And the winner is …

Ariane! – Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Lockheed Martin sich aus dem Gemeinschaftsunternehmen International Launch Services (ILS) zurückgezogen und seine Anteile daran verkauft. ILS vermarktet die Trägerraketen Atlas V und Proton M. Allerdings gab es nur wenige kommerzielle Starts der Atlas V. Im Jahre 2005+6 waren es genau 2, demgegenüber 8 der Proton. Inoffiziellen Angaben zufolge wollte Lockheed Martin eine 5 % Preiserhöhung für die Proton, konnte sich mit diesem Anliegen gegenüber dem Partner Khrunichev aber nicht durchsetzen. Dies bewog Lockheed Martin sich aus ILS zurückzuziehen. Die Atlas wird noch angeboten, hat jedoch schon lange keinen neuen Auftrag mehr verbuchen können und es mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens ULA zusammen mit Boeing dürfte sich Lockheed Martin nun auf das Geschäft mit der US Regierung konzentrieren.

Der Konkurrent Boeing konnte für seine neue Delta 4 ebenfalls keine Kunden gewinnen und hat sich schon vor einigen Jahren auf das US Geschäft konzentriert. Anders als Lockheed Martin verfügt Boeing mit der Delta 4 Heavy über eine Rakete ohne direkte Konkurrenz, die er dem DoD für ihre überschweren Spionagesatelliten und schwere Nutzlasten in den GEO Orbit anbieten kann und dafür fast jeden Preis verlangen kann.

Ariane 5Damit gibt es keine US Konkurrenten mehr für Ariane 5. Das vorläufige Ende einer 30 jährigen Erfolgsstory. Erinnern wir uns – Zu Weihnachten 1979 fand der Erstflug von Ariane statt, der zweite Start scheiterte und die Vorzeichen für den dritten Start waren nicht gut. Zur gleichen Zeit stand der Erststart des Space Shuttle an und deutsche Zeitungen waren voll des Lobes über das neue Wundergefährt. Ariane wurde als veraltet bezeichnet und man sah für sie keine rosige Zukunft. Der Space Shuttle sollte den Transport erheblich verbilligen, ein Flug wäre billiger als mit einer Ariane, bei einem vielfachen der Nutzlast. Doch es kam anders. Zum einen war der Space Shuttle nie bulliger als eine Ariane. Zum anderen zeigte sich, dass das Konzept die Rakete privat zu vermarkten die beste Lösung war. Arianespace konzentrierte sich auf die Kundenwünsche. Zum einen technisch: Ariane wurde zu einem Träger mit einem flexiblen Konzept der in der Regel 2 Satelliten auf einmal transportierte. Zum anderen in dem „Launch Service“. Man bekam schnell einen Start, die Startkampagne wurde reduziert, so dass die Vorbereitungen kürzer waren und Kunden mussten nicht warten weil eine NASA oder DoD Nutzlast Vorrang hatte.

Die US Konkurrenz wurde zwar auch Anfang der 90 er Jahr privatisiert, konnte jedoch zwar neue Versionen der Atlas und Delta vorweisen, mit mehr Nutzlast, jedoch nicht mit der Flexibilität von Ariane mithalten. Mehr und mehr konzentrierten sich beide US Anbieter auf das Regierungsgeschäft. Zum einen gab es hier erheblich größere Erlöse als beim kommerziellen Geschäft und zum anderen war der Absatz gesichert. Wegen der US Gesetzeslage darf kein US Satellit auf einer nicht US Trägerrakete gestartet werden. Von der Regel gab es nur wenige Ausnahmen wie den Start des James Webb Teleskops auf einer Ariane 5.

Ariane 5 ist nicht der einzige Beweis, dass europäische Zusammenarbeit klappt. Airbus ist ein weiteres. Auch Airbus hat sich eine führende Rolle auf dem Flugzeugmarkt erkämpft gegen Boeing. Beide Projekte zeigen, dass wir in Europa mithalten können wenn wir es wollen. Beide Projekte zeigen auch, dass wir konkurrenzfähig in Europa sind und nicht die Produktion nach Russland oder China auslagern müssen, wenn wir am Ball bleiben und uns auf das Besinnen was der Markt will.

Es gibt auch Gegenbeispiele: Ich halte z.B.. die Vega Rakete nicht für einen Erfolg. Es gibt in diesem Marktsegment derzeit wenige Nutzlasten und eine große Konkurrenz – In den USA wie auch Russland. In beiden Ländern gibt es hunderte von ausgemusterten Atomraketen, die ohne Probleme einen 1-2 t Satelliten in den Orbit befördern können. Es ist auch für mich nicht nachvollziehbar warum sich die ESA mit Geldern an dem Aufbau des Startkomplexes für die Sojus in Kourou beteiligt. Natürlich hat Arianespace daran ein Interesse (die Nutzlast der Sojus für GTO Starts steigt von 1.7 auf 3.0 t, was sie für kleine Satelliten attraktiv macht). Doch wird die Rakete nicht in Europa gebaut. Wenn die Russen ein Startgelände bei uns haben wollen bitte – Aber dann sollen sie es selbst finanzieren und Miete dafür zahlen!

Das Geld (Gesamtsumme 223 Millionen Euro, ESA Anteil nicht bekannt) wäre besser in einem beschleunigten Ausbau der Ariane 5 investiert. Seit 2004 ist die Entwicklung der Oberstufe ESC-B gestoppt, welche die Nutzlast von 9.6 auf 11.7 t erhöhen könnte, weil man die Mittel für einen weiteren Testflug der Ariane 5 ECA und Nachbesserungen an dieser brauchte. Eine weitere Bodenstation für die europäischen Raumsonden Rosetta, Mars Express und Venus Express in Kourou wäre auch nützlicher als ein Startkomplex für einen Konkurrenten.