Es geht noch billiger….

Bevor ich zum letzten Blog eine ellenlange Diskussion mit „Interessierter Leser“ (wäre ein anderes Pseudonym möglich, das dürfte zu Verwechslungen führen, so wie wir hier schon einige Thomas und Martins hier haben…): Nein ich habe nicht an das RD-0120 gedacht und auch nicht an die Angara. (Das es nicht das RD-0120 ist sieht m,an auch am spezifischen Impuls und der Auslegung im Nebenstromverfahren) Aber ich gebe Dir recht, dass Russland wenn das Lohnniveau steigt eine Raketenfamilie sich zulegen muss, die billiger in der Produktion ist. Ansätze gab es dazu, so entstammt die Zenit einem solchen.

Nein ich sah das Konzept recht abstrakt unter dem Aspekt dass alle Nationen mehrere Trägersysteme unterhalten – heute sogar erheblich mehr als in den sechziger Jahren, obwohl die Anzahl der Starts seitdem gesunken ist und das einfach unwirtschaftlich ist. Es ist einfacher wenige Triebwerkstypen und wenige Stufen in großer Zahl zu produzieren als Dutzende davon. Die geringeren Produktionskosten gleichen dann aus, dass im Allgemeinen Feststoffbooster zumindest als erste Stufen günstiger sind. Ich habe mein Konzept  auch mal variiert und Feststoffbooster hinzugenommen, dadurch wird aber der Bereich kleiner in dem Nutzlasten möglich sind. Für kommerzielle Transporte würde es aber noch reichen. Wer es genauer haben will:_ Seit über 10 Jahren gibt es den Aufsatz „Konzepte für eine preiswerte Trägerrakete“ auf meiner Website.

An konkrete Triebwerke und Typen habe ich nicht gedacht. Die Realität spielt nur eine Rolle bei dem Bereich an Nutzlast den die Träger abdecken sollten. Aber es gibt auch einen anderen Weg das gleiche zu erreichen, und er kostet keinen Cent! Einfach die Anzahl der Träger reduzieren. Alleine die USA haben derzeit 14 im Dienst. Es würden reichen um den Bereich zwischen 1 und 23 t Nutzlast abzudecken aber sechs ausreichen und da die anderen Nationen ja auch noch Träger im Einsatz haben kann man die Zahl von etwa 30 auf sechs reduzieren. Hier ein Vorschlag (über die Wahl der Träger kann man natürlich diskutieren):

  • 1 t Nutzlast: Falcon 1e
  • 2 t Nutzlast: PSLV
  • 4 t Nutzlast: Langer Marsch 4B
  • 8 t Nutzlast: Sojus 2
  • 16 t Nutzlast: Atlas V
  • 23 t Nutzlast Ariane 5 ESC-B

Jede größere Nation ist mit mindestens einem Träger dabei (bis auf Japan, aber bisher waren deren Träger zu teuer). Die Zahl der Träger würde  sich rapide vergrößern. Auch bräuchte man nicht ein Dutzend Weltraumbahnhöfe, einer würde ausreichen oder zwei (der zweite dann nur für SSO Bahnen). Das würde viel mehr die Kosten senken als irgendwelche Optimierungen.

Ich weiß das heute noch Sturm gegen dieses Konzept gelaufen wird. In den USA werden ja gerade neue Anbieter gefördert, weil die Regierung unzufrieden mit der Preisentwicklung ist, seitdem Lockheed Martin und Boeing sich zu ULA zusammengeschlossen haben. Dazu gibt es noch nationale Vorbehalte, so sollen alle US Satelliten nur von US Trägern gestartet werden. Aber das bröckelt. Selbst Frankreich startet seine Plejades mit der Sojus und Russland einen Kommunikationssatelliten mit der Ariane 5. Schauen wir mal auf den Flugzeugbau: Dort gibt es heute noch genau zwei Hersteller von Großraumflugzeugen. Ich denke eine ähnliche Konsolidierung wird es auch beim Trägermarkt geben. Wenn eine Absicherung gewünscht wird kann man ja immer noch ein zweites System dazu nehmen und so mehr Sicherheit haben., trotzdem wären es dann viel weniger produzierte Typen als heute.

By the way: Happy Birthday Jim. Maythe next year be one of the better ones. Greetings from Ostfildern to Toronto.

3 thoughts on “Es geht noch billiger….

  1. Ich werde mich bei einem neuen Thema umbenennen und nur einen Vermerk machen das ich früher mal „interessierterLeser“ war. Auch werde ich versuchen meine Kommentare in Zukunft kürzer zu halten. Mit dem RD-0120 hatte ich dich nicht in Verdacht. Der Vorschlag war ein kleiner Seitenhieb der als solches auch markiert war.

    Im 2. Abschnitt des heutigen Blogeintrages wird wieder deutlich das, dass Konzept deines Vorschlages einer Trägerfamilie, dem der Angara ähnelte. Die Angarafamilie ersetzt 2 Träger, die Zenit und die Proton. Die leichten Varianten der Angara sollen sogar noch weitere russische Träger ersetzen. Dies macht aus meiner Sicht wirtschaftlich wenig Sinn, weil Russland für diesen Zweck ausreichend ehemalige balistische Raketen hat. Andererseits ist es gerade die Verwendung der Angara, als Erststufe leichter Raketen, in anderen Ländern (z.B. Südkorea), die zu weniger Typen weltweit und einer größeren Stückzahl führen würde.

    Natürlich wäre es sinnvoller die Kosmodrome und Raketentypen weltweit zu vermindern, wie du es immer wieder forderst. Aber so kommt es zumindest bei einigen Neulingen zu einer Art Standardisierung, die einem Träger zugute kommt. Viele Nationen wollen nun mal ihre eigene Rakete haben. Es wird also mehr Raketentypen und Kosmodrome geben auch wenn diese nichts neues bringen.

    Ich könnte jetzt noch schreiben was mir alles an der Angara nicht gefällt, aber dann wird der Kommentar noch länger.

  2. Meine Ideen sind ja Vorschläge wie es gehen könnte. Natürlich läuft es immer anders. Raumfahrt hat viel mit Politik und wenig mit Wirtschaftlichkeit zu tun. So greift auch ein Argument von Dir nicht: Die ausgedienten Interkontinentalraketen. Denn obwohl Russland je Menge RS-18 und RS-36M hat, werden diese nur für ausländische Satelliten genutzt.

    Hinsichtlich Angara und ob sie kommt würde ich mal warten bis wirklich ein Start ansteht. Bei der Recherche für das letzte Buch fiel mir auf wie viele Pläne es in Russland gab die Raketen zu ersetzen oder wenigstens mehr herausholen – durch neue Oberstufen (KVRD) oder Starts näher am Äquator.

    Umgesetzt wurde bislang nur das wofür ausländische Investoren gezahlt haben. Die Angara muss nach dem Ausstieg von Lockheed Martin alleine finanziert werden – und plötzlich steht auch die Entwicklung wieder.

    An der Angara gefällt mir auch einiges nicht, doch wie wäre es wenn du mal darüber einen Gastblog verfassen würdest?

  3. Du hast recht die ausgedienten Interkontinentalraketen kann man nicht als Konkurenz für die leichten Angaras bezeichnen. Ich bin aber immer noch der Meinung das sie billiger wären.

    Wieso sie für die eigenen russischen Satelliten in der Vergangenheit und Zukunft nicht verwendet werden hat wahrscheinlich 2 Gründe.
    In den 90ern war wenig Geld vorhanden und ein Wechsel von den Träger/Satelliten-Kombinationen, die man von der Sowjetunion übernommen hat, wäre nur langfristig billiger gewesen und kurzfristig erstmal teurer.
    Der Wechsel zu den leichten Angaras hin kommt der Angarafamilie insgesammt zugute und wird wahrscheinlich auch die Angara 3 und 5 etwas billiger machen.
    Zusätzlich werden möglicherweise gerade die leichten Angaras im Ausland Märkte erschließen, so wie sie das schon in Südkorea getan haben.

    Die Angara wird kommen, die Frage ist nur wann. Wie schon gesagt Russland braucht sie im Moment noch nicht. Um eine neue Rakete zu entwickeln wäre es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät. Notwendig wird die Angara erst bei Inbetriebnahme vom Kosmodrom Wostotschny.
    Ihre Entwicklung ist auch schon zuweit fortgeschritten, eine Variante flog bereits als Erststufe in Südkorea. Verglichen mit anderen Raketen die zur Zeit auf dem Markt sind oder auf dem Markt erscheinen werden ist sie ziehmlich gut.
    Neben Zuverlässigkeit und Effizienz will man mit Angara und Wostotschny auch Fertigung und Start der Raketen im eigenen Land erreichen. Wie wichtig das für Russland ist zeigt wieder ein Ereignis von gestern: http://de.rian.ru/science/20091124/124097439.html

    Ich werde mal einen Gastblog zur Angara schreiben, ich weiß aber noch nicht wann das sein wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.