Energija und Buran

EnergijaIch habe gestern einen neuen Aufsatz fertiggestellt – über die Energija. Es gibt schon seit einigen Jahren einen über Energija und Buran auf meiner Website. Der Transfer der Buran ins Technikmuseum bei Speyer hat mich inspiriert nach neueren Informationen zu suchen und ich fand auch welche. Allerdings in russisch. Das machte die Recherche nicht gerade einfacher. Zwar ist die russisch – englische Online Übersetzung recht brauchtbar (zumindest wenn man in Gedanken rekonstruieren kann wodurch einige „blumige“ Übersetzungen entstanden). Doch das Problem waren, dass es die meisten Infos in Webseiten gab, die aus Kapiteln eines Buches entstanden. An und für sich ideal – man findet so jede Menge Infos. Nur macht dann die Online Übersetzung von Google nach einem Viertel des Inhalts schlapp. So dass man dies mühsam per Copy & Paste erledigen muss.

Die Recherche bestätigte einiges, was ich schon vorher wusste: Das Energija und Buran entwickelt wurden um einer potentiellen Bedrohung durch die Space Shuttles zu begegnen. Diese Paranoia, die ja Militärs eigen ist (Baust Du 1000 Atomraketen, dann muss ich 2000 bauen, auch wenn schon 100 reichen um das gesamte Land des Gegners in die Steinzeit zurück zu bomben) wurde dann noch durch SDI gesteigert. Energija sollte nun auch Satellitengestüzte Weltraumwaffen transporteren und Buran nucleare Sprengköpfe abschießen.

Dafür ist immer Geld locker zu machen. sogar viel mehr als für einen Wettlauf mit Apollo zum Mond. Dabei hat man dazu gelernt und iwe bekannt gab es zwar nur 2 Starts der Energija, aber diese verliefen erfolgreich. Dabei war der Entwicklungsprung von der Technologie die man vorher hatte zu Energijha und Buran viel größer als bei der N-1. Aber man testete die Rakete viel intensiver vorher und achtete auch viel mehr auf Zuverlässigkeit und Sicherheit. Bis auf 20 Sekunden (102-122 Sekunden nach dem Start) gab es immer die Möglichkeit die Besatzung zu retten.

Die systemimmanente Sicherheit war dabei größer: Man konnte jederzeit die Triebwerke abschalten, anders als dies beim Space Shuttle der Fall ist. Das alles hatte aber seinen Preis. So kosteten 4 Block-A Booster 74.4 Millionen Rubel. Die Block A Booster waren zu 70-75 % identisch zur ersten Stufe der Zenit. Doch diese kostete nur 4.5 Millionen Rubel. So kostete auch ein Energija Start 145-155 Millionen Rubel und ein Start von Energija und Buran 350 Millionen Rubel. Das bedeutete, dass Energija, berücksichtigt man den damaligen Rubel- und Dollarkurs sogar teurer als ein Space shuttle Start war. Zur selben Zeit wurde die Proton im Westen für 12-20 Millionen Dollar pro Start angeboten – Ein Fünftel bis ein Drittel des Preises den man für eine Ariane 4 zahlen musste.

Im wesentlichen war dies meiner Ansicht nach der Todesstoß für Energija und Buran. In einer kollabierenden Volkswirtschaft war kein Platz mehr für solch teure Projekte, zumal nun auch die Sowjetunion erkannte das weder SDI noch die Space shuttle eine militärische Bedrohung darstellten.

Es gab zwar noch die Pläne die Energija kommerziell anzubieten. Eine kleinere Version, Energija-M mit 34 t Nutzlast wurde entwickelt. Doch zum einen war diese immer noch zu groß für vorhandene Nutzlasten. Zum anderen änderte dies auch nichts an den hohen Kosten der Energija. Ob dies mit Energija -2 gelungen wäre halte ich auch für fraglich. Die Energija 2 verzichtete auf den Shuttle Orbiter und transportierte direkt 30-35 t in die Umlaufbahn. Die Zentralstufe war nun geflügelt, mit einem Hitzeschutzschild und um 60 % verkleinert worden. Wiederverwendung sollte die Kosten senken. Nehmen wir Block-A nominell ist er 4 mal teurer als die Zenit Erststufe. doch er sollte 10 mal wieder verwendet werden, was die kosten dann auf 40 % senken sollte. Sollte, das ist das Stichwort. Schließlich verkalkulierte man sich auch beim Space Shuttle in dieser Hinsicht.

Energija war dann noch eine Zeitlang Bestandteil von NASA Plänen für eine bemannte Marslandung, wie sie vermehrt Ende der 90 er Jahre entwickelt wurden. Doch es kam nie zu einer konkreten Zusammenarbeit. Seit 2000 ist eine Wiederaufnahme der Produktion nicht mehr sinnvoll. Produktionsanalgen und der Startkomplex sind nach 10 Jahren verfallen. Wenn man heute zum Mars aufbricht, dann wahrscheinlich mit einer Ares V.

Immerhin hält die Energija noch einen Rekord: Den der größten je in den Orbit beförderten Bruttomasse (letzte Stufe und Nutzlast zusammen). Mit 178.3 t ist diese größer als beim Space Shuttle (142.8 t) und der Saturn V (zweistufig 130-135 t, dreistufig 143 t).

2 thoughts on “Energija und Buran

  1. Bernd, du schreibst von der größten je in den Orbit beförderten Bruttomasse von 178,3 t (letzte Stufe und Nutzlast zusammen). Dazu folgendes:

    1) Die Startmasse von Buran war 79,4 t
    2) Die Masse der Z-Stufe nach der Trennung, die schwankt um einige Tonnen, war um die 82 t
    3) Wir kommen (angeblich) auf 161,4 t

    4) Der Hacken: Die zweite Z-Stufe gelangt nicht in die Umlaufbahn, die erreicht nur eine suborbitalen Geschwindigkeit, damit hat die Aussage, Punkt 3, keine Relevanz mehr

  2. Spionage für Deutschland

    Das starke Interesse westlicher Geheimdienste an russischen Entwicklungen war schon 1982 und 1983 zu sehen, als amerikanische und australische Aufklärungsflugzeuge in geringer Höhe die Bergung des Raumschiffes BOR-4 (erstellt im Rahmen des Programms Buran) im Indischen Ozean fotografierten. Es ist schon merkwürdig, dass die NASA eine eigene Version des kleinen Shuttles HL-20 (eine Kopie des BOR-4) basierend auf Fotografien des BOR-4-Geräts erstellt hat, die von Aufklärungsflugzeugen Australiens und der Vereinigten Staaten erhalten hat. Später wurde das Design von HL-20 die Grundlage für das wiederverwendbare bemannte Raumschiff Dream Chaser.

    Bei diesem hochbrisanten Fall handelt sich um einen sowjetischen Journalisten, Ilja Suslow, der strengste Dokumente des Buran an deutsche Agenten verkaufte. Er arbeitete lange Zeit im Weltraumjournalismus mit entsprechender Zulassung zur geschlossenen Arbeit und war stellvertretender Chefredakteur des Jahrbuchs „Soviet Science and Technology“, das von der APN herausgegeben wurde. Natürlich kommunizierte er aufgrund seiner Tätigkeit frei mit allen Kosmonauten und Spezialisten vieler Weltraumunternehmen. Er stand auch dem Generaldesigner von NPO Energia V.P. Gluschko nahe, der sich oft mit ihm traf. Anfang der 80er Jahre wurde aber beobachtet, das er in Verbindung mit einem der deutschen Diplomaten gesehen worden und habe ihm Material gegeben.

    Ausgehend von Gerichtsdokumenten haben wir folgendes Bild: Suslow erhielt im Dezember 1983 und März 1984 45.000 westdeutsche Mark von Paul Arsene. Hier handelte sich um den Bürger der Bundesrepublik Deutschland, der Vertreter der westdeutschen Vermittlungsfirma „Karl Schanzenbach“ war und gleichzeitig besondere Aufgaben von Geheimdiensten wahrnahm. Das Geld war gut und Suslow erklärte sich bereit, künftig mit den Sonderbehörden der Bundesrepublik Deutschland zusammenzuarbeiten, woraufhin er auf deren Anweisung eine Reihe von geheimen und streng geheimen Informationen sammelte, darunter die Eigenschaften, Formeln und Proben der Hitzeschutzbeschichtung des Buran, das er an Paul Arsene übergab. Dafür erhielt er weitere 5000 Mark und einen neuen Auftrag. Im April/Juni 1985 versuchte er, eine ganze Reihe von Informationen zu sammeln, die für ausländische Geheimdienste von Interesse waren, dabei wurde er jedoch festgenommen.

    Bei diesen streng geheimen Dokumenten handelte sich um Buran Dokumente, darunter über die Zusammensetzung der Kacheln. In ihren thermophysikalischen und physikalischen und mechanischen Eigenschaften übertrafen sie alle ausländischen Pendants, sie mussten bis zu hundert Flüge ersatzlos überstehen. Zur damaligen Zeit gab es auf der ganzen Welt keine bessere Materialien, selbst die Kacheln von Space Shuttle waren den russischen deutlich unterlegen. Der französische Präsident Francois Mitterrand habe sich einmal an Gorbatschow gewandt, um ihnen die Technologie der Hitzeschutzbeschichtung für viel Geld zu verkaufen, jedoch vergeblich.

    Am 16 Juni 1986 hat das Militärgericht des Bezirks Suslow des Landesverrats in Form von Spionage, wiederholter Anstiftung zur Bestechung und unter Verstoß gegen die Regeln für den Devisenverkehr für schuldig befunden und ihn auf der Grundlage der Gesamtzahl der begangenen Verbrechen zu 15 Jahren Gefängnis mit einem strengen Regime verurteilt, sein Eigentum wurde beschlagnahmt. Bei der Festlegung eines solchen Strafmaßes berücksichtigte das Gericht, dass Suslow aufrichtig bereut hat, was er getan hat, und dass er ein Behinderter der ersten Gruppe war. Dabei wurde berücksichtigt, dass er eine erhebliche Menge an Informationen, die ein Staatsgeheimnis darstellen, gesammelt und an die westdeutschen Sonderbehörden übermittelt hat. Der westdeutsche Geschäftsmann und BND Agent, Paul Arsene, wurde des Landes verwiesen.

    Etwas später verhinderten die sowjetischen Sonderdienste den Versuch eines TMZ-Mitarbeiters, einem Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft die technische Dokumentation für das 11F35-Produkt (Buran) der Werkstattebene zum Verkaufen.

    Mitte der 80er Jahre wurden Optionen für den Transport eines atmosphärischen Originalanalogs von Buran (Maschine BTS 002-GLI) ausgearbeitet, das von Tuschino nach Schukowski entlang der Moskwa führen sollte. Unter Berücksichtigung des Interesses des Westens und der Transportroute, die buchstäblich unter den Fenstern der britischen Botschaft am Smolenskaya-Damm vorbeiführte, wurde für die 002-GLI-Maschine ein Tarnzelt entwickelt und hergestellt (heute auf vielen Bildern zu sehen). Damit wurde die Anforderung des vom Ministerium für Luftfahrtindustrie der UdSSR genehmigten Plans zum Thema 11F35 erfüllt. Ja, Geheimhaltung war damals eine oberste Priorität, aber auch verständlich, das gilt für beide Seiten.

    Auf der anderen Seite 1985 warnte die CIA: Moskau sammelt über verschiedene Kanäle technische Materialien für das amerikanische Space-Shuttle-Programm. Später berichteten die amerikanischen Medien, dass der KGB für das Buran-Projekt „das Shuttle-Design gestohlen“ habe, was auf die äußere Ähnlichkeit der Schiffe hinwies. Die Konstrukteure von Buran gaben zu, dass sie sich bei der Entwicklung des Schiffes von amerikanischen Erfahrungen leiten ließen, und wiesen auf eine Reihe wesentlicher sehr große Unterschiede zwischen den beiden Systemen hin.

    Fakt: Ausgehend von russischen Anforderungen und Dokumenten, sehen wir, das der Buran neben militärischen Aufgaben, auch zum Transport von Modulen und deren Rückkehr zu Erde vorgesehen war. Es war geplant die über 20 t schwere Module der Mir-Station nach Baikonur zu holen, somit hat die Vorgabe schon die Größe des Raumschiffes und der Trägerrakete definiert und eine optimale aerodynamische Form wurde von der Aerodynamik bestimmt.

    Noch ein Hinweis: J. Gagarin schrieb seine Diplomarbeit über ein kosmisches Flugzeug und auf dem Bild mit dem Kosmonauten, das 1965 aufgenommen wurde und erstmals 1971 veröffentlicht, sehen wir eine Ähnlichkeit mit dem Buran. Detaillierte Informationen dazu erschienen zum ersten Mal in dem Buch „Gagarins Diplom“ (1986) von Professor Sergei Michailowich Belotserkowski, der die Abteilung für Aerodynamik bei VVIA leitete.

    Geheimnisse des RD-0120 nach China

    Schließlich intensivierte sich die Jagd nach Buran und seinen Teilen nach der Schließung und Konservierung des Programms. Die Ausrüstung, die ein außergewöhnliches Geheimnis enthielt, wurde natürlich von denen entfernt, die dieses Geheimnis bewahren konnten. Als das Dach des MIK zusammenbrach, hat sich herausgestellt, das drei Sauerstoff-Wasserstoff-Motors RD-0120 der Energia unter dem zerstörten Dach praktisch unversehrt geblieben sind.

    Sie wurden herausgenommen und standen einige Zeit im Freien in der Nähe des MIK-Gebäudes. Und dann sind die Motoren plötzlich verschwunden. W. Lukaschewich, Doktor der technischen Wissenschaft und Raumfahrtexperte, hat mir später erzählt, das er aus zuverlässigen Quellen erfuhr, dass die Motoren nach China verkauft wurden. Jeder von ihnen wurde entlang der technologischen Verbindung sorgfältig in zwei Teile (Düse und Turbopumpeneinheit) geschnitten. Für Fans des Heimatverkaufs, war der Dachsturz des MIK eine wahre Goldgrube. Es erlaubte, mit einem Schlag alles abzuschreiben, was sich unter dem eingestürzten Dach befand. Es gibt jedoch ein Foto, auf dem der Zustand der Triebwerke durchaus geeignet war, diesen Verkauf als bezahlte Spionage zugunsten eines anderen Staates zu qualifizieren.

    Fakt: China hat zu dieser Zeit aktive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten an der Entwicklung von Sauerstoff-Wasserstoff-Raketenantrieben mit einer Schubkraft von 50 Tonnen betrieben, damit wären sowjetische Wasserstoffmotoren, hergestellt nach serienmäßiger Fabriktechnik, eine hervorragende Hilfe für chinesische Entwickler, wenn nicht sogar ein Vorbild! Für alles, was bei MIK verblieb, gab es eindeutig einen Käufer.

    Am 3. November 2016 wurde die erste chinesische Trägerrakete der schweren Klasse „Changzheng-5“ (Langer März 5) mit der Oberstufe YZ-2 erfolgreich vom neuen Weltraumbahnhof gestartet. Es ist eine Trägerrakete die 25 Tonnen Nutzlast in eine erdnahe Umlaufbahn bringen kann und wird mit Wasserstoff und Sauerstoff-Triebwerken betrieben.

    China hat erstmals im Januar 1984 die Chang Zheng-3 mit einer Sauerstoff-Wasserstoff-Drittstufe gestartet. Nach Ansicht ausländischer Experten erlaubte das wissenschaftliche und technische Niveau Chinas zwar nicht, unabhängig einen funktionierenden Sauerstoff-Wasserstoff-Raketenmotor zu entwickeln. In der ausländischen Presse wurde berichtet, dass Mitte der 1970er Jahre in China mit verdeckter Unterstützung Frankreichs und der Bundesrepublik Deutschland die Arbeit an kryogenen Raketentriebwerken begann. Sie transferierten Technologie in die VR China, um ihre experimentellen Motoren der 1970er Jahre zu entwickeln.

    Im Rausch der Perestrojka

    Jewtuschenkos Gedicht über Wysocki Tod endet so: „Das Leben ist vorbei, der Verkauf hat begonnen.“ Genau das gleiche lässt sich über die sowjetische Raumfahrt sagen, der 1991 mit der Perestroika der Sauerstoff abgeschnitten und zukunftweisende Entwicklungen wie Energia-Buran eingestellt wurden. Relikte, die mit den ersten Flügen verbunden waren, die zum Stolz der russischen Geschichte wurden, flossen sofort in den Westen. Ist aber auch verständlich, dass die Verwandten der ersten Kosmonauten fast alles verkauften, um ihre finanzielle Situation zu verbessern. Das meiste Geld machten aber hohe Beamte in der Raumfahrt. Meine Liste was alles verkauft wurde, ist sehr lang, umfasst die einzige identische Kopie des ersten Erdsatelliten, Gagarins Bericht über sein Flug der bei Sothebys für über 700.000 Dollar verkauft wurde, auch Urinbehälter der Kosmonauten als auch auf dem Mond sich befindliche Lunochod-2 haben ihren Besitzer gegen Dollars gewechselt.

    Beim Besuch des Air and Space Museum in Washington, können wir den ersten Raumanzug von Neil Armstrong bestaunen, als auch den sowjetischen der speziell für den Flug zum Mond entwickelt wurde. Ein solches, hat der exzentrische Milliardär Ross Perot bei Sotheby’s für 189.500 Dollar gekauft und im selben Washington Museum ausgestellt. Dort finden wir aber sehr viele andere Gegenstände aus der sowjetischen Raumfahrt.

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