Wie sicher muss bemannte Raumfahrt sein?
Ich habe das Thema ja schon letztes Mal angesprochen, und nach einigen Vorabmeldungen wie im Daily Telegraph, gibt es auf den entsprechenden Seiten, nun auch eine offizielle Bestätigung: Das "Transition Team" von Barack Obama ist für die Einstellung der Ares I und Verwendung der Delta und Atlas. Die Gründe sind einfach: Das kostet 3.4 Milliarden weniger als die Ares I (prognostiziert für 10 Milliarden) und sie könnten schon 2013 anstatt 2015 zur Verfügung stehen.
Griffin scheint das nicht so zu sehen: "Still, NASA Administrator Michael Griffin said the Ares I rocket is the safest, most reliable and most affordable way of returning astronauts to the moon, the newspaper said.". Also zuerst einmal denke ich, ist das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen, denn es spricht ja niemand davon die Delta und Atlas als Mondrakete einzusetzen – dafür müsste man ihre Nutzlast schon um den Faktor 6 steigern. Doch davon unabhängig einige Anmerkungen:
Ich halte es äußerst kühn, eine noch gar nicht existente Rakete als sicherer zu bezeichnen, als ein eingeführtes Trägersystem, Delta 4 und Atlas IIII/V starteten bislang 28 mal, dabei gab es zweimal den Fall das die Sollbahn nicht erreicht wurde, was ein Raumfahrzeug eventuell mit eigenen Treibstoffvorräten ausgleichen könnte (und die Satelliten auch taten). Ich gebe Griffin dahin gehend recht, dass ein für maximale Sicherheit ausgelegtes Trägersystem potentiell einem Trägersystem überlegen ist das für Satellitentransporte ausgelegt ist. Doch das gilt nur wenn ich entweder existierende Trägersysteme vergleichen kann oder Entwürfe vergleichen kann. In jedem Falle kann erst die Praxis zeigen, ob dem so ist. Es gibt ja Beispiele: Der Space Shuttle war auch ein bemanntes Raumfahrzeug, doch seine Sicherheit war nicht höher als bei vielen Trägerraketen. Auch Ariane 5 wurde entwickelt, um Hermes zu starten – und hat zwei Fehlstarts und zwei unplanmäßige Orbits bei 42 Missionen aufzuweisen: Allerdings: Keine dieser Missionen wäre gleichbedeutend mit einem Verlust der Besatzung gewesen. In jedem Falle hätte es die Möglichkeit gegeben, sich mit einem Fluchtturm in Sicherheit zu bringen. Das denke ich, ist die wichtigste Sicherheitsmaßnahme bei einer Trägerrakete für bemannte Missionen. Die Möglichkeit die Kapsel bei einem Fehlverhalten schnell genug abzusprengen. Das ist aber auch gegeben bei einem Satellitenträger. Dann muss die Teägerrakete selbst nicht einmal so viel sicehrer sein. Gemini und Mercury starteten ja auch mit stink normalen ICBM’s und nicht speziell auf maximaler Sicherheit entwickelten Versionen. Das gleiche gilt heute die Lange Marsch 2F und die Sojus-U.
Vor allem finde ich die Position von Griffin recht scheinheilig: Wenn mir wirklich die Sicherheit der Besatzung am wichtigsten ist, dann betreibe ich nicht ein System weiter, dessen Sicherheit meine eigenen Leute mit 1:80 einstufen (Space Shuttle), wenn ich an einem Risiko von 1:2000 für den nächsten Träger interessiert bin und Träger mit einem LOC Risiko von 1:1000 daher ablehne. Weiterhin setze ich dann keine Personen in eine Sojus Kapsel, bei der bislang ebenfalls 2 von 105 Missionen bislang mit dem Tod der Besatzung endeten (Risiko 1:52). Besonders pikant: Geht man die Umrüstung jetzt an, stehen die Träger erst 2013 zur Verfügung. Die Entscheidung gegen sie fiel 2005. Also kleine Kopfrechnung: Hätte man sich 2005 dafür entschlossen ständen sie 2009 zur Verfügung – damit hätte es keine Lücke bei den Transporten zur ISS gegeben und nicht den Bedarf in Russland Sitze zu kaufen auf einem System ddesen Sicherheit bestimmt nicht höher ist als die von Delta/Orion oder Atlas/Orion.
Noch mehr erstaunt mich, dass zwar die Umrüstung der Atlas und Delta um 3.4 Milliarden billiger wird, aber das kostet dann ja immer noch 6.6 Milliarden Dollar – nicht gerade wenig für eine schon existierende Trägerrakete. Zum Vergleich: Das Preisschild für "Umbau des ATV in ein bemanntes Raumfahrzeug und Modifikation der Ariane 5" liegt bei 2-3 Milliarden Euro.
Das zeigt de Fakto die Situation, in der sich die NASA derzeit befindet. Es ist nicht nur, das natürlich bei einem neuen Präsidenten und einer Rezension das Constellation Programm in der Schwebe ist. Schon vorher war unter Griffin der NASA Kurs voller Widersprüche –
- Mondprogramm? Na klar, aber eine Finanzierung erst ab 2010.
- ISS? Fertigbauen und dann die einzige Möglichkeit zur Beförderung von Fracht ausmustern!
- Langzeitplanung? Alles genau festgelegt. Wir landen 2017 auf dem Mond, Moment, wir müssen verschieben. Aber 2018 bestimmt… Ach wie dumme s dauer doch länger, aber 2019 ist doch auch ein schönes Datum, 50 Jahre nach Apollo 11 – Oh warten sie mal, nach den neuesten Planungen gehen wir jetzt von 2020 aus, ist doch auch ein rundes Datum.
Manchmal bin ich doch froh, dass es in der ESA anders läuft….