Spielen im Internet

Nichts tun die Leute so gern wie spielen. Ganze Firmen wurden mit Spielen reich, vor allem Computerspielen. Die Heimcomputer in den Achtzigern wurden vor allem zum Spielen gekauft. Obwohl nach heutigen Maßstäben in der Grafik-Steinzeit angesiegelt waren sie doch revolutionär: Es waren interaktive Inhalte, anders als Brettspiele. Es gab bewegte Grafik und Sound. Das alles war neu. Wenn man es heute nur noch als vorsintflutlich empfindet, so liegt dies an der normen Entwicklung der Computergrafik und damit der Verbesserung der Darstellung.

Klar ist das mit dem Internet Computerspiele noch eine Stufe weiter gehen können. Was verändert sich? Nun einiges. Zum einen natürlich viel in der Technologie. Ein PC Spiel ist autark. Es läuft auf dem PC nutzt seine Hardware, wenn möglich gut aus und kann auf alle seine Ressourcen zugreifen. Aber man ist alleine. Man spielt gegen Computergegner oder als Option gegen einen menschlichen Gegner in einer LAN-Party,. Doch das ist eine Option, zumindest kenne ich kein Spiel, das so ausgelegt wurde, dass man es nur im LAN (nicht Internet) spielen kann.

Mit dem Internet verändert sich zum einen die Technik. Bedingt durch die Laufzeiten von Signalen sind viele Echtzeitkonzepte schwer möglich, zumindest nicht die, wo Spieler meinen 50 Frames pro Sekunde würden ihrer Reaktionszeit nicht gerecht. In der Zeit ist nicht mal das Signal beim nächsten Einwahlknoten angekommen. Die Darstellung muss sich danach richten, dass möglichst viele Benutzer sie nutzen können – gerne von Gamern vergessen wird, dass drei Viertel aller Rechner heute eine nicht beschleunigte Onboard Grafik haben. Da auch die Daten übertragen werden, muss der Client intelligent sein – man kann nicht komplette Frames übertragen, das wäre eine viel zu hohe Datenrate. Das Spiel teilt sich auf in einen Client- und einen Serverteil.

Nach wie vor wird aber das Spiel verkauft, und/oder man muss ein Abo abschließen, um zu spielen. Das bekannteste Spiel dieser Art ist Wourld of Warcraft. Manche Spiele haben in China einen Markt von Profispielern geschaffen: Chinesen spielen wochen- bis monatelang ein Spiel, die Figur hat daher viele Levels und meist auch viele wichtige, seltene oder mächtige Items. Dieser Account wird dann über eBay verkauft.

Der Markt ist so aber begrenzt auf „echte“ Spieler, die sonst ein Spiel kaufen würden. An ein ganz anderes Klientel wenden sich Browserspiele, bei denen man die technische Entwicklung recht gut sehen kann. Wie der Name schon sagt, wird nun kein Spieleclient installiert, sondern es läuft im Browser. Das senkt die Einstiegsschwelle. Man erzeugt einen Account und logt sich zum Spielen ein. Natürlich wollen auch hier die Anbieter Geld verdienen. Die Konzepte sind durchaus unterschiedlich. In Farmerama durch irgendwelche Ziergegenstände, die man nicht brauchte. In Jagged Alliance Online kommt man dagegen um den Kauf einer Kampagne praktisch nicht herum, wenn man das 10-te von 50 Leveln erreicht hat. Denn danach gibt es keine Missionen mehr bis zum 28-sten Level, und wenn man die vorhandenen immer wieder spielt, rückt man zwar auf, doch immer langsamer und man bekommt immer weniger Geld, das man für Ausrüstung und Verträge braucht, zudem wird es langweilig.

Ich habe bisher drei dieser browserbasierten Spiele gespielt: Kapi Regnum hatte nur Texte und feste Grafiken. Farmerama basierte auf Flash und hatte zumindest bewegte Grafiken und Jagged Alliance Online basiert auf einem Unity Webplayer. So unterschiedlich die Konzepte sind – sie haben wegen der niedrigen Einstiegshürde leider auch einen Nachteil: es ist immer das Gleiche, es fehlen Abwechslungen und neue Herausforderungen. Browserbasierte Spiele sind oft zeitintensiv, ohne das man wirklich vorwärts kommt.

Das Letzte was es noch gibt sind wirkliche Spiele um Geld im Internet. Sehr schnell hat die Casinobranche das Medium erkannt. Praktisch alle in Casino gepflegten Glücksspiele kann man mit wenig Aufwand Online übertragen. Ja sie sind praktisch ideal für dieses Medium: die Datenrate ist gering, die Darstellung einfach, die Regeln auch. Da ich selbst nicht empfänglich für Glücksspiele bin, kann ich nur spekulieren, was die Faszination dieser „online“ ist. Es fehlt ja die Atmosphäre im Casino, die sicher wichtig ist. Bei Spielen die nicht gegen die Bank, sondern gegen andere Spieler gespielt werden wie Poker, fehlt die Reaktion der Gegner, die zumindest wenn ich zahllosen Western glaube, entscheidend bei Poker sein muss. Daneben ist natürlich noch schwerer, als im „realen“ Casino eine Manipulation zu bestimmen. Dort kann man darauf rechnen, dass Casinos kontrolliert werden, wenn sie nicht schon vom Staat betrieben werden. Doch was ist, wenn das Spiel nur als Software existiert? Nehmen wir Roulette. In vielen Programmiersprachen würde man die Gewinnzahl zwischen 0 und 36 so ziehen:

Gewinnzahl=Random(37)

Wenn dann dort steht:

Gewinnzahl=Random(38)

so verdoppelt sich der Gewinn des Casinos. (Es wird der 36-fache Einsatz zurückgezahlt, doch da es 37 Zahlen gibt, ist der Gewinn des Casinos im statistischen Mittel 1/37 der Einsatze). Ich denke gerade bei solchen Onlineglückspielen ist das Vertrauen, das man dem Anbieter entgegenbringt, noch wichtiger, denn hier geht es wirklich um viel Geld, nicht nur 10 oder 20 Euro, die man für ein Abo oder einige Items ausgibt. Über Anbieter informieren kann man sich bei Vergleichsportalen wie Online Games auf Spielautomaten.info. Problematisch ist, dass es außer in Schleswig Holstein keine Lizenzen für Online-Glückspiele in Deutschland gibt. Damit verlässt man das deutsche Recht und hat entsprechend geringe Chancen bei einem Betrug oder nur einem Problem an sein Geld zu kommen. Die Lizenzen, die Schleswig Holstein erteilt hat, findet man hier. Zumindest bei diesen Anbietern sollte man von einem legalen und korrekten Betrieb ausgehen können.

Das letzte was es noch gibt, ist die Nutzung des Internets zur Verdongelung von Spielen. Die meisten werden heute über Steam aktiviert. Anders als bei der meisten Software die über Internet aktiviert ist, laufen dann aber viele Spiele nur noch bei aktiver Internetverbindung um den Account zu verifizieren, selbst wenn sie danach vollständig auf dem PC laufen. Das Ganze hindert dann eigentlich nur noch bei der Nutzung, vor allem ist es so nur schwer möglich die Software zu verkaufen, weil nun dazu ein Account gibt, der mit einer Mailadresse, Loginnamen und Passwort verbinden ist.

Ich denke dies wird aber, wie die früheren Hardwaredongles, die man an den Druckerport oder die serielle Schnittstelle gehängt hat, verschwinden. Denn immer wenn man die Benutzer gängelt, werden sie zu der Lösung greifen, die sie nicht gängelt. Wir kennen das schon von anderen Versuchen dieser Art wie dem DRM bei der Musik.

2 thoughts on “Spielen im Internet

  1. Moin,

    > Doch das ist eine Option, zumindest kenne ich kein Spiel, das so ausgelegt wurde, dass man es nur im LAN (nicht Internet) spielen kann.

    alle IPX basierten Spiele laufen nur im LAN, da IPX (Novell Netzwerk) kein Internet ist. Dir als Fan von rundenbasierten Spielen kann ich nur wärmstens Masters of Orion 2 empfehlen.

    Unter den Browserspielen ist Taxodus meine Empfehlung. Nicht ganz einfach, weil realistisch. Dafür lernt man was fürs echte leben.

    Als Glückspiele in Secondlife noch erlaubt waren, war Poker dort das beliebteste Spiel. Der VGA Texas Hold’em Tisch hatte L$28.000 gekostet, also umgerechnet US$100. Der Kasinobetreiber verdient beim Poker nur am Umtausch der Chips, hat also kein Interesse das Spiel zu manipulieren. Da der Tisch -mod,-copy,+trans Rechte hatte, war es dem Besitzer auch nicht möglich den Tisch zu manipulieren. Die meisten Tische wurden jedoch nicht an Kasinos sondern an normale Spieler verkauft, die ihren eigenen Tisch zu hause stehen haben wollten.

    ciao,Michael

  2. Ein Spiel das hier auch noch eine Erwähnung finden sollte ist das Free-to-Play Onlinepiel „World of Tanks“. Dieses Jahr hat es sogar einen besonderen Rekord erreicht: Über 1,1 Millionen Spieler waren gleichzeitig online, was 4x mehr Gamer sind als bei World of Warcraft in dessen besten Zeiten.
    WoT ist ein extrem spannendes Action/Strategiespiel, wo man mit 14 Mitspielern, idealerweise aus dem eigenen Clan, den Gegner auf unterschiedlichen Schlachtfeldern mit selbst gesteuerten Panzern angreift. Man kämpft dabei um Prestige, Erfahrungspunkte und im Clan auch um Landbesitz.
    Ein Kampf dauert in der Regel nur wenige Minuten, sodaß man auch zwischendrin mal schnell eine Runde „zocken“ kann.

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