Bevölkerungswachstum

Wie "Der K." andeutete, und auch ich schon mal erwähnt habe, liegt in dem Bevölkerungswachstum auf der Erde das Grundproblem. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist nicht unendlich vermehrbar, heute schon macht der Mensch an "Biomasse" mehr aus als die meisten Säugetierarten zusammen wiegen. Vor allem wollen wahrscheinlich alle Menschen mal den Lebensstandard erreichen, den wir heute in den Industrieländern haben, und was dies für Klima, Rohstoffverbrauch und Nahrungsversorgung bedeutet kann man sich ausmahlen.

Ein paar Zahlen: Die Weltbevölkerung betrug 2006 geschätzte 6060 Millionen, bei einem ebenfalls geschätzten Wachstum von 1.14 Prozent. Das ist sogar eine gute Nachricht – das Wachstum hat sich abgeschwächt. Als ich noch zur Schule ging sprach man von einer Verdoppelungsrate von 35 Jahren, nun sind es 61 Jahre. Doch besser wäre eine stagnierende, oder noch besser rückläufige Weltbevölkerung, auch wenn dies für alle Gesellschaften für einen Übergangszeitraum durch mehr Alte als Junge problematisch wird.

Wie kann man es angehen? China hat Erfolge mit seiner "Ein-Kind Politik". Zwar wird dieses gesetzlich indoktrinierte Gebot oft umgangen, doch das Wachstum hat sich deutlich abgeschwächt. Der Weg ist aber nur für Diktaturen gangbar. Meiner Erfahrung nach verändert Wohlstand die Einstellung der Menschen. Sei es weil sie dann nicht Kinder zur Sicherung ihres Lebens im Alter brauchen, sondern selbst vorsorgen können, sei es weil Wohlstand meist auch aus einer höheren Bildung resultiert. Deutschland hat zum Beispiel seit 100 Jahren eine nahezu konstante Bevölkerung. Es waren vor dem ersten Weltkrieg 100 Millionen und heute sind es 82, wobei Deutschland aber kleiner ist (Elsass Lothringen und die deutschen Ostgebiete zählten 1914 noch zu Deutschland). Das zeigt, dass es geht und einen ähnlichen Trend hat man in den meisten anderen Industriestaaten auch.

Gleichzeitig sehen wir auch, dass in dieser Zeit Deutschland in einer Zeit des Wohlstandes lebte und dies trotz zweier Weltkriege. Ich glaube das kann man auch auf andere Staaten übertragen. Schaut man sich die Staaten an wo die Bevölkerung am schnellsten wächst, so sind diese Staaten bei denen die Menschen am ärmsten sind.

Ich habe da so eine "dumme" Idee: Wie wäre es, wenn die Industriestaaten anfangen würden, Menschen dort direkt zu unterstützen, dass die Bevölkerung abnimmt? Mal ein Rechenbeispiel: Wenn Deutschland etwa 10 % seines Staatshaushaltes (eine durchaus entbehrliche Summe, geringer als die Neuverschuldung in den letzten Jahren) dafür aufwendet, so sind dies zirka 30 Milliarden Euro. Deutschland ist nur ein Industriestaat, zusammen haben alle etwa 1 Milliarde Einwohner, die meisten davon in den beiden reichsten Ländern USA und Japan. Bei einer gleichen Quote wie bei Deutschland müssten so etwa 360 Milliarden Euro jedes Jahr zusammenkommen – klingt nach viel Geld, doch die USA haben alleine für den Irakkrieg 455.7 Milliarden Dollar ausgegeben. Das Geld ist also da.

Nun mein Vorschlag. In den Ländern mit dem höchsten Bevölkerungsanstieg bezahlt man die Sterilisation von Frauen, spätestens nach dem ersten Kind, verbunden mit Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse genau der Frauen/Familien die sich dieser Operation unterwerfen und einem Fond aus dem im Alter dann Unterstützung fliest. Man kompensiert also Kinder, die in diesen Ländern als "Altersvorsorge" gelten, weil sie einen später versorgen sollen, mit einem anderen System und tut etwas für die Leute. Nimmt man 10.000 Euro pro Frau (das ist in Afrika, wo die meisten Staaten mit einem hohen Bevölkerungswachstum sind, viel Geld), so kann man so 36 Millionen Frauen pro Jahr sterilisieren. Bei einem angenommenen Bevölkerungswachstum von 2.5 % in diesen Staaten würden diese normalerweise 3,7 Kinder pro Frau bekommen. (Eine Generationszeit von 25 Jahren vorausgesetzt). Man reduziert so also die Bevölkerung über 25 Jahre (eine Generation) um 36 Millionen * 25 Jahre * 2.7 Kinder = 2430 Millionen Personen. Okay, in der Realität wahrscheinlich bedeutend weniger, weil natürlich sobald man damit anfängt der Zuwachs sinkt und damit 3.7 Kinder zu hoch angesetzt sind. Erreicht man aber nur 1730 Millionen in 25 Jahren (entsprechend 2.9 Kinder pro Frau) so kann man damit wenigstens ein Einfrieren der Bevölkerung auf dem heutigen Stand erreichen.

Ich glaube, wenn man wirklich zu direkter Hilfe übergehen würde, anstatt weitgestreuter Entwicklungshilfe, wenn die Familien wüssten, sie haben nur ein Kind, aber dieses hat dann mehr Chancen im Leben, weil man das Geld hat, eine gute schulische Ausbildung zu bezahlen und die Familie raus aus der Armut kommt, dann wird auch in den Gesellschaften dort eine Veränderung eintreten. Klar, man verlangt dafür etwas, einen gravierenden Eingriff ins Leben, doch es ermöglicht den Betroffenen aber auch ein anderes Leben, ein Entkommen aus der Armut (es dürfte unwahrscheinlich sein, dass die schon reicheren Kreise dieses Angebot annehmen dürften). Solange dies auch auf freiwilliger Basis geschieht, sehe ich auch kein ethisches Problem.

Trotzdem weis ich dass dies nicht geschehen wird. 2007 hat Deutschland die Entwicklungshilfe um 750 Millionen Euro aufgestockt, das ist viel – 14 % – doch damit beträgt der Gesamtetat eben auch nur etwa 5350 Millionen – Erwartet würde mehr als die sechsfache Summe und dies nur für einen bestimmten Zweck. Aber wahrscheinlich könnte man so viel größere Kosten vermieden, die dann entstehe,n wenn noch mehr hungernde Menschen versorgt werden müssen, oder noch mehr Menschen  noch mehr Rohstoffe brauchen und noch mehr Umwelt zerstören und das Klima noch stärker verändern.

Noch eine Anmerkung zum Rest des Kommentars von "der K." Natürlich kann man aus Kunststoffen sehr einfach wieder Alkane und Aromaten erzeugen, daraus bestehen sie ja auch. Ein Nebeneffekt der Beschäftigung mit dem Klimawandel und Alternativen zu Erdöl und Erdgas ist z.B. dass ich nun weis, das der Erdölpreis nicht ewig steigen wird. Strom kann man aus Sonne heute schon wirtschaftlich produzieren, wenn bislang auch nur in Spaniens Halbwüste Grenadas. Die Kohleverflüssigung nach Fischer/Tropsch, mit der die gesamte deutsche Kriegswirtschaft versorgt wurde und Südafrika seinen Benzinbedarf während der Apartheid und des damaligen Embargos deckte, ist verfügbar und rechnet sich je nach Preis der Kohle, wenn Erdöl dauerhaft im Preis über 60-70 Dollar pro Barrel ist. Kohle ist zwar auch nicht unbegrenzt verfügbar, doch die Reserven sollen nach derzeitigen Schätzungen etwa 800 Jahre halten, während Erdöl und Erdgas deutlich unter 100 Jahren liegen. Leider werden diese "Alternativen" (die ja keine echten sind — man braucht mehr als 1 kg Kohle um 1 kg Kohlenwasserstoff zu bilden, so steigt der Kohlendioxidausstoß sogar noch). einen Wechseln zu alternativen Energien eher erschweren als erleichtern.

One thought on “Bevölkerungswachstum

  1. Link: http://www.hansmartinstoenner.privat.t-online.de/worldpop.htm

    Ich habe mal die Weltbevölkerung und die CO2-Zunahme in der Atmosphäre miteinander korreliert: es kommt eine nahezu lineare Abhängigkeit dabei heraus. Man kann dann noch Sondereinflüsse (Vulkanismus etc.) sowie die Sonneneinstrahlung berücksichtigen, und dann bleibt ein Rest, der mit der Zunahme der Weltbevölkerung (siehe obigen Link) korreliert. Mit dem Modell kann man auch die Erwärmung in der Vergangenheit und der Zukunft abschätzen. Es kommt ungefähr das Gleiche heraus, wie andere das mit komplizierteren Modellen voraussagen.
    Gruß
    HMS

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