Der Januar, Englisch und Alice Schwarzer

Ab und an schaue ich mal nach wie viele Besucher es gibt und da hat der Januar einen neuen Rekord aufgestellt. Im Blog waren es nicht mal so viele: unter 24.000 noch unter dem Rekord von 26.500, aber über die ganze Webseite waren es 90.000. Meistens gibt es ein Ereignis, das für den Andrang verantwortlich ist, aber diesmal konnte ich nicht eine besondere Seite ausmachen. Ich habe dann mal bei Alexa.com nachgesehen ob sich das dort auch wiederspiegelt. Deren Ranking soll ja die tatsächlichen Besuche widerspiegeln, was etwas schwierig wird, wenn man nicht das Surfverhalten aller Besucher kennt oder zumindest die Weiterleitungen durch Suchmaschinen, was wohl selbst bei den laxen US-amerikanischen Datenschutzrichtlinien widerspricht. Aber auch Alexa sieht mich jetzt auf Platz 23.498 in Deutschland. Das ist relativ hoch, sonst bin ich meist unterhalb der 30.000. Dann interessierte mich ob das ein genereller Trend ist, dann schaue ich immer nach wie Raumfahrer.net gerankt ist, weil diese Website auch nur deutschsprachige Inhalte hat (die anderen deutschen Raumfahrtsites die ich kenne und die nicht von Regierungsorganisationen kommen haben ja auch meist englische Inhalte), aber dort hat sich nichts geändert und sie sind derzeit 57.367. Normalerweise ist Raumfahrer.net vor mir platziert, wenn auch niemals weit vorne.

Ich habe im Januar einiges neu veröffentlicht, vor allem aber begonnen Programme zu verbessern und sie mit einer englischen GUI zu versehen. Drei habe ich schon im Januar geschafft. Ich werde nicht alle machen, aber zumindest die mit wenigen Dialogen. Ich habe ein bisschen darüber nachgedacht beide Versionen zu pflegen und die integrierte Übersetzung der IDE zu nutzen, aber das erschien mir zu aufwendig. Da ich bisher die meisten Rückmeldungen zu meinem (bis vor wenigen Monaten einzigen) Programm mit englischer GUI bekam denke ich lohnt es sich.

Und schwupps bin ich schon beim zweiten Thema, das mir auch aufgefallen ist. Ich bin Teil einer Generation die zwar englisch in der Schule hatte, aber die Sprache eigentlich wenn man nicht gerade in den Urlaub in englischsprachige Länder fuhr meistens nicht mehr im Alltag brauchte. Es gab schon immer Jobs wo man englisch können musste, aber sie waren zu meiner Zeit noch recht dünn gesät. Mein englisch brauchte ich erst wieder als das Internetzeitalter in der zweiten Hälfte der neunziger begann. Entsprechend viel habe ich vergessen, aber für Texte mit dem Wortschatz von Adenauer (angeblich 1000 Worte) reicht es noch. Mich hat dann erstaunt das viele meiner Studenten kein oder nur wenig englisch können, was man merkt, wenn man englischsprachige weiterführende Quellen empfiehlt, aber ich kann mich auch an GNTM erinnern wo einige Modells kein englisch konnten und das wird ja in den USA gedreht. Warum ist das im Internetzeitalter möglich? Fast alles was ich lese ist auf englisch. Nun es ist ganz einfach: die wenigsten nutzen das Internet zur Recherche sondern treiben sich auf Social  Media Plattformen rum oder wenn sie recherchieren, dann reicht eine Zusammenfassung die man auch in deutschen Medien oder der Wikipedia findet. Alle großen Plattformen haben länderspezifische Seiten oder Domains, während man früher eben nur Google.com hatte und kein Google.de. Das heißt heute reicht im Internet bis zu einem gewissen Level Deutsch und tief bohren tun die wenigsten.

Auf der anderen Seite ist das Internet auch die Chance das einem das Englisch auch nützt. Meine Nichte schaut Serien in der Originalsprache an, sie findet die Synchronisation schlecht und sie will oft nicht warten bis sie in Deutschland laufen. Das bedeutet, man kann im Zeitalter des weltweiten Netzes noch provinzieller sein als in den Achtzigern oder es gibt endlich mal einen Sinn für eine Fremdsprache.

Tja und dann ist noch die Sache mit Alice Schwarzer. Das ganze ist ja sehr mehrschichtig. Ich will nur zwei Dinge ansprechen. Das eine ist das sie sich selbst angezeigt hat, die Steuer auf die Zinserträge (das Geld selbst war versteuert) für 10 Jahre nachgezahlt hat und damit ist für das Finanzamt die Sache erledigt und sie regt sich auf, dass sie nun „kriminalisiert“ wird. Der erste Skandal ist das das tatsächlich so richtig ist. Nach eigenen Angaben hat sie das Konto in der Schweiz seit den „achtziger Jahren“ also mindestens 23 Jahren, mit der Möglichkeit das es 33 Jahre sein können. Sie zahlt aber nur die Steuern für 10 Jahre nach und muss keine Geldbuße entrichten. Da es sich um eine fortgesetzte Hinterziehung gibt, greift keine Verjährung und bei einem so langen Zeitraum, wenn man es über zwei Jahrzehnte nicht für nötig hält, das anzuzeigen hätte ich eine Strafe erwartet. Angesichts der Selbstanzeige keine Haftstrafe, aber zumindest eine saftige Geldstrafe. Sie will nun ja das eingesparte Geld in eine Stiftung einbringen, doch das ist nicht das gleiche. Man kann es sich nicht aussuchen wofür man die Steuermittel ausgibt und wenn man sie spart, wofür man sie ausgibt. Wäre es ihr wirklich ernsthaft gewesen, um die Steuerehrlichkeit so hätte sie alle Einnahmen versteuert, zumindest das hätte man verlangen können von jemand der sonst es so mit Moral hat.

Das zweite ist nun wie sie das darstellt. Ja Frau Schwarzer ist ein Opfer, kein Täter. Es kann ja nicht anders sein, denn in ihrem Weltbild sind Frauen immer Opfer. Nun eben ist sie wieder mal das Opfer einer Medienkampagne. Kürzlich sah ich sie bei Maischberger, wo es um Prostitution ging und da bekam ich eine Kostprobe ihres verschrobenen Weltbildes. Denn auch Prostituierte sind alle Opfer und keine macht das freiwillig. Also es ging nicht um die Frage, ob man es gern macht (das kann man sicher auch von vielen anderen Arbeiten sagen), sondern ob es jemand freiwillig macht und das ist nach Frau Schwarzer nicht der Fall.

Nein liebe Frau Schwarzer, sie sind kein Opfer und die Medienkampagne gibt es nicht weil sie Frau sind, sondern weil sie von hohem Ross immer über andere richten und nun rauskommt, das sie Jahrzehntelang ein Verbrechen begangen haben (ja Steuerhinterzug ist ein Verbrechen, das genauso bestraft wird wie andere Betrügereien und das ist es ja auch). Sie sind Täter und das Echo das es nun gibt resultiert daraus, dass sie das nicht einsehen wollen oder können, weil wahrscheinlich in ihrem Weltbild es nur Schwarz-Weisskategorien gibt und Frauen immer auf der wissen Seite sein müssen.

2 thoughts on “Der Januar, Englisch und Alice Schwarzer

  1. Zu Alice Schwarzer: Ja, die Häme, die letzte Woche über ihr hereingebrochen ist, ist übertrieben. Sie ist die Folge davon, dass sich in den deutschen Medien zwei Jahrzehnte kaum ein Mann getraut hat, ihr mal richtig Kontra zu geben, was sie eigentlich aufgrund ihrer einseitigen, wenig differenzierenden Schwarz-Weiß-Malerei schon lange verdient hätte, und nun bricht halt alles auf einmal los, wo klar ist, dass Frau Schwarzer auch nur ein „ganz normaler Mensch“ ist, mit Stärken und mit Schwächen und eben auch mit vielen rein persönlichen Interessen. Und da kommt dann natürlich auch sofort die Prostitutions-Debatte rein, denn Frau Schwarzer wirft ja wie kaum eine andere Frau in diesem Land den Freiern Egoismus vor. Nun, wo klar ist, dass auch Frau Schwarzer eine Egoistin ist, wird die Debatte um dieses spezielle Thema und um Frauenrechte im Allgemeinen hoffentlich etwas entspannter.

    Kai

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.