusammensetzung, die erheblich günstiger sind. Die Fertigpackung ist bequem, hat aber für mich als Alleinstehenden den Nachteil, das selbst die kleinste Packung für 2-3 Portionen 250 g Spaghetti enthält. Einmal angefangen muss man zumindest Tomatenmark, Kräutermischung und Käse bald verbrauchen, die Spaghetti nicht. Zudem reicht mir die Soße nie, sodass ich sowieso mit Tomatenmark verlängere. So habe ich jahrelang die ganze Packung gemacht und auf zweimal – mittags und abends oder am nächsten Tag gegessen. Doch aufgewärmt schmeckt es nicht besser, die Spaghetti sind zu weich und warum soll ich zwei Tage (oder Mahlzeiten) hintereinander das gleiche essen?

Selbst gemacht ist nicht billiger aber man ist flexibler, so nehme ich inzwischen auch nur 100 g Nudeln, die halbe Portion wären ja 125 g.

Hier mein Rezept für 1 Portion:

1 große oder zwei kleine Zwiebeln, das sind geschält rund 100 g.

Öl nach belieben (etwa 15 bis 20 g)

125 g Tomatenmark

Oregano

100 g Spagetti oder andere Pasta

Salz

25 bis 40 g Käse

Zuerst die Spagetti im Salzwasser aufsetzen, die brauchen am längsten.

Die Zwiebeln werden klein geschnitten oder zerhackt und dann in Öl an-geschwitzt, mit etwas Wasser abgelöscht. Tomatenmark, Oregano und Salz hingeben, abschmecken und mit Wasser auf die gewünschte Soßendicke versetzen.

Als Käse kann man so ziemlich alles nehmen und bei mir richtet es sich was ich da habe. Meistens ist das Butterkäse, aber ich kann auch geriebenen Emmentaler noch von einer Pizza übrig haben. 1 Scheibe Käse sind 40 g, doch wenn er gerieben ist braucht man weniger. Käse in Scheiben vorher in kleine Stückchen schneiden.

Am Schluss alles zusammen auf dem Teller vermischen.

Ich gebe zu, mein Rezept ist einfacher als das Original, ich mag kein Basilikum und Rosmarin kommt bei mir nur zum Braten hinzu und den gibt es sehr selten sodass ich gar keines habe aber einen Rosmarinbusch im Garten). Ich halte auch sonst nicht so viel von dem „Must“ der italienischen Küche, so zerbreche ich die Spaghetti vor dem Garen in drei bis vier Teile und mag sie lieber weich als „al dente“. Die Soßenmenge ist für mich auch gewöhnungsbedürftig, bei mir müssen die Spaghetti zwar nichts schwimmen aber der Klecks den Italiener nehmen ist mir zu wenig.

Anstatt Zwiebeln kann man auch andere Gemüse nehmen wie Lauch oder Paprika.

Bei der Beurteilung kann man sich auf die Hauptzutaten beschränken. Kräuter liefern praktisch keine Energie und wiegen auch nicht viel. So tragen sie auch nicht zu den Vitaminen und Spurenlehmenten bei. Salz kann man in der Beurteilung weg lassen, da es ausschließlich aus Natriumchlorid besteht und man eher weniger als zu viel Salz zu sich nehmen sollte. Es bleiben als Zutaten dann noch Öl, Zwiebeln, Tomatenmark, Spaghetti und Käse.

Das sind schon mal Nahrungsmittel aus verschiedenen Gruppen. Zwiebeln als Gemüse liefern Ballaststoffe, Magnesium und Kalium. Tomaten als Frucht ebenfalls Magnesium und Kalium daneben mehr Vitamine wie das Provitamin A. Öl ist je nach Art (ich nehme Sonnenblumenöl) reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und liefert in jedem Falle Fett. Spagetti sind vor allem Kohlenhydratträger, enthalten aber auch etwas Eiweiß und einige B-Vitamine. Käse ist eiweiß- und fettreich und enthält zahlreiche Vitamine, Calcium und Phosphat.

Bei mehreren Lebensmitteln wird das ganze schnell zu einer Rechnerei, ich habe daher die Berechnung mit Libreoffice Calc gemacht und stelle das Tabellenblatt auch zum Download bereit. Hier zuerst einmal das Ergebnis:

Nährstoff/Vitamin/Mineralstoff

Pro MJ (Frau, 60 kg, 8.400 kJ/Tag)

Einheit

Sonnenblumenöl (100 g)

Spagetti (100 g)

Tomatenmark (100 g)

Zwiebeln gegart 100 g

Emmentaler gerieben

Summe

Nährwertdichte portion

Nährwertdichte absolut

Energie

1000,00

kJ

3700,00

1474,00

310,00

121,00

1603,00

3123,25

3,12

Fett

7,70

g

100,00

2,80

0,20

0,30

60,00

38,35

4,98

1,59

Davon Gesättigte Festsäuren

2,20

g

10,70

0,40

0,04

0,20

18,20

7,34

3,33

1,07

Davon einfach ungesättigte Festsäuren

3,30

g

39,00

0,07

7,70

9,81

2,97

0,95

Davon mehrfach ungesättigte Festsäuren

2,20

g

50,30

0,10

1,10

10,45

4,75

1,52

Kohlenhydrate

29,00

g

0,00

68,30

12,90

5,20

0,00

89,63

3,09

0,99

Ballaststoffe

3,50

g

0,00

5,00

2,80

1,50

0,00

10,00

2,86

0,91

Davon Zucker

7,10

g

0,00

0,40

4,20

0,00

4,60

0,65

0,21

Eiweiß

5,80

g

0,00

12,30

4,90

1,20

28,70

26,80

4,62

1,48

Vitamine

Vitamin A – Retinol

0,08

mg

0,00

0,06

0,22

0,00

0,34

0,42

5,07

1,62

Vitamin B1 Thiamin

0,12

mg

0,00

0,17

0,22

0,03

0,05

0,49

4,07

1,30

Vitamin B2 Riboflavin

0,13

mg

0,00

0,07

0,12

0,02

0,34

0,33

2,51

0,80

Niacin

1,50

mg

0,00

1,90

3,50

0,18

0,10

6,48

4,32

1,38

Pantothensäure

0,60

mg

0,00

0,30

1,00

0,15

0,40

1,80

3,01

0,96

Vitamin B6 – Pyridoxin

0,17

mg

0,00

0,08

0,44

0,14

0,09

0,79

4,65

1,49

Folsäure

36,00

µg

0,00

11,00

54,00

7,00

20,00

90,50

2,51

0,80

Vitamin B12 – Cobalamin

0,50

µg

0,00

0,00

0,00

0,00

2,20

0,55

1,10

0,35

Vitamin C – L-Ascorbinsäure

12,00

mg

0,00

0,00

38,00

6,00

0,00

53,50

4,46

1,43

Vitamin D – Calicferol

2,40

µg

0,00

0,00

0,00

0,00

0,60

0,15

0,06

0,02

Vitamin E – Tocopherole

1,50

mg

63,00

0,21

5,37

0,07

0,53

19,73

13,15

4,21

Vitamin H – Biotin

4,80

µg

0,00

1,00

6,10

3,60

3,00

12,98

2,70

0,87

Vitamin K Menachinon (K2), Phyllochinon, (K1)

8,40

µg

0,00

1,00

20,00

1,00

30,00

34,50

4,11

1,32

Mineralstoffe

Natrium

179,00

mg

1,00

17,00

240,00

3,00

300,00

395,20

2,21

0,71

Kalium

400,00

mg

1,00

164,00

1150,00

140,00

100,00

1766,70

4,42

1,41

Calcium

119,00

mg

1,00

27,00

48,00

23,00

1100,00

385,20

3,24

1,04

Magnesium

36,00

mg

0,00

67,00

48,00

9,00

43,00

146,75

4,08

1,31

Chlorid

274,00

mg

0,00

31,00

490,00

35,00

700,00

853,50

3,11

1,00

Phosphat

84,00

mg

0,00

191,00

94,00

22,00

600,00

480,50

5,72

1,83

Eisen

1,40

mg

0,10

1,60

1,60

0,21

0,30

3,90

2,79

0,89

Iod

17,00

µg

0,00

0,60

4,00

2,00

40,00

17,60

1,04

0,33

Fluor

0,37

mg

0,00

0,08

0,04

0,05

0,16

0,22

0,58

0,19

Kupfer

0,12

mg

0,00

0,15

0,53

0,05

0,66

1,02

8,54

2,73

Zink

1,10

mg

0,10

1,60

0,70

0,18

4,60

3,83

3,48

1,11

Portionsgröße

g

20,00

100,00

125,00

100,00

25,00

366,50

Die Spalte 1 enthält die Bezeichnungen, Spalte 2 den Tagesbedarf pro 1000 kJ, Spalte 3 die Einheit in der das angegeben ist, das ist wichtig wenn ihr bei Quellen die Daten abfragt, da manche Websites mit Mikrogramm, andere mit Milligramm bei Stoffen in kleinen Mengen rechnen.

Es folgen in Spalte D bis H die Lebensmittelwerte pro 100 g, ihr müsste nur in Zeile 37 bei der Portionsgröße angeben wie viel ihr nehmt, also vom Öl sind es 20 g. Spalte I enthält die Menge absolut einer Portion, wie man sieht ist meine Portion mit 3.123 kJ ein ausgewachsenes Mittagessen und Salat ist noch nicht mal dabei. Spalte J ist eine Berechnungsspalte. Sie gibt den Gehalt relativ zu 1.000 kJ, der Bedarfsvorgabe an. Und Spalte K ist dann der absolute Index der Bedarfsdeckung gemessen am Energiegehalt und Nährstoffbedarf. Ein Index über 1 heißt, die Portion enthält mehr von dem Stoff als durchschnittlich in der Nahrung sein sollte und ein Index unter 1 heißt die Nahrung ist verarmt an diesem Stoff.

Das ist das eigentlich interessante, schauen wir uns diesen Index noch mal genauer an:

Nährstoff/Vitamin/Mineralstoff

Nährwertdichte absolut

Energie

Fett

1,59

Davon Gesättigte Festsäuren

1,07

Davon einfach ungesättigte Festsäuren

,95

Davon mehrfach ungesättigte Festsäuren

1,52

Kohlenhydrate

,99

Ballaststoffe

,91

Davon Zucker

,21

Eiweiß

1,48

Vitamine

Vitamin A – Retinol

1,62

Vitamin B1 Thiamin

1,30

Vitamin B2 Riboflavin

,80

Niacin

1,38

Pantothensäure

,96

Vitamin B6 – Pyridoxin

1,49

Folsäure

,80

Vitamin B12 – Cobalamin

,35

Vitamin C – L-Ascorbinsäure

1,43

Vitamin D – Calicferol

,02

Vitamin E – Tocopherole

4,21

Vitamin H – Biotin

,87

Vitamin K Menachinon (K2), Phyllochinon, (K1)

1,32

Mineralstoffe

Natrium

,71

Kalium

1,41

Calcium

1,04

Magnesium

1,31

Chlorid

1,00

Phosphat

1,83

Eisen

,89

Iod

,33

Fluor

,19

Kupfer

2,73

Zink

1,11

Von den Hauptnährstoffen enthält die Portion zu viel Fett und zu viel Eiweiß, Kohlenhydrate liegen in der Norm, ebenso Ballaststoffe, einfach und ungesättigte Fettsäuren. Durch das Sonnenblumenöl enthält die Portion mehr ungesättigte Fettsäuren als im Nahrungsdurchschnitt. Das betrifft auch das Vitamin E, dessen Gehalt hier sogar 4,2 mal höher als gefordert ist. Beides ist in pflanzlichen Ölen oft aneinander gebunden, das heißt geht man auf ein anderes Öl, wir Rapsöl oder Olivenöl über, so sinkt parallel zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren auch der Vitamin E Gehalt ab.

Viele Faktoren liegen über 1 oder nahe an 1, das ist positiv. Richtig schlecht sieht es nur beim Vitamin D, Vitamin B12, und den Spurenlehmenten Iod und Fluor aus. Positiv ist auch das kaum Zucker enthalten ist und würde man nicht noch die Spaghettis in Salzwasser zubereiten und das ganze noch salzen, so wäre das Natrium mit Index 0,7 auch positiv zu erwähnen. Bei den Mengenelementen liegt dank der Ergänzung von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln der Index bei allen Elementen über 1.

Derzeit sind ja Präparate zur Vorbeugung von Erkältungen en vogue (für alle die durch Surfen auf den Artikel kommen, ich schreibe ihn am 2. Februar) und da empfiehlt man Vitamin C und E und Zink zu sich zu nehmen. Siehe da: die Indizes für diese drei Stoffe sind 1,43 für Vitamin C, 4,21 für Vitamin E und 1.11 für Zink – alle über 1, also liebe Mütter macht Spagetti Napoli für die lieben Kleinen als Erkältungsvorbeugung!

Zum Schluss noch eine kleine Hilfe wie ihr das Tabellenblatt für eigene Gerichte nützt:

Ihr müsste nur in den Spalten C bis H die Werte der Zutaten pro 100 g eintragen und nicht vergessen in diesen Spalten die Zeile 37 mit der Portionsgröße zu füllen. Wenn ihr weniger Zutaten braucht, dann lasst Spalten leer, bei mehr fügt ihr bitte zwischen H und I eine ganze Spalte ein und fügt die Daten dann ein. Meiner Erfahrung nach sind aber fünf Lebensmittel schon das Limit, ich habe zwei Stunden für die Tabelle gebraucht, gut wenn man nur ausfüllen muss, geht es schneller.

Die Daten habe ich von Nährwertrechner.de genommen, der sie wiederum aus einer Datenbank hat. Ich habe zwar noch die Nährwerte auf Papier (Souci-Fachmann-Kraut, das ist das Standardwerk für Lebensmittelchemiker, sehr ausführlich und enthält auch Spurenelemente und Mengennährstoffe aufgeschlüsselt (Aminosäurenspektrum, Fettsäurenspektrum, Einfachzucker etc… bzw. wenn man es kompakter haben will, beschränkt auf die wesentlichen Angaben die GU Nährwerttabelle.

Ich halte die Vorgehensweise praktikabel für maximal fünf Zutaten. Das reicht nicht für viele Gerichte, aber viele Backwaren bestehen nur aus so wenigen Zutaten.

4 thoughts on “Lebensmittel unter der Lupe: Spaghetti Napoli

  1. Ha, die Spaghetti vor dem Kochen in kürzere Stücke zerbrechen kenne ich noch aus meiner Kindheit; das hat meine Mutter auch gerne gemacht – sehr zu meinem Leidwesen da ich schon als Kind gerne Spaghetti gewickelt habe 🙂
    Die Miracoli kenne ich auch noch, mit dem Pseudo-Parmesan in der Packung. Wenn ich mich richtig erinnere gabs auch eine Variante mit etwas, das an eine Sauce Bolognese erinnern sollte, das war aber seeeehr weit davon entfernt.

    Aber auch was ernsthaftes: In Deiner Tabelle vermisse ich den Zuckergehalt von Tomatenmark. Der dürfte nicht unerheblich sein.

    1. Ich habs schlicht und einfach bei der Flut an Angaben der Website vergessen. Es ist nun aber im Beitrag und der Tabelle korrigiert. Zucker-index spring von 0,21 auf „normale“ 0,91.

      Zum Brechen der Spaghettis: ich bins einfach so gewohnt und schneide sie ab und an auch noch im Teller klein. Wahrscheinlich brauche ich auch deswegen viel mehr Soße, bei aufgewickelten Spaghettis bleibt einfach nicht so viel haften.

    2. Ich nutze für die Soße immer gehackte Tomaten aus der Dose und dicke mit Tomatenmark höchstens mal etwas ein.
      Gibt es da einen Unterschied, was die Nährwerte angeht?

      1. Eigentlich nicht, an den Mineralstoffen ändert das nichts, ebenso wenig an den Hauptnährstoffen. Die Vitaminverluste entstehen durch das Erhitzen und das ist auch bei der Dose nötig. Nur frische tomaten würden bei den hitzeempfindlichen Vitaminen etwas besser dastehen.

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