Die Bundeswehr und Leckeres aus China

GDA EmpfehlungenWie passend zum Blog hat das Kabinett beschlossen, sich an einer EU Mission zur Bekämpfung der Piraterie am Golf von Somalia zu beteiligen. Doch wie! Die Bundeswehr soll weder Piraten verhaften, noch Schiffe aufbringen oder gar versenken. Nur sie davon abhalten Handelsschiffe zu kapern. Nicht einmal Soldaten dürfen auf Handelsschiffen zum Schutz mitfahren. Hallo? Habt ihr in Berlin denn vollständig den Verstand verloren? Was soll ein solcher Einsatz? Davon wird das Problem doch nicht gelöst und die betreffenden Soldaten müssen sich doch zu Recht verarscht vorkommen. Es ist der Tiefpunkt in der Weise wie mit der Bundeswehr umgegangen wird. Bis zur Wiedervereinigung war es relativ einfach: Die Bundeswehr hatte nach Grundgesetz nur die Aufgabe der Landesverteidigung und dürfte nur in Friedensmissionen der UNO teilnehmen, aber nicht in Kampfeinsätzen. Dann  meinte man, wir müssten mehr tun und hat das Grundgesetz zu ändern: Mit dem Resultat, dass der erste Kampfeinsatz der Bundewehr kein UNO sondern ein NATO Einsatz war, also völkerrechtlich nicht ganz eindeutig, auch wenn angesichts der Politik von Serbien zwingend notwendig. Seitdem soll nach dem Willen der Regierung die Bundeswehr überall mit dabei sein, ohne dass man sich allzu sehr nass machen will. Es könnte ja gefährlich werden. So schauen sich die Soldaten in Afghanistan die Opiumplantagen an, weil wenn man was dagegen tut, könnte man die Unterstützung der Warlords verlieren und nun sollen sie Piraten vertreiben ohne welche gefangen zu nehmen oder die Schiffe zu versenken. Das letzte halte ich für das wichtigste: Wenn man sich schon scheut die Piraten vor Gericht zu stellen, weil es rechtliche Probleme geben könnte (es fand ja alles im Ausland statt) oder diese einen Asylantrag stellen können. Dann sollte man wenigstens die Schiffe versenken und die Piraten beim nächsten Landgang wieder von Bord schmeißen.

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Der Unterschied zwischen China und Indien

Gestern startete die indische Mondsonde Chandrayaan 1. Es ist die zweite Mondsonde eines Schwellenlandes, nach dem Start von Chang’e-1 zum Mond, fast genau auf den Tag 1 Jahr nach dem Start Chinas Mondsonde am 24.10.2007.So weit so gut. Trotzdem unterscheiden sich beide Sonden dramatisch.

Es gibt über Chandryaan-1 viel mehr Informationen, vor allem aber ist es eine internationale Mission. Zwei Experimente kommen aus den USA, drei aus der ESA. Auch ein technischer Vergleich der beiden Sonden – Leistungen und Anzahl der Experimente verglichen gegen die Startmasse fallen zu Gunsten von Chandrayaan 1 aus. Indien zeigt, dass es technologisch China auf dem Gebiet der Raumfahrt die Stirn bieten kann. Zumindest in diesem Teilgebiet sogar führend ist.

Es bleibt zu hoffen, dass auch die Informationspolitik so bleibt. Obgleich nicht vergleichbar mit der ESA und NASA gibt es von indischen Trägern erheblich mehr Informationen. Überträgt man dies auf Chandrayaan 1 So wird diese Mission sich recht deutlich publizistisch von Chang’e‘-1 unterscheiden.

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China und die Menschen

Offensichtlich hat Präjudix in seinem Kommentar etwas falsch verstanden. Es geht nicht um die Sicherheit von chinesischen Trägerraketen. Es geht bei einem kommerziellen Unternehmen sicher auch um Geld in Form von Startkosten, es geht aber auch um Vertrauen und Offenheit. Es ist in der Raumfahrt im Westen Usus, dass ein Fehlstart aufgeklärt wird und das Ergebnis veröffentlicht wird. Mag sein, das die Hersteller des Satelliten (die heute auch als Komplettanbieter auftreten und so Kunde der "China Great Wall Launch Services" (CGWLS) sind von dem Ergebnis informiert wurden. Die Öffentlichkeit wurde es nicht. Das isst nicht vertrauenserweckend. Weder für die Allgemeinheit, noch für andere Kunden.

Bei mindestens einem Satelliten gab es damals keine Aufklärung der Ursache, in der ersten Stellungnahme behauptete China den Satelliten ordnungsgemäß in den Orbit gebracht zu haben. Wenn er nicht funktioniere so läge es nicht an Ihnen. Spätere Auswertungen zeigten, dass die Oberstufe explodiert war und nie einen Orbit erreichte.

Beim Fehlstart von Intelsat 708 am 14.2.1996 starben nach offiziellen Angaben 6 Personen, 52 wurden schwer verletzt. Ingenieure die für die Startvorbereitungen anwesend haben, schätzten angesichts der Zerstörung des Dorfes in dem die Rakete einschlug die tatsächliche Zahl an Toten auf mehr als 100 bis etwa 500. Das Video das dabei gedreht wurde, scheint dies eher zu belegen, denn das Dorf sieht aus wie Dresden nach einem Bombenangriff.

Die Übertragung des chinesischen Fernsehens wurde abgebrochen als die Rakete sich zu neigen begann. Die Videoaufnahmen nach einigen Sekunden stammen von den Ingenieuren und die aufnahmen des Dorfes gingen nur aus dem Autos aus. Austeigen war verboten. Heute erfolgen alle Übertragungen von Starts wie die von Chang E‘-1 mit einigen Minuten Zeitverzögerung. ein System, das man auch bei der Ankunft des olympischen Fackellaufs in Peking anwendete.

Dies widerspricht unseren Vorstellungen von Offenheit und Umgang miteinander. Kunden wollen wissen was passiert. Vor allem aber hinterlässt es einen sehr negativen Eindruck über den Geschäftspartner. Die Öffentlichkeit kann man gerne beeindrucken indem man nachgebaute Sojus Raumschiffe startet und erst nachdem sie den Orbit erreicht haben den Start bekannt gibt, wer sich auskennt, den kann man nicht damit beeindrucken. Für mich als Berichterstatter fällt mehr auf, dass es kaum Daten über die Satelliten gibt. Ich habe das bemerkt als ich nach Daten über Chang E‘-1 suchte. Welchen Sinn macht eine Forschungsmission wenn man nichts über sie veröffentlicht? Sammeln die KP Vorsitzenden denn Mondbilder?

Doch das ist ein Randproblem was wichtig ist für Raumfahrt interessierte ist. Das grundlegende Problem ist, das ein Menschenleben in China nichts gilt. Das Startgelände Xichang liegt in einem landwirtschaftlich genutzten Gelände, mit Dörfern rund um die Startrampen. Deswegen gab es ja auch so viele Tote beim Fehlstart von INTELSAT 708. Selbst in der Sowjetunion liegen die Weltraumbahnhöfe in weitestgehend unbewohnten Gebieten, trotzdem sind z.B. In Baikonur nur bestimmte Azimute möglich.

Raumfahrer nehmen bewusst Risiken auf sich, sie mit Opfern unter Zivilisten zu vergleichen ist sollte man eigentlich wissen. wer trotzdem anfängt die toten Zivilisten gegen tote Astronauten aufzurechnen handelt im besten Fall unwissend. Das ganze hat auch nichts mit der Zivilisation an und für sich zu tun, sondern viel mehr mit der Regierung, der ihre eigenen Bürger nicht viel bedeuten. In China gibt es in vielen Bereichen nicht einmal grundlegende Sicherheitsmaßnahmen für Leib und Leben.  80 % der tödlichen Unfälle im kohlebergbau geschehen in China, mindestens 20.000 Tote pro Jahr. Für den Dreischluchten-Staudamm, der wahrscheinlich eine ökologische Katastrophe für die ganze Region ist wurden Hundertausende Zwangsumgesiedelt. Das sind alles aktuelle Ereignisse. Nur weil China derzeit ein hofierter Handelspartner ist,. bin ich nicht bereit beide Augen zuzudrücken und dieses menschenverachtende, diktatorische Regime von der Kritik auszunehmen. Präjudix  kann sich schon einmal auf meine Kommentare zu Olympia 2008 freuen. Anders als in China, wo Zensur herscht und sogar die Suchergebnisse von Google gefiltert werden, herrscht bei uns ja noch Meinungsfreiheit. (Auch wenn Schäuble einen Überwachungsstaat einführen will. Er kann sich ja mal in China erkundigen wie man das am besten macht).

Kann mir eigentlich Präjudix erklären, warum die Booster der Langen Marsch 2E und 2F dieselben technischen Daten wie die der Ariane 4 haben? Auch dies mag ein Grund für ausbleibende Aufträge sein. Deutsche Unternehmen die in China produziert haben sind nicht umsonst bald wieder zurück gekommen, denn nach kurzer Zeit fanden sich ihre Produkte als Billigplagiate auf dem Markt wieder. Das in China Raubkopien von Software die Regel sind und nicht durch die Legislative verfolgt werden, ist inzwischen auch vielen bekannt.

Chinas Weltraumprogramm

So, da bin ich wieder, nach einer Woche Arbeitsurlaub in meinem Ferienhaus. Zweimal im Jahr muss ich da nach dem Rechten sehen, Großputz machen, Unkraut jäten, die Terrasse reinigen und diesmal noch 9 bäume setzen, was bei den Temperaturen knapp über 0 Grad und dem lehmigen, steinigen Boden kein Zuckerschlecken ist. Gottseidank gibt es am Donnerstag einen Feiertag und ein verlängertes Wochenende.

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Von Mauern

Mauern üben schon immer auf die Menschen eine Faszination aus. Ich rede nicht von Hausmauern die man beschmiert oder Gartenmauern mit denen man sich vom Nachbarn abschottet, sondern Kilometer lange Mauern, die dazu dienen Feinde abzuhalten oder das eigene Volk einzusperren. Ich kenne mindestens 3 prominente Beispiele:

  • Die Große Mauer in China
  • Die römischen Wälle am Rhein und in Schottland (Limes, Antonius Wall, Hadrians Wall)
  • Die „Mauer“ rund um Ostberlin und in Teilen der deutsch-deutschen Grenze

Alle 3 Mauern haben ihren Zweck nicht erfüllt. Dabei steckt eine enorme Leistung darin. Es ist aufwendig eine Stadt mit einer mehrere Kilometer langen Mauer zu umschließen, aber Hunderte von Kilometer lange Mauern – das ist eine Leistung wofür Hunderttausende Jahre brauchen. Bei der chinesischen Mauer sollen beim Bau so viele umgekommen sein, dass man pro m einen Toten rechnet – Das sind bei 2400 km Länge der Hauptmauer über 2 Millionen Tote.

Trotzdem konnten weder die chinesische Mauer noch die römischen Wälle die Angreifer fernhalten. Das Problem ist. Dass ein Angreifer nicht an der ganzen Länge angreift sondern an einer Stelle. Wenn z.B. die chinesische Mauer mit 1 Million Mann ständig bewacht ist (eine enorm großes stehendes Herr im Altertum), dann entspricht dies aber nur einem Soldat auf 2.4 m. Wenn nun 10000 Angreifer auf 100 m Breite angreifen so sind sie haushoch überlegen und wenn man nicht schnell Verstärkungen heranbringt dringen die Angreifer mit Leichtigkeit ein. Das ist die Krux jeder Mauer. Die große Mauer schützte nie vor den Reitervölkern im Norden Chinas und auch die römischen Wälle waren nur solange Schutz wie niemals ein Stamm wirklich sie angriff. Als dies erfolgte fiel der Limes sofort und in Schottland musste man den Antoniuswall aufgeben und sich zurückziehen. Im Falle der Römer waren die Wälle wohl mehr eine Grenze. Sie erlaubten es nach Jahrhunderten erfolglosen Eroberungskämpfen mit den germanischen Stämmen einen Status Quo festzulegen. Der Limes sagte: Bis hierhin geht unser Territorium – aber auch nicht weiter. Dafür nahmen sie die Reichsgrenzen zurück. Jahrhunderte lang lebten Germanen und Römer in Koexistenz und tauschten Güter und Kultur aus (letzteres allerdings vornehmlich in eine Richtung). Als durch die Völkerwanderung germanische Stämme nach Westen vorstießen war der Limes überhaupt kein Hindernis.

Die deutsche Mauer unterscheidet sich von den beiden anderen Grenzen als dass sie nicht dazu dient den Feind abzuhalten (auch wenn sie im DDR Jargon „Antifaschistischer Schutzwall“ hieß). Sondern das eigene Volk einzusperren. Dazu war sie nicht nur gut ausgebaut sondern auch hervorragend bewacht. Errichtet wurde sie um das Ausbluten der DDR durch Flucht in den Westen zu verhindern und die DDR zu stabilisieren.  Das erste wurde erreicht. Das letzte nicht. Es ist ein Irrtum zu glauben man könnte jemanden mit einer langen Mauer aus- oder einzusperren, außer mit einem enormen Aufwand an Bewachern. Trotzdem stelle ich fest dass 17 Jahre nach dem Fall der Mauer woanders neue Mauern gebaut werden. Israel errichtet eine Mauer um Palästinenser auszusperren. Die USA wollen ihre ganze Grenze zu Mexiko mit einem hohen Zaun absichern. Ich denke beide Vorhaben werden nichts bringen. Solange es radikale Palästinenser und Gegenschläge seitens der Israelis gibt und solange Mexiko so arm und die USA so reich sind.