Meine Meinung zur Russlandpolitik ab 2022
Ich schreibe ja wenig über Politik, meist auch weil das gar keinen Blog ergibt. Meine Meinung über die derzeitige Regierung und ihre Streitereien kann ich in wenigen Sätzen ausdrücken. Aber den Gefangenaustausch mit Russland vor einigen Tagen kann ich nicht unkommentiert lassen. Ich will das Thema aber weiter fassen und beginne ab dem Beginn des Krieges mit der Ukraine und dehne das auch über Deutschland heraus.
Wer meint ich solle nichts über Politik schreiben, der kann jetzt die Seite schließen. Ich rechne mit kontroversen Kommentaren, aber ich bitte darum das man respektvoll miteinander umgeht.
Klotzen anstatt Kleckern
Seit zwei Jahren tobt nun der Krieg in der Ukraine, und seit zwei Jahren gibt es Waffenlieferungen des Westens. Deutschland war – und ist – in der Situation dass man über Gebühr abgerüstet hat und schon die Bundeswehr selbst nicht vollständig einsatzfähig ist. Aber der Kriegsbeginn und die „Zeitenwende“ sind nun zwei Jahre her. Zeit genug um Fabriken für die Herstellung der Munition aufzubauen, was auch geschah, aber trotzdem kämpft die Ukraine mit Munitionsmangel was natürlich ihre Fähigkeit schmälert russische Angriffe aufzuhalten. Warum klappt das nicht?
Ein besonderer Problempunkt ist die Luftverteidigung. Eigentlich ist es ganz einfach: Jede Rakete, Gleitbombe oder Drohne die nicht abgefangen wird, verursacht einen Schaden, dessen Auswirkungen variieren. Militärisch nutzlos sind die Angriffe auf Wohngebäude, die meiner Ansicht nach sicher auch daran liegen, dass die Waffen inzwischen nicht mehr genau genug sind. Schwerwiegender sind die Folgen, wenn Kraftwerke, Fabriken oder Staudämme getroffen werden. Dann fehlt Strom, von der Ukraine produzierte Rüstungsgüter und Vorprodukte und noch verheerender, sind natürlich Angriffe auf militärische Ziele, auch im Hinterland wie Bahnhöfe oder Flugplätze. All dies verursacht Kosten. Kosten für Reparatur und Ersatz, letztendlich aber auch Milliarden für den Wiederaufbau der Ukraine. Es dürfte klar sein, dass wir auch hier bezahlen, daher sollte man so viele Abwehrwaffen für die Luftverteidigung liefern, wie nur möglich. Das geschieht auch, aber immer nur in kleinen Portionen. Immer wenn es mal wieder Meldungen gibt, die besonders erschreckend sind, wie das ein Kinderkrankenhaus getroffen wurde, dann gibt es weitere Systeme. Warum? Gebt alles ab, was entbehrbar ist. In der Verantwortung sind vor allem die Vereinigten Staaten, zum einen müssen sie nicht einen russischen Angriff fürchten (siehe „Rote Linien“) zum anderen haben sie die weltweit größte Armee und eine Abgabe von Systemen schwächt diese am wenigsten. Nach Wikipedia haben die USA 2010 insgesamt 483 Abschusssysteme vom Typ Patriot installiert, der gesamte Export in andere Staaten betrug nur 250 Systeme. Die Bundeswehr hatte vor dem Ukrainekrieg nur 24 Systeme. Wenn die USA nur 10 Prozent ihrer Systeme abgeben würden, dann wäre das mehr als alle anderen Nato-Staaten entbehren könnten.
Ich hebe das hervor, weil wir hier von einem rein defensiven System reden, anders als bei einem Kampfpanzer oder Kampfflugzeug und man vor allem damit auch die Zivilbevölkerung schützt und verhindern kann das die Infrastruktur zusammenbricht.
Nach meinem Gefühl wird von allem zu wenig geliefert. In den Nachrichten kommen derzeit die F-16 Jets. Wir reden hier von 30 Flugzeugen, das ist nichts im Vergleich zu dem was Russland an Flugzeug hat. Als Vergleich: Deutschland mit seiner geschrumpften Bundeswehr hat 201 Eurofighter beschafft. Selbst das sind sechsmal mehr Flugzeuge, als das was der Ukraine geliefert wurde.
So wie das derzeit abläuft wird der Krieg noch sehr lange weitergehen. Russland scheint anders als die NATO nach dem kalten Krieg nicht abgerüstet zu haben. Sie hat enorme Mengen an Munition und Rüstungsgüter gebunkert. Auf Satellitenaufnahmen sieht man wie diese Depots nun abgebaut werden, denn so viel wie sie verschießt kann sie nicht nachproduzieren, aber auch wenn das Altbestände sind und kein modernes Gerät, so rechnen Experten das Russland noch bis 2026 auf diese Vorräte zurückgreifen kann und erst dann nur von dem leben muss was sie neu produzieren.
„Rote Linien“
Seit es den Krieg gibt, gibt es auch Drohungen von Russland. Die laufen in der Regel so ab: „wenn die NATO/Westen dieses und jenes tut, dann betrachten wir das als eine direkte Einmischung in den Krieg und damit die NATO als Kriegspartei. Ein Angriff könnte der Folge sein“. Das geht bis hin zur Drohung eines Angriffs mit Atombomben, vor allem durch Medejew, Putins Lakai, der seit er den Präsidentensessel für Putin warm hielt, für Jahre in der Versenkung verschwand bis er nun durch dn Krieg wieder in den russischen Medien auftaucht.
Solche „Roten Linien“ gab es schon etliche: Wenn der Westen westliche Panzer liefert, wenn Schweden und Finnland der NATO beitreten, wenn man weitreichende Waffen liefert die auch Russlands Boden erreichen können, wenn man Kampfflugzeuge liefert …
Mal abgesehen davon, dass Russland selbst Waffen aus Nordkorea und dem Iran bezieht, ist die Situation nach dem Völkerrecht eindeutig. Wir dürfen der Ukraine alle Waffen liefern. Kriegspartei würden wir erst werden, wenn Soldaten der NATO bei Kriegshandlungen teilnehmen würden. Trotzdem kann ich mich erinnern, das man bei der erste dieser Drohungen tatsächlich noch Experten für Völkerrecht befragte, ob man nicht dadurch Kriegspartei wird.
Passiert ist seitdem nichts. Es entpuppte sich jede Drohung als Heiße Luft. Diese Roten Linien sollen nur verhindern, dass die Ukraine sich effektiv verteidigen kann, eben ohne schwere Waffen, ohne funktionierende Luftverteidigung, ohne die Möglichkeit anstatt Drohnen und Gleitbomben abzufangen, die Flugzeuge die sie über russischem Gebiet starten zu zerstören oder gar ihre Kommandozentren und Flugplätze selbst zu treffen.
Ein Atomschlag – selbst ein begrenzter – wäre Russlands Untergang. Das weiß Putin selbst, denn damit löst er die Beistandsklausel des NATO-Vertrags aus. Selbst wenn die Antwort nur konventionell kommt, wäre Russland bald am Boden. Nur zu Erinnerung: sie schaffen es nicht seit zwei Jahren die kleine Ukraine einzunehmen, haben inzwischen ihre modernsten Waffen verschossen und greifen auf eingelagerte Rüstungsgüter, produziert vor dem Ende des kalten Krieges zurück, die entsprechend veraltet sind. Daneben ist ihre Verteidigung auch nicht besonders gut aufgestellt. Es gab mehrmals Drohnen die bis nach Moskau gelangten also über 1.000 km russisches Gebiet durchquerten und als vor einem Jahr die Wagner Gruppe auf Moskau marschierte, konnte man diese auch nicht aufhalten. Wenn man noch weiter in die Vergangenheit zurückgeht, fällt einem der Flug von Matthias Rust mit einer Cessna bis nach Moskau 1987 ein. Auch der konnte auf dem roten Platz landen und überquerte über 1.000 km russisches Gebiet. Da würde selbst eine beschenkte atomare Antwort wohl ihr Ziel erreichen, während wir – das wissen wir ja seit dem Ukrainekrieg, mit den verfügbaren Waffensystemen russische Raketen abfangen können, sofern man genügend Systeme für die Abwehr hat.
Aber wie gesagt. Zum einen weiß selbst Putin, dass ein Angriff auf die NATO schlecht für ihn endet und zum anderen wurden bisher etliche dieser „roten Linien“ überschritten, ohne dass etwas passierte. Es ist die übliche russische Drohmentalität und ich wundere mich immer noch, das hier jemand drauf hereinfällt wie bei der Nicht-Lieferung der Taurus Marschflugkörper.
Der Gefangenenaustausch
Dann gab es vor wenigen Tagen den Gefangenenaustausch. Verurteile Spione und Verbrecher gegen Regimekritiker und willkürlich verhaftete Personen. So sehe ich das. Am kontroversesten ist wohl die Freilassung von Wadim Krassikow, dem „Tiergartenmörder“. Als er in Russland ankommt, wird bekannt – was aber schon das Gericht bei seinem Schuldspruch 2021 festgestellt hat – das er Agent des FSB ist und er bekommt noch einen Orden.
Ich hätte ihn nicht ausgetauscht. Es ist schon schlimm, das Putin bei uns, aber auch in England (Alexander Litvinenko, Julija und Sergei Skripal) Regimekritiker, Journalisten oder sonst wie unliebsame Personen ermorden kann und das hat nicht dieser Tat angemessene Konsequenzen. Es geht in Richtung Erpressung. Medejew hat ja schon gedroht, dass die nun ausgetauschten Personen nicht sicher wären. Indirekt droht er sogar mit ihrer Ermordung.
Was wir gesehen haben, ist das in Russland Regimekritiker und Journalisten ermordet wrden. Mal offen auf der Straße, mal wenn sie in Haft sind wie Nawalny, nachdem ein erster Vergiftungsversuch nicht funktionierte. Wie sicher sind die freigekommenen Regimekritiker? Muss man diese nun auch im Westen dauernd schützen? Sicher ist es lobenswert, wenn man sie freibekommt, aber dafür erhält Russland verurteilte Verbrecher: Spione und sogar Mörder.
Mich erinnert das an den „deutschen Herbst“ von 1977. Damals entführte die RAF Wirtschaftsbosse wie Martin Schleyer oder versuchte es bei Ponto, der dann erschossen wurde, weil er sich wehrte. Das geschah, um die inhaftierte RAF-Mitglieder der ersten Generation freizupressen. Damals beschloss Helmut Schmidt, das sich der Staat nicht erpressen lassen darf und es keinen Gefangenenaustausch gab – wenige Jahre vorher hatte man dies noch gemacht. Es ist auch logisch, wenngleich natürlich für die Betroffenen und ihre Familien unverständlich – wenn man einmal nachgibt wird das nie enden. Es gibt ja nach wie vor westliche Journalisten in Russland und Weißrussland, die man einfach festnehmen und zu Haftstrafen verurteilen kann, ein unabhängiges Justizsystem gibt es ja in Russland nicht mehr. So hat Putin freie Hand weitere Leute freizupressen und wenn man nicht dazu bereit ist, dann nutzt er seinen Lakaien Lukaschenko, um sogar ein Todesurteil auszusprechen, damit man einen Mörder freibekommt.
Ich wage zu prophezeien, dass es genau so kommen wird: Wenn Putin weitere Leute freibekommen will wird er Journalisten oder andere Bürger von NATO-Staaten verhaften und verurteilen lasen.
Das geht in Richtung Staatsterrorismus. Die USA haben da ja eine alte Tradition: Sie setzen bei Verbrechern Prämien für die Ergreifung aus, so auch eine „Belohnung“ von 25 Millionen Dollar bei Osama Bin Laden. Und, da es bei ihnen die Todestrafe gibt, auch „Dead or Alife“. Es wäre wohl ein Tabubruch so eine Belohnung für Putin auszuschreiben, aber es würde den Krieg wohl drastisch abkürzen und vielleicht sogar Russland einen Neuanfang offerieren. Bei Osama Bin Laden brachte die Belohnung von 25 Millionen Dollar nichts. Aber er umgab sich ja auch nur von treuen Gefährten. Putin wird von einem Heer von Angestellten, Wachmannschaften, Dienstboten umgeben. Die Wahrscheinlichkeit das da einer bei einer hohen Belohnung schwach wird, dürfte ungleich größer sein. Aber das verletzt unser Rechtsempfinden. So was könnte nur jemand beschließe,n dem selbst die Gesetze egal sind wie Donald Trump. Doch genau der wird das nicht tun, denn zum einen haben russische Hacker ihm ja 2016 geholfen Präsident zu werden und zum anderen bewundert er Putin, weil der sich nicht mit so was Lästigem wie Parlamenten, Gerichten, Wahlen oder gar einer Verfassung herumschlagen muss, die verhindern, dass man lebenslang Präsident ist und machen kann was immer man will.
Zu den Roten Linien reicht ein einfacher Vergleich um das Dilemma zu veranschaulichen:
Ihnen hält ein Krimineller eine Waffe an den Kopf und droht Sie zu erschießen wenn Sie die Tür aufmachen um das SEK reinzulassen. Wie also gehen Sie mit der Roten Linie um? Lassen Sie sich von einem Boris Johnson, einem Kiesewetter oder einer Annalena Baerbock davon überzeugen daß das alles nur leere Drohungen sind?
Nein der korrekte vergleich ist wie folgt: Jemand den sie seit 20 Jahren kennen hält ihnen die Waffe an den Kopf. Sie lassen trotzdem das SEK rein. Einige monate später wiederholt sich das und das bisher viermal und jedesmal rufen sie das SEK und nichts passiert.
“ Am kontroversesten ist wohl die Freilassung von Wadim Krassikow, dem „Tiergartenmörder“. “
An dieser Stelle würde ich gerne auf Raymond Allen Davis verweisen. Oder auch einmal auf Dominique Prieur und Alain Mafart.
„Wenn Putin weitere Leute freibekommen will wird er Journalisten oder andere Bürger von NATO-Staaten verhaften und verurteilen lasen.“
Die USA lassen eine chinesische Huawei Managerin in Kanada festsetzen weil sie angeblich gegen US Iran Sanktionen verstoßen hat. Ist das etwas anderes? Wie will man auf solch anmaßendes Verhalten einer Großmacht anders reagieren als mit der willkürlichen Verhaftung von kanadischen Bürgern.
Ich heiße das alles nicht gut. Gebe aber zu bedenken daß all diese Dinge nicht isoliert betrachtet werden können.
Raymond Allen Davis wurde nie verurteilt, bezahlte Blutgeld für seine Morde und Du willst ernsthaft Pakistan mit der BRD vergleichen?
Die anderen beiden wurden verurteilt, kamen aber wegen Schwangerschaft / Krankheit nach fRankreich und gingen nie zurück, was einen Bruch des abkommens darstellte.
Keiner der Fälle ist mit dem Tiergartenmörder vergleichbar.
„Wie will man auf solch anmaßendes Verhalten einer Großmacht anders reagieren als mit der willkürlichen Verhaftung von kanadischen Bürgern. “
Wie will man auf solche Argumentationen eines namenlosen Gastes anders reagieren als mit der Vermutung, es hier mit einem russisch/chinesischen Troll zu tun zu haben?
Auch wenn es keine Kriegserklärung zwischen dem Westen u Russland gibt, sind wir eigentlich seit Jahren in einem Krieg mit Russland. Da Schlachtfeld ist das Internet, es ist durch Angriffe bereits zu erheblichen Schäden gekommen. Mit Angriffen auf die IT Von Krankenhäusern auch zu Personenschäden. Es werden GPS-Daten gestört die für einen Sicheren Flugbetrieb notwendig sind. Es werden Nachrichtensatelliten geblendet.
Durch IT Angriffe wurde der komplette Westen destabilisiert. Ohne die Intervention von Russland wäre es wohl nicht zu Trump gekommen. Ganz sicher hätte es den Brexit ohne Russland nicht gegeben.
In wie weit Deutschland angegriffen wurde ist einfach nicht bekannt. Nehmen wir die letzte Bundestagswahl. Die Entscheidung des CDU Vorstandes nicht Söder aufzustellen der Vermutlich eine Absolute Mehrheit erziel hätte ist nur durch Manipulation oder Erpressung zu erklären. Die Folge ist, das Deutschland von einer extrem Schwachen Koalition regiert wird, die mit allen Mitteln versucht unserer Wirtschaft irreversiblen Schaden zuzuführen.
Letztendlich sind wir mit Russland in einem Krieg zwar ohne ABC Waffen und Bomben, aber im Krieg. Der wirtschaftliche Schaden der gerade Deutschland durch unsere Regierung zugefügt wird, ist vermutlich größer als es eine Wasserstoffbombe auf Berlin oder Hamburg anrichten könnte.
Söder hat nicht mal in Bayern eine absolute Mehrheit, die CDU hat in der ganzen Geschichte der Bundesrepublik nie eine absolute Mehrheit gehabt. Tatsache ist: alle Kanzlerkandidaten aus Bayern erzielten bisher immer schlechtere Ergebnisse als ihre Vorgänger oder Nachfolger.
Nur mal zur Erinnerung: Die Angriffe im Internet erfolgen durch Putins Leute, nicht durch unsere Regierung.
Kumpel von mir ist Pilot, und hat schon erlebt, dass beim Anflug auf Kirkenes, nahe der russichen Grenze, das GPS plötzlich nicht mehr ging.
Es gibt nicht DAS GPS. Es gibt entsprechend der Weiterentwicklung des Systems mindestens zwei Standards: L1 und L5. Die erste Standard L1 ist leicht zu stören und das betreibt Russland und auch China gerade. Der moderne L5 Standard kann so kaum gestört werden, leider ist anscheinend Military Hardware immer noch mit diesem Standard ausgerüstet.:
https://spacenews.com/from-ukraine-to-taiwan-jamming-of-50-year-old-gps-is-a-defense-tech-nightmare/
Daneben nutzen moiderne Navigationssysteme mehrere standards; GPS, Galileo, Glonass, solange eines funktioniert ist alles gut.
Also wir sind sicherlich in einem Konflikt mit Russland, aber wir haben anscheinend unterschiedliche Definitionen des Begriffs Krieg. Da reicht ein Blick in die Levante oder eben in die Ukraine um zu erkennen, dass da noch ein Unterschied ist.
Ähm, es wäre in diesem Fall eventuell auch ein chinesischer Troll.
Mir ging es darum den anderen Blick auf unsere Werte anzusprechen. Der, der nicht von unseren Diskussionen aufgegriffen wird. So ganz ist mir auch nicht klar warum ein US Mörder der CIA so völlig anders zu betrachten ist wie der Tiergarten Mörder. Nur weil es in Pakistan passierte? Gelten da unsere Werte nicht? Vermutlich kann man es deshalb wohl auch nicht vergleichen.
Davon ab würde ich es begrüßt haben den Tiergartenmörder nicht auszuliefern. Denn das hätte eher zu den Westlichen Werten gepasst. Diese Auslieferung gibt zukünftigen Deals nur eine weitere Nahrung. Vielleicht würde das gesetzlose Treiben diverser Geheimdienste erschwert bei dem Wissen daß staatliche Täter nicht außerhalb des Gesetzes stehen.
Zu dieser „Wir werden durch XYZ zur Kriegspartei!!!“-Angst, bei der man Experten fürs Völkerrecht befragt, muss man auch klar sagen: Der Begriff der „Kriegspartei“ spielt faktisch seit Jahrzehnten im Völkerrecht keine Rolle mehr. Jeder Staat hat das Recht, einem widerrechtlich angegriffenen Land zu helfen. Egal wie die Hilfe aussieht, der Angreifer bekommt in keinem Fall ein Recht, die helfenden Länder ebenfalls anzugreifen. Das wäre völkerrechtlich ebenso ein Verstoß wie der ursprüngliche Angriff. Insofern muss man da auch keine Experten fragen, was wir tun dürfen, um „sicher“ zu sein, denn wir haben zumindest völkerrechtlich einen sehr weiten Spielraum. Wie Russland dann darauf reagiert, ist Russlands Sache, aber die Russen kümmern sich sowieso nicht ums Völkerrecht.
Ich stimme Bernd hier in jedem Punkt zu, nur bei dem Thema NATO bin ich etwas ernüchtert. Ich habe früher auch gedacht es wäre ein Verteidigungsbündnis, bei dem man sich verpflichtet einander bei einem Angriff bedingungslos beizustehen und dem Aggressor den Krieg erklärt. Statt dessen wird jedoch bei einem Angriff auf ein Mitgliedsland zunächst erst mal abgestimmt, ob der Bündnisfall überhaupt ausgelöst wird und dann kann noch jeder Staat selber entscheiden, welche Maßnahmen er ergreift.
Ich denke zwar, dass in einem solchen Fall genug Druck auf die Mitgliedsstaaten ausgeübt wird, sich einzubringen, aber es lässt genug Spielraum um herumzudrucksen und sich einigermaßen aus der Sache rauszuhalten, so wie es jetzt bei der Ukraine der Fall ist (die natürlich auch kein NATO-Mitglied ist). Der Punkt ist, die NATO ist auch kein geeinter Block (was man ja auch z.B. an dem Gebaren der Türkei sieht) und die Versuchung ist vorhanden, bei einem Angriff auf die baltischen Staaten zu reagieren, indem man sich darauf beschränkt Decken und Helme zu liefern.
Der Einsatz nuklearer Waffen wäre für Russland aber auf jeden Fall ein großes Risiko. Es würde dazu führen, dass sich Russland weiter isoliert indem sich z.B. China abwendet und die Unterstützung für die Ukraine würde deutlich ansteigen.
Ein guter Beitrag, auch wenn ich nicht in allem zustimmen kann. Danke dafür!
Eine kleine Korrektur:
Russland hat nicht seine „modernsten“ Waffen verschossen, sondern ganz überwiegend alten Schrott, der längst abgeschrieben ist. Und das tun sie immer noch, weil es wirtschaftlicher ist.
Der Westen hat genau das gleiche getan – aus dem gleichen Grund.
Selbst die F-16 sind uralte Flugzeuge, die ohnehin ausgetauscht werden müssen.
Allerdings: alle Kriegsparteien (allerdings hauptsächlich der Westen) sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem sie tatsächlich neue Waffen produzieren müssen, um die Ukraine weiter zu unterstützen bzw. sie weiter anzugreifen.
Das ist ungleich teurer, als einfach Altbestände in die Ukraine zu liefern.
Es gibt noch einen anderen Aspekt, der untergeht:
Neben den „roten Linien“ ist ein Grund, warum z.B. Deutschland den Taurus nicht liefert: wirklich moderne Waffen in die Ukraine zu liefern setzt sie der Gefahr aus, dass Russland lernt sie zu verstehen und Gegenmaßnahmen entwickelt.
Damit würde z.B. Deutschlands Verteidigung ausgehöhlt.
Deshalb liefert kein einziges Land seine modernsten Waffen, sondern nur veraltete oder abgespeckte Versionen. Die F-16 und Abrams sind (auch wenn wir Laien das anders wahrnehmen) uralte Technik die schon lange nicht mehr mit den wirklich modernen Waffen konkurrieren können.
Für Russland gilt das gleiche: die modernen Panzer, die modernen Bomber und auch die modernsten Raketen und Bomber setzt Russland (noch) nicht ein.
Man muss bedenken: bisher hat Russland gegen jede Waffe ein Gegenmittel gefunden – das wird auch beim Taurus geschehen und würde auch geschehen, wenn z.B. wirklich moderne Panzer, Flugzeuge und Raketen der Verbündeten geliefert werden. Einen „Gamechanger“ gab es bisher nicht. Jede neue Waffe war nur sehr kurzfristig erfolgreich einsetzbar und wurde dann durch Gegenmaßnahmen oder veränderte Strategien „entwertet“.
Sicher sind die F-16 und Abrahams oder auch Leos alt. Man hat seit dem kalten Krieg wenig neues entwickelt, aber sie wurden laufend modernisiert oder wie es im Militär heißt „Kampfwertgesteigert“. Bei Panzern gibt es nichts neues, weder bei uns noch in den USA, bei Flugzeugen die F-35 oder den Eurofighter. Soweit ich die Diskussion verstanden habe wollte aber die Ukraine explizit die F-16 habe. Es soll ein sehr vielseitiges flugzeug sein, was wohl sehr wichtig ist.
Richtig veraltete Geräte sind die gelieferten Gepard und Leo 1. Aber wichtiger scheint wirklich der einsatzzweck zu sein. Die Abrahams scheinen in diesem speziellen Krieg nicht so gut geeignet zu sein wie die Leo 2, obwohl beide etwa gleich alt.
Da stimme ich zu!
Ich denke, es wird wohl ein wenig von beidem sein.
Allerdings bleibe ich dabei, dass überwiegend bisher geliefert wurde, was ohnehin am Ende seiner Lebenszeit angekommen war und ausgetauscht werden musste.
Ein Beispiel dafür: Streumunition einzusetzen z.B. ist seit 2010 in den meisten Staaten der Welt verboten.
Sie konnte also weder durch noch in den meisten Staaten der Welt mehr eingesetzt werden und war weitgehend wertlos.
Russland und die USA sind vermutlich ganz froh darüber, diese Bestände nun in der Ukraine „verwerten“ zu können, ohne das es eine Notwendigkeit gibt, nachzuproduzieren.
Traurig an der Sache ist das Los derer, die durch diese Granaten noch über Generationen getötet und verstümmelt werden. Traurig auch deshalb, weil mit Russland, Ukraine und USA hier ausgerechnet drei Parteien in einem Konflikt stehen, die die Ächtung nicht unterschrieben haben.
Da Russland sich an keine Regeln hält, ist als Gegenmaßnahme alles erlaubt bis auf den Einsatz von Nuklearwaffen.
Durch die Hackerangriffe auf westliche Infrastruktur sehe ich uns faktisch in einem Krieg mit Russland.
Wenn man die ständigen Destabilisierungen weltweit hinzunimmt ( Trump, Syrien, Georgien, Iran, NKorea, Brexit) sehe ich Handlungsbedarf.
Sobald sich in einem demokratischen Land eine radikale Opposition bildet wird diese von Russland gestützt ob Rechts oder Links oder Islamistisch ist dabei egal.
Zu jedem Unrechtsstaat der Welt unterhält Russland gute Beziehungen und unterstützt die Despoten.
Unsere Antwort sollte mit allen Mitteln erfolgen bis auf direkte angriffe auf russisches Gebiet.
So könnte der ukrainische Luftraum von den Ukrainern zur Flugverbotszone erklärt werden. Zur Einhaltung derer könnten NATO Flugzeuge und FLAK und FLARAK eingesetzt werden. Unter diesem Luftschutzschirm könnten dann die Ukrainer selbst ihr Land zurückerobern.
Nach dem Krieg sollte man mit Russland wie mit Deutschland nach dem Krieg verfahren.
Alle in den letzten 100 Jahren besetzten gebiete sind abzutreten, darüber hinaus sind Reparationen zu leisten.
Die Kurilen gehen zurück an Japan. Das besetzte drittel von Georgien wird zurückgegeben. Die Ukraine erhält alles wieder zurück. Da Weißrussland u. Ukraine auf ehemaligem polnischen gebiet sind könnte Königsberg an Polen abgegeben werden als Ausgleich. Finnland erhält ebenso seine im weiten Weltkrieg verlorenen Gebiete zurück. Moldawien erhält seine östlichen Provinz zurück. In den An China angrenzenden Gebieten leben überwiegend Asiatische Volksgruppen, die von den Russen unterdrückt werden. Hier könnte man in jedem Oblast eine unabhängige Abstimmung abhalten ob sie zu Rusland oder China gehören wollen. Die Russischen Verluste im Ukraine- Afgahnistan- und 2WKrieg waren bei asiatischen Bürgern immer sehr hoch. Sie werden wie Dreck behandelt und dienen las Kanonenfutter..
Hallo Bernd,
im Zusammenhang mit Deinem Ukraine-Blogbeitrag sind für mich zwei Fragen entstanden, die vielleicht zu Deinen sonstigen Schwerpunkten passen.
1. Warum hat die Ukraine keine eigenen weitreichenden Militärraketen? Das Land hat doch große Erfahrung im Raketenbau gehabt. Warum steht beispielsweise diese Krimbrücke noch? Ist das eine Frage der Steuerung? Kann man sowas wie den „Taurus“ dort nicht selbst bauen?
2. Kann ein Netz wie das von Starlink die Internetzensur in autoritären Staaten wie China u. Russland brechen? Zur Anfangszeit des Internets standen Diktaturen weltweit ratlos vor dem neuen, freien Informationszugang ihrer Bürger. Dann lernten sie, das Internet auf ihren Territorien zu zensieren. Bei einem orbitgestützten WLAN dürfte es aber unmöglich sein, dieselbe Art Kontrolle auszuüben wie bei Kabeln und Knoten.
Vielleicht kannst Du dazu etwas sagen?
Viele Grüße – Mark B.
1: Ic bin kein Experte, aber nach Medienberichten hat Ukraine sehr schnell Drohnen auf Basis von Konsumerelektronik entwickelt. Die werden von Teams visuell über Fernsehaufnahmen gesteuert. So etwas versagt wenn man aus dem Funkbereich herausgeht. Weitreichende Waffen die dann auch über feindliches Gebiet fliegen müssen zum einen anders gesteuert werden zum anderen auch in niedriger Höhe fliegen damit sie vom Radar nicht erfasst werden. Das ist deutlich kostspieliger, aufwendiger und braucht auch mehr Zeit.
2: theoretisch ja. Aber zum einen gibt es Berichte das Russland versucht starlink zu stören, zum anderen braucht man dafür eine relativ große auffällige Antenne die noch dazu frei aufgestellt werden muss oder nur gering abgeschirmt. So was fällt auf.
Zu 1. Die Ukraine war/ist ein armes Land dazu bis 2013 stark mit der Russischen Rüstungsindustrie verwoben. Das Budget für das Militär war stark begrenzt. Trotzdem gab es Eigenentwicklungen wie z.B. den Neptun Seezielflugköper (300km Reichweite) oder modernisierte Raketen für Smertsch unter den Namen Wilcha. Diese waren bei wiedereröffnung des offenen Krieges durch Russland zumindest in kleinen Stückzahlen verfügbar. Es werden aber vermutlich diverse Fabrikationsmöglichkeiten entweder durch die Russen besetzt oder zerstört worden sein. Dazu muß die Ukraine bei der Nachproduktion zwangsweise auf Masse statt Klasse setzen. An Klasse kann man erst denken wenn genug da ist.
zu 2: Das im Iran Starlink verfügbar ist hängt bestimmt nicht mit den dort besonders großem Kundenstamm zusammen 😉 Elon hat zwar gesagt er hat das gemacht wegen den dortigen Protesten, ich gehe aber davon aus das das CIA dafür bezahl und auch dafür sorgt das die eine oder andere Antenne den Weg dorthin findet. Störsender werden dort aber eher kein Problem sein, da die Starlink Antennen ja auch senden und damit ortbar sind, sollten die Benutzer ziemlich vorsichtig sein…