Gedanken zum Weihnachtsrummel

Es sind noch 12 Tage bis Weihnachten. Und schon jetzt geht mir der Rummel auf den Senkel. Zeit für einen Blog bei dem ich mich bei meinen Bloglesern „beliebt“ mache. Um es vorweg zusagen: ich bin nicht religiös. Ich habe Respekt vor jedem, der es ist. Nur was derzeit los ist, hat nichts mir Religion zu tun. Rund um Weihnachten haben sich Bräuche eingebürgert, die weil sie übertrieben werden, nach kurzer Zeit einfach nur nerven.

Das geht mit der Musik im Radio los. Nun werden natürlich „Weihnachtslieder“ gespielt. Die Anführungszeichen zeigen gleich: es sind keine echten Weihnachtslieder. Es sind einfach nur Pop-Songs die irgendwie einen Bezug zu Weihnachten haben. Ab und zu ganz okay, aber in der Summe eben kaum zu ertragen. Vor allem wenn das Lied so nervig ist, wie „Rudolph the Red Nosed Reindeer“. Wenn nun jemand meint: das gehört zu Christfest dazu dann meine Gegenfragen: Warum hört das mit den Liedern genau an Weihnachten auf? Als Kind musste ich Weihnachtslieder nur an Weihnachten singen und auch in der Kirche gibt es die Weihnachtslieder erst an Weihnachten. Im Radio immer vorher, aber nie an Weihnachten. Und wenn es dazugehört, warum wird nie auch nur ein deutsches Lied gespielt? Es gibt ja etliche deutsche Weihnachtslieder, nur eben keine Popsongs. Wahrscheinlich, weil man dann den Text verstehen würde. Das erfolgreichste deutsche Weihnachtslied ist übrigens „Oh Tannenbaum“. Das ist nicht nur ein Weihnachtslied, sondern eine Hymne. Und zwar der US-Bundesstaaten Maryland, Michigan, Iowa und Florida, Hymne der internationalen Arbeiterbewegung und englischen Labour Party sowie Hymne für das Nankai Gymnasium/Universität und von FC Chelsea. Besonders nervig finde ich auch die gesungene Werbung zur Melodie von Liedern wie von ALDI oder dem Optiker Binder.

Weihnachten wird auch immer früher – zumindest im Supermarkt. Vor etwa 10 Jahren gab es die ersten Lebkuchen Ende September zu kaufen, nun schon Mitte September. Ebenso rückt Verkauf von Osterleckereien (da nur Schokolade) immer weiter nach vorne. Ich denke ich werde es noch erleben, wenn nach Weihnachten gleich die Ostersachen ins Regal eingeräumt werden. Die Vorweihnachtszeit beginnt für mich am 1. Advent. Kann man nicht bis dahin warten, bis man das anbietet? Vor allem ist was es gibt, ja Gebäck das weniger einen Bezug zu Weihnachten hat, als vielmehr zu unseren veränderten Essgewohnheiten im Winter. Im Winter geht auch eher Schokoladen- oder Haselnusseis anstatt Erdbeere- und Heidelbeereis und bestimmte Gewürze, die man in Lebkuchen findet, wie Zimt, passen eben gut zu unseren Vorlieben im Winter. Meiner Ansicht nach sind Lebkuchen ein Wintergebäck, kein Weihnachtsgebäck. Man hat nur deswegen von Lebkuchen und Co die Nase voll, weil man in den Wochen vorher so viel davon isst. Ich habe mich davon abgeseilt. Ich fing an vor einigen Jahren wieder an, selbst Gebäck zu machen, als ich mir Vanillekipferl kaufte und die mir nicht schmeckten. Aber man darf es nicht übertreiben. Ich habe jetzt noch eine halbe Dose, die ist vor Weihnachten leer und dann ist erst mal Ruhe. Nach einigen Wochen habe ich wieder Lust auf Kipferl und mache neue und dann eben wieder Pause. Das Spiel setzt sich fort, bis es im März zu warm für diese Art von Gebäck wird. Genauso könnten die Supermärkte die ganzen Weihnachtsnaschereien den ganzen Winter über anbieten aber eben im normalen Sortiment, nicht als riesen Haufen direkt vor der Kasse und im Winter, nicht schon im Herbst.

Gehört zu Weihnachten ein Tannenbaum? Eigentlich nicht, der Brauch ist sogar relativ jung und außerhalb Deutschlands hat er sich erst seit rund 100 Jahren verbreitet. Das Beleuchten ist da schon ein älterer Brauch. Den Weihnachten ist nicht am 24.12., weil man so genau weiß, wann Christus geboren wurde. (Man kennt nicht mal das Geburtsjahr genau), sondern weil man um die heidnischen Religionen in den germanischen Ländern zu integrieren, es auf dieses Datum legte und dann noch etwas von den Feierlichkeiten übernahm, die es vorher gab. Die Germanen feierten um den kürzesten Tag des Jahres herum, das es von nun an jeden Tag länger hell ist. Die Feierlichkeiten hießen je nach Region Sonnenwendfeier oder Lichterfest. Gemeinsam war, dass man Feuer machte, Strohpuppen verbrannte, oder brennende Strohrollen den Hügel herunterrollte. Als jemand der immer noch eine leichte Winterdepression hat, kann ich diese Feste gut verstehen. Aber zurück zum Weihnachtsbaum: Welcher soll es sein? Muss es einer sein? Die Frage war auch ein Thema im Radio und es gab von den Hörern die verschiedensten Antworten. Von „wegen einiger Tage soll man keinen Baum fällen“ über den Plastikweihnachtsbaum bis hin zu „Bei uns steht er bis März“. Es gibt zumindest eine ökologisch sinnvolle Antwort: Ein Plastikweihnachtsbaum benötigt so viel Energie bei der Herstellung, das er sich erst nach 17 bis 19 Jahren rentiert. So lange sind die aber meist nicht im Einsatz. Die normalen Weihnachtsbäume stammen aus Plantagen, die genauso bewirtschaftet werden wie sonst die Landwirtschaft, inklusive Pestizideinsatz. Sinnvoll sind Öko-Weihnachtsbäume. Die stammen aus nachhaltiger Wirtschaft bei der Schafe das Gras abweiden. Daneben gibt es auch Weihnachtsbäume, die muss man schlagen. Stromtrassen, die durch Wald führen, müssen frei bleiben. Viele Förster bepflanzen diese Trassen mit Tannen, die dann als Weihnachtsbäume enden. Sie müssen sowieso gefällt werden, bevor sie zu hoch sind. Aus eigener Erfahrung rate ich von einem ab: einem „normalen“ Baum. Ich kaufte eine Blautanne mit Ballen 1989. Die ersten beiden Jahre war sie noch im Kübel und klein (anfangs 90 cm hoch). Dann kam sie in den Garten und nach wenigen Jahren brauchte ich eine Leiter für das Aufhängen der Lichter. Danach wurde sie nicht mehr beleuchtet, weil ich nicht mehr an die Spitze herankam und 2004 hatte unsere Kirche den schönsten Weihnachtsbaum, den sie jemals hatte – die Tanne war inzwischen so groß wie unser Haus und ragte bis an die Hauswand, sodass wir sie sowieso fällen mussten.

Der einzige Brauch zu Weihnachten ist es etwas zu schenken. Schlussendlich kamen ja schon die Heiligen drei Könige mit Geschenken. Nicht nur an die Familie, sondern auch andere. So flattern denn auch um Weihnachten die meisten Aufrufe von Organisationen zu Spenden ins Haus. Paketboten haben besonders viel zu tun, weshalb ich drei Wochen vor Weihnachten nichts mehr bestelle und als am Dienstag mein Stammbote mir das letzte Paket für dieses Jahr brachte, hat er auch ein Trinkgeld bekommen, so habe ich Schenken und Stressvermeidung bei anderen kombiniert. Schenken und Gutes tun ist an und für sich immer sinnvoll, daher hebe ich mir immer eine Überweisung auf und die fülle ich dann irgendwann im Frühjahr aus. Mein Geschenk dieses Jahr geht aber an die Natur. Ein weiteres Thema war im Radio die Frage, ob man Vögel im Winter füttern sollte. Die Experten waren sich uneins. Einer war für das Füttern übers ganze Jahr, weil der Mensch den Vögeln ihre Nahrungsgrundlage entziehe und es zu wenig Insekten gäbe, der andere für Zufütterung, wenn es richtig kalt wird. Faustregel: sobald es Frost gibt. Ich habe gelernt, dass ich mit meinem Garten, bei dem kein Laub gerechnet oder gar geblasen wird und dieses Jahr auch mit viel Fallobst (die Äpfelbäume hatten so wenige Äpfel, das ich sie gar nicht erst abgeerntet habe) schon einiges für die Vögel getan habe. Gestern sah ich auch das ein Amselpaar sich in einer Fichte einen Nistplatz eingerichtet haben. Aber ich habe nun auch angefangen zu füttern. Ein altes Vogelhäuschen fand ich noch, gestern habe ich es neu lackiert. Nur die Suche nach Vogelfutter gestaltete sich schwierig. Bei Aldi, Lidl und Bonus Fehlanzeige, erst bei Rossman fand ich welches. Die Elstern nahmen das auch an, bei den anderen Vögeln muss sich das wohl erst herumsprechen. Elstern sind aber auch sonst die Ersten, die sich auch gerne auf Katzenfutter stürzen, das meine Miezen verschmähen.

Der perverseste Weihnachtsbrauch ist aber der Weihnachtsbraten. Das Fest soll ja eigentlich die Geburt Jesu feiern. Für mich ist es ein Widerspruch, wenn man die Geburt eines Menschen feiert, indem man ein anderes Lebewesen tötet. In vielen Familien gibt es ja noch die Alibi-Veranstaltung des Essens zum Heiligen Abend das dann bewusst schmaler ist. Je nach Region Würste mit Kartofellsalat oder bei uns beliebt: Maultaschen, weil offensichtlich Gott ja nicht durch den Teig durchschauen kann …

Für mich selbst ist seit einigen Jahren Weihnachten fleischlos. Dieses Jahr gibt es wahrscheinlich am 24+26 Reisauflauf, das ist wegen der Auflaufform so viel, das ich es auf zweimal esse und am 25.sten wahrscheinlich Kässpätzle. Das fällt mir leicht, weil ich auch sonst fleischreduziert lebe und auch sonst gibt es Wochen ohne Fleisch und Wurst. Aber ich würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen Blogleser mal zum Nachdenken anrege. Es muss ja nicht ganz vegetarisch sein. Aber muss für den Weihnachtsbraten ein Tier sterben? Muss es also eine Ente, Huhn, Gans oder ein Hase sein? Klar muss für einen Schweine- oder Rinderbraten, Schnitzel oder ein Rumpsteak ein Tier sterben, doch das eben nicht nur für diesen einen Braten, sondern ein Schwein, Rind oder Kalb liefert eben genug Fleisch, um eine Person ein ganzes Jahr zu ernähren. Das ist ein bedeutender Unterschied. Und vielleicht denkt der Eine oder Andere mal darüber nach – weil Weihnachten ist, und an Weihnachten macht man doch Geschenke – auch sonst im Jahr dem einen oder anderen Tier das Leben zu schenken, indem er weniger Brathähnchen, Fischstäbchen oder ähnliches isst. Das wenige Fleisch, das ich esse, stammt bei mir seit Jahrzehnten nur von großen Tieren, also Schwein und Rind. Dazu gehört übrigens auch dass, wenn man Fleisch isst, das dann wenigstens richtig: besonders schlimm finde ich, wenn man dann auch noch Fleischreste in den Müll schmeißt. Dann ist das Tier sogar umsonst gestorben. Dann lieber weniger Fleisch zubereiten und das ganz essen. Stattdessen eben etwas mehr Beilage, oder noch einen Nachtisch, wenn man meint, es ist nicht genug.

3 thoughts on “Gedanken zum Weihnachtsrummel

    1. Ich sehe das nicht ideologisch, denn Reisauflauf gehört zu meinen Lieblingsgerichten. Ideologisch ist wohl eher „zu Weihnachten gehört ein Weihnachtsbaum“ oder „an heiligem Abend wenig essen und dann an den nächsten kräftig reinhauen“ oder „Am Heilig Abend steht der Kirchenbesuch an“ – an den echten Feiertagen ist dann die Kirche weitestgehend leer.

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