Die tropische Venus

Eines was mir auch Svens Buch auffiel ist, dass er zwar sehr ausführlich auf die Geschichte der Astronomie einging, aber die durchaus amüsante Geschichte der Irrtümer oder Vorstellungen über Leben in unserem Sonnensystem oder auch nur die Bedingungen auf den Planeten fehlte. Zeit das an dieser Stelle nachzuholen.

Das die Venus vollständig von Wolken bedeckt war, darüber war man sich schon vor etwa 2-3 Jahrhunderten sicher. Auch wenn die Teleskope sehr nicht so leistungsfähig wie heute waren, so war die Venus immer vollkommen strukturlos, ohne jedes wiederholbare Oberflächenmerkmal. Wenn die Venus sich bedingt durch die Nähe zur Sonne langsam zur Sichel formte konnte man auch ein Phänomen beobachten, das es nur bei einer dichten Atmosphäre gibt – das Licht wird über den Bogen hinaus gestreut. Erstmals wurde das Phänomen 1711 von Lomonossow beschrieben. Ohne Details der Oberfläche war auch die Rotationsperiode nicht bestimmbar. Der erste Wert von Cassini aus dem Jahr 1667 betrug 23 Tage. Genauso schwierig war es so, die Rotationsachse zu bestimmen – man fand praktisch alle Werte zwischen 5 und 90 Grad, die meisten sahen aber schwache helle flecken an den Polen und meinten 5 grad wäre wohl richtig. Nur wenige hinterfragten diese Ansichten. So führte der deutsche Astronom W. Villiger einen Versuch durch: Er beobachtete durch ein 120 mm Fernrohr kleine Gipskugeln aus rund 430 m Entfernung und lies Zeichnungen anfertigen. Obwohl diese keinerlei Struktur aufweisen, zeigten die meisten Zeichnungen helle Polkappen. Das er damit beweisen hatte, das viele Beobachtungen nichts anderes als optische Täuschungen waren, wurde allerdings nie allgemein akzeptiert. Continue reading „Die tropische Venus“