Die CSU expandiert

Eigentlich sollte es erst nach der Bundestagswahl bekannt werden, doch nun haben einige CSU-Abgeordnete schon jetzt die Nachricht getwittert: Seehofer will mit der CSU im nächsten Jahr bundesweit antreten. Nach dem sehr guten Landtagswahlergebnis sieht er Chancen für die CSU neben der CDU. Angeblich soll er dies auf der Wahlpartie im nüchternen Zustand angekündigt haben. Die Medien halten sich noch zurück, auch weil es offizielle weder ein Dementi noch einen Kommentar gibt.

Die Betonung auf „nüchtern“ ist wichtig, denn man weiß ja wie in Bayern Wahlparties ablaufen und was da gebechert wird. Der eine oder andere ist auch an die Kontroverse Strauss – Kohl erinnert, wo Kohl immer dann wenn Strauss ihm zu sehr ins Handwerk pfuschte androhte in Bayern auch die CDU antreten zu lassen. Nun eben mit umgekehrten Vorzeichen.

Doch Seehofer hat den Schritt offenbar von langer Hand vorbereitet und auch demoskopische Untersuchungen anstellen lassen. Meinungsumfragen über das Profil der CDU und CSU sowohl in Bayern wie im Bund bestätigten offensichtlich seinen Entschluss. Es gibt ein Zustimmungsgefälle zwischen CDU und CSU und das übereinstimmend in und außerhalb von Bayern. Die CDU wird als Partei der Mitte gesehen, aber sie wird nicht mehr als konservative Kraft wahrgenommen. Sie vertritt kaum noch traditionelle Werte und kaum noch die Familie als Basis unserer Gesellschaft. All dies wird aber der CSU zugeschrieben. Erstaunlicherweise wird sie aber nicht mehr rechts gesehen als die CDU. Daran kann auch der Kanzlerbonus nichts ändern. Obwohl Angela Merkel im Bund bessere Beurteilungen bekommt als Seehofer in Bayern kann sie nicht die Wähler erreichen die vor 15 Jahren noch CDU wählten.

Die Analysen zeigten dass die CSU mindestens 5, eventuell 10 Prozent der Wähler zusätzlich gewinnen können die heute Parteien im rechten Spektrum wählen wie AFR oder NPD vor allem aber (das ist der größere Block) Wähler die aus Enttäuschung über die Politik der CDU nicht mehr zur Wahl gehen. Gerade diese Nichtwähler sind der Grund, warum die CDU trotz Schwäche der FDP bei 30+ Prozent bleibt, denn anders als die SPD teilt sie ihren Wählerpool nur zum Teil mit der FDP. Die SPD hat dagegen das Problem dass sie mit den Grünen und Linken einen Wählerpool teilt und kaum neue Stimmen hinzugewinnen kann, wenn sie mehr zur Mitte rückt, sondern nur noch mehr Stimmen links verlieren kann.

Seehofer hat dies angeblich mit Merkel besprochen, die zwar nicht davon begeistert war, aber sich als Physikerin von den Zahlen überzeugen lies: zusammen mit der CSU und ohne Leihstimmen für die FDP würde es zu einer absoluten Mehrheit reichen wenn die FDP 2017 nicht mehr ins Parlament kommt. Beide Parteien zusammen könnten im Bund auf 45% kommen. Nur dürfte Seehofer und die CSU ein wesentlich unangenehmerer Koalitionspartner als die FDP sein, zumal sich dann die Stärke der CSU mindestens verdoppeln, eher verdreifachen würde. Denn eines ist auch klar: Wenn es die CSU als Alternative gibt so wird sie nicht nur neue (alte) Wähler gewinnen, sondern auch der CDU Stimmen wegnehmen. Nach der Wahl soll es erkündet werden, im Januar wird die CSU dann Landesgruppen und Ortsvereine in jedem Bundesland gründen. Ob die CDU im Gegenzug in Bayern antritt, war nicht zu erfahren.

Währenddessen kämpft die FDP übrigens schon jetzt um das Überleben, nach dem Einbruch in Bayern hat Brüderle einen neuen Wahlkampfspot lanciert. In der Art wie beim letzten beschwört er die Gefahren einer Schwarz-Roten Koalition (vorher rot-grünen): Staatsverschuldung, höhere Steuern, Zusammenbruch der Eurozone, außenpolitische Isolation wenn Steinbrück im Kabinett ist. Er machte die Zweitstimme zur Sympathiestimme „Wählen sie mit ihrer Erststimme Angela Merkel zum Kanzler und zeigen sie mit ihrer Zweitstimme ihre Sympathie für die FDP und ihren Koaltionswunsch“. Fehlt nur noch eine Bettelkampagne in der Art „Gebt uns doch die Zweitstimme, die ist ja ganz unwichtig….“ oder „Helfen sie vom Aussterben bedrohten Parteien mit der Zweitstimme“.

One thought on “Die CSU expandiert

  1. Dann freue ich mich schon darauf, dass die CSU den Teil ihres Grundsatzprogrammes „Die CSU tritt für Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit ein“ bundesweit umsetzt, indem sämtliche Schulen und sonstige öffentliche Gebäude mit Kruzifixen zugepflastert werden.

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