Der zweite SpaceX Teststart

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Nachdem die FAA (nach Konsultationen mit der FWS) den Start freigegeben hat hat SpaceX es sehr eilig und will schon am Freitag startem. Es gibt ein zweistündiges Startfenster bei 7 a.m. Central Time, das ist 13;00, UTC und da wir in Deutschland 1 Stunde vor UTC sind, müsste es zwischen 14:00 und 16:00 MET also deutsche Zeitzone sein.

Update: Start verschoben auf Samstag 18.11.2023, Startfenster zwischen 14:00 und 14:20

Hier der offizielle Countdown (nach SpaceX)

COUNTDOWN

Alle Zeiten sind ungefähre Angaben / nach dem Abheben „wenn alles nach Plan läuft“

STD./MIN./SEK EREIGNIS

02:00:00 Der SpaceX-Flugdirektor checkt die Bereitschaft aller Stationen und gibt GO für die Treibstoffzuladung

01:37:00 Superheavy LOX Betankung startet

01:37:00 Superheavy Methan Betankung startet

01:17:00 Starship Methan Betankung startet

01:13:00 Starship LOX Betankung startet

00:19:40 Vorkühlung der Raptos in Superheay und Starship

00:00:10 Aktivierung des Flammenabweisers

00:00:03 Die Zündsequenz des Raptors beginnt

00:00:00 „Spannung garantiert“

00:00:02 Abheben

00:00:52 Max Q (Moment der höchsten mechanischen Belastung der Rakete)

00:02:39 SuperHeavy MECO (die meisten Motoren werden abgeschaltet)

00:02:41 Hot-Staging (Starship Raptor-Zündung und Stufentrennung)

00:02:53 SuperHeavy-Boostback-Zündung-Start

00:03:47 Abschaltung des SuperHeavy-Boostback-Burns

00:06:18 SuperHeavy unterschreitet die Schallgeschwindigkeit

00:06:30 Start der SuperHeavy-Landungssequenz

00:06:48 Abschaltung der Landetriebwerke

00:08:33 MECO des Starships

01:17:21 Beginn Wiedereintritt

01:28:43 Starship unterschreitet die Schallegschwindigkeit

01:30:00 Aufschlag nördlich von Hawaii

Der Webcast beginnt 35 Minuten vorher, also bei 13:25 deutscher Zeit.

Einige kleine Änderungen kann man schon beobachten, vergleicht man einige Zeiten nmit dem ersten Test am 20. April.

Ereignis Erster Start Zweiter Test
Max-Q 55 s 52 s
Brennschluss SuperHeavy 169 s 159 s
Abbremsung 55 s, 13 Triebwerke 54 s
Landungsburn 23 s, drei Triebwerke 18 s
Brennzeit Starship 352 s 383 s

Schon das frühere Erreichen von Max-Q zeigt, dass die Triebwerke mehr Schub haben. Beim ersten Start sollten es ja nach damaliger Angabe 90 Prozent sein, diesmal sind es – wenn die 90 Prozent Angabe stimmt – 95,6 Prozent. Noch größer ist die Differenz beim Starship, hier wären es 98 Prozent (ebenfalls unter der Annahme, das beim ersten Test 90 % Schubniveau herrschte).

So müsste man gleich nach dem Start sehen können ob was schiefging, denn nominell hat das Starship fast 50 % mehr Schub als es wiegt, müsste mit 15 m/s beschleunigen wovon dann nach 5 m/s übrig bleiben. Bei 90 % Schub sind es nur 3,5 m/s. Damals brauchte es ja ganze 15 Sekunden um nur den Startturm zu passieren, weil schon beim Start drei Triebwerke ausfielen und dann die Beschleunigung auf 2,2 m/s sank.

Etwas ungewöhnlich finde ich die Angabe bei 0:00 „Excitement guaranteed“, da es schwer fällt, ein Ereignis hier zuzuordnen. Die Zündungssequenz beginnt bei 3 Sekunden. Abheben ist aber erst bei +2 s. Ich kenne es, dsas man entweder auf die Marke 0:00 den Beginn der Zündsequenz legt oder das Abheben. Aber nicht, dass diese Zeitmarke zwischen diesen Punkten liegt. Eine mögliche Erklärung wäre, dass die Triebwerke über 3 Sekunden nacheinander gezündet werden um den Stress zu reduzieren (auch die F-1 der Saturn V wurden nacheinander gezündet, da es aber nur fünf Triebwerke waren, dauerte das keine drei Sekunden), sodass bei T-0 alle Triebwerke laufen und der Start nicht mehr abgebrochen werden kann. Bis dann auch die letzten Triebwerke ihren vollen Schub erreicht haben und das Starship abhebt (Halteklammern scheint es ja keine zu geben, sonst wäre, wenn man den Start nach T-0 abbrechen könnte auch die T-0 Zeitmarke unbedeutend) vergehen dann noch zwei Sekunden.

Wahrscheinlich ist der höhere Schub und damit die Verkürzung der Zeitspanne des Aufstiegs zum Orbit verantwortlich für die von Elon Mux für diesen Start offerierten 5 bis 8 Prozent mehr Nutzlast, denn sie erreicht nach Plan nach 513 Sekunden den Orbit, beim ersten Testflug waren es noch 556 Sekunden.

Eine Angabe über die Nutzlast, das heißt wie schwer die Instrumente und eventuell Ballast sind gibt es wie beim ersten Start keine Angaben.

33 thoughts on “Der zweite SpaceX Teststart

  1. Hi Bernd,
    vielen Dank für die Infos, ich finde es super wenn Du Deine Expertise einsetzt um Deine Leser auf diesem Niveau objektiv über SpaceX zu informieren. Für mich sehr interessant.

    1. Dem schließe ich mich als unregelmäßiger Mitleser an. Ohne den Blog könnte man dies als Laie noch viel weniger einordnen. Vielen Dank!

  2. Na dann mal toi, toi, toi.
    Vielleicht schaffen sie ja diesmal die Stufentrennung.

    Was ist mit transsonic bei den Landungen gemeint? Man sollte meinen, dass die Rakete schon beim Start die Schallgeschwindigkeit überschreitet.

  3. Wichtig zu wissen ist das SpaceX seit einigen Monaten nicht mehr auf Youtube Streamt sondern auf X (in schlechterer Qualität). Wobei die Streams von Youtube Kanälen wie z.B. NASASpaceflight ja sowiso empfehlenswert sind wenn man nicht ganz so viel Marketingquatsch hören will.

    1. Sie ersetzen einen Motor für die Grid-fins. Das Startfenster hat sich auch auf 20 Minuten verkürzt, was – erinnern wir uns an die Verzögerungen beim ersten Teststart – bei weiteren Problemen dazu führen könnte das es sich nochmal verschiebt.

      Diese Episode zeigt wie wenig man SpaceX glauben kann. Da spricht Gerstenmaier davon das man längst fliegen könnte wenn man nur dürfte:
      „“It’s a shame when our hardware is ready to fly, and we’re not able to go fly because of regulations or review,” “ (Quelle:https://edition.cnn.com/2023/10/18/world/spacex-testimony-senate-faa-regulations-scn/index.html vom 18.10.2023)
      und nun haben sie also 1 Monat Zeit gehabt diese angeblich „ready to fly“ Hardware zu testen und einen tag vor dem Start müssen wie wieder etwas auswechseln.

      1. Naja, bei meinem „ready to drive“ Kraftfahrzeug hat auch mal eines Morgens plötzlich die Starterbatterie versagt, obwohl die den Tag vorher noch einwandfrei funktionierte – also Sachen gibts. Was mich begeistert ist, wie schnell sie diese komplexe Komponente in so kurzer Zeit tauschen konnten – und das ohne aufwendiges Roll-In, Roll-Out, horizontal legen etc. Da steckt schon know-how beim Design dahinter, mutmaße ich jetzt einfach mal.

        1. Der Vergleich hinkt. Dein Auto wird sicherlich schon eine Weile im Einsatz sein, da ist das Verschleiß. Übertragen auf ein Auto wäre korrekt: Du kaufst das Auto und kannst nicht damit wegfahren weil sie Starterbatterie versagt.

          1. Naja, man muss aber auch erwähnen, dass der Booster seit dem 20. Juli auf dem Pad stand (mit ich glaube einem kurzen Roll-In im August) und dabei allen Wettereinflüssen ausgesetzt war. Das da mal an einem Sensor, Lager, Controller etc. was kaputt geht, wäre auch nichts ungewöhnliches.

  4. Passt nicht ganz zum Thema, stammt aber vom selben Firmenchef:
    https://www.berliner-zeitung.de/news/elon-musk-ueber-wikipedia-gebe-ihnen-eine-milliarde-dollar-wenn-sie-ihren-namen-in-dickipedia-aendern-li.2151745
    Musk will Jimmy Wales 1 Mrd $ bieten wenn er die Wikipedia für ein Jahr in Dickipedia ändert. Wundert mich eigentlich, denn die ist überhaupt nicht SpaceX-kritisch, die deutschen Einträge sind sogar spacex-Freundlich und lesen sich wie eine Zusammenfassung aller Verlautbarungen von SpaceX.

      1. Keine Ahnung, ich nutze nur Primärquellen, selbst mit denen habe ich viel zu wenig Zeit für die Recherche zu meinen Artikeln, weil es einfach zu viele Infos gibt. Da mich nur technische Angaben interessieren und nicht die Meinung macht es für mich auch keinen Sinn Foren und Blogs zu durchsuchen, außer vielleicht nach Urls zu Primärquellen.

  5. Passt nicht zum Teststart ist aber eine interessante Meldung:
    die NASA geht von mindestens 20 Betankungsflügen („in the high teens“) aus:

    https://spacenews.com/starship-lunar-lander-missions-to-require-nearly-20-launches-nasa-says/

    Dynetics die gegen die Vergabe des HLS Auftrags an SpaceX protestierten gingen damals von 16 aus, Musk von 8. Ich habe es mal nachgerechnet und kam bei den damaligen verfügbaren daten auf 1449 t Treibstoff, was bei 100 t Masse auch mindestens 15 Flügen entspricht.
    https://www.bernd-leitenberger.de/blog/2021/05/02/nachgerechnet-wie-oft-muss-man-das-lunar-starship-auftanken/
    Inzwischen sollen ja zukünftige Versionen des Starships verlängerte Tanks haben die diese Menge auch aufnehmen.
    Ist schon komisch wenn der eigene Firmenchef die richtige Zahl nicht bestimmen kann und andere die nur wenige Daten von dem transporter haben viel näher an die richtige Größe kommen.

    1. Und das nur für einen Lander, der auf dem Mond bleibt. Für bemannte Missionen ist aber auch ein Rückflug zur Erde nötig. Das ist ohne Betankungen in der Mondumlaufbahn nicht zu schaffen. Jeder dieser Mondtanker braucht dann wieder rund 20 Betankungsflüge im Erdorbit. Dann sind alleine die Treibstoffkosten höher als eine Wegwerf-Mission wie bei Apollo. Soviel zu St. Elons Versprechen, die Kosten drastisch zu verringern.

      1. Die Frage ist wird es wieder ein halbes Jahr mishap investigation geben. Das erfolgreiche Landungen und bemannte Flüge Jahre dauern können war doch bekannt.

      2. Das wichtige ist das Starship so weit zu bringen das es mit Nutzlast ins All kommt. Dann kann man bis man die Wiederverwendung zuverlässig hin bekommt Starlink Satelliten damit starten und damit die Starts zumindest indirekt finanzieren.

  6. Hallo Herr Leitenberger,
    ist denn die Geschwindigkeit von der Boostertrennung des Starships normal? Denn bei der Falcon 9 wurde die stufentrennung bei ungefähr 7000 kmh durchgeführt. Und bei der jetzigen Start ist die Stufentrennung mit 5700 kmh doch viel zu langsam, oder?

    Was wäre denn die normale Geschwindigkeit der boostertrennung von Starship. Viele Grüße,
    D.Nguyen

    1. Starship ist eine Testrakete. Das heißt es gab keine Nutzlast usw. Ziel war es die Verbesserung des Startplatzes und die Stufentrennung zu testen. Vergleichbare Raketen wie Saturn 5 oder Falcon Heavy sind alle schneller bei Stufentrennung als dieser Testflug. Ob sie vollen Schub geflogen sind weiß ich nicht. Es gibt Kommentare das MaxQ später erreicht wurde als im Flugplan stand.

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