Buchkritik: Dirk H. Lorentzsen „Mission Mars“

Eigentlich kaufe ich kaum noch deutschsprachige Raumfahrtbücher. Die meisten wenden sich an an ein allgemeines, wenig vorgebildetes, Publikum. So auch dieses. Da ich mit dem Gedanken spiele, ein Buch über die nächste Marsmission zu schreiben, dachte ich wäre es ganz interessant zu lesen, wie jemand ein ähnliches Buch über die vorletzte Landung geschrieben hat.

Das Thema ist die Mission der beiden Mars Rover Opportunity und Spirit und der Raumsonde Mars Express, zumindest in den ersten Monaten nach der Landung, denn das Buch ist schon von 2004, immerhin als Nebeneffekt sehr günstig zu haben.

Das es im Kosmos Verlag erscheint und man an eine große Auflage dachte, drückt sich in der hochwertigen Aufmachung aus: Hardcover ist heute schon eher selten, dazu sind die Seiten im Farbdruck. Das Buch ist sicher etwas für alle Freunde von Bildern. Es gibt eine Menge davon. Manche erstrecken sich über eine ganze Doppelseite. Ich würde sagen nur ein Drittel des Inhalts ist Text, der Rest Bilder. Also fangen wir mal uns mit diesem Hauptbestandteil des Buches auseinanderzusetzen. Ein Großteil sind Bilder vom Mars, nicht Bilder von den Raumsonden oder Diagramme. Bei den Bildern der Lander wurden passende Bilder zum Text gewählt. Im hinteren Drittel wo es um die Geschichte der Marsforschung geht und um das damals noch aktuelle Constellationprogramm vermisse ich das. Hier wurden Aufnahmen der Orbiter gewählt, die Beschriftung ist aber dürftig und da es auch keinen Begleittext gibt vermisse ich eine Erklärung was man da sieht. Unverständlich ist für mich, warum man nur Bilder die von den Sonden gemacht wurden genommen hat, aber keine von den Sonden – und sei es nur zur Illustration von Sachverhalten. So ist das Funktionsprinzip der HRSC mit einigen Abbildungen viel besser illustrierbar als durch viel Begleittext.

Das leitet über zum Text. Das Buch entfällt in die heute seltene Kategorie „Wissenschaftsjournalismus“. Also kein Buch über die Raumsonden, sondern ein Busch, das die Mission erlebbar macht, inklusive Interviews mit Wissenschaftlern die an dem Projekt beteiligt sind und erklären, was sie sich von den Instrumenten erwarten und wie sie funktionieren. Das Potential solcher Bücher ist groß. Man kann für Forschung begeistern, einen Blick hinter die Kulissen werfen, der sonst nicht möglich ist. Diese Chance hat meiner Ansicht nach Lorenzen verschenkt, denn die PI’s die er fragte erzählen in ihren eigenen Worten eben das was man auch im Web über ihre Instrumente lesen kann. Hintergrundinformationen, Probleme bei der Entwicklungsgeschichte oder eben einen Blick hinter die Kulissen gibt es kaum, allenfalls bei der HRSC wo deren Vorgeschichte aus der Mars-96 Kamera erzählt wird.

Was herauskam ist eine Beschreibung der Mission der Rover und in Einschränkungen auch von Mars Express während der ersten Monate am Mars. Es wird beschrieben, wonach sie suchen und auch eingeschränkt was gefunden wurde. Was es nicht ist ist ein buch über dir Raumsonden, obwohl es auch hier einiges zu schrieben gäbe. So erfährt nicht der Leser, das Mars Express nur die Hälfte seiner Solarpanels einsetzen kann und wie sich dies auf das Erprobungsprogramm auswirkt. Es ist auch kein Buch über den Mars, seine Geologie, Atmosphäre. Die Informationsdichte ist gering, aber wie schon geschrieben ist das Zielpublikum wohl auch nicht der Raumfahrtbegeisterte, sondern wohl eher der Laie, der vielleicht in den Nachrichten was über die Sonden gehört hat oder in dem buchladen das Buch mit den Bildern aufgeschlagen hat. Was mir recht gut gefällt, auch weil ich es in meinen eigenen Büchern tue ist dass der Autor auch selbst Stellung bezieht. Am deutlichsten ist dies in seiner berechtigten Kritik am Constellationprogramm, das mittlerweile ja auch eingestellt wurde.

Ich denke für dieses Publikum ist das Buch gut geschrieben, zumal es sich auch leicht und spannend liest. Es zeigt in positiver Weise, das es auch im Zeitalter des Internets einen Bedarf für Bücher gibt, denn es erklärt eben noch ausführlicher, und auf noch niedrigerem Niveau als die Webseiten von HRSC, DLR und JPL. Es bereitet die Mission, die Beschreibung der Instrumente und die Ergebnisse didaktisch in einzelne Kapitel auf, ohne den Leser zu überfordern. Wer mehr wissen will, kann dann tatsächlich das Internet benutzen und wird auf den Webseiten weitere Details und aktuellere Daten finden.

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