Buchkritik: iWoz oder wie ich den Personal Computer erfand und Apple mitbegründete

Ich schaue ja immer wieder mal bei Amazon nach, wie sich mein Buch über Computergeschichte(n) verkauft und dann gibt es ja die Links zu anderen Produkten, die sich andere Kunden angesehen haben und darunter ist auch eines das ich schon habe. Da fiel mir gleich die gemischte Beurteilung durch Kunden auf und nachdem ich einige Rezensionen gelesen habe, denke ich wirds Zeit dass ich eine verfasse.

Das Buch ist nicht neu. Ich habs mir schon vor einigen Jahren gekauft und in Vorbereitung für mein Buch nochmals gelesen. Fangen wir mal an mit dem wichtigsten: Einer Inhaltsbeschreibung.

Es ist die Autobiographie von Stephen Wozniak. Sie beginnt sehr früh, schon mit seiner Zeit als Kind, als sein Vater mit ihm an elektronischen Geräten bastelte, über seine Schulprojekte, dann die Streiche bei der Uni und schließlich dann das was die meisten interessiert: Apple. Danach geht es weiter mit seiner Bruchlandung und dem Gedächtnisverlust, zwei Rockfestivals bei denen er Millionen Verlust machte und seine Idee für eine programmierbare Fernbedienung und wie nichts draus wurde. Dann endet das Buch so um das Jahr 1989. Die Frage ist natürlich warum. Also man kann eine Autobiographie ja unter verschiedenen Gesichtspunkten aufziehen. Ich habe ja schon einige von Astronauten oder Flugdirektoren bei der bemannten Raumfahrt gelesen. Die waren an dem orientiert, was den Leser interessiert. Also konzentrieren sie sich auf ihre NASA-Tätigkeit. Natürlich gibt es meist auch noch was über das Leben vorher, aber der größte Teil des Buches ist eben dem gewidmet weswegen der Leser die Person kennt und was ihn interessiert.

Das ist bei iWoz schon mal nicht der Fall. Was interessiert die Leute? Die Zeit bei Apple, bzw. kurz davor. Das macht aber gerade einmal 6 der 20 Kapitel aus. Natürlich hat Woz vorher auch mit Computern zu tun gehabt. Er hat einen eigenen Computer konstruiert (den Soda Cream Computer) und Blue Boxes mit denen man umsonst telefonieren konnte und natürlich als Schüler schon eine Tic-Tac-Toe Maschine.

Doch wenn ich davon ausgehe, dass der Leser sich für das gesamte Leben interessiert, so ist schon komisch wenn die letzten 20 Jahre von Wozniak Lebens nicht Gegenstand des Buches sind. Ich hätte mir mehr ein Buch über die Apple Zeit gewünscht. So ist es zu wenig und es ist auch nicht sehr detailliert genug. Man wünscht sich in vielen Dingen mehr. Wie kam er zu dem Aufbau des Apple II? Wie zu dem BASIC Befehlssatz, wie zu dem komischen Grafikmodus?

Was ziemlich viele Rezensionen übel aufstößt und auch mir auffällt ist, der Ton in dem das Buch geschrieben ist. Es ist leicht zu lesen, aber in dem Ich-Stil sehr gewöhnungsbedürftig. Es ist eine Mischung von „Ich bin das größte lebende Genie aller Zeiten“ und „Ich bin ein so bescheidener, humanistisch geprägter Mensch“. Das erste hat mich jetzt selbst nicht so sehr gestört. Die Aufschneiderei kann ich relativ gut technisch einordnen. Das zweite dagegen mehr. Denn das nehme ich ihm nicht ab. Vor allem weil mir bei der Recherche noch andere Fakten untergekommen sind. So ist nach Wozniaks Darstellung immer die Beziehung zu Jobs harmonisch gewesen. Doch dem war nicht so. Beim ersten Auftrag als er die Schaltung von Breakout entwarf, hat ihn Jobs um 90% seines Geldes betrogen. Als er später davon erfährt soll er verzweifelt gewesen sein. Dann war er nicht bei den Entwicklern die eine Demo vom Xerox Parc bekamen. Also der Apple Mitbegründer und Schöpfer des Apple II ist nicht bei der wichtigsten Vorführung für die Zukunft von Apple dabei? Warum den nicht? Oder die letzte Episode die sich nicht verheimlichen ließ, als er seine Fernbedienung CL-9 entwirft verbietet Jobs Frog Design den Auftrag für das Gehäuse anzunehmen, sonst bekämen sie keine von Apple. Das wurde soweit es ging nur heruntergespielt. Also es ist mit Sicherheit kein ehrliches Buch. Das ist schon ein Makel. Vor allem aber wenn das in einem Ton geschieht der so in etwa so geht. „Jobs hat mich reingelegt, aber das macht mir nichts aus. Wir sind tolle Freunde“. Das nehme ich ihm nicht ab.

In manchen Stellen ist es sogar relativ naiv zu lesen. Man glaubt nicht dass dies ein zu diesem Zeitpunkt schon über 50 Jahre alter Mensch geschrieben hat, sondern der Ton könnte eher von einem Teenager stammen. Das denke haben die Coautoren zu verantworten. Sicher schreibt nicht Wozniak selbst das Buch. Er hat viele Interviews geführt und aus denen ist das Buch entstanden. Das Versäumnis der Coautoren ist es das dabei kein Abstand entstand, also man aus der wörtlichen Rede von Wozniak eine Story bildet mit eingefügten Zitaten, aber eben nicht nur und es fehlt eben total dass man jemand anders noch gefragt hat wie dies bei Jobs Buch geschah. Das mag auch erklären warum es nicht so sehr in die Tiefe geht. Ich stelle mir das so richtig plastisch vor. Nach einer Kurzen Suche stellt man fest das Gina Smith etwa 20 Jahre jünger als Wozniak ist und nicht unattraktiv. Also wenn ich jemanden der 20 Jahre jünger ist als ich und gut aussieht in einem Restaurant mein Leben erzählen würde, dann würde wohl genauso so ein Buch herauskommen. Gescheckter wäre wohl ein Computer-Journalist als Coautor gewesen.

Was kommt heraus? Ein sicher leicht zu lesendes Buch, an dem sich die Geister scheiden. Wenn man den Ton mag, die Selbstdarstellung die ja schon mit dem Titel beginnt (Nein Woz, Du hast nicht den Personalcomputer erfunden, das war und das solltest Du wissen, weil Du ja in der Kommission warst, die den ersten PC der Welt kürte  John Blankenbaker, war es, der den Kenbak-1 erfand.), dem mag das Buch gefallen. Wer dies nicht mag, der wird sich bei fast jeder Seite stören. Mir machte der Ton nun nicht so viel aus, dafür liest es sich recht flott (ich war in 6 Stunden durch). Was mir fehlt ist das man wirklich viel neues über Apple erfährt. Für die Recherche zu meinem Buch war es daher kaum nützlich. Und da ich glaube das dies sicher der Hauptgrund ist warum der Leser das Buch kauft ist das schon schade.

Bei Amazon würde ich sagen 3 Sterne sind angebracht.

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