Einführung in Teleskope – Teil 2

Diesmal geht es um die Montierung und noch etwas mehr über Okulare. Beides sind Dinge die von Laien gerne ignoriert werden. Das gilt vor allem für die Montierung. Darunter versteht man das Stativ, auf dem ein Fernrohr befestigt ist. Es gibt zwei Systeme: azimutal, das ist wie bei Fotostativen. Die eine Achse ist parallel zum Horizont ausgerichtet, die andere senkrecht dazu. Derartige Montierungen findet man bei kleineren Linsenteleskopen, die man auch für Naturbeobachtungen nutzen kann oder Dobson Teleskopen, dazu später mehr. Sie ist aber für astronomische Belange nicht geeignet. Alle Sterne ziehen durch die Erdrotation um den Himmel. Wer eine Kamera mit B-Einstellung hat kann diese Spuren aufnehmen wie z.B. hier.

Es sind Bögen, da die Erdachse geneigt ist und so geben sie die Erdrotation ab. Azimutale Montierungen erfordern das Bewegen beider Achsen um diesen Bögen zu folgen. Ist nun die Achse genauso zur Horizontalen geneigt wie die Erdachse (bzw. ist sie auf den Himmelsnordpol ausgerichtet), so reicht es, das Teleskop in einer Achse nachzuführen, anstatt in zweien. Daher haben die meisten Teleskope eine parallaktische Montierung, bei der die Achsenneigung der Rektaszensionsachse (der die Sterne folgen) dem Breitengrad angepasst werden kann.

Warum ist eine gute Montierung wichtig? Nun wer einmal einen Feldstecher mit einer größeren Vergrößerung freihändig beobachtet hat, merkt wie nun auch das Händezittern vergrößert wird. so ab 9-10 mal muss man das Ding abstützen. Nun kann man sich leicht ausmahlen wie die Auswirkung ist wenn man 100 oder 200 fach vergrößert. Eine Montierung muss daher sehr viel leisten:

  • Zum einen soll sie Störungen der Lage dämpfen und Ausgleichen. Diese kommen durch Wind oder Berühren des Teleskops z.b. durch den Beobachter zustande.
  • Auf der anderen Seite muss sie einen schweren Tubus in jeder Lage präzise ausrichten, unabhängig von den Störungen.
  • Sie muss aber auch die Nachführung gestatten, da z.B. bei 140-facher Vergrößerung ein Objekt das Blickfeld eines Okulars in weniger als 2 Minuten durchquert. Dazu gibt es ein Schneckengetriebe dessen Bewegung aber natürlich nicht in Vibrationen des Tubus münden dürfen.

Kurzum, man braucht eine wirklich gute Mechanik und die äußert sich nicht so sehr in technischen Werten, sondern einer guten Verarbeitung. Eine gute Montierung ist anpassbar an das Instrument, z.B. wenn sich der Schwerpunkt durch eine Kamera verschiebt. Sie hat ein leichtgängiges, vibrationsarmes Getriebe für die Nachführung und sie dämpft Vibrationen gut ab. Letztes geht entweder mit massiven Säulen die durch ihre Masse dämpfen, oder den Einsatz von Holz, das gut dämpft. Aluminium-Dreibeine sind dagegen eher ungeeignet.

Die Montierung ist bei den meisten Einstiegsfernrohr oder allgemein den billigen Fernrohren der Schwachpunkt. Eine gute Montierung kostet genauso viel wie die Optik, mit Motoren zur Nachführung sogar noch mehr. Im Billigsegment findet man fast immer schlechte Montierungen. Teilweise werden auch Teleskope verkauft, bei denen der Tubus mehr wiegt als die Montierung erlaubt. Anders als bei Mängeln in der Optik, die man mit etwas handwerklichem Geschick korrigieren kann, ist für den Laien bei der Montierung oft nichts zu machen. Worauf also achten? Nun man sollte sein Teleskop bei einem Fachhändler kaufen, der auch Billigfernrohre im Angebot hat, aber Beratung liefern kann. Dort ist oft auch der Wechsel der Montierung möglich. Oftmals hilft es schon beim Hersteller eine Gewichtsklasse hochzugehen. Worauf man als Einsteiger völlig verzichten kann sind Motoren zur Nachführung oder Computer, die das Teleskop ausrichten. Das gesparte Geld kann man in eine bessere Montierung stecken.

Das zweite sind die Okulare. Es gibt sie in unterschiedlichen Brennweiten und Größen. Fangen wir mit den Größen an. Okulare mit einer langen Brennweite brauchen eine große Feldlinse, das ist die dem Teleskop zugewandte Linse, da sie einen großen Himmelsbereich darstellen. Ab etwa 30-35 mm Brennweite reicht der Durchmesser des Standardokulars von 31,8 mm nicht mehr für die Linse aus und bis etwa 50-60 mm Brennweite benötigt man Feldlinsen von 50,8 mm Durchmesser. Derartige 2″-okulare sind viel größer als die Normalausführungen und entsprechend teuer. Wer ein Teleskop mit einem Öffnungsverhältnis von mehr als 7 hat, benötigt solche Okulare um niedrige Vergrößerungen abzudecken.

Das zweite sind die Bauweisen. Die einfachsten Okulare vom Typ Huygens, Mittenzwey und Kellner sind heute fast ausgestorben. Sie haben nur schlechte optische Eigenschaften. Die heute verbreitetesten sind folgende:

  • orthoskopische Okulare haben eine sehr scharfe Darstellung. Es gibt sie aber nur mit kleinen Brennweiten (unter 20 mm) und das Gesichtsfeld ist klein, meist unter 50°. Das Gesichtsfeld legt fest, wie viel man bei einer gegebenen Vergrößerung sieht. Kleine Gesichtsfelder bedeuten, das Auge sieht den Rand des Okulars und man hat den Eindruck man sieht in eine Röhre. Große Gesichtsfelder haben dagegen den Vorteil, dass man das Gefühl hat wie durch ein Fenster zu schauen, man bemerkt nicht den Rand des Okulars. Unglücklicherweise bedeuten große Gesichtsfelder entweder andere Nachteile (am Rand ist die Darstellung unscharf) oder man benötigt viele Linsen um diese zu beseitigen, was das Okular verteuert.
  • Plössl-Okulare, die es auch in zahlreichen Variationen gibt, kombinieren ein gutes Gesichtsfeld (50-53°) mit einer noch scharfen Abbildung und es gibt sie über einen breiten Bereich von Brennweiten. Sie sind daher heute der Standard.
  • Weitwinkelokulare gibt es unter unterschiedlichen Namen wie Erfle, Nagler etc. Sie haben große Gesichtsfelder (bis 79°), sind aber nur für kleine Brennweiten erhältlich, je nach Modell auch sehr teuer und schwer.

Wer seinen Satz selbst zusammenstellt, dem würde ich zu folgendem raten: Das kleinste Okular sollte dem Öffnungsverhältnis als Brennweite entsprechen. Also bei einem von 6 eine Brennweite von 6 mm aufweisen. Die größte Brennweite entspricht je nach Alter dann 6-7 mal dieser Brennweite, also bei 6 etwa 36 bis 42 mm. Dazwischen sollte es eine oder besser zwei Zwischengrößen geben. Ich würde hier folgenden Satz anstreben: 6 mm, 10 mm, 20 mm, 35 oder 40 mm.

Die niedrigen Brennweiten benötigt man für hohe Vergrößerungen. Hier konzentriert man sich auf die Mitte des Okulars wo ein kleines Objekt studiert wird. Ein Weitwinkelokular ist dann unnötig, weil man mit derartigen Okularen Planeten oder andere kleine Objekte beobachtet. Hier eignen sich preiswerte orthoskopische Okulare am besten.

Das Okular mit 20 mm Brennweite zeigt schon deutlich mehr und wird oft zur Beobachtung ausgedehnter Objekte genutzt. Hier kann man ein Plössl, oder wenn man mehr ausgeben will, ein Weitwinkelokular einsetzen.

Die niedrigste Vergrößerung wird oft für Himmelsspaziergänge genutzt. Ein leichtes Weitwinkelokular wäre also hier angenehm (ist allerdings bei Öffnungsverhältnissen über 8 kaum zu finanzieren). Ich rate wenn der Geldbeutel es zulässt zu Erfle Okularen – das sind einfache Weitwinkelokulare mit rund 65 Grad Gesichtsfeld, wobei es eine Randunschärfe gibt. Sie sind aber noch bezahlbar im Gegenstand zu den hochkorrigierten Varianten.

Wovon ich abrate sind Barlow Linsen. Das sind Vergrößerungslinsen mit dem Faktor 2 oder 3. Man muss dann jedes Mal Barlow Linse und Okular wechseln, was ich als umständlich empfinde. Zudem verschlechtern sie das optische Bild. Mit Hilfe der Kombination von Barlow Linsen mit Okularen kurzer Brennweite kommt man auf die absurd hohen Vergrößerungen von 200 bis 400 fach bei kleinen Teleskopen.

Diese sind nicht nur wegen des kleinen Durchmessers der Optik völlig sinnfrei, sondern auch weil die Luftunruhe Störungen von 1-2 Bogensekunden verursacht. Vergrößert man etwa 100 fach so nimmt man diese Störungen schon deutlich als Unschärfe wahr. Ab und an ist kurzzeitig für Sekundenbruchteile das Bild klar, dann wabert es wieder. Schon aus diesem Grund machen in Mitteleuropa große Vergrößerungen keinen Sinn. (Größere Teleskope haben trotzdem ihre Existenzberechtigung: Das Bild ist dann leuchtstärker, man nimmt mehr Details wahr und bei hellen Objekten sogar Farbe).

Zuletzt noch etwas zu den Dobson Teleskopen. Das sind Newton-Teleskope, bei denen man die Montierung, die bei den anderen Typen etwa die Hälfte der kosten ausmacht eingespart hat. Sie stehen in einem Sperrholzgehäuse, das azimutal über Teflonbeschichtung bewegbar ist. Ich bin kein Freund von Dobsons. Es ist recht mühselig den Tubus so ohne Feinjustierung zu bewegen und vor allem ist da der Tubus nun praktisch am Erdboden ist das Einblickverhalten sehr schlecht wenn man horizontnahe Objekte beobachten will.

2 thoughts on “Einführung in Teleskope – Teil 2

  1. Da ist ein Zenitprisma sehr zu empfehlen. Es lenkt den Strahlengang um 90° ab, und man kann mit viel weniger Verrenkungen beobachten.

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