Apollo und die ISS

Man kommt wenn man an ein Blogthema denkt sehr schnell auf andere Gedanken. Ich hatte vor mal etwas über die Apollo 18-20 Missionen hier zu schreiben. Bei dem Nachdenken über diese kommt man aber auf ganz andere Querbezüge.

Apollo teilt eines mit Mercury und Gemini: Man war sich klar, das man technisches und wissenschaftliches Neuland betrat. Vieles konnte man bei Gemini erproben, wie z.B. die Rendezvousmanöver. Vieles war aber noch unbekannt wie z.B. die Navigation über Strecken von Mondentfernung. Die Abweichungen des Mondschwerefeldes von dem einer gleichmäßigen Kugel, das gesamte Equipment und die Prozeduren mussten getestet werden.

So macht man dasselbe wie bei Mercury und Gemini: Man orderte von der Industrie eine ausreichende Stückzahl an Raumfahrzeugen, die ausreichen würde auch mehrere misslungene Testflüge oder unvorhergesehene Schwierigkeiten die kleinere Schritte möglich machten, abzufangen. In der internen Nomenklatur gab es die Flüge Apollo A-J, wobei jeder komplexer war und durchaus mehrere Flüge mit einer Nummer stattfinden sollten. Der Buchstabe stand mehr für eine komplexere Mission als einen konkreten Flug. Die erste Mondlandung war für Apollo G bestimmt. Apollo H sollte dann den Aktionsradius der Astronauten erhöhen und die J Missionen sollten schließlich weitaus mehr wissenschaftliche Instrumente in den Kapseln und den LM mitführen und Aufenthaltszeiten von bis zu 3 Tagen auf dem Mond ermöglichen.

Die gesamte Erprobung verlief viel besser als geplant und insbesondere Apollo 8 brachte einen erheblichen Schritt nach vorne. So konnte man 1969 daran gehen die endgültige Nummerierung bekannt zu geben:

  • Apollo G Missionen: Apollo 11+12
  • Apollo H Missionen: Apollo 13-15
  • Apollo J Missionen: Apollo 16-20

Für die letzten 3 waren auch Wissenschaftler als Besatzungsmitglieder geplant, eine Gruppe trainierte seit 1965 dafür. Diese Auswahl orientierte sich am limitierenden Faktor, das waren die bestellten Saturn V Trägerraketen. Davon hatte man 15 Stück geordert und diese reichten bis Apollo 20. Sie machten auch in etwa die Hälfte der Kosten einer Apollo G Mission aus und immerhin noch mehr als ein Drittel einer Apollo J Mission.

Von den Mondlandefähren Lunar Module (LM) wurden 16 Stück bestellt. Das waren 3 mehr als es Apollo Flüge geben sollte. 5 davon wären für eine Mondlandung geeignet gewesen. Bei den Kapseln und Service Modulen gab es noch mehr bestellte Geräte. wobei die NASA sich aber entschloss nach dem Feuer beim Countdown von Apollo 1 nur die verbesserten Block II Geräte für bemannte Einsätze zu verwenden. Immerhin waren dies aber auch noch 23 Stück, 5 mehr als man Saturn V hatte. (Einige Flüge fanden mit Saturn 1B statt).

So war die Planung im Frühjahr 1969. Er sah 4 Mondmissionen pro Jahr vor und einen Abschluss des Programmes im Jahr 1972. Das war nicht unrealistisch: In den 12 Monaten von Oktober 1968 bis Oktober 1969 fanden schließlich 6 Apollo Missionen statt. Doch das Apollo Budget hatte seinen Zenit schon überschritten und es wurde weiter zusammen gestrichen.

Nach Apollo 11 kam die Entscheidung Skylab zu bauen. Dafür brauchte man eine Saturn V, das führte zum Streichen von Apollo 20. Kapseln und Saturn 1B für die Versorgungsflüge hatte man in ausreichender Menge. Nach Apollo 12 kam das Streichen von Apollo 18+19 um Kosten zu sparen, während man gleichzeitig die Anzahl der Flüge pro Jahr senkte um mehr Zeit zu haben, um diese instrumentell besser auszurüsten.

Das waren zwei Bestrebungen die genau entgegengesetzt liefen: Die Hardware hatte man bezahlt, egal ob man diese abnahm oder nicht, was ein Apollo Flug dann noch verursachte, waren die Personalkosten am Boden. Sie resultierten daraus, dass solange das Programm lief, man bei Cape Kennedy Leute beschäftigte, welche die Starts durchführten, im Mission Control Center in Houston, Leute welche die Mission planten, die Astronauten und Kontroller trainierten und im ganzen Land man bei den Herstellern der Hardware ein Kernteam beschäftigte, das sich mit der Hardware auskannte, um Störungen am Boden oder während des Fluges zu beheben – das dies nicht umsonst war, zeigte die Rettung der Astronauten bei Apollo 13. In der damaligen Zeit waren dies leicht Tausende. Alleine 450 Personen waren für den Start der Saturn V verantwortlich. Diese Fixkosten entstanden über die Zeit, ob man nun eine Mission startete oder nicht (und sie machen heute den Space Shuttle so teuer). Durch das Streichen von 2 Missionen und verlängern der Vorbereitung zwischen den Missionen, hatte man also gar nichts gewonnen.

Was blieb: Man hatte bei einem Gesamtprogrammumfang von 25 Milliarden Dollar vielleicht einige Hundert Millionen eingespart, dafür aber die Zahl der Mondlandungen um ein Viertel reduziert. Das Programm wurde vorzeitig eingestellt, gerade nachdem es die erste erfolgreiche Landung gab und damit das Primärziel erreicht war.

Die Parallelen zur ISS sind unübersehbar: Sie wird fertig gestellt werden, aber einige Module bleiben am Boden, weil es nicht genügend Shuttle Starts gibt. Das reduziert auch die Stammbesatzung um eine Person. Vor allem gibt es keine Perspektive für die ISS. 15 Jahre sollte sie im All bleiben – Durch den verzögerten Ausbau bleiben davon noch 7 Jahre übrig, nachdem sie fertiggestellt wurde. Wie man vor allem das Equipment austauschen will ist noch nicht gelöst, während der Besatzungsaustausch und die Versorgung auch gut ohne Space Shuttles erfolgen kann. Interessanterweise gibt es trotzdem noch Vorstellungen die ISS auszubauen. Ein britisches Konsortium hat vorgeschlagen, das England zwei Module bauen sollte, die man mit Sojus Fregat Raketen startet und die an Harmony ankoppeln. Sie sollen den Platz von gestrichenen Modulen einnehmen und den Lebensraum wieder vergrößern, so dass eine 7 Mann Besatzung möglich ist, die dann auch den Briten (die sich nicht bei Columbus beteiligt haben) Aufenthalte ermöglichen würde.

Viel interessanter ist jedoch, was danach kommt: Bei Apollo war es der Space Shuttle. Das Problem des Space Shuttles ist dann erst deutlich geworden, als es ihn gab: Es ist Trägersystem. Ein Trägersystem ohne Nutzlasten ist aber sinnlos. Nun plant man den Flug zum Mond mit zwei Trägerraketen und Kapseln. Die Ausschreibung für Designentwürfe zum Mondlander läuft gerade erst an. Was passiert wenn der nächste Präsident dann einfach mal den Mondlandeteil streicht, das teuerste Teil des ganzen? Dann hat man wieder ein System für den Flug in den Erdorbit, diesmal mit Kapseln. Doch wohin? die ersten Flüge von Orion rutschen immer weiter nach hinten und es ist ziemlich wahrscheinlich, dass die ISS ausgemustert wird bevor sie stattfinden.

Irgendwie erinnert das doch sehr an Apollo….

2 thoughts on “Apollo und die ISS

  1. Ich bin eher durch Zufall auf diesen alten Blogeintrag gestossen, aber als ich den letzten Absatz gelesen hab musste ich schon schmunzeln – der Bernd hat damals Anfang 2008 sehr gut vorrausgesagt was mit Constellation passieren wird und das Dilemma danach mit dem SLS/Orion-System:

    „…Was passiert wenn der nächste Präsident dann einfach mal den Mondlandeteil streicht,…“

    Achja, ne Frage: Kann man hier eigentlich auch so Emoticons/Smileys in die Kommentare einfügen? Sehe das bei manchen Beiträgen hier, finde aber keine Funktion dazu…

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