Toleranz

Seit ich vor ein paar Wochen mit einer Erkältung für eine Woche außer Gefecht war, schaue ich regelmäßig die Sendung „Frauentausch“ auf RTL2 an. Das ist eine dieser „Doku“ Soap Sendungen: Zwei Familien tauschen für 10 Tage ihre Mütter oder Frauen. Es gibt dann noch ein paar Dinge um das ganze etwas komplizierter zu machen aber das ist es im wesentlichen.

Das eigentlich nichts besonders. Das Besondere liegt darin, dass sich die Redaktionen völlig unterschiedliche Familien aussuchen. Da tauscht eine arbeitende Frau die sich von ihrem Ehemann bekochen lässt und im Luxus lebt mit einer Hartz alleinerziehenden IV Empfängerin und 5 Kindern. Eine Frau aus einem bürgerlichen Haushalt tauscht mit einer Zirkusfamilie. Ein Putzteufel mit einer Familie die in einem Bretterverschlag in nicht gerade hygienischen Verhältnissen lebt. Dazu gibt es noch die Variationen mit dem Alter, wenn z.B. eine Junge Mutti in einen Haushalt kommt in dem alle Kinder älter sind als sie.

Kurzum: Konflikte sind vorprogrammiert, dazu kommen noch persönliche Animositäten, Eifersucht, Paschatum, Choleriker. Darin liegt der Reiz der Serie, denn jeder wartet dann doch eigentlich darauf das es irgendwann kracht. Ich denke der Schlüssel für die Personen die dort beteiligt sind ist Toleranz. Wenn man die Sendung schon einmal gesehen hat weis man ja was auf einen zukommt. Anders als in vielen anderen Situationen weiß man dass diese 10 Tage lang dauert, man weiß das man mit einem anderen Lebensstil zu tun hat und es sind Fernsehkameras dabei.

Man kommt in eine fremde Familie. Dort gibt es andere Regeln, man hat es mit fremden Personen zu tun und vor allem mit einem anderen Lebensstil, für die vielleicht andere Dinge wichtig sind oder es schlicht und einfach finanzielle Restriktionen gibt. wer realistische Erwartungen an dieses Experiment hat weiß, dass man in so kurzer Zeit nichts in der fremden Familie  bewegen kann. Man kann in der anderen Familie vielleicht vermitteln wie es in der eigenen Familie läuft, Impulse für Änderungen geben, aber man wird die Leute nicht in dieser Zeit ändern. Da dies noch unter Fernsehkameras geschieht würde ich es wohl mit dem Motto halten „Klappe halten und Durch“.

Doch das ist leicht gesagt. Ich glaube jeder hat empfindliche und neuralgische Punkte bei denen er persönlich so stark involviert ist, das er nicht mehr objektiv entscheiden kann und sich einfach darüber aufregt. Bei mir ist derzeit etwas was von den Fakten her eine Kleinigkeit ist, bei dem ich nicht einmal direkt betroffen bin. Das Problem das ich habe ist dass ich die Verursacher des Problems gut kenne und ihr Verhalten nicht gut heißen kann und die Person kenne die betroffen ist. So gesehen sitzt man zwischen den Stühlen und die Diskussionen werden dann rasch persönlich. Und ich denke das ist das Problem: Jeder hat einen Punkt oder eine Schwelle, ab der fällt es nur sehr schwer rational mit einem Thema sich auseinandersetzen.

Meine Beobachtung bei Frauentausch ist übrigens, dass viele Familien die man als „bürgerlich“ beschreiben könnte erheblich toleranter sind als die Familien die in „Alternativen Lebensformen“ leben. Seien es Gruftis, Rocker, Zirkusleute oder Menschen die in einer Holzhütte leben. Sie bezeichnen fast alle die „normalen“ Verhältnisse als „spießig“ und implizieren damit dass diese zu wenig Toleranz haben und sie ausgrenzen. Doch gerade anders rum wird ein Schuh draus. Nur 10 Tage „spießige“ Lebensweise ist zu viel für diese Leute.

Schon jetzt möchte ich auf die Landung von Phoenix am 25.5.2008 hinweisen. Geplanter Landezeitpunkt ist 4:53:52 p.m PDT, das 1:53:52 am 26.5.2008 in Deutschland. Wer also nicht aufbleiben will, wird es am Morgen in den Nachrichten erfahren. Die NASA hat natürlich einen Landezeitpunkt gewählt der publikumswirksam für die USA ist, also Sonntag am frühen bis späten Nachmittag. Das ist durch Wahl der Bahn recht gut möglich. Immerhin: Bis deutsche Zuschauer aufgestanden sind dürfte es bereits erste Bilder geben – wenn die Landung glückt. Bisher ist hier ja die Erfolgsbilanz noch etwas gemischt. Nach den recht schlecht vorbereiten Flügen der Sowjets gab es ja auch in den letzten Jahren zwei Fehlschläge mit Mars Polar Lander und Beagle 2.