Der überflüssigste Nobelpreis

wurde gestern verlieren. Wie man sich denken kann ist es der Wirtschafts-Nobelpreis. Eigentlich ist schon die Bezeichnung eine Unverschämtheit, denn der Preis wurde nicht von Alfred Nobel, sondern der schwedischen Reichsbank ausgeschrieben. Wenn er aber nicht als Wirtschafts-Nobelpreis“ tituliert würde und zeitnah zu den Nobelpreisen für Chemie, Physik Medizin und Frieden verliehen würde.

Wer meinen Blog liest weiß, dass ich recht wenig von den Wirtschaftswissenschaften halte. Schon die Bezeichnung „Wissenschaften“ ist eine Unverschämtheit. Aber das gilt meiner Meinung nach auch für andere Disziplinen die sich „XXXX-wissenschaften“ taufen wie Erziehungswissenschaften oder Sozialwissenschaften. Wissenschaften impliziert in meinen Augen, dass es Gesetze gibt, die man verifizieren kann oder noch besser die man nutzen für eine Anwendung kann. Das ist bei chemischen Gesetzen so, die genutzt werden um Wirkstoffe gegen Krankheiten zu berechnen aber auch so etwas komplexes wie die Allgemeine Relativitätstheorie, die heute jeder nutzt wenn er ein GPS Navi sein Eigen nennt. Ohne sie würds nicht funktionieren. Weder das Sozialverhalten von Menschen, noch das Verhalten von Kindern und erst recht nicht welche Erziehung die beste ist, ist als Gesetz feststehend und vorhersagbar.

So ist es auch bei der Wirtschaft. Nichts dass ich etwas gegen eine berechenbare Wirtschaft hätte. Wenn ich an Immobilienblasen, Bankenkriege und dem Auf und Ab von Börsen denke, wäre sogar nichts besser als dieses. Aber obwohl nun seit über 40 Jahren es viele Wirtschaftsnobelpreise verliehen wurden, kann ich nichts davon erkennen. Im Gegenteil. Seit Computerprogramme, die ja dann wohl den Erkenntnissen der Wirtschaftswissenschaft gehorchen, an der Börde kaufen und Verkaufen ist es so richtig schlimm geworden. Auch das die meisten Preisträger aus den USA stammen spricht definitiv gegen diesen Preis. Denn die Ursachen für die ganzen Finanzkrisen kommt von diesem Land. Dort leben 47 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze, werden Sozialversicherung als „kommunistisch“ angesehen und  es gilt das Gesetz des Stärkeren, was sich dort „amerikanischer Traum“ nennt. Wenn es also so viele Preisträger aus diesem Land gibt, dann müsste es dort den Menschen am besten gehen. Das genaue Gegenteil ist aber der Fall.

Es wäre was anderes wenn es ein Preis wie der Friedensnobelpreis wäre, also nicht einer für eine wissenschaftliche Leistung, sondern einer für einen Verdienst für Menschen oder die Menschheit. Also wenn jemand Gutes tut. Mit seinem Vermögen wohltätig umgeht, viele Spenden eintreibt, entweder im Kleinen doer indem er einen Promibonus ausnutzt, dann wäre das sicher ein gutes Gegenstück zum Friedensnobelpreis, bei dem es oft um Organisationen geht oder Menschenrechte. Es gibt genügend Leute auf der Welt die sich nicht gleich wegen Kritik an der Regierung ausweisen oder einsperren lassen, aber versuchen einfach mit Geld gutes zu tun. Aber das will die schwedische Reichsbank nicht. Unverständlich auch, dass die Preisträger von der schwedischen Akademie der Wissenschaften ernannt werden, was sie den anderen Nobelpreisträgern gleichstellt. Genauso wird der Preis zusammen mit den anderen Nobelpreisen in derselben Veranstaltung verliehen. Also wenn man noch einen weiteren Preis verleihen will, dann wäre sohl einer für Biologie wichtiger. das ist zum einen eine richtige Wissenschaft. Zum anderen hat sich das Fach vom Blumenzählen und sezieren von Tieren gemausert zu einem Fach das mehr Nähe zur Chemie hat als zur klassischen Biologie. Genetik, Ökologie, Klimakunde sind heute Bestandteile der Biologie und sie beeinflusst unser Leben mehr als die Wirtschaftswissenschaften.

was hätte wohl Alfred Nobel zum Missbrauch seines Namens gesagt: Er hat einem in einem Brief geschrieben „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen“. Der Mann hat ss schon damals begriffen.

10 thoughts on “Der überflüssigste Nobelpreis

  1. Hm… also der Wirtschaftsnobelpreis, und seine Verleihung zusammen mit den anderen Nobelpreisen mag eine Unverschämtheit sein, weil er nicht im Sinne des Preisstifters ist. Aber die Wirtschaftswissenschaften oder so wie ich den Text deute, die Geisteswissenschaften insgesamt als unwissenschaftlich zu Brandmarken, geht doch zu weit. Denn normalerweise sollte auch dort die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Theorien der Fall sein. Das ist bei den Wirtschaftswissenschaften in Deutschland aber derzeit leider die Ausnahme. Stattdessen wird fast nur eine einzige Theorie gelehrt, die schon fast den Status einer Religion hat. Das perfide an dieser Theorie ist, dass sie eigentlich eine Macht und Herrschaftstheorie ist, die sich als Wirtschaftstheorie tarnt. Aber das haben bisher die wenigsten durchschaut.
    Und die Erziehungs- und Sozialwissenschaften sind, richtig betrieben eben auch Wissenschaften. Die arbeiten viel mit empirischen Modellen, wie übrigens auch die Biologie oder einige Gebiete der theoretischen Physik. Und wie es bei empirischen Modellen so üblich ist, sollte man von Statistik ahnung haben. Sonst kann man Untersuchungen nicht richtig einordnen und Studien vernünftig bewerten, die auf Umfragen beruhen. Die sind Umfragen ja eine der Methoden, um Daten zu erhalten. Ebenso kann man verschiedene Erziehungsmethoden durch Langzeitbeobachtungen untersuchen. Dann lässt sich sehr wohl feststellen, ob bestimmte Erziehungsmethoden langfristig die Ziele erreichen, die man sich vorgestellt hat, oder ob die Theorie der Beobachtung wiederspricht.

    Bei den Wirtschschaftswissenschaften ist es zur Zeit ja so, das die Theorie des heute so genannten Neoliberalismus nicht empirisch bestätigt werden konnte. Im Gegenteil weisen alle ernstzunehmenden (d.h. hier: propagandafreien) Untersuchungen darauf hin, das die Theorie falsch ist, weil sie zuviel vereinfacht oder von falschen Grundannahmen ausgeht. Beispiele für falsche Grundannahmen sind der Homo Oeconomicus und die, dass alle Markteilnehmer jederzeit über vollständige Informationen verfügen. Und selbst wenn jemand über alle Informationen verfügt, stellt sich immer noch die Frage, ob er (oder sie) die auch verstehen bzw. auswerten kann.
    Ein wichtiger Punkt am derzeit praktizierten Neoliberalismus ist allerdings, und deshalb hab ich ihn oben als Macht und Herrschaftstheorie bezeichnet, das er denen, die zur Zeit in Wirtschaft und Politik das sagen haben in die Hände spielt, d.h. sie profitieren davon, weil die praktische Anwendung der Theorie ihren Reichtum vermehrt, und die grosse Masse des Volkes in teilweise menschenunwürdigen Abhängigkeits- und Daseinsverhältnisse treibt. Wenn das so weiter geht wie bisher, kommt meiner Meinung nach am Ende eine neue Form von Feudalherrschaft heraus. Nur das die Feudalherren diesmal kein Adel sind, sondern Industriekonzerne, bzw. deren Bosse.
    Vernünftig betriebene Wirtschaftswissenschaften würden also dafür sorgen, das diese Theorie nur noch als abschreckendes Beispiel dafür dient, wie man es nicht machen sollte, weil es andere Theorien gibt, die die Wirtschaft besser beschreiben, und die auch überprüfbare Ergebnisse liefern, bzw. Prognosen erstellen, die näher an der Wahrheit liegen. Dabei gilt: „Besser grob richtig als komplett falsch.“

  2. Alfred Nobel hatte manchmal etwas komische Ansichten. So hat er in seinem Testament ausdrücklich bestimmt, daß es niemals einen Nobelpreis für Mathematik geben soll. Dabei ist das ja gerade das Fundament, auf dem alle anderen Wissenschaften aufbauen.

  3. Ich kann mich dem Bashing in diesem Blogeintrag in keinster Weise anschließen. Hans hat das schon recht gut erläutert, wobei das mit der Macht- und Herrschaftstheorie meiner Meinung nach in die falsche Richtung geht. Wenn ich da an veröffentlichte wissenschaftliche Artikel denke oder an manche Fachliteratur, wo die Peer-Reviews mit abgedruckt sind, dann sehe ich jedes Mal, dass es zu einem Thema verschiedene, teilweise auch gegensätzliche Ansichten gibt. Wenn jetzt jemand an der Macht ist (z.B. unsere jetzige Bundesregierung) und Entscheidungen zu treffen hat (z.B. jetzige Staats- und Finanzkrise), dann entscheidet man nach seinen eigenen Ansichten oder versucht es (z.b. FDP). Die Entscheidungen spieltheoretisch zu evaluieren dürfte auch mal interessant sein.

    Dass Alfred Nobel so öffentlich mit seiner Unwissenheit kokettierte finde ich ehrlich gesagt erbärmlich und sträflich. Jeder Mensch, der sich selbständig macht und noch nicht einmal Angestellte hat, benötigt bereits kaufmännisches Wissen und ein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge oder er wird aufgrund falscher Entscheidungen scheitern.

  4. Moin,

    > Es wäre was anderes wenn es ein Preis wie der Friedensnobelpreis wäre

    Der Friedensnobelpreis ist meist erheblich peinlicher als der Sveriges Riksbanks Pris. z.b. 2012, 2009, 2002, 2001, …

    Also wäre es besser diesen abzuschaffen, und dafür einen Mathematiknobelpreis einzuführen.

    ciao,Michael

  5. @Tux und @Hans
    Ihr verwechselt Wirtschaftwissenschaft mit Betriebswirtschaft bzw. beim Staat mit dem Handeln von Politikern (als ob die sich nach irgendwelchen wissenschaftlichen Argumenten richten würden – siehe Atommüllendlager oder wie sicher ist Kernenergie ….)

    Wenn es eine Wissenschaft wäre, dann gäbe es vorsagbare Dinge. Finanzmärkte und vieles andere was mit Wirtschaft zu tun hat ist aber nicht vorhersehbar sondern erweckt in mir eher den Eindruck eines völlig chaotischen Systems.

  6. Moin,

    > sondern erweckt in mir eher den Eindruck eines völlig chaotischen Systems.

    wenn ich mir die Moleküle in einem Gas anschaue, so ist das auch ein völlig chaotisches Systems. Dennoch lassen sich wissenschaftliche Aussagen über Gase und Moleküle treffen.

    Ich habe ’nur‘ Wirtschaftslehre Leistungskurs im Abi gehabt, und würde als Informatiker sagen, dass die modernen Wirtschaftswissenschaften weiter sind als die aktuelle Computing Science, wenn es darum geht eine Wissenschaft zu sein.

    cioa,Michael

  7. PS: Wirtschaftswissenschaften in der Schule finde ich eine sinnvolle Sache, da der volkswirtschaftliche Teil notwendig ist um Bullshit als solchen zu erkennen, und der betriebswirtschaftliche hilft um nicht als abhängig beschäftigter Lohnsklave zu enden.

  8. Ich verweise da einfach auf die Einleitung bei Wikipedia in Bezug auf die Wirtschaftswissenschaften.
    Das Beispiel mit den Gasmolekülen finde ich sehr anschaulich. Das Problem in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften liegt an der unglaublichen Komplexität der Interaktionen der einzelnen Subjekte für sich genommen und auch als Gruppe. Man kann zwar mit Wahrscheinlichkeiten angeben wie sich ein durchschnittlicher Mensch in einer Situation verhalten könnte, individuelle Prognosen für einen bestimmten Menschen sind aber meistens gar nicht möglich. Damit hat zum Beispiel auch die differentielle Psychologie zu kämpfen.

    Der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn steht aber glücklicherweise nicht still. Ich erinnere da an den Beitrag von Gunkel über Wissenschaft in der Sendung über unsere Moon-Hoax-Spinner.

  9. Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaften und andere Disziplinen, die die Interaktionen in einer Gruppe von Menschen erforschen, können schon aus prinzipiellen Gründen keine absolut gültigen, quasi „naturwissenschaftlichen“ Gesetze ableiten, denn Menschen sind nunmal „gierig“, und versuchen jeweils, für sich das beste rauszuholen. Und das bedeutet nunmal, dass Menschen gegen wirtschaftliche, soziale oder politische Vorgaben anarbeiten, wenn sie diese als für sich nachteilig empfinden. Zum Beispiel sagt einem die Logik eigentlich ganz klar, dass ein kooperatives, sozialistisches Wirtschaftsmodell dem Durchschnittsbürger einen höheren Lebensstandard ermöglichen sollte, als ein konkurrierendes, kapitalistisches. Die Praxiserfahrung zeigt dann, dass der Sozialismus gerade die für das erfolgreiche Wirtschaften wichtigsten Bürger an das Ausland verliert, nämlich diejenigen, die Verantwortung übernehmen. Dieser Abwanderung mag man mit „eisernen Vorhängen“ und interner Total-Überwachung für einige Jahrzehnte gegenhalten können; dauerhaft gelingt das aber nicht.

    Dasselbe Problem taucht nun wirklich überall auf, egal ob Steuersätze (je höher, desto mehr Steuerflucht), Vergabe von Staatsaufträgen (kriegt oft der, der am meisten Bakschisch zahlt), Drogenkontrolle, Dopingverbot, Internet-Downloads oder Geschwindigkeit auf innerörtlichen Straßen: Eigentlich wäre es für alle am einträglichsten/gesündesten/bequemsten/sichersten, wenn sich alle an die Regeln hielten, aber genau das klappt nicht.

    Dass man folglich keine Naturgesetze aufstellen kann, weil der Vermeidungsquotient der Regeln unbekannt ist, heißt aber nicht, dass man diesen Bereichen die Wissenschaftlichkeit per se absprechen muss. Es heißt nur, dass man jedermann, der behauptet, eine exakte Formel für etwas gefunden zu haben, als Scharlatan, Sektenführer oder beides gleichzeitig einstufen kann.

    Aber Nährungen sind dennoch möglich, und das Erkennen von Prozessen ebenfalls. Die daraus folgenden Analogieschlüsse („Unser Nachbarland hat den Spitzensteuersatz von 45% auf 48% erhöht, aber am Ende nicht mehr Steuern eingenommen, weil die Zahl der erfassten Spitzenverdiener abgenommen hat. Wahrscheinlich würde es uns auch so ergehen.“) sind natürlich nicht sonderlich präzise, aber eben definitiv besser, als nichts in der Hand zu haben.

    Kai

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