Wirtschaftswachstum

Ein Urgesetz der Wirtschaft scheint es zu sein, dass sie wachsen muss. Wenn das nicht der Fall ist drohen Arbeitslosigkeit, Firmen gehen Pleite, der Staat in die Krise. Doch wozu führt dies? als erstes ist es nicht selbstverständlich. bis vor 200 Jahren war die Wirtschaft vor allem auf die Muskelkraft der Menschen angewiesen. Es gab eine Reihe von mechanischen Hilfsmitteln oder Tiere als Unterstützung und auch das Ausnutzen wurde effektiver, aber die Arbeitsleistung war über Jahrhunderte begrenzt. Das zeigt sich auch daran wie lange Leute an großen Bauwerken wie Tempel, Kirchen etc. arbeiteten. Wenn es dort Wohlstand für einige geben sollte die dann nichts taten und Luxusgüter konsumierten, dann ging dies nur weil entsprechend mehr Menschen am Rande des Existenzminiums lebten (Sklaven, Leibeigene, Bauern etc.).

Die Sache ist die und damit könnte ich den Blog recht einfach abkürzen, dass jedes Wachstum beschränkt ist, das gilt so in der Natur und das gilt auch beim Menschen. Aber ich will es mal ausführen. Es wächst ja nicht nur die Wirtschaft an sich, sondern einzelne Branchen und da sieht es so aus: Zuerst gibt es ein neues Produkt. Anfangs ist es teuer und vielleicht auch nur für wenige nützlich. Es wird im Laufe der Zeit billiger und komfortabler. Dann beginnt eine Phase des rapiden Wachstums, während es vorher nur verhalten war, das Produkt also mehr oder weniger ein Luxusgegenstand war. Nun wird es zum Alltagsgegenstand. Irgendwann ist eine Sättigung erreicht, fast jeder der das Produkt benötigt hat es auch. Die Nachfrage besteht dann nur aus Ersatzkäufen um kaputte und alte Dinge zu ersetzen. Das Wachstum kommt zum Stillstand. Gegen diesen Zyklus hat die Wirtschaft ja schon Gegenstrategien entwickelt, z.b. Varianten zu entwickeln um de Käufer zu einem Neukauf zu bewegen, obwohl er das Produkt schon hat. Das funktioniert wirklich gut wie man am Zweitwagen, dem Notebook neben dem Desktop Computer sieht.

Gut aus sind Branchen die auf den Sammeltrieb des Menschen setzen. Er kauft also mehr, als der braucht. So die Branche der Bekleidungsindustrie. Manche Branchen bringen es auch fertig, Personen zu einem Neukauf zu bewegen obwohl das alte Produkt noch gut ist, und ihn dann zum Entsorgen zu bewegen, so die Handyindustrie. Aber in jeder Branche gibt es einen Sättigungspunkt. Die verschiedenen Tricks können ihn nur heraus verschieben. Die Folgen sind schon heute sichtbar. Als ich noch Kind war, konnte man noch auf der Straße spielen. Das geht heute nicht mehr. Nicht wegen dem Verkehr: Wer berufstätig war, hatte schon damals ein Auto und wenn Spielzeit war kaum Verkehr noch heute ist der Verkehr nicht viel höher als damals. Aber damals hatte jede Familie ein Auto und heute hat fast jeder der einen Führerschein hat einen Wagen, angesichts 41 Millionen zugelassener Wagen in Deutschland (es gibt ja noch die unter 18 Jährigen die keinen Führerschein haben, und ein bestimmter Prozentsatz darf keinen machen, z.B. aufgrund von Behinderungen). Die Folge: es ist alles links und rechts zugeparkt. Der Platz fehlt und wehe es trifft dann ein Ball mal ein solches „Heiligs-Blechle“. Da unserer Straßen noch die gleichen wie vor 30 Jahren sind (mit wenigen Ausnahmen) stehen von zwei Fahrspuren nur noch eine zur Verfügung, weil links unrechts auf der Straßenseite Autos parken. Es gibt in unserem Ort inzwischen Straßen, da ist es so eng, das Autos in eine Parklücke fahren müssen, damit der entgegenkommende Verkehr vorbeilkann und selbst ich als Fahrradfahrer bei dicken Autos (sie werden ja auch noch immer größer) Probleme bekomme.

Dann kann die Wirtschaft nur hoffen, ihre Produkte in Länder zu exportieren, die noch nicht so gesättigt sind. Wir kennen das auch von der Automobilindustrie, die 1990 erst mal nach Russland und Osteuropa exportierte und nun auf gute Geschäfte mit China hofft. Irgendwann aber ist auch dieser Markt gesättigt und dann gibt es nur noch ein Wachstum entsprechend dem Wachstum der Menschheit. Was ja auch beängstigend ist, denn wie jedermann logisch einsehen kann, es nicht sinnvoll sein, dass es immer mehr Menschen auf der Erde gibt, einfach weil alle Ressourcen (landwirtschaftlich nutzbare Fläche, Bodenschätze) endlich sind. Doch das ist ein anderes Thema, das ich vielleicht auch bald aufgreife.

Die Lösung für dieses Dilemma kann nur sein, regelmäßig neue Nachfragen zu erzeugen. Also entweder über neue Produkte – so gab es vor 20 Jahren noch keine Handys die für die Allgemeinheit nützlich waren, heute sind neue Produkte MP3 Player, Webpads etc… Oder die vorhandenen Produkte zu zerstören, was bei uns im Regelfall auf Krieg hinausläuft – danach gibt es einen so großen Nachholbedarf, dass man dann sogar von einem Wirtschaftswachstum spricht. In kleinerem Maße gab es das nach der Wiedervereinigung, wobei allerdings der ostdeutsche Markt viel kleiner war und die westdeutsche Wirtschaft schon groß war und nicht mehr im Wachstum, sodass der Effekt geringer war.

Letztendlich, dass ist aber doch klar ist alles auf der Erde begrenzt: Rohstoffe, Fläche, aber auch die Nachfrage. Die Wirtschaft sollte sich daher auf umstellen, weg von einem inflationären Modell zu einem Modell mit stagnierender Wirtschaft umstellen. Allerdings glaube ich nicht, dass dies möglich ist. Mit Vernunft hat unserer Wirtschaft schon lange nichts mehr zu tun, eher mit Dogmatik und Religion.

9 thoughts on “Wirtschaftswachstum

  1. naja, das wurde alles schonmal 1972 formuliert… ist aber immer noch etrem lesenswert und keinesfalls veraltet: „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“

    bei amazon/ebay für wenig Geld…

  2. Ich finde dieses Thema sehr interessant, auch wenn ich nicht allen Ausführungen zustimmen kann. Ich sehe, dass Wachstum nicht nur durch Produktion von mehr oder weniger brauchbaren Dingen erzeugt wird. Es gibt auch noch den großen Bereich der ideellen kulturellen oder der sozialen Werte.
    Es gibt noch viel zu tun im Bereich der Bildung, der Kunst, der Pflege. Was ich problematisch sehe ist, das Wachstum nur auf die Produktion von Gütern zu beschränken.

    Wo ich das Problem sehe ist die Definition des Menschen durch Arbeit. Der Satz „Wer nicht Arbeitet soll auch nicht Essen“ wird von den Menschen insofern mißbraucht, als es damit ein Leichtes ist sich aus der sozialen Verantwortung zu stehlen. Was ist die Konsequenz? Die Politik ziehlt darauf hin Menschen, die benachteiligt sind (finanziell, körperlich, geistig) auzugrenzen und zu bevormunden. Nach dem Motto der Reiche weiß sich selbst zu organisieren, und der Arme nicht, und deshalb muß er gezwungen werden.

    Ein System, welches als einzige Steuerung den Markt hat, wird naturgemäß diejenigen benachteiligen, die weniger auf dem Markt anzubieten hat (Geld Ressourcen), oder dessen Dienste nicht so modern sind.
    10% der Deutschen verfügen %

  3. Hier der zweite Teil meines Beitrags

    Ein System, welches als einzige Steuerung den Markt hat, wird naturgemäß diejenigen benachteiligen, die weniger auf dem Markt anzubieten hat (Geld Ressourcen), oder dessen Dienste nicht so modern sind.
    10% der Deutschen verfügen über 60% des Vermögens, und haben damit 60% Marktanteil, und damit Macht.

    Es wird dann davon geredet, daß die Märkte etwas verlangen (zur Zeit in der Finanzkrise) und vergessen, daß damit nur 10% der Bevölkerung gemein sind, und die verlangen dann Sozialabbau und Lohndumping für die 90% der Bevölkerung. Damit wird der demokratisch Ansatz von einer Stimme für eine Person ausgehebelt. Das geht dann soweit, daß demokratisch gewählte Regierungen zu unsinnigen (aber für Spekulanten sehr lukrativen) Entscheidungen gezwungen werden.

  4. http://www.amazon.de/Grenzen-Wachstums-30-Jahre-Update-Signal-Kurswechsel/dp/3777613843

    Das 30 Jahre Update ist imo. noch lesenswerter.^^ (wobei schon nächstes Jahr das 40 Jahre Update erscheinen soll.

    Übrigens hat Graham Turner von der „Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation“ in Australien 2008 die in World3 dargestellten vorhersagen mit den realen Daten der letzten 30 Jahre verglichen.

    http://www.csiro.au/files/files/plje.pdf

    Das Ergebnis: Die Realität hatte eine verblüffende Ähnlichkeit dem Standardszenario „Business as Usual“.
    Und laut diesem Szenario kommt es ab ca. 2030 zum gesellschaftlichen Kollaps…

  5. * Mit Vernunft hat unserer Wirtschaft schon lange nichts mehr zu tun, eher mit Dogmatik und Religion. *

    Und mit Werbung (was ja inzwischen auch schon eine Art Religion geworden ist). Alleine was man täglich für Werbemüll im Briefkasten findet und ungelesen wegschmeißt macht deutschlandweit einige Millionen Tonnen pro Jahr aus. Einige Millionen Tonnen, die ohne die geringste Notwendigkeit hergestellt, bedruckt, verteilt und wieder entsorgt werden.
    Oder Produkte, die mit unsinnig hohem Aufwand hergestellt werden. Warum muß Klopapier unbedingt chemisch gebleicht werden, und damit das nicht so nach Krankenhaus aussieht bunt bedruckt? Meinem Arsch ist das egal, der sieht das sowieso nicht. Genauso der gesundheitsschädliche Unfug mit Weichspülern und parfümierten Waschmitteln.
    Aber Hauptsache Wachstum, egal wie groß der damit angerichtete Schaden ist.
    Auf der einen Seite eine sinnlose Verschwendung von Geld, Rohstoffen und Arbeitskraft, und auf der anderen Seite fehlt es dann selbst an den primitivsten Dingen.
    Statt grenzenlosem Wachstum wäre es sinnvoller, sich auf das zu beschränken was wirklich gebraucht wird. Dann wäre auch für die Dinge noch Geld da, wo es zur Zeit sehr im Argen liegt. Ich sage nur Pflegenotstand.

  6. @elendsoft

    Zitat: „Statt grenzenlosem Wachstum wäre es sinnvoller, sich auf das zu beschränken was wirklich gebraucht wird. Dann wäre auch für die Dinge noch Geld da, wo es zur Zeit sehr im Argen liegt. Ich sage nur Pflegenotstand.“

    Ich denke der Fehler liegt im System. Bei der Gesundheit, der Pflege, der Ausbildung der Kultur wird nur auf die Kosten geschaut. Es wird nur dann Geld dafür ausgegeben, wenn anderswo etwas übrig bleibt.

    Alle diese Bereiche sind allerdings auch Wirtschaftsbereiche in denen Wachstum möglich und auch wünschenswert wäre. In diesen Bereichen verdienen Menschen ihren Lebensunterhalt, und bezahlen Steuern und Sozialabgaben.

    Die erste Frage ist also welches Wachstum wollen wir?

    Dann kommt es auf unsere Einstellung zu unseren Mitmenschen an. Ist es für uns selbstverständlich, daß man seine Mitmenschen so gut behandelt sehen will, wie man selbst behandelt werden will, oder ist das Motto eher „Warum soll ich dafür bezahlen, daß ein Arzt meinen Nachbarn, meinen Angestellten oder meine Eltern behandelt?“ Oder „Warum soll ich dafür bezahlen, daß jemand einem Blinden vorliest, oder einen alten Menschen mal an die frische Luft bringt?“

    Es ist mehr als genug Geld vorhanden (ca. 7 Bio €), aber wer bestimmt wofür es ausgegeben wird? Es ist mehr als genug Produktionskapazität vorhanden (150Mrd € Exportüberschuss pro Jahr), aber wer betimmt was produziert wird?

    Die zweite Frage ist also welchen Staat und welche Politik wollen wir?

  7. Wachstum beinhaltet aber doch auch QUALITATIVES Wachstum. Bis wir wirklich am Ende aller Ressourcen angekommen sind ist sicher noch ein weiter Weg. Natürlich kann in einer begrenzten Welt nichts endlos wachsen, aber wann die Grenze erreicht ist kann ich nicht abschätzen. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass wir mit unserer industriellen Gesellschaft noch 100 Jahre so weiter machen. Wenn die Meere biologisch umkippen oder sogar nur die Bienen durch Umweltverschmutzung aussterben, wars das für uns. Beides ist realistisch!
    Weiter wurde das Wachstum der Weltbevölkerung angesprochen. Das ist die Kehrseite der verbesserten medizinischen Versorgung. Solange die durchschnittliche Lebenserwartung in Entwicklungsländern vielleicht 40 Jahre war gab es keine Überbevölkerung. Aber es ist ethisch schlicht nicht vertretbar, anderen Menschen diese Hilfe zu verweigern, oder bei Hungersnöten tatenlos zuzusehen.

  8. Moin,

    wo hier der Club of Rome schon mehrmals erwaehnt wurden leg ich mal ein erschreckendes und nicht ganz so bekanntes Buch nach:

    Marvin Harris

    Cannibals and Kings: The Origins of Cultures.
    Vintage, New York 1977: ISBN 0-394-40765-2
    Kannibalen und Könige. Die Wachstumsgrenzen der Hochkulturen.
    DTV, München 1995: ISBN 3-423-30500-2.

    ciao,Michael

  9. Vom Buch „Die Grenzen des Wachstums“ halte ich nicht viel. Da ist zuviel Kaffeesatzleserei drin. Die einzige Aussage in diesem Buch, die ich unterstützen kann ist: „Es geht nicht einfach weiter so wie bisher“. Natürlich kann ich die jetzige Vorgehensweise und Produktionsweise in die Zukunft fortschreiben, und komme damit auf abenteuerliche Resultate. Das ist auch der Weg auf dem ein Aussterben der Deutschen prognostiziert wird, und der Weg mit dem demographischen Wandel ein Horrorscenario aufzubauen.

    Es ist richtig, daß umweltverträglich und mit geringerem Ressourcenverbrauch gearbeitet werden muss, schliesslich haben die Menschen in Afrika auch das Recht auf Nahrung, Kleidung, Bildung, Mobilität.

    Aber schauen wir doch nur einmal nach Deutschland. Hier leben ca 5 Mio Menschen von Hartz IV, und damit abgeschnitten vom normalen Konsum. Da reicht es oft nicht einmal für ausgewogenes Essen, Kleidung oder Bücher für Weiterbildung. Das Wachstum um den Konsum dieser Menschen wäre doch sicherlich nicht verkehrt. Dasselbe gilt für viele Rentner, denen die Rente Jahr für Jahr inflationsbereinigt gekürzt wird. Es gilt für die Geringverdiener, die sich ein neues umweltfreundliches Auto einfach nicht leisten können, denen andererseits Moblilitätsanforderungen gestellt werden, die ohne Auto in vielen Regionen nicht zu erfüllen sind.

    Das Problem ist die Ungleichverteilung der Ressourcen zwischen wenigen Bevorzugten, die dann auch nichts sinnvolles mehr brauchen, und den vielen Benachteiligten, die noch nicht mal genug haben um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.

    Um den Autor zu zitieren
    „Wenn es dort Wohlstand für einige geben sollte die dann nichts taten und Luxusgüter konsumierten, dann ging dies nur weil entsprechend mehr Menschen am Rande des Existenzminiums lebten (Sklaven, Leibeigene, Bauern etc.).“

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