Meine Wünsche an die Computerindustrie
Haben Sie mal in einem Katalog von Pearl geblättert? Der ehemalige Sharewareverkäufer hat sich zu einem bunten Laden für Computerzubehör, Audio, Video und allerlei Krimskrams gemausert. Manches was man dort findet ist ganz geschickt, z.B. habe ich einen MP3 Player gekauft, der in dem Kopfhörer eingebaut ist – Schluss mit den Kabeln die immer irgendwo hängen bleiben oder ziehen. Das meiste ist aber skurril und die USB Gadgets wie Raketenwerfen sind ein beliebter Spaß unter uns Kollegen "Mal sehen was es diesmal für verrückte Sachen gibt".
Dabei bringt es die Industrie nicht fertig, in anderen Bereichen eine real vorhandene Nachfrage bedienen kann. Hier zwei Beispiele: Seit Anfang Dezember habe ich nun ein Dienst-Notebook. Ein Dell 630D, mit Docking Station immerhin 1300 Euro teuer. Obwohl es sich also nicht um ein Billiggerät handelt, würde ich es nicht ohne die Docking Station betreiben. Über Weihnachten habe ich es nach Hause genommen und gemeint es ginge auch ohne externe Tastatur. Pustekuchen: An die Tastatur werde ich mich nie gewöhnen. Ich vertippe mich dauernd, komme oft auf die Caps Lock Taste, muss immer nach den Cursortasten suchen. Warum? Zum einen ist die Tastatur durch das Touchpad (das wegen der externen Maus sowieso nicht benutze) zu weit weg und zum anderen fehlt rechts der Platz für die Cursortasten.
Das Display spiegelt nicht, ist aber nur in einem engen Blickwinkel recht gut lesbar und schwer ist es auch noch (weil ich wegen meiner Sehprobleme ein 15 Zoll gerät haben wollte, also auch mit meine Schuld). Dabei brauche ich kein Notebook im engeren Sinn und ich kenne viele Leute die eines haben und auch kein Notebook brauchen, mit dem sie überall arbeiten können. Die meisten brauchen ein Gerät mit dem sie an wechselnden Arbeitsplätzen (Zuhause/Geschäft) arbeiten können Klar, es gibt auch Leute die wollen im Zug und überall arbeiten oder rumspielen, aber die meisten wollen nur einen Computer mit der gleichen Arbeitsumgebung an stationären Plätzen haben. Warum macht niemand einen portablen Computer – ohne Akku, Tastatur und Display. Aber dafür mit normalen DIMM Slots und einer 3.5 Zoll Platte. So was wie der Mac Mini, nur leistungsfähiger und mit mehr Anschlüssen. Am besten im Bundlepack mit zwei Docking Station an der dann LAN, DVI, Tastatur und Mausport sind – eine für daheim und eine für den Arbeitsplatz. Das wär doch ein intelligentes Produkt. So was ähnliches gibt es ja schon. Es gibt schon kleine Nettops, aber sie sind nicht wirklich leistungsfähig und es gibt schon Barebones aber sie sind nicht richtig portabel. Und keines hat einen Standardisierten Anschluss an eine Docking Station (denn Tastatur, Maus und Monitor will ich nicht dauernd ein/ausstecken, schon wegen der Kontakte die dann ausleiern nicht).
Das nächste ist die Pixelmannia bei Digitalkameras. Ich habe eine 3 MP Canon S1 IS, ein Gerät das eine Menge kann, unter anderem mit 10 fach Zoom, aber ich hätte gerne noch eine zweite, kompakte Kamera die man überall hin mitnehmen kann. Klar gibt es so was, aber nur mit vielen Megapixeln. Das will ich aber nicht und zwar aus dem Grund, dass es nichts nützt. Es gibt eine Reihe von Gründen die gegen Kameras mit mehr als 3-4 MP sprechen:
- Wer Bilder am Monitor anschaut deckt schon mit 3 MP mehr ab als heute ein 24 Zöller zeigen kann. Sicher, vielleicht ist in einigen Jahren ein noch größerer Monitor Standard, aber aufgrund des Raumes welchen die meisten zur Verfügung haben, denke ich wird es nicht viel größer werden.
- Wer die Bilder als Fotos belichten lässt: Fotosatzbelichter haben eine Auflösung von 150 Zeilen pro Zoll. Das sind 1500 x 1000 Pixel bei einem 9 x 13 Bild. Also dafür reichen schon 1.5 MP. 3-4 MP lassen genug Spielraum für 13×18 cm Bilder.
- Braucht man dann für DIN-A4 oder Din-A3 wenigstens bessere Kameras? Nein, denn nun kommt das Auge ins Spiel. Das hat eine Auflösung von 1 Bogenminute. Das ist z.B. 1 mm aus 3.5 m Entfernung. Wenn das Auge ein 150 lpi Bild aus 60 cm Entfernung ansieht, dann ist das Auflösungsbegrenzt. Din-A4 oder DIN-A3 Aufnahmen sind größer, aber man erhöht auch den Abstand, denn man möchte entspannt sehen und das kompensiert sich ziemlich genau.
Es macht also für den praktischen Einsatz keinerlei Unterschied ob man eine 3-4 oder 8-12 MP Kamera kauft. Es macht aber bei der Qualität der Bilder einen Unterschied! Denn die Sensoren sind winzig klein: Bei den handlichen Digitalkameras dominieren die 1/1.8 Zoll und 1/2.5" Sensoren. Diese sind 7.2 x5.3 und 5.8 x 4.3 mm groß. wer 12 MP auf einem 1/2.5" Sensor unterbringt, bei dem ist ein Pixel noch 1.9 µm groß. Zum vergleich: Eine 24 MP Spiegelreflexkamera hat zwar doppelt so viele Pixel, aber ihr Sensor ist auch 36 x 24 mm groß, so dass ein Pixel 6 µm groß ist.
Das hat zwei Folgen: Die Spiegelreflex hat etwa die 10 fache Fläche pro Pixel und liefert auch bei 1600 ASA noch detailreiche Bilder, während die Kompaktkamera schon bei 200 ASA starkes Rauschen zeigt. Dabei braucht man schon für diese kleine Pixels hervorragende Objektive, die wie ich bei einem ct Test lass, nicht gerade billig sind. Wen wundert es, dass die viel billigeren Objektive in den Kompaktkameras bei Tests überhaupt nicht die Auflösung wiedergeben, die der Sensor abbilden könnte – man bekommt also nicht mal die 12 MP, sondern nur 6 oder 8. Manche haben das Problem erkannt und offerieren Zusatzfunktionen mit weniger Pixeln. Canon z.B. in einigen Kameras einen besonderen Digitalfokus: Nimmt man die mittleren 3 MP aus einem 12 MP Bild, so entspricht dies rechnerisch einem 2 fach Zoom. Andere bieten niedrige Auflösungen bei denen die Pixel durch Summation entstehen – also z.B. nicht jedes zweite Pixel nehmen sondern den Wert von 2 Pixeln addieren. Das reduziert etwas das Rauschen, aber es kann es nicht verhindern. Die Ursache des Bildrauschens ist, dass weniger Licht auf jedes Pixel fällt. Das Rauschen ist immer gleich groß. Bei wenig Licht muss der entstehende Strom mehr verstärkt werden. Ein Maß dafür ist das Signal zu Rausch Verhältnis. Es lag bei meiner Canon S1 IS bei 38 bei der niedrigsten ISO Einstellung – gute Spiegelreflex erreichen heute 65-87. Aber 7-10 MP Konsumer Kameras gerade mal 7-12. Vereinfacht gesagt: Wenn das Hellste Pixel den Wert 200 hat, dann gibt es bei seiner S/N Ratio von 10 noch Pixel mit einer Helligkeit von 220 oder 180. Und die Abweichung ist gut zu sehen. Dabei handelt es sich bei allen Werten um die bei der niedrigsten ISO Stufe. Sobald man von ISO 50 was heute ja die niedrigste ist, hoch geht wird es schlimmer.
Für Innenaufnahmen am Tag ist so eine Kamera praktisch nicht mehr brauchbar und wie ich bei den Fotos einer Kamera meiner Schwester sehe, auch nicht mehr im Winter oder bei wolkenverhangenem Himmel. So suche ich bei EBay nach einer gebrauchten 3 MP Kamera, obwohl ich gerne eine neue hätte – mit dem was es heute an Verbesserungen gibt wie z.B. größeres LCD Display, schnellere Auslösung oder speichersparende Videos. Ich kann mir nicht denken dass ich der einzige bin. Ich kenne viele Leute die kennen die Problematik und die würden wohl auch gerne eine Kamera kaufen die lichtempfindlicher und weniger verrauscht sit, aber eben mit 3-5 MP kaufen. Nur es gibt sie nicht. Manchmal kann die Industrie offensichtlich nicht vorhandene Bedürfnisse befriedigen….