Zwanzig Jahre deutsche Einheit
Tja an dem Thema komme ich auch nicht vorbei. Was wäre dazu zu sagen? Ich denke die Westdeutschen trauern zumindest zum Teil noch den Billionen Euro nach die in den Osten geflossen sind (ja Billionen). Und die Ostdeutschen haben sich das mit den "blühenden Landschaften" wohl anders vorgestellt: Nicht so wörtlich, denn viele Städte haben so viele Einwohner verloren, dass ganze Stadtteile "rückgebaut" wurden, kurzum abgerissen wurden. Besser aussehen tut es ja dann, nur wenn keiner da ist, ist das doch etwas traurig.
Immerhin so sagen die Umfragen schwinden die Differenzen und mehr und mehr fühlen sich als Deutsche und nicht als Wessis oder Ossis. Immer mehr sehen die Einheit auch positiv und immer weniger meinen das es Ihnen vorher besser ging.
Ich finde nach zwanzig Jahren ist das erstaunliche dran, wie schnell es ging und wie friedlich. Viel mehr will ich auch nicht zu dem Datum sagen und ich wünsche allen Bloglesern noch einen schönen Feiertag.
Dem gibt´s nicht viel hinzuzufügen, ausser…
Heinz Rudolf Kunze: Deutschland (verlassen von allen guten Geistern version 90)
http://www.youtube.com/watch?v=TcXeqHi23Tw
Die Differenzen schwinden, ja. Aber es sind nicht die Differenzen zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland, sondern zwischen Ostdeutschland und Tschechien oder Polen. Als ich Anfang der 90er in Tschechien war, da war man dort Neidisch auf die reichen Ostdeutschen. Einhundert Milliarden DM oder mehr kamen jedes Jahr von der Bundesregierung nach Ostdeutschland, die man in Tschechien natürlich nicht hatte und so ging es den Leuten dort schlechter.
Heute sieht es anders aus. Tschechien ist als Land heute reicher als Ostdeutschland, auch Polen, die Slowakai oder Slowenien haben aufgeschlossen. Ohne Billionen Euro von „Förderung“ – sie waren ihres eigenen Glückes Schmied, was man von den Ostdeutschen nicht kann.
Kaum ein Betrieb dessen Besitzer vor Ort wohnt, diese sind Anonyme Konzerne aus Westdeutschland oder dem Ausland. Kaum ein Betrieb dessen Besitzer in der Heimat verhaftet ist und sich für sie einsetzt und für sein Ansehen in der lokalen Bevölkerung.
85% des Treuhandvermögens ging an Westdeutsche, teilweise riesige Industrieanlagen für eine symbolische D-Mark. 10% ging an ausländische Investoren die im Ausverkauf noch rechtzeitig Anlagen gefunden haben, mit denen sie Geld verdienen konnten.
5% verblieb in den Händen der Ostdeutschen. Man ist nicht des eigenen Glückes Schmied, sondern in Bezug auf das was die Wirtschaft ausmacht Besitzlos und so oft genug Hilflos.
Schwindende Differenzen? So wie bei den Gehältern, die sollten längst angeglichen sein, sind es aber immer noch nicht. Es wird nicht mal mehr davon geredet.
Die in den Osten geflossenen Gelder? Ein großer Teil davon ist doch über Aufträge an Westfirmen gleich wieder zurückgeflossen.
Statt Aufbau Ost ein Plattmachen der Ost-Industrie, stärker und vor allem dauerhafter als es zwei Weltkriege geschafft haben. Statt Aufbau der Wirtschaft ein Aufbau der wirtschaftlichen Abhängigkeit. Die klassische Kolonialpolitik.
Selbstverständlich werden die Gewinne privatisiert, und die Kosten trägt mal wieder der Steuerzahler. Und das sollen wir wählen?
Danke an meine Vorredner. Die Treuhand ist auch eine beispiellose Geschichte von Korruption und Mauschelei.
Bleibt nur noch die Soli-Zuschlag-Lüge, der offenbar auch Bernd aufgesessen ist.
Die Mär vom Osten als Faß ohne Boden, ohne den die heutige Alt-Bundesrepublik immer noch das kuschelige System der 80er Jahre gewesen wäre.
Vielleicht stand die Alt-BRD ja 1989 auch vor einer gewaltigen Wirtschaftskrise, die nur abgefangen wurde durch die Einheit, durch das industrielle Ausbluten-Lassen der DDR, durch die gewaltige Nachfrage nach westlichen Konsumgütern in der Bevölkerung?
Vielleicht war die Wiedervereinigung ja eine Abwrackprämie XXXXL? (wobei die westdeutsche Industrie die „Wracks“ (ehemaliges ostdeutsches Volkseigentum) zugeschanzt bekam und noch nach China verramschen durfte und die Ossis durften sich mit der D-Mark aus der Währungsreform West-Konsumgüter kaufen was die westliche Industrieproduktion ankurbelte)
Ja, der Vergleich gefällt mir.
Es ist vieles falsch gelaufen bei der Wiedervereinigung. Aber vielleicht ist das unzulässige Ex-Post-Sichtweise.
Aber was mich berechtigt stört, daß eine Aufklärung über Mythen und Ressertiments nicht stattfindet, so daß die deutschen Bevölkerungsteile, die dem West- und dem Ostblock zugeschanzt waren, weiterhin einander mit Haß und Zwietracht begegnen.
@Verkehrsvision: Den Grund dafür, das da keine Aufklärung stattfindet, hast Du doch in den Beiträgen zur Ex-DDR selber schon genannt: Das ist eine Spielweise von „Teile und Herrsche“. D.h. teile die Bevölkerung in Gruppen auf und hetze sie gegeneinander (für letzteres ist u.a. die Bildzeitung zuständig), damit sie mit sich selbst beschäftigt sind. Dann kannst Du über sie herrschen, wie es Dir beliebt, ohne das sie es merken und sich dagegen auflehnen. Stattdessen zerreiben sie ihre Kräfte auf Nebenschauplätzen, und merken gar nicht, das man sie an der Nase herum führt. Können sie auch nicht, weil der entsprechende Nasenring dafür nicht in materieller Form existiert, sondern nur in Form von Gesetzen und Verordnungen.