Wen interessiert noch die ISS?

Diese Frage stelle ich mir und ich meine sie nicht nur rhetorisch. Derzeit arbeite ich ein bisschen (aber nicht besonders intensiv) an der zweiten Auflage des ATV Buchs. Eine wesentliche Änderung ist das es nicht nur fehlerkorrigiert ist (Rechtschreib- und Grammatikfehler) sondern wie beim Gemini Buch die zweite Auflage genutzt habe um das Buch zu erweitern. Beim ATV wird es kaum Erweiterungen geben, aber es gibt eine Beschreibung von Cygnus, Dragon und Orion und das Kapitel über die Ariane 5 entfällt. Stattdessen ist nun eines über die ISS drin.

Dafür habe ich nun die NASA Infos zur ISS abgegrast und schon beim Durchstöbern der NASA Website zur ISS drängte sich mir die obige Frage auf. Was mich interessiert und vielleicht auch den einen oder anderen unvoreingenommenen Besucher der Seite ist: Wie ist die ISS aufgebaut? Was sind die einzelnen Module? Welche Funktion haben sie? Was wird dort gemacht?

Um diese Fragen zu beantworten, muss man auf der Seite schon suchen, denn oberflächlich dreht sich alles um die Personen auf der ISS, im NASA Jargon „Expedition XX“. Das bezieht sich nicht nur auf die Webseiten. Als Buchautor suche ich meistens nach Presskits, Fact Sheets oder ähnlichem. Aber auch da sieht es sehr mau aus. Das gilt sogar für echte US Kernmodule für die ISS. Die Daten über das US Labormodul Destiny, also das US-amerikanische Herzstück der Station gehen auf zwei Buchseiten. Sieht man sich das Presskit der Space Shuttle Mission die es transportierte an, so stellt man fest, dass die Biographien der Astronauten, ja selbst die Reihenfolge der Mahlzeiten der NASA wichtiger ist als ihr Labormodul, denn darüber steht mehr drin.

Natürlich gibt es Ausnahmen. So hat die ESA eine ausführliche Website über ihre Experimente an Bord von Columbus – allerdings beschränkt sich die Information über dieses Labor auch auf wenige Fakten. Auch hier das gleiche Problem.

Die Frage ist: Was passiert, wenn nun keine Space Shuttle Flüge mehr zur ISS stattfinden, nichts mehr aufgebaut wird. Sicher gibt es noch die Flüge mit der Sojus, doch ich wette in Amerika wird man dann nichts mehr von der ISS wahrnehmen. Schon heute wird sie nur erwähnt wenn ein Shuttle zu ihr fliegt. Dann dürfte auch schon jetzt feststehen, was passiert wenn 2016 die derzeitigen Verträge über die ISS auslaufen und auch die gesicherte NASA Finanzierung. Ich glaube dann wird die ISS versenkt werden, egal ob es dann noch ein Constellation Programm gibt. Es gibt einen Unterschied zwischen unbemannten Programmen die nach der Primärmission fortgeführt werden und der ISS:

  • Es ist nicht möglich Kosten abzuspecken egal ob 2 oder 6 Astronauten: Die ISS kostet immer rund 2 Milliarden Dollar pro Jahr
  • Es gibt keine Forschungsgemeinde die hinter der ISS steht. Sie ist praktisch darauf angewiesen dass die Öffentlichkeit sie für sinnvoll hält
  • Sie ist um einiges teurer als jedes andere Projekt.

Es wäre auch nichts neues: Als Skylab 4 beendet war, hatte die Station noch Vorräte für eine weitere Mission. Ein zweites, baugleiches Exemplar stand am Boden bereit. Es gab auch noch die Saturn Trägerraketen um es zu starten und anzufliegen, genauso wie Apollo Servicemodule. Die NASA entschloss sich gegen beide Optionen um Geld zu sparen.

22 thoughts on “Wen interessiert noch die ISS?

  1. Auch die russische Seite scheint davon auszugehen das mit der ISS nach 2016 Schluss sein könnte. Es gibt immer wieder Überlegungen über eine eigene russische Raumstation danach. Am Anfang soll diese aus ehemaligen russischen Modulen der ISS bestehen.

    Anders als die Module der Japaner und der ESA kann der russische Teil der ISS auch alleine betrieben werden. Es bestünde wahrscheinlich nur ein Defizit in der Stromversorgung, weil das dafür vorgesehene Modul gestrichen wurde. Aber für einen eingeschränken Betrieb würden die vorhandenen Solarflächen, am Anfang, wohl noch ausreichen.

    Wobei man bei der Frage ankommt: Wie versenkt man eigentlich die ISS, wenn die russischen Module im Orbit bleiben? ATV und Progress kann man dann nicht verwenden, also bliebe nur HTV…

  2. Richtig, die alten Module Sarja und Swesda würden auf jeden Fall mit dem amerikanischen Teil versenkt, und daher ist Stand heute das ATV das wahrscheinlichste System für das Deorbit-Manöver. Eine russische „Phönix“-Station würde aus den neueren Modulen plus weiteren noch zu bauenden bestehen.

  3. @ Ruhri
    Ich glaube du überschätzt den zukünftigen Etat von Roskosmos. Und die Liste was im nächsten Jahrzehnt gemacht werden soll ist lang: neues Kosmodron in Wostochny, Angara, Sojus-Nachfolger, neue Trägerrakete für den Sojus-Nachfolger… Wobei natürlich die ersten beiden Punkte Priorität haben werden, auch vor einer neuen Raumstation.

    @ Bernd
    Die Frage ist was würde passieren wenn die ISS erst 2010 versenkt werden würde. Die alten russichen Module würden bis dahin weiterbetrieben werden zusammen mit wenigen neuen. Der Strom würde von dem amerikanischen Teil der ISS stammen. Das wurde so beschlossen als das russiche Modul zur Stromversorgung gestrichen wurde. Falls die ISS 2016 versenkt wird wäre es am günstigsten zuerst ein Modul für die Stromversorgung zu starten.

    Der russiche Teil der ISS könnte dann erstmal ein paar Jahre (maximal bis 2020) weiter betrieben werden. Bis die alten Module nach und nach durch neue ersetzt werden. Das wird aufeinmal nicht möglich sein.

    Es besteht die Frage ob die ISS für Russland teurer geworden ist als ein Weiterbetrieb der Mir, und ein nach und nach Erweitern dieser, sodass es heute kaum Originalteile mehr gebe würde. Viel teuerer wäre das auch nicht gewesen, und vorallem hat die ISS den Russen von allen am wenigsten gebracht. Die ESA und die Japaner hatten mal Module „oben“ und Versorgungstransporter entwickelt und eingesetzt. Und die USA hat mal ein Gefühl dafür gekommen wie es ist eine Raumstation über längere Zeit zu betreiben. Was zur Folge hatte das man das erstmal nicht mehr will und lieber gleich eine Mondstation plant… (seltsam)

  4. @Martin:
    Du hast recht was dir Finanzsituation betrifft. Derzeit starten die Russen erstmals ein Modul mit dem Shuttle – es fehlt sogar das Geld für die Proton.

    Ob es sich lohnt die ISS nach 2020 zu betreiben? Ich habe meine Zweifel. Die Hardware altert und es häufen sich irgendwann mal massiv die Probleme und man ist mehr am Reparieren als am Forschen. Bei der Mir ging das nach 10 Jahren los. So alt sind inzwischen auch die ältesten drei Module der ISS.

    Überhaupt nicht teilen kann ich die Einschätzung dass die Russen nichts von der ISS haben: Im Gegenteil. Mit gerade mal zwei Modulen (weniger als Europa und Japn bauten) sind sie den USA gleichgestellt. Die USA zahlen fürstlich für den Transport von Fracht und Astronauten, dazu werden freie Sitzeplätze noch an Weltraumtouristen verschachert.

    Kaum was investiert und trotzdem gleichberechtigter Partner. Was will man mehr?

  5. @Marcus: Nein, das siehst du falsch! Ich habe keinerlei Kommentar abgegeben, sondern mich lediglich auf die bekannten Ideen der Russen bezogen. Bei einer Versenkung der ISS, für die natürlich die NASA (vertraglich festgelegt) die Verantwortung trägt, würden die beiden Uralt-Module Sarja und Swesda mit Sicherheit auch bei Kiribati im Pazifik verschwinden. (Pirs wird noch lange vorher mit einem regulären Progress-Transporter zum Abstruz gebracht werden.) Swesda ist aber nun einmal der Anlegepunkt für die ATVs, die daher als Deorbit-Module eingesetzt werden könnten.

    Die neueren russischen Module, wie Poisk, Rasswet oder Nauka sollen abgekoppelt werden und den Grundstock einer neuen Raumstation bilden, aber ich hatte nicht umsonst den Konjunktiv benutzt. Ob den Russen der Aufbau einer neuen Station (nach Ausstieg der Amerikaner) gelingen wird, steht buchstäblich in den Sternen. Viel könnte davon abhängen, ob die Japaner und wir (West-) Europäer mitmachen wollen. Der europäische Roboterarm ERA, der höchstwahrscheinlich noch Teil der ISS werden wird, wäre sicherlich auch ein Bauteil, das bei einer neuen Station verwendet würde. Aber das müsste alles noch in langwierigen internationalen Verhandlungen festgeklopft werden.

  6. Hast Du dich informiert, welchen Nutzen Poisk und Rasswet haben (Nauka kann kommen, muss aber nicht)? Dann würden sich Fragen nach einer neuen Raumstation schon erledigen. Und Europäer / Japan könnten ohne eine Verbindung und strom/Kühlung sich auch nicht beteiligen.

  7. @Bernd
    Die russische Seite war aber schon vor der ISS in der Lage eine Raumstation selber zu betreiben. Etwas was die ESA und Japaner jetzt (noch) nicht können und die USA eingeschränkt können (wegen gestrichenen eigenen Rettungssystem von Sojus abhängig) und in der Shuttle-Orion-Zwischenpause nicht mehr können werden.

    Ich bin nicht dafür die ISS nach 2020 weiterzuverwenden, ich hatte nur angemerkt das man die älteren russischen Module höchstens bis dahin noch verwenden sollte. Für die Russische Seite wäre ein Ende der ISS 2016 wahrscheinlich am besten. 2020 oder später ist es besser alles zu versenken…

    Den Gegensatz zwischen Forschung und Reparieren der Station sehe ich anders. Wie du schon oft geschrieben hast ist der Forschungswert der Station sehr gering, unbemannte Raumfahrt ist viel kostengünstiger. Vielleicht wären getrennte Etats so wie du sie forderst besser. Wenn es um die bemannte Raumfahrt geht ist der Alterungsprozeß von Modulen interessant, aber halt nur für die bemannte Raumfahrt.

    @Ruhri
    Ja ich habe diese Planungen auch gelesen, ich habe sie ja als Indiz dafür genommen, dass man annimmt, dass die USA die ISS 2016 aufgeben will. Für diese neue Raumstation wird aber schon von Anfang an zumindest ein neues Modul benötigt.

    Wenn der Plan wie vorgesehen durchgeführt wird, würde zuerst eine sehr kleine Station dabei herauskommen. Zwar ohne Reparaturen, ohne Notwendigkeit Swesda und Sarja selber zu versenken, aber halt sehr klein.

  8. Zu Klarstellung an alle:
    Die ISS Verträge sind recht alt. Sie sehen eine 5 jährige Aufbauzeit und 10 Jahre Betrieb vor. Geplant war eine Fertigstellung bis Ende 2005, dann sollten 10 Jahre Forschung folgen – das ergigb Ende 2015. Das ist jetzt Basis aller Vereinbarungen die die USA,ESA,Roskosmos und JAXA einhalten MÜSSEN.

    Nun wird die station erst 2010 fertiggestellt werden, 10 Jahre mehr dann erhält man 2020. Das ist die Forschungsdauer die vorgesehen ist. Das ist die gewünschte Lebensdauer der Station. Ich meine das beide Termine soweit in der Zukunft liegen, dass wahrscheinlich andere Faktoren vorher über die Zukunft entscheiden werden. So ist kein Ersatzmodul geplant. Wenn also irgendetwas lebenswichtiges ausfällt ist die ISS bald am Ende. Man sollte sich hier nur an MIR orientieren. Anders als eine Raumsonde gibt es bei der ISS viele Systeme die mechanische Teile enthalten und die einfach verschließen.

    Wenn es nur um die Forschung geht: Es gibt keine Forschung an der ISS die diese Summen wert ist. Sowohl von den Kosten für den Aufbau wie auch den laufenden Betrieb, der NASA/ESA/JAXA rund 2,5 Milliarden $ pro Jahr kostet – dafür könnte man jedes Jahr 4-5 Raumsonden doer 10-15 Forschungssatelliten starten. Die ISS kostet pro Jahr so viel wie das gesamte NASA Budget für Erarth und Planetary Science – und damit werden alle Raumsonden und Erd/Umweltsatelliten finanziert. Wenn es also darum geht: Die ISS nicht Fertigstellen und versenken,

  9. Das die neuen russischen Module noch keine lebensfähige Raumstation ergeben, dürfte klar sein. Wenn Russland die Module für eine neue Station unter russischer Regie verwenden möchten, müssen sie natürlich weitere Technik dazu packen. Ob sie das schaffen werden, bleibt eben abzuwarten. JAXA, ESA und andere Organisationen wie etwa CSA oder ISRO könnten sicherlich den einen oder anderen Beitrag leisten. Ich erinnere nur daran, wieviele Teile der aktuellen ISS aus den ESA-Ländern stammen.

    4-5 Raumsonden oder 10-15 Forschungssatelliten jedes Jahr würde man aber sicherlich nach Versenkung der ISS nicht starten. Die Budgets würden in Landungen auf Mond, Mars oder NEOs investiert oder weitestgehend gestrichen. Die von Ihnen so oft fälschlich propagierte Konkurrenzsituation zwischen bemannter und unbemannter Raumfahrt gibt es eben einfach nicht. Eine Umleitung der Mittel wird mit Sicherheit niemals stattfinden.

  10. Frohes Neues Jahr an alle!

    @ Ruhri
    Ich glaub nicht das sich nach der ISS-Erfahrung jemand finden wird, der bei dem Anfangsaufbau einer Raumstation wirklich hilft.

    Falls die ISS schon 2016 versenkt wird, könnte es sein, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein neues russisches Modul fertig ist. Das war die Grundlage für meine Überlegung. Rasswet könnte man dann an Nauka koppeln aber Poisk würde sich dann erstmal lose im Orbit befinden, oder dann wohl eher mit der ISS versenkt werden.

    Sodass also durchaus der Fall eintreten könnte das man Sarja und Swesda erstmal im Orbit lassen will, zumindest bis das neue russische Modul gestartet wurde. Deshalb meine Frage ob man die restliche ISS auch mit dem HTV versenken kann.

    Am günstigsten wäre es aus meiner Sicht halt Swesda und Sarja bis 2020 zu verwenden und dann zu ersetzen. Und 2016 erstmal nur ein technisch sehr einfaches Modul zur Stromversorgung zu starten. Das könnte sich zwischen Poisk und Swesda befinden. Es wäre im wesentlichen nur ein Tunnel zwischen Poisk und Swesda mit Verbindungsleitungen und außen befestigten Solaranlagen.

    @ Bernd
    Im Kern geht es bei der bemannten Raumfahrt um die Besiedlung des Weltraums durch Menschen. Ob es sich dafür lohnt Geld auszugeben, darüber kann man diskutieren. Die anderen Gründe, die dafür genannt werden, fallen bei näherer Betrachtung weg. Forschung ist z.B. auf anderen Wegen billiger. Ähnlich ist es mit anderen „Vorteilen“ wie Heliumabbau auf dem Mond usw.

  11. @Markus: Rund 120 Milliarden Dollar für den Aufenthalt von 6 Personen? Ich finde da kann man nicht von Besiedlung reden. Zumal der Begriff „Besiedlung“ suggeriert, dass die Siedlung dann auch autonom ist. Meiner Ansicht nach kann man nicht den Weltraum besiedeln. Eher klappt es noch mit der Besiedlung des Meeresgrundes, der Antarktis oder des Mt Everestes. (Zumindest wirds bedeutend billiger).

  12. @ Bernd
    Wie gesagt ob man (viel) Geld in einen Versuch investieren sollte, der vielleicht scheitern wird und selbst bei einem Erfolg den Menschen, die auf der Erde leben, keinen Vorteil bringt, kann man geteilter Meinung sein.

    Ich bin für eine kontinuierliche Bemannte Raumfahrt ohne große Sackgassen wie Apollo, das Space Shuttle, das geplante „Apollo 2“ oder einen apollo-artigen Marsbesuch. Natürlich gehört auch die ISS in diese Liste.

    Die hohen Kosten bei der ISS zeigen das es wichtig ist die Kompetenz, was den Bau und Betrieb einer Station betrifft, zu erhalten. Das die russischen Module und Versorgungsflüge billiger sind als die westlichen, liegt nicht nur an den niedrigeren Löhnen sondern auch daran, dass viele der Entwicklungskosten in der Vergangenheit liegen. Die Lücke die zwischen Skylab und ISS liegt ist spürbar.

    Die ISS ist so teuer weil die westlichen Partner Sachen entwickelt, gebaut und betrieben haben mit denen sie wenig Erfahrung hatten, um sie dann kurz bei der ISS zu verwenden und sie danach vielleicht nie wieder zu brauchen.

    Natürlich wäre auch eine Raumstation die mit russischer Technik gebaut wird teuer. Nur wäre eine Mondstation oder gar ein Einmalflug zum Mars bedeutend teurer. Den Hauptsinn in einer Raumstation im Erdorbit sehe ich darin Langzeitaufenthalte im Raum, mit geringen Risiko, simulieren zu können. Dabei kann die zu verwendende Technik erprobt und die Menschen können trainieren und untersucht werden.

    Eine Abneigung gegen die Bemannte Raumfahrt finde ich weniger schlimm als diese ständigen Sackgassen-Projekte…

  13. Die ISS ist teuer weil sie mit dem Space Shuttle aufgebaut wird. Dadurch sind 50 % der Gesamtkosten nur Transportkosten, während es eigentlich etwa 20 % sein sollten.

    Kontinuierliche bemannte Raumfahrt wird immer teurer werden. Der einfache Grund: Bei Raumsonden kann man durch fortschrittlichere Technik immer mehr mit demselben Budget erreichen. Soll ein Mensch mehr leisten so muss er mehr Equipment haben, größere Wohnungen, Labors – kurzum es wird immer teurer.

  14. Zum Glück hatte ich den Space Shuttle mit auf der Liste. Ich glaube schon das ein kontinuierlicher Ansatz mehr bringt als Sackgassenprojekte. Worin soll der Vorteil liegen wenn man große Trägerraketen und damit transportierte Technik entwickelt (Apollo, „Apollo2“, …), die man danach nicht mehr verwendet und deshalb beim nächsten Sackgassenprojekt wieder bei null anfängt.

    Auch können Fortschritte aus anderen Gebieten der Raumfahrt übernommen werden, was zum Beispiel verbesserte Solarzellen oder elektrische Antriebe betrifft. Aber es gibt, bei der bemannten Raumfahrt, aber auch Systeme die sonst nicht entwickelt werden. Diese sollte man dann aber auch möglichst lange betreiben, nicht nur aus Kostengründen, sondern auch um mit ihnen Erfahrungen zu sammeln, um sie langfristig zuverlässiger zu machen.

    Die Gefahr des Größenwachstums sehe ich eher bei Sackgassenprojekten. „Apollo 2“ (ich werde nicht anfangen es Constellation-Programm zu nennen) ist größer als Apollo ausgelegt, aber ohne das man darin irgend einen großen Vorteil erkennen kann.

  15. @Marcus: Es heißt aber nun einmal „Constellation“ bzw. „Orion“ und nicht „Apollo 2“. Das bringt doch nichts, Diskussionen damit zu bestreiten, seine eigene Namensgebung durchdrücken zu wollen.

    Was die verschiedenen Teile von Constellation am Ende bringen werden oder welche überhaupt umgesetzt werden, darüber kann man sicherlich streiten.

  16. @Ruhri: In zahlreichen Foren und Kommentatoren heißt es wahlweise „Apollo by the Clones“, „Apollo 1.5“ und der ehemalige NASA Chef Griffin nannte es „Apollo by Steroids“.

    Es bringt nicht eine Nomenklatur durchsetzen zu wollen auch wenn die NASA das will, wenn die Öffentlichkeit sie nicht annimmt. Bei der NASA heißt es ja auch Space Transportion System und nicht „Space Shuttle“.

  17. Ich habe es „Apollo 2“ genannt weil die offizielle Bezeichnung wahrschenlich die gleiche Zukunft wie Raumstation Alpha haben wird. Das Programm wird in den nächsten Jahren verändert werden, dabei ist auch eine Umbenennung zu erwarten. Eine weitere Möglichkeit der Veränderung kann eine Einstellung sein…

    Vorallem hab ich es aber „Apollo 2“ genannt weil dadurch meine Hauptkritik an dem Programm deutlich wird. Es macht das gleiche wie Apollo und ist dafür überdimensioniert. Bei der zu erwartenden Kostenexplosion wird kein Geld für eine Mondstation übrig bleiben. Falls man annimmt das man auf diesem Umweg zum Mars kommt, wird sich das Programm als Sackgasse erweisen.

    Sinnvoller wäre es doch, falls man wirklich zum Mars will, Erfahrungen mit Flügen von über 2 Jahren Dauer in einer „normalen“ Raumstation zu sammeln. Bis jetzt hat noch kein Mensch einen Raumflug von über 2 Jahren Dauer gemacht. Weiterhin könnte man Module verwenden wie man sie bei einem wirklichen Marsflug verwenden würde. Damit kann man testen ob diese 2 Jahre lang, ohne Nachschub von der Erde, Menschen am Leben erhalten können und diese Technik dann gegebenenfalls verbessern. Der erste Marsflug wäre eh nur ein Vorbeiflug ohne Landung.

  18. Die NASA weiss selbst nicht wie sie es nennen soll und verwendet synonym
    Exploration Systems Architecture Study (ESAS) und Constellation
    Für Marsflüge braucht man keine Erfahrungen in der Erdumlaufbahn. Beziehungsweise die wo man hat reichen aus. Es kommt nur auf die Zeit hin an bis man den Mars erreicht hat (rund 7-10 Monate) dann ist die Besatzung wieder 1/3 Schwerkraft ausgesetzt und Module die länger als ein Marsflug leben gibt es auf der ISs schon seit Zig Jahren.

  19. Die Abstände in denen momentan neues Material (Nahrung, Ersatzteile, Wasser,…) zu einer Raumstation gebracht werden, liegen weit unter 2 Jahren. Infolgedessen sind die Module einer Raumstation auch auf diese Versorgungszeiten ausgelegt. Ein Modul für einen Marsflug, und sein Betrieb, würden sich von einen normalen bisherigen Modul unterscheiden.

    Auch gehe ich davon aus, dass der erste Marsflug nur ein Vorbeiflug sein wird und es deshalb dabei über 2 Jahre Schwerelosigkeit geben wird. Außer man geht von sehr schnellen Bahnen aus.

    Alles in allem würden ein solches Training und Testen weitaus mehr für einen bemannten Marsflug bringen als „Apollo 2“. Natürlich könnte man auch die bisherige Technik mit ausreichend Redundanz und Vorräten (nicht nur Nahrung, Wasser,… sondern auch Ersatzteile usw.) benutzen und das Beste hoffen. Und weil ein Mensch schon über ein Jahr im Weltall war (auf der Mir), könnte man davon ausgehen das auch über 2 Jahre möglich sind.

    Ein guter Vergleich für Weltraumflüge wären Ubootfahrten. Uboote werden auch unter Testbedingungen getestet und auch Ubootbesatzungen trainieren für ihre Fahrten.

  20. „Momentan“ bedeutet das kann sich ändern. Zum Beispiel mit dem neuen ELSS in Harmony wird der Wasserbedarf drastisch sinken. Der Treibstoffbedarf der bei der ISS bisher den größten Posten ausmacht dürfte bei einem Marsflug auch entfallen. Zudem ist es kein Problem die Mengen zu lagern. Skylab startete auch mit Vorräten für ein Jahr. Tiefkühltruhen lagern auf der erde sogar für wesentlich länger als eine Marsresie dauert….

    Die Wirklichen Herausforderungen für den Marsflug liegen in den Oberflächenbestandteilen und der Landung und dafür trainiert eine Weltraumstation überhaupt nicht. NASA Untersuchungen ergaben dass eine Weltraumstation wahrscheinlich nur ein Marsprojekt verteuern würde.

  21. Eine Marslandung wird vollautomatisch erfolgen, dafür werden Menschen wenig trainieren müssen. Man kann Erfahrungen von unbemannten Missionen nutzen und auch Tests unbemannt durchgeführen. Dies bringt für eine tatsächliche Marslandung und -rückkehr mehr als eine „Apollo 2“-Landung auf dem Mond. Auch wird der Alltag in einer Marsstation dem einer Raumstation ähneln. Die Nutzung von Ressourcen des Mars für die Station wird am Anfang nur experimentell eine Rolle spielen.

    Ich sehe die Probleme eher in der Logistik zwischen Erde und Mars. Diese sind zwar nicht unüberwindlich, aber im Moment für mich das Haupthindernis. Deshalb wäre ich auch zuerst für den Aufbau einer Station im Marsorbit oder noch besser auf Phobos. Ein Transport auf die Marsoberfläche wird die nutzbare Masse noch weiter reduzieren. Falls es später eine Marsstation geben sollte, kann eine Station im Orbit weitere Funktionen erfüllen. So kann sie z.B. als Ausweichquartier dienen, wenn durch ein Problem ein Rückflug zur Erde nicht möglich ist.

    Bei einem solchen Vorgehen wären auch die Kosten besser planbar. Die Module bei einem reinen Vorbeiflug würden denen einer Raumstation sehr ähneln, das Hauptkostenrisiko wäre die Technik für den Flug. Bei einer Station im Orbit des Mars wäre es ähnlich, nur das die Transportkosten und damit Kostenrisiken noch höher liegen würden… Durch schrittweises Vorgehen weiß man mehr über die Probleme und Kosten im nächsten Schritt. Nach den jetzigen Planungen wird es eine Marslandung erst in den 2030ern geben, da wäre dieser Ansatz von Vorteil.

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