Pixelmannia
Es gibt immer mehr Pixel auf einer Digitalkamera – 5, 6, 8 sogar 11 hab ich schon gesehen. Doch wer braucht die ? Ich möchte zuerst einmal erläutern wie viele Pixel man wirklich braucht. Das kann man von zwei Blickwinkeln auch betrachten. Zum einen dem technischen Aspekt und zum anderen der Leistung unserer Auges.
Fangen wir einmal mit der Technik an. Wenn sie ihre Fotos entwickeln lassen, dann fertigen Laserbelichter ihr Foto an und drucken es aus. Derartige Geräte haben Auflösungen von 100 Linienpaaren/mm, das entspricht für ein 9 x 13 Bild in etwa der Qualität einer 2 MP Kamera. Mehr kann der Belichter nicht darstellen. Das gilt auch wenn sie es selbst daheim ausdrucken, wenn dort werden die Farben aus verschiedenen Punkten zusammengemischt.
In der Logik der Technik braucht man dann mehr Pixel für größere Bilder, 4 für einen 13 x 18 Abzug und 8 MP für ein DIN-A4 Bild. Doch das ist auch die Gelegenheit wo wir die Perspektive wechseln sollten. Unser Auge sollte eigentlich das Maß aller Dinge sein. Details die wir nicht sehen können sind sinnlos, wenn sie im Bild vorhanden sind. Unser Auge hat eine Auflösung von etwa 1 Bogenminute bei 100 % Sehfähigkeit. Das entspricht 0.1 mm aus einer Entfernung von 343 mm. Wer also ein Bild aus 30 cm Entfernung ansieht, kann noch Details von 0.087 mm erkennen. 90 mm / 0.087 ergibt 1030 Pixels in der Höhe und 130/0.087 ergibt 1490 Pixels in der Breite. Zusammen sind das also 1.53 MP. Da bei handelsüblichen Digitalkameras die Farbinformation aus 4 Pixeln stammt sollte man eine etwas größere Datenmenge nehmen, etwa 30-40 %, dann kommt man auch wieder auf die 2 MP für ein 9 x 13 cm Bild.
Der Unterschied zu den Fotosatzbelichtern ist aber, dass man größere Bilder auch aus größerer Entfernung betrachtet. Im Extrembeispiel: Eine 2 x 3 m große Plakatwand werden Sie nicht aus 30 cm Entfernung betrachten. Das Optimum ist erreicht, wenn ein Bild das gesamte Blickfeld ausfüllt, das ist bei etwa 4-5 MP erreicht. Mehr Megapixel machen also physiologisch keinen Sinn.
Warum braucht man also mehr? Nun Kamerahersteller sagen: Um Ausschnittsvergrößerungen zu machen. Doch stimmt das wirklich? Also jeder etwas bessere Kamera hat heute einen 3-4 Fach Zoom, aufgrund der kleinen Linsen die man für Digitalkamera braucht sind 8-10 fach Zooms in Kompaktkamera kein Problem. Wer bitte macht sich die Mühe nicht den Zoombereich bei der Aufnahme festzulegen, wo er das Bild besser kontrollieren kann und macht das nachher am PC?
Es gibt meiner Meinung nach sehr gute Gründe gegen zu viele Pixel auf der Kamera. Bei einer Digitalkamera ist der CMOS (oder CCD) Sensor im Normallfall im 1/2.5.“ Format, dass sind 5,7 x 4,2 mm für den Sensor. Und das ist die Crux: eine 6 MP Kamera hat eben keinen größeren Sensor als eine 3 MP Kamera, nur eben mehr Pixel bei gleicher Größe.
Wer aufmerksam Testberichte verfolgt, der stellt fest, dass bei immer mehr Megapixel die Abbildungsleistungen in kritischen bereichen abnimmt: Logisch, dieselbe Lichtmenge verteilt sich auf mehr Pixels. Die Pixels erhalten weniger Licht, oder umgesetzt in Helligkeitswerten, sind dies eben Werte im unteren Bereich. Um das zu kompensieren verstärkt nun die Elektronik das Signal – und damit auch das Rauschen. Bestimmte Hersteller versuchen das Rauschen zu minimieren indem sie dann einen Weichzeichner über das Bild laufen lassen. Das Ergebnis ist dann meist noch schlimmer – Details saufen ab.
Als zweites Problem müssen die Linsen immer besser werden um die gleiche Abbildungsleistung zu erreichen – Denn die Pixel werden ja immer kleiner. Das spart man sich bei billigen Modellen, wodurch diese eigentlich ihre vielen Pixels gar nicht ausnützen können.
Was bleibt? solange der Konsument primär auf die Megapixels schaut wird sich nichts ändern. Denn die Herstellungskosten eines 3 MP und 6 MP Pixel Sensors bei gleicher Größe sind fast identisch. Wenn die Konsumenten mehr auf die Abbildungsleistung achten und die neuen Modelle links liegen lassen würden, dann würde sich etwas ändern. Eine zweite Möglichkeit wäre es die Sensoren wieder zu vergrößern: Die Standardgröße ist heute 1/2.7″. Vor 3 Jahren lag sie noch bei 1/1.8″, also einem 50 % größeren Durchmesser. Halbprofessionelle Spiegelreflex Digicam arbeiten mit dem APS-C Format von immerhin der halben Kleinbild Größe (21,5 x 14,4 mm), das ist mehr als dreimal größer als die in den billigen Kameras verbauten Sensoren. Doch das hat dann auch den Nachteil, dass man dann nicht in kleine Gehäuse 10 fach Zooms einbauen kann.
Es muss nicht so sein: astronomische CCD Sensoren haben seit Jahren nicht mehr Pixel pro Flächeneinheit, sondern die Sensorgröße ist gewachsen. Während bei einer 6 MP Kamera ein Pixel weniger als 2.0 µm breit ist, sind es bei astronomischen CCD 10-14 µm, d.h. diese sind 25-50 mal empfindlicher (durch weitere Maßnahmen wie das kühlen sogar noch erheblich empfindlicher) als die Sensoren die sie in in ihrer Kamera haben, dafür haben die Sensoren Kantenlängen von 2-3 cm bei nur 2-4 Megapixel.
Vorerst bleibt dem Verbraucher nur eines: Genau Testberichte lesen, (am besten von etwas seriöseren Zeitschriften als „Computer-Bild“) oder vielleicht auf ebay, eine 2 Jahre alte gebrauchte Digitalkamera kaufen – Das Spitzenmodell von damals gibt es heute zum Preis eines normalen Modells, aber eben dem Risiko, das man bei gebrauchten Geräten hat.
Ich selbst habe mir 2005 als 4 MP schon normal waren aus diesem Grund ein 3 MP Modell gekauft, eine Konika Z10 (wegen des großen Zoombereiches). Derzeit überlege ich ob ich mir nicht noch eine zweite, kompaktere Kamera für jeden Tag kaufen soll, aber das wird dann wahrscheinlich auch nur ein 3-4 MP Modell.