Griffin und Glenn

Nein ich habe die beiden nicht ausgewählt, weil beide mit „G“ anfangen, sondern weil sie mir beide in der ZDF Info Dokumentation die Space Shuttles auffielen. Von Mike Griffin, NASA Administrator von 2005 bis 2009 halte ich nicht sehr viel. Das beruht vor allem darauf, dass er um das Constellation Programm von Bush durchzusetzen, das Wissenschaftsprogramm ab 2006 stark beschnitt, während die Shuttles und ISS kaum Einbußen hatten. Trotzdem brachte er es nicht fertig Constellation umzusetzen und Obama hat es dann 2011 eingestellt, weil es in den 6 Jahren praktisch keine Fortschritte hatte, und die Augustine Kommission bescheinigte, dass es bei der Finanzierung wohl auch erst nach 2030 zu einer Mondlandung kommen würde.

Jeder andere NASA Administrator hätte wohl gesagt „Ein Mondlandeprogramm kann man nicht aus der Portkasse finanzieren“. doch nicht Griffin. Und was sagt der gute Mensch nun über die Space Shuttles? Also Sinngemäß: „1975 machten die USA einen großen Fehler, als sie die Saturn einstellten und die Erfahrungen die man gesammelt hat verloren gingen. Nun stellen wir die Shuttles außer Dienst und machen den selben Fehler nochmal“.

Ja im Ernst: der Mensch der verantwortlicher NASA Administrator war, als der Beschluss fiel die Shuttles auszumustern beschwert sich darüber, dass man die Erfahrungen die man damit gemacht hat verliert. Dabei mussten sie ja außer Dienst gestellt werden (Griffin wollte auch die ISS 2016/17 einstellen) damit man Geld für das Constellation Programm hat. Also war ihm wohl 2006, als der Beschluss fiel klar, dass dann sicher nicht ein neuer Shuttle kommen würde. Also was soll ich von jemand halten, der das eine tut und das andere sagt? Nebenbei ist das auch ein Kritikpunkt am bemannten Programm an sich. Dauernd höre ich „da verlieren wir Erfahrungen“. Das gibt es nur bei bemannter Raumfahrt. Woanders gibt es ein Projekt und dann vielleicht irgendwann später ein neues Projekt. Niemand sagt doet, dass man nun völlig verlernt hat was ähnliches zu bauen, nur weil ein paar Jahre dazwischen liegen. Also die USA haben z.B. zwischen 1978 und 1990 keine Venussonde gebaut oder zwischen 1975 und 1992 keine Marssonde, und keiner hat dann gesagt „oh das können wir nicht mehr, weil wir inzwischen alle entlassen haben die die alte Sonde gebaut haben“. Eigentlich ein guter Grund keine bemannte Raumfahrt zu betreiben, denn so bewirkt ja jedes Projekt gleich neue Kosten für Anschluss-Projekte oder die Investitionen gehen völlig verloren, weil man ja die Erfahrungen nicht mitnehmen kann….

Das zweite ist der Flug von John Glenn bei STS 95, die natürlich auch in der Dokumentation kam. Er steht für mich für die dunkle Seite der NASA. Offiziell sollten die Shuttles ja nur Weltraumforschung betreiben oder diese unterstützen, doch findet man vor allem in den ersten Jahren zahlreiche P&R Kampagnen wie Senatoren ins Weltall zu bringen oder Journalisten oder Lehrer. Das hat dann nach STS-51L aufgehört, bis einige Jahre später man wieder mehr auf Publicity achtete als auf sinnvolle Einsätze. Und in diese Kategorie gehört der Flug von John Glenn. Sicher er kann nun den Altersrekord für Astronauten aufweisen. Aber sonst machte der Einsatz keinen Sinn, auß0er dass er wieder Öffentlichkeitsinteresse auf die Shuttles zog. Ich weiß für viele Amis ist Glenn der Nationalheld, weil er der erste Ami im Orbit war. Aber sonst? Von allen frühen Astronauten ist er am schnellsten nach dem Einsatz ausgeschieden. Er nutzte seine Popularität um Senator zu werden. Von den Mercury Astronauten ist er der einzige der freiwillig ging (Carpenter erhielt Startverbot, Slayton dürfte aus medizinischen Gründen nicht starten). Auch von der nachfolgenden zweiten Gruppe verlies keiner die NASA nach seinem Raumflug (das gab es erst in der dritten Gruppe mit Bill Anders). Also wenn nochmal ein Senior nach kurzem Training einen Shutteflug absolvieren dürfte, dann fallen mir etliche andere ein, die es verdient hätten. Als erster wohl John Young. Er war nicht nur sechsmal mit drei Raumfahrzeugen (Gemini, Apollo, Shuttle) im All, sondern er blieb auch danach bei der NASA, während sich andere ihren Rum vergolden ließen. Er ging erst im Dezember 2004 mit 74! Jahren in den Ruhestand. Zuletzt war er technischer Direktor des JSC, blieb also über 40 Jahre bei der NASA. Wenn er bei der letzten Shuttlemission ins all geflogen wäre, dann wäre das nicht nur eine Anknüpfung an den ersten Shuttleflug, sondern auch eine Ehrung eines der verdientesten Mitglieder der NASA, zudem würde dann zusammen mit Jerrry Ross den Rekord von sieben Raumflügen haben.

Das klingt so gut, dass man sich fragt, ob die NASA nicht bei Young nachgefragt hat und er es vielleicht abgelehnt hat….

4 thoughts on “Griffin und Glenn

  1. Naja bei der NASA scheint es nicht um Ehrung verdienter Mitglieder mit Raumflügen zu gehen, sondern einfach um Geld. Denn wenn die NASA bei der Öffentlichkeit den Rückhalt verliert, könnte dies auch den Kongress beeinflussen, der die Gelder gibt. Ich glaube die NASA hat das mehrere Trauma gehabt (u.a. Apollo). Vielleicht ist es zu einfach, ich finde allerdings, dass sich damit so einiges erklären lässt…

  2. Ich habe John Young mal auf einer Konferenz getroffen (soll ich mich jetzt als Heldin fühlen weil ich einem dreifachen Astronauten und Mondfahrer die Hand geschüttelt habe? 😉

    Ein sehr bescheidener, ruhiger Mann, der wenig aus sich und seinen Errungenschaften gemacht hat. Ich glaube, er wäre in der Politik nicht glücklich geworden, da war er bei der NASA sicher besser aufgehoben.

  3. Ich denke nicht so negativ über Griffin.
    Er wusste, daß sich das Shuttle Programm dem Ende nähert und wollte das Human Spaceflight Program fortführen.
    Problem an der Sache waren jedoch das nichtbeherrschen der drei Grundrechenarten, insbesondere der Addition, und so hat sich Griffin um 3-4 Größenordnung im Budget verkalkuliert. Dabei hat er einiges an verbrannter Erde im Science Budget hinterlassen.

    Nach dieser Fehlkalkulation hatte obama ein leichtes, Constellation in die Tonne zu drücken.
    Griffin sah das Shuttleende kommen, er hat einen miserablen Plan vorgelegt und seitdem ist niemand mit einer besseren Idee gekommen.
    So sehe ich die Bemannte Raumfahrt der USA.

    Die Quersubventionierung von Disneyland in Californien, die da gerade als „private Space“ Program verkauft wird, laut Charlie Bolden: „Sie werden wohl noch einige Zeit länger als gedacht auf subventionierung durch Nasa angewiesen sein“.
    Sowas hört man aber nur abseits der Microphone und sehr leise.

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