Mit Liebe zum Detail

Mir ist etwas aufgefallen, und wenn ich mal über die Tagesschau vor 20 Jahren stolpere, dann wird mir auch klar, dass es nicht nur ein Eindruck ist, sondern eine Tatsache: die Politik beschäftigt sich viel mehr mit Details, man könnten auch Kleinigkeiten sagen. Hier nur mal eine Liste von Dingen, die mir in den letzten Wochen untergekommen ist und spontan ohne langes Nachdenken in den Sinn kommt:

  • Kerosinsteuer
  • Plastiktütenverbot
  • Erste Klasse bei der Bahn abschaffen
  • Klingenlänge bei Messern, die öffentlich getragen werden dürfen festlegen
  • Verbot von Einweggeschirr und Einwegartikeln

Das alles waren Meldungen, die in den Medien kamen. Einige haben das Zeug zum Dauerbrenner wie die Einwegartikel, Plastiktüten und die Kerosinsteuer über die sich gerade gestern Annette Kramp-Karrenbauer geäußert hat. Wenn es dann mal konkreter wird, wird es auch kompliziert. So sollen die Plastiktüten, die schon seit Jahren Geld kosten, nun verboten werden, aber nicht die dünnen Tüten bei der Obst- und Gemüsetheke. Die Diskussion darüber beherrscht über Tage die Medien.

Uns muss es doch echt gut gehen. Anders kann ich mir darauf keinen Reim machen. Die Politik muss alle großen Probleme gelöst haben und macht sich nun an die kleinen Probleme wie eben Plastiktüten und die Klingenlänge von Messern. Das wäre auch eine einfache Erklärung für die massiven Stimmenverluste der großen Partien und Zugewinne von AFD und Grünen. Wenn alles gelöst ist, den Leuten es gut geht, sie keine Angst vor Arbeitslosigkeit, der Zukunft mehr haben, dann haben sie keinen Grund mehr eine Partei zu wählen die diese Probleme löst, sondern eben eine, die kleine Probleme angeht, wie die wenigen Asylanten oder die Klimaproblematik – die ist zwar auch ein großes Problem, aber keines das Deutschland alleine lösen kann.

Nur: irgendwie habe ich das Gefühl, die Diskussion geht an der Praxis vorbei. Ich nehme mal als Beispiel die Plastiktüten. Die benutze ich schon seit Anfang der Neunziger nicht mehr. Ich musste schon als Jugendlicher die Einkäufe am Wochenende durchführen, wobei das immer ziemlich viel war. Damals wie heute mit dem Fahrrad. Da sind Plastiktüten, die es damals noch umsonst gab, eine schlechte Lösung. Sie reißen an den Griffen leicht ein und das ist gefährlich. Als der erste ökologisch angehauchte Laden bei uns Im Ort aufmachte, kamen bei uns Stofftaschen auf die ich dann jahrelang benutzte, bis ich seit einigen Jahren einklinkbare Fahrradtaschen am Gepäckträger habe und ab und an auch einen Korb. Stofftaschen sind robuster, praktischer und auch besser im Griff, weil sie nicht so in die Hand schneiden. Damals waren sie aus Jute (warum habe ich nie verstanden, gab es doch damals schon Baumwolle und Leinen), heute aus Leinen. Und kostenlose Taschen gab es hier im Ort bei allen Supermärkten und Discountern schon lange vor der Übereinkunft mit dem Handel nicht. Die kosteten erst 10 Pfennig, dann 10 ct und später 20 ct.

Kurz Plastiktüten kommen mir äußerst selten unter. Aber ich sehe jede Menge anderen Verpackungsmüll, der in der Landschaft herumliegt. Das sind vor allem Verpackungen von Lebensmitteln die konsumiert werden und dann einfach weggeschmissen wie Chipstüten. Noch lästiger: Die Styprhorverpackungen von Fastfood die genauso weggeworfen werden und als neues Phänomen: schwarze Plastiktüten mit Hundekot. Die liegen überall in der Landschaft herum. Ich werde nie verstehen wie jemand auf die Idee kommt erst den Hundekot einzutüten und dann aber diese Tüte wegwirft. Dazu die Verpackungen die es im Allgemeinen für Lebensmittel und andere Produkte gibt. Hier wäre die Politik gefragt. Wenn man es mit der Müllvermeidung und dem Recycling ernst nimmt, dann wäre hier wirklich die Politik gefragt, indem sie die Industrie in die Pflicht nimmt. Zum einen ein Minimierungsgebot, also die Verpackungsmenge pro Produkt minimieren. Zum anderen sollte das Recycling verbessert werden, indem man pro Verpackung nur einen Kunststoff nimmt, so kann man diese besser trennen, Farben wie Schwarz verbietet die erlauben es nicht über das IR-Spektrum die Art des Kunststoffs bei der Recyclinganlage festzustellen und die Verpackung sortenrein auszusortieren.

Wenn mich Plastiktüten stören, dann sind es die Tüten die behalten werden sollen, die dünnen bei Obst- und Gemüse. Man bekommt sie kaum auseinander. Sie sind dünn und verbiegen sich schon beim Einfüllen so, das man das schwer in der Luft machen kann, ohne das sie wieder zugehen und sie reißen leicht. Früher gab es Papiertüten für diesen Zweck. Warum nicht auch heute? Ich meide sie konsequent und lade die Lebensmittel direkt in den Wagen. Dann muss bei der Kasse der Kassierer die Tomaten, Kartoffeln oder Äpfel zusammensuchen und gemeinsam auf die Waage stellen. Das dauert. Da die gesamte Abwicklung bei den Discountern auf möglichst schnelle Abfertigung ausgerichtet ist – inklusive ohne eine Zone, in der die Einkäufe landen, denn dann könnte man sich ja mehr Zeit mit dem Einladen lassen – ist das der beste Weg Druck auszuüben. Wenn das jeder macht, werden ALDI, LIDL & Co bald auf Papiertüten umstellen.

Das war nur bein Biespiel.Ich könnte noch zu jedem der obigen Dinge was sagen, nach Schreiben des größten Teils des Beitrags kam ich durch die Nachrichten noch auf die Siegel, die ja auch die Politik dauernd aus der Taufe hebt, wie heute den „grünen Knopf“. In jedem falle hat sie Liebe zum Detail und will sich um jedes noch so kleine Problem kümmern, ohne das ganze zu überblicken wie eben bei den Tüten das Thema Plastikmüll allgemein und Mikroplastik im Besonderen wenn man sich schon um Details kümmern will. Meist geht es bei den obigen Themen auch durch Verbraucherdruck und durch eigenverhandwortliches Handeln. So denke ich benötigt man kein Eingreifen der Politik um Plastiktüten zu reduzieren. Die sollte sich um die wirklichen Probleme kümmern, denn ich denke, es gibt davon noch genügend.

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