Nachlese zum 9.11 / der Friedensvertrag

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Ich weiss, ich habe das Thema schon mal aufgegriffen, wahrscheinlich jedes Jahr aufs neue. Es geht um den 9.11. Immer wenn sich das Datum jährt sind die Nachrichten voll mit Rückblenden und es gibt Berichterstattung über Gedenkfeiern, diesmal mit Gauck. Was (fast) komplett unter den Tisch fiel (ich habe nur im Heute Journal einen Satz drüber gehört) ist, dass am 9.11 natürlich auch die Mauer fiel, ein Ereignis, das ich persönlich für viel bedeutender halte. Die Reichsprogromnacht war ein staatlich verordneter Akt durch die SS/SA gegen die Juden. Er wurde nicht von dem Großteil der Bevölkerung getragen und es gab auch Widerstände dagegen. Dagegen betraf der Fall der Mauer alle, es wahr auch etwas was Hunderttausende direkt betraf, weil sie waren daran beteiligt.

Vor allem ist der 9.11. ja noch in anderer Hinsicht in der deutschen Geschichte verankert, und bis auf die Reichsprogromnacht sind alle Daten positiv besetzt:

  • 1918: Novemberrevolution. Kaiser Wilhelm wird abgedankt und die Republik ausgerufen
  • 1923: Hitler-Ludendorf Putsch scheitert

Mir fallen dann noch einige weitere Daten ein:

  • 1944 Otto Hahn bekommt den Nobelpreis für Chemie (nicht nicht Physik!)
  • 1967 Jungfernflug der Saturn V
  • 2005 Start von Venus Express

Alles bis auf die 2007 beschlossene Vorratsdatenspeicherung ein positives Ereignis. Zum letzten: ich bin mir sicher in 50 Jahren wird man wohl dieses Gesetz mehr gedenken als der Reichsprogromnacht als Einstieg in die totale Überwachung der Bürger.

Dann gibt es ja noch den fehlenden Friedensvertrag. Na ja es gibt nicht den Friedensvertrag, aber zig Verträge die ihn ersetzen wie das Petersberger abkommen, Verträge über Gründung der EG oder Mitgliedschaft in NATO und UN. Aber ich halte das für nicht mehr ungewöhnlich. Seit dem zweiten Weltkrieg gibt es keine Friedensverträge mehr. Denn dazu müsste es ja Kriege geben. Also so richtig wie noch im ersten Weltkrieg mit Kriegserklärung und Friedensvertrag nach Konfliktende und Reparationen. Ohne Friedensvertrag ist das Leben als Siegermacht viel einfacher. So kann man die Regierung vor Gericht stellen (Nürnberger Prozess) das geht schlecht wenn man mit ihr verhandeln muss. Man kann unbegrenzt ein Land besetzen.

Weils in Deutschland so gut funktioniert hat, hat man das seitdem immer so gemacht. Der Nordkoreakrieg endete ohne Friedensvertrag, genauso der Afghanistankonflikt (sowohl der von 1979 wie von 2011) genauso wie die anderen Invasionen, asymmetrischen Konflikte oder Militäraktionen der USA und da gab es ja einige. Inzwischen gibt es ja auch keine Kriegserklärung mehr. Man marschiert einfach ein wie in Grenada und Panama oder man setzt Ultimaten wie vor dem Einmarsch in den Irak. Nicht mal der Vertrag von Paris wird als Friedensvertrag zwischen Nordvietnam und den USA bezeichnet. Vor allem für die USA ist das von Vorteil. Neben den Möglichkeiten der Besetzung und „Umerziehung“ von Ländern ist natürlich ohne Kriegserklärung und ohne Friedensvertrag auch kein Krieg. Kriege sind doch unpopulär, selbst in den „ich erschieß dich wenn Du mein Grundstück überquest“-USA.

Also muss man sich nicht wundern wenn wir noch keinen Friedensvertrag haben. Dann muss man sich auch nicht wundern wenn wir ausspioniert werden, es ist ja noch Krieg….

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