Mars und Statistiken

Ich kann es nicht mehr hören: Die Benutzung von Statistiken bei der NASA um ein Risiko vorzutäuschen das es in Wirklichkeit nicht gibt. Ich rede von den gescheiterten Marsmissionen die von der NASA aus dem Hut gezaubert werden wenn es um Publicity geht. So auch bei der Landung des Phoenix Mars Scout am Sonntag/Montag (je nachdem auf welcher Seit der erde sie ich befinden). Ich war mir sicher, das Phoenix erfolgreich landen wird. Warum auch nicht? Es gibt eine Reihe von Gründen warum dem so ist:

Phoenix verwendet die gleiche Landestrategie wie der Mars polar Lander aber auch Viking. Diese ist erprobt und sicherer als das Verwenden von Airbags.  Nachdem der Mars Polar Lander bei der Landung verloren ging. Man darf sich sicher sein, dass dieser Teil der Mission seitdem ganz genau durchgecheckt wurde.

Anders als beim Climate Orbiter hat man die Bahn genauestens vermessen. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass man den Eintrittskorridor  verpasst. . Bleibt noch als Unsicherheitsfaktor die Landestelle: Als Mars 2+3 landeten gab es keinerlei Informationen über die Landestelle. Die Sonden landeten denn auch in einem Gebiet das man heute als unwegsam und zu riskant ansehen würde. Doch Phoenix profitiert von der leistungsfähigsten Kamera an Bord einer Planetensonde. Die Kamera HiRISE kann aufnahmen mit einer Auflösung von 0.35 m pro Pixel anfertigen – Damit ist man unterhalb der Grenze ab der Ein Stein dem Lander gefährlich werden würde, indem er ihn zum Umfallen bringt.

Doch reden wir einmal Klartext: Wie sieht es wirklich mit den Erfolgen aus? Nun vor allem bei den russischen Raumsonden isst es schwierig. Inzwischen gibt es aber Informationen über die wissenschaftlichen Zeile und gemessen an dienen war keine erfolgreich. Am besten schnitt noch Mars 5 ab, welcher 3 Monate im Mars Orbit arbeiten sollte aber nach einigen Wochen ausfiel. Nach Nationen aufgeteilt sieht die Bilanz so aus:

Nation Starts erfolgreich Erfolgsquote
UdSSR 18 0 0 %
USA 17 12 70.5 %
ESA 1 1 100 %
Japan 1 0 0 %
Gesamt 37 13 35.1 %

Schon dieses Beispiel zeigt also wie man eine Statistik zu seinen eigenen Gunsten interpretieren kann. Während die USA also eine Erfolgschance von über 70 % aufweisen können, liegt sie bei allen Missionen bei der Hälfte. Man kann dies noch weiter aufteilen, z.B. nach Jahrzehnten, doch wird es dann immer sinnloser, weil es z.b. den 80 er Jahren nur zwei Missionen gab. Es fehlt dann eigentlich die statistische Grundlage – eine ausreichend hohe Zahl an Werten.

Vor allem – und das weiß die NASA selbst besser – geht es ja nicht um die Zahl alleine, sondern hinter jedem Scheitern (aber auch jedem Erfolg) steckt ein Grund. Bei den US Verlusten gibt es z.B. folgende Ursachen:

  • 2 Verluste durch Versagen der Trägerrakete
  • 1 Verlust durch Ausfall eines technischen Bauteils
  • 2 Verluste durch fehlende Qualitätssicherung, mangelnde Kontrolle, zu wenige Tests.

Nachdem Phoenix auf dem Weg war, konnte man Fehlerquelle 1 ausschließen. Der Verlust von 2 Missionen 1998/99 durch zu geringe Finanzierung und fehlende Tests auf der Erde und beim Flug hat zu einer Veränderung der Politik bei Planetenmission geführt – Phoenix kostet 3 mal mehr als die Raumsonde die er war als er 2001 eingelagert wurde.

In der Raumfahrt gibt es viele Statistiken und manchmal wird man an den Spruch "Lügen, Verdammte Lügen und Statistiken" erinnert. Warum? Nun zum einen hapert  es bei den meisten Statistiken an der Grundvoraussetzung: Dem Gesetzt der großen Zahl. Eine Erfolgsstatistik für eine Rakete mit 10 Starts aufzustellen ist möglich aber nur bedingt aussagekräftig. Noch schlimmer ist das gezielte Manipulieren von Statistiken. so vermeldete vor einiger Zeit Lockheed Martin, das die Atlas die Ariane 4 geschlagen habe, gemessen an der Anzahl der erfolgreichen Starts in Folge. Ariane konnte bis zur Ausmusterung 78 davon aufweisen. Das ganze hat nur einen Haken: Es ist eine Statistik über die Atlas 2,3 und V. Das sind aber technologisch unterschiedliche Raketen, bei denen z.b. bei dem Übergang von der Atlas II zur III der Erststufenantrieb ausgetauscht wurde und bei der Atlas V neue Booster und andere Abmessungen bei der Rakete eingeführt wurde. Der Vergleich macht so überhaupt keinen Sinn. Doch wen kümmert das schon?

Zuletzt noch zu einem meiner Lieblingsthemen: Der Verflachung von Fernsehen, insbesondere Wissenschaft im Fernsehen. Da lief am Montag auf 3 Sat eine Dokumentation über den Jupitermond Europa und Pläne für eine Landemisssion. An und für sich interessant, doch haben sich die Produzenten in meinen Augen selbst disqualifiziert: Sie haben eine US Produktion genommen und synchronisiert. Das isst nichts schlimmes, wenn man etwas davon versteht oder vielleicht nur englisch versteht oder wenn man kein englisch versteht vielleicht lesen kann. So musste ich aber während des ganzen Beitrags von einem Jupitermond namens "Juuurowpah" hören. Wie dumm muss man denn sein, wenn man dieses Wort mehrmals pro Minute in englisch ausspricht ? Es steht zwar nicht im Titel "Jupiters geheimnisvoller Eismond" aber in der Beschreibung und bestimmt auch im Transskript das man übersetzten musste. Sollte da nicht der Groschen fallen, das Jupiters Mond Europa nach derselben Sagengestalt benannt wurde wie unser Kontinent. Wenn nicht, sollte man vielleicht das Wissen anwenden, dass man in Deutsch identisch geschriebene Wörter gleich ausspricht? Bei Jupiter haben sie ja auch die deutsche und nicht englische Sprechweise "Juowpidder" genommen.

Hitec hielt ich bislang für eine der besseren 3SAT Produktionen, doch ich muss wohl das revidieren

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