Die Diskussion um die Prostitution

Vor wenigen Tagen hat man in Frankreich ein neues Gesetz beschlossen, nachdem Prostitution einen Gesetzesverstoß darstellt, erwischte Freier müssen dann 1500 Euro zahlen. Schon eine Woche vorher wurde das Thema bei Maischberger diskutiert, mit einer illustren Runde, in der unter anderem Alice Schwarzer vertreten war. Sie vertrat die Meinung das alle Freier entweder psychisch gestört seien oder bekehrt werden sollen zu einer „normalen“ Beziehung zu einer Frau. Für Prostituierte sollte es „Ausstiegsprogramme“ geben. Das verrät viel über das Menschenbild von Frau Schwarzer.

Dort wurde auch dieses neue Gesetz diskutiert, sowie anderen Gesetze. Es gibt schon ein ähnliches in Schweden und die rot-grüne Koalition scheint auch eines beschlossen zu haben, das die Prostitution mehr legalisiert, unter anderem wurden Bordelle erlaubt und es gab die Möglichkeit zur Sozialversicherung. Die meisten in der Diskussionsrunde waren sich einig, das es zumindest zum Teil gescheitert ist. So scheint durch „Arbeitsverträge“ die Position der Zuhälter wie auch Bordellbetreiber gestärkt worden sein und die Zwangsprostitution und der Menschenhandel gefördert worden sein.

Tja die Diskussion ist nicht ganz einfach. Zum einen weil es mehrere Aspekte gibt. In der Diskussion ging es auch viel um Ausbeutung. Direkt durch Zwangsprostitution wo dann auch der Menschenhandel involviert ist. Die meisten Prostituierten in Deutschland sollen das nicht „freiwillig“ machen. Indirekt durch die Bordellbetreiber / Zuhälter die die Frauen ausnehmen durch „Abgaben“ oder horrende Zimmermieten. Die Verringerung dessen ist dann auch meistens der Grund für solche Gesetze wie in Frankreich und Schweden. Gerne wurde von den Prostituierten dann gesagt, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und so auch die kriminalisiert werden, die es freiwillig und selbstständig ausüben, die anderen verweisen darauf, das es die Tatbestände nur gibt, weil es die Prostitution gibt.

Wenn es ein Gesetz gibt, so wie in Frankreich und Schweden, dann ist es die Bestrafung eines nicht gewünschten Tatbestandes, nicht eines Vergehens. Das ist ähnlich wie beim Cannabiskonsum, bei dem man ja nicht wie bei Heroin oder Kokain eine Gesundheitsgefahr und Beschaffungskrimininalität unterstellen kann, oder populärer die Überwachung von Geschwindigkeitsverstößen unabhängig ob ein Unfall verursacht wird. So gesehen ist ein Gesetz gegen Prostitution nichts besonderes. Es wir nur wahrscheinlich so populär wie das „Blitzen“ sein. Schon heute gibt es ja Verbote wie in den in einigen Bundesländern und Städten vorhandenen Sperrbezirksverordnungen wo dann allerdings die Prostituierten mit Strafe rechnen müssen. In der Summe ist es das gleiche wie in Frankreich, der Tatbestand bleibt verboten, nur wer das Bußgeld zahlt, wechselt. Vielleicht erhofft man sich in Frankreich von den happigen Bußgeldern ja einen „Erziehungseffekt“.

Eines wird allerdings keines der Gesetze verhindern: das es weiter Prostitution gibt, denn nicht umsonst gilt sie als das älteste Gewerbe der Welt. Wir haben seither immer wieder Wellen gehabt wo man diese freizügiger und weniger Freizügig sieht. Derzeit geht es wohl mehr in Richtung Verbote. Selbst wenn ich diesen komischen Standpunkt von Frau Schwarzer einnehmen würde, gäbe es dann doch noch Fragen: was ist von den vielen Fällen wo Frauen mit Männern nur Sex haben weil sie sich Geld, Geschenke oder berufliches Fortkommen erhoffen? Was unterscheidet das von der Prostitution? Es geht auch um Vorteile monetärer Art oder in der Karriere. es wird nur kein Preis vereinbart. Das eine ist dann verboten, das andere erlaubt. Aber ist es moralisch etwas grundlegend anderes?

Meine persönliche Meinung ist es die Sache entkrampfter gesehen werden sollen. Es gibt unterschiedliche Schätzungen über das Ausmaß der Prostitution in Deutschland, aber selbst in den niedrigsten wird von mehr als 20.000 Prostituierten gesprochen. Andere Schätzungen gehen von bis zu 700.000 aus. Das ist also keine kleine Branche und sie einfach gesetzlich zu verbieten bringt nichts, genauso wie man leicht rechnen kann das auf jede Prostituierte etliche freier bekommen, daher reden wir von einem ansehnlichen Teil der Bevölkerung der so kriminalisiert wird. Warum sieht man es nicht einfach als normale Branche? Die SPD/Grünen Regierung wollte ja Sozialversicherungen und Arbeitsverträge das legalisieren, was aber zum einen nur einen Teil, betraf der in Bordellen arbeitete zum andern den Betreibern mehr Macht gab. Denn vorher vermieteten diese nur Zimmer zu horrenden Preisen, nun waren die Damen Angestellte und die Betreiber „Weisungsbefugt“. De Fakto wäre es einfacher es als eine selbständige Tätigkeit zu sehen und zur Absicherung eben Pflichtkrankenversicherung und Programme zur Vorsorge fürs Alter. De Fakto wird dem auch in Bordellen so sein.

Wie wäre es, (revolutionärer Gedanke) es als normalen Beruf zu sehen? Irgendwelche Verbote für „Sperrbezirke“ kann man trotzdem erlassen, genauso wie ja auch Straßenmusiker nicht überall ihrem Beruf nachgehen können. Klar ist es nicht schön mit Fremden Sex zu machen, doch neben der Möglichkeit „Kunden“ abzulehnen verbindet dies Huren mit genügend anderen Berufen. Die meisten haben keinen Traumberuf und es gibt nicht wenige bei denen würde ich annehmen dass nichts an der Tätigkeit Spaß macht, wie z.B. Klofrau oder Müllarbeiter. Das ist auf jeden Fall besser als etwas zu kriminalisieren was gesellschaftliche Realität ist.

 

Dazu noch zwei Musiktipps. Den ersten kennt ihr sicher alle. Er ist der mit der Telefonnummern mit den Bitbreiten von Prozessoren.

http://www.youtube.com/watch?v=7Z0vne-y3XM

Den zweiten werden wohl die wenigsten kennen, obwohl er mir erheblich besser gefällt und wohl genau das ausdrückt was passiert wenn jemand aus der Provinz in Hamburg auf den Kiez geht….

http://www.youtube.com/watch?v=SuoNSvBz0TQ

4 thoughts on “Die Diskussion um die Prostitution

  1. Wie bei den Rauchern: Statt denen auf die Zehen zu treten, die das große Geld machen, werden die Verbraucher terrorisiert. Und eins wird dabei auch immer wieder übersehen: Egal ob den Mädels ihr Beruf gefällt oder nicht, sie haben ein Einkommen. Hartz IV ist da keine wirklich lohnende Alternative. Da müßte sich etwas ändern, wenn man wirklich etwas erreichen will. Aber offenbar genügt es so zu tun als ob man will…

  2. In Norwegen haben wir seit 2009 so ein Gesetz. In Norwegen wird man als Frieer bestraft, und Norweger dürfen auch im Ausland nicht zu einer Nutte. Gebracht hat es es gar nicht. Es werden kaum Freier erwischt (die Polizei muss quasi im Moment des Aktes zu schlagen), die Protistution ist immer noch da, und die Protituierten sind noch schlechter gestellt als vorher.
    Die neue Regierung will das Gesetz wieder kippen, zu mindest haben sie das versprochen. Gestern hat die Parteipräsidentin einer der alliierten Parteien (es gibt eine Minderheitsregierung) wieder etwas durck gemacht, das Gesetzt schleunigst zu kippen.

  3. Bernd schreibt: „Meine persönliche Meinung ist, dass die Sache entkrampfter gesehen werden sollte“. Dem ist vorbehaltlos zuzustimmen. Freilich wird genau das nicht passieren, denn es geht ja um SEX. Und den können viele nicht unverkrampft sehen. Und das, obwohl geistige und körperliche Verkrampfungen beim Sex ja nun Lustkiller Nummer 1 sind.

    Kai

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