Die modernen Seeungeheuer

Seemonster bei Island
Seemonster bei Island

Gestern sah ich auf N-24 einer dieser Moon Hoax Reportagen. Teile davon sah ich schon in Ausschnitten vor ein paar Wochen. Doch in der vollen Länge kommen die Moon Hoaxer erst so richtig „gut“ rüber – als Leute mit geringem Bildungshorizont und großer Selbstüberschätzung. Mich erinnerte das immer mehr – vor allem das Gerede – an etwas bekanntes, und irgendwann machte es „klick“:

Vor ein paar Jahrhunderten war die Seefahrt gefährlich. Menschen wagten sich nur entlang der Küsten weiter und Vasco de Gama erreichte trotzdem auf diesem Weg Indien. Warum sollte man auch kreuz und Quer über den Ozean ins Unbekannte fahren, und war es nicht viel zu gefährlich? Waren nicht auf jeder Karte Seeungeheuer eingezeichnet, die auf offenem Meer die Schiffe samt Mann und Maus verschlangen? Da gab es Riesenkraken, große Schlangen, Reptilien und große Wale auf den Karten. Alles unbekannte Gefahren und man wusste nicht mal wohin es geht! Was war, wenn man an den Rand der Welt kam, und von der Scheibe herunterfiel?

Also wagten die meisten es nicht und auch Christof Kolumbus wurde verspottet als er zurückkam. Immerhin brachte er „Beweise“ mit: Eingeborene und Tiere und Pflanzen die er inIndien fand. Vielleicht waren die Leute damals leichtgläubiger, dass sie das glaubten. Schließlich hätten die Eingeborenen auch irgendwelche Neger von Afrika sein können und die Pflanzen stammten aus irgendeinem botanischen Garten. Vielleicht war Kolumbus nur bis Afrika gefahren, dass man ja schon kannte, hatte sich dort ein paar Wochen entspannt und war einfach zurückgefahren und behauptete er hätte Indien entdeckt! Sicher hatte er alle umbringen lassen die diese Lüge nicht mitmachten, schließlich kehrte nur ein Teil der Mannschaft und Schiffe zurück. Heute sind die Leute kritischer und glauben nicht an Mondgestein aus einem „Keramiklabor der NASA“. Vielleicht hatte Kolumbus, aber auch einfach Glück, weil bald danach noch andere nach Indien segelten (und dabei entdeckten, dass es nicht Indien war). So konnte doch beweisen werden, dass er niemanden getäuscht hat, höchstens sich selbst, denn er glaubte ja einen Seeweg nach Indien gefunden zu haben. (Daher nennt man die Einwohner des neuen Kontinents auch Indianer). Was wäre gewesen, wenn 40 Jahre nach Columbus Reisen, es nur seine vier Entdeckungsreisen gegeben hätte und nichts mehr? Wenn kein anderer ihm gefolgt wäre? Hätte man ihm immer noch geglaubt oder hätten sich die Zweifler erneut gemeldet und uns vorgerechnet, dass wenn er tatsächlich so weit gefahren wäre, wie er behauptet, er schon längst vom Rand der Erdscheibe hätte runter fallen müssen? Continue reading „Die modernen Seeungeheuer“

Ausmisten bei der Lebensmittelkennzeichnung und Überwachung

Am Samstag sah ich eine Diskussionsrunde bei Sandra Maischberger bei dem es auch um das Thema Lebensmittel. Die Runde war recht bunt gemischt mit Udo Pollmer, einer Tante des Bunds der Lebensmittelindustrie, die schlecht vorbereitet war, einer Frau vom Verbraucherschutzverein mit idealistischen Vorstellungen und der Schauspielerin Marion Kracht und den Köchen Tim Mälzer und Christian Rach. Es drehte sich unter anderem auch um den Kennzeichnung von Lebensmitteln und den widersprechenden Meinungen wie „Pro und Contra  Ampel“. Das bringt mich auf zwei zentrale Probleme unserer Lebensmittelüberwachung:

  • Die Angaben auf Fertigpackungen werden immer komplizierter
  • Es gibt zu wenig Kontrolle vor allem bei der Kennzeichnung und Werbung

Fangen wir mal mit dem ersten an. Die Lebensmittelkennzeichnung wurde laufend erweitert und ergänzt. Damit ist aber auch die Informnationsmenge angestiegen. Dazu gibt es noch die Freiweilligen Angaben wie die GDA Kennzeichnung die nun ja noch durch die Ampel ergänzt werden soll. Das ganze informiert dann nicht mehr, es verwirrt. Daher meine Forderung: Continue reading „Ausmisten bei der Lebensmittelkennzeichnung und Überwachung“

Sonnensegel und Ionenantriebe

Es ist still geworden um Sonnensegel, während Ionenantriebe inzwischen schon Einzug zur Lageregelung von geostationären Satelliten eingezogen haben. Zeit dem mal auf den Grund zu gehen. Zuerst einmal sehen Sonnensegel oberflächlich viel attraktiver als Ionenantriebe aus – Es wird weder ein kompliziertes Triebwerk benötigt, noch eine Hochspannungsquelle mit beschränkter Lebensdauer (bei Langzeitmissionen setzt man mehrere dieser ein). Zudem werden keine teuren Solarzellen oder gar ein Kernreaktor als Energiequelle benötigt. Stattdessen nur eine leichtgewichtige Folie und ein paar Stangen – schon hat man das Sonnensegel.

Warum setzt man es also nicht ein? Weil der Teufel im Detail liegt. Der Strahlungsdruck durch das Licht ist gering und beträgt maximal 9 N/km² (100 % Reflektion). Die Solarzellen, die den Strom für ein Ionentriebwerk mit 9 N Leistung liefern , belegen dagegen – je nach Triebwerk und Solarzellen – nur 100-200 m², das bedeutet, ein Solarsegel muss die rund 10.000 fache Fläche eines Solargenerators einnehmen. Damit also überhaupt nennenswerter Schub entsteht, muss das Material äußerst leicht sein. Derzeit gibt es zwar Ideen wie dies zu bewerkstelligen ist, verfügbare Segel sind jedoch noch zu schwer. Nicht zu letzt ist das Problem ungelöst, wie man ein richtig großes Segel im Weltraum aufspannt und mit (ebenso leichtgewichtigen) Streben stabilisiert. Continue reading „Sonnensegel und Ionenantriebe“

Parteien, Werbung und Zahlen

DFRPHeute mal wieder ein Eintrag aus der Rubrik „Was mir so an nennenswerten Dingen aufgefallen ist“. Also erst mal, wie gehe ich mit Zahlen um, um den Eindruck zu erwecken der mir wichtig ist? Da gab es vor knapp zwei Wochen eine Sendung von Quarks & Co über Solarenergie. Da gab es zwei Fakten dazu, die mich stutzig machten. Zum einen die Angabe das „Alleine 2008 so viele Solarzellen installiert wurden, die soviel Strom wie zwei Kernkraftwerke liefern“ und zum anderen die Angabe, dass „Solarstrom 1 % des Strombedarfs deckt„. Nun gibt es noch 16 Kernkraftwerke – decken die also nur 8 % des Strombedarfs wie ich aus den beiden Angaben berechnen kann (es muss sogar noch weniger sein, denn es war ja die Rede von den 2008 installierten Solarzellen, während es bei der Prozentangabe um die Gesamtleistung ging, die ja auch aus den vor 2008 installierten Zellen mit besteht.

Nun man hat wohl zwei Zahlen genommen, ohne sie zu erläutern – die Spitzenleistung der Solarzellen, die z.B. im Sommer entsteht, wenn in Deutschland kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist und die zweite wird die Durchschnittsleistung an Gesamtstromverbrauch über das ganze Jahr (auch im Winter, bei bewölktem Himmel und bei Nacht) darstellen. Ich hoffe wenigstens eine weitere Angabe aus der Sendung stimmt, nämlich dass eine Solarzelle die Energie zur Herstellung nach 37 Monaten wieder reingeholt hat (von der Sandgewinnung über die Herstellung bis zur Montage und Entsorgung). Es gibt ja noch das Gerücht, dass eine Solarzelle mehr Energie zur Produktion braucht als sie später liefert.

Solche Zahlenspiele gibt es ja im „Launch Business“ zu Hauf, da werden nur die erfolgreichen Starts seit dem letzten Fehlstart gezählt oder ein SpaceX Anhänger erklärt einfach mal die ersten beiden Flüge der Falcon 1 mit dem Merlin 1A und 1B Triebwerk zu anderen Versionen und zählt nur die letzten drei. Die nächste Folge von Quarks & Co zeigt weitere Beispiele: Wie man Karten benutzen kann um Tatsachen zu suggerieren so z.B. Kontextmappen aus den dreißiger Jahren welche das deutsche Militär und das der Nachbarstaaten zeigten (das natürlich eine Bedrohung suggerierte) und eine Mercatorprojektion der Weltkarte, welche die USA und UdSSR zeigt: Bei der Mercatorprojektion sind die Ländergrößen nicht flächentreu, so das nördlich gelegene Länder viel größer erscheinen als sie sind. So wirkt die UdSSR natürlich riesig und die USA klein. Continue reading „Parteien, Werbung und Zahlen“

Der Raumfahrtkolumnist und der Raumfahrtbegeisterte

Es gibt viele Raumfahrtbegeistete. Wie bekannt hat die Firma SpaceX viele Anhänger. Auf der anderen Seite gibt es nur wenige Kolumnisten oder Kommentatoren. Die echten Fachjournalisten gibt es in Deutschland nicht mehr und in den USA sind es auch sehr wenige. Viele Portale sowohl hier wie auch jenseits des Atlantiks beschränken sich darauf Nachrichten wiederzugeben. Manche übernehmen die Presseerklärungen sogar 1:!.

Natürlich steckt in jedem Kolumnisten ein Raumfahrtbegeisteter. Ich glaube einen guten Kolumnisten unterscheidet von einem nicht so guten, dass er neutral berichten kann. Das von diesem Blog zu erwarten wäre falsch – denn es ist ein Blog und es ist nicht „SpaceNews.com“ oder „Raumfahrtneuigkeiten.de“. Ich denke aber der letzte Blog war recht neutral geschrieben. Er ist auch weniger meine Meinung wie Rühri meint, sondern die Quintessenz von Dingen die mir bei meiner Recherche zu Band 2 auffielen. Ich kann (und werde das im Buch auch) mit Litertaurstellen belegen. Die Zahlen und Fakten existieren. Continue reading „Der Raumfahrtkolumnist und der Raumfahrtbegeisterte“