Neues von OneWeb

Der Betreiber der zukünftigen Satellitenkonstellation OneWeb hat in der letzten Woche einige Verträge abgeschlossen und auch etwas für das Projekt die Trommel gerührt. Das erste waren die Aufträge. Airbus wird die 900 Satelliten bauen, für wie viel ist unbekannt, aber in einem Interview sprach er von einem Kostenziel von 400.000 bis 500.000 Dollar pro Satellit. Wyler hält es für erreichbar, zumindest ist er sicher das man „nahe“ an diesem Ziel ankommen werde.

Die ersten 10 Satelliten wird Airbus in Toulouse bauen, die restlichen 890 werden in einer noch zu errichtenden Fabrik in den USA gebaut. Insgesamt 700 Arbeitsplätze sollen in Herstellung, Logistik und Überwachung entstehen. Das ist mir Angesichts der Größe des Projektes, das man sicherlich in dem Bereich mehrerer Milliarden ansetzen kann für mich eher wenig. Ich vermute der Bau in den USA erfolgt um zum einen Subventionen abzugreifen, das tun ja auch andere Firmen, wie ehemals Thiokol die in Nevada einem strukturschwachen Gebiet, produzieren. Zum anderen wahrscheinlich auch um „Hosted Payloads“ mitzuführen – ein Trend den es seit einigen Jahren bei den Weltraumagenturen und dem Militär gibt – anstatt einen eigenen Kommunikationssatelliten zu bauen, installiert man die Hardware auf einem anderen Kommunikationssatelliten und zahlt für dessen Nutzung. Im falle dieser niedrigen Umlaufbahn dürfte die NASA vielleicht Interesse haben Instrumente für Wettersatelliten unterzubringen, sofern diese nicht zu schwer für die kleinen Satelliten sind. Das US-Militär könnte sie zur Verbindung zu Truppen im Feld nützen die aus der niedrigen Umlaufbahn leichter zu erreichen sind. Natürlich hilft beim US-Militär auch die Tatsache dass die Satelliten in den USA gebaut werden beim Verkauf von Dienstleistungen. Airbus ist nicht nur Auftragnehmer sondern auch Investor.

Den Startauftrag bekam Arianespace und Virgin Galactics. Arianespace wird 21 Sojus einsetzen, Optionen gibt es für 5 weitere Sojus und 3 Ariane 6 Starts – ja man rechnet damit dass die bis 2021 zur Verfügung steht wenn OneWeb anfangen muss die ersten Satelliten die Ende 2017 starten ersetzen muss. Der erste Sojus Start wird 10 Satelliten starten, die nächsten dann 32 oder 36 auf einmal. Was mich etwas erstaunt ist das die nur ein einen nahezu polaren Orbit in 500 km Höhe gelangen. Von dort aus sollen sie mit ihrem eigenen elektrischen Antrieb die 1200 km Höhe erreichen. Das maximiert zwar die Nutzlast, bedeutet bei 32 Satelliten pro Start aber eine Menge Arbeit für die Bodenkontrolle. Jeder Satellit soll weniger als 150 kg wiegen. Arianespace hat schon 21 Träger bestellt und wird Startrampen im CSG, Baikonur und „anderen Startbasen in Russland“ nutzen – ich denke das kann nur Plessezk sein. Anders ist die hohe Startrate (Aufbau in zwei Jahren) nicht erreichbar. Die Ariane 5 hat man auch untersucht, sie hätte 60 Satelliten direkt in den Orbit bringen können, doch da die Satelliten in verschiedenen Orbitebenen befinden wäre das zu viel. Der Kontrakt soll „weniger als“ 1,5 Milliarden Dollar umfassen – da hat man einen Rabatt bekommen, denn 6 Sojus für Galileo hatten dieses Jahr die EU 492 Millionen Euro gekostet. Dabei muss Arianespace noch einen Dispenser für die Flotte entwickeln.

Den zweiten Auftrag bekam Virgin Galactic, die gerade Launcher One entwickeln. Dieser Träger kann nur 225 kg in einen LEO oder 120 kg in einen höheren SSO bringen. Daher wird man nur einen Satelliten pro Start starten können. Dafür ist er richtig teuer – 10 Millionen pro Start. Das bedeutet die 39 festen Aufträge (Optionen für 100 weitere) werden dazu genutzt werden Reservesatelliten zu starten. Das System hat ja 900 Satelliten, aber nur 648 braucht man für ein operatives Geschäft. Das spricht dafür dass man in jeder Orbitalebene eine Menge an Reservesatelliten platziert. Warum man trotzdem noch einen Träger für einzelne Ersatzsatelliten braucht entzieht sich mir. Diese ersten Aufträge werden das Netz aufbauen Arianespace wird 650 starten, Virgin Galactics 39. Die Optionen dienen dann dem Erweitern auf die 900 Satelliten. Arianespace ist die einzige größere Firma die nur Auftragnehmer ist. Auch Virgin Galactic ist zugleich Investor,

Bei den Investoren finden sich unterschiedliche Firmen wie Coca Cola, Intelsat und Qualcomm. Intelsat gibt OneWeb Rückenschutz, schließlich muss gewährleistet sein, dass die Satelliten nicht geostationäre Satelliten stören. Dazu wird man am Äquator die Sendeleistung drosseln (dort schaut eine Antenne direkt in den Zenit wenn sie auf den GEO ausgerichtet ist und auch jeder OneWeb Satellit diesen Punkt passiert). OneWeb hat sich zumindest die Rechte am Ku-Ban gesichert (wie viel blieb offen) und das haben die meisten Investoren hervorgehoben. es klang fast so als wäre das ein Schlüssel so nach dem Motto „Wir haben die Frequenzen als erste, Konkurrenten müssen nun sehen das sie keine Interferenzen verursachen“.

Über das Geschäftskonzept weiß man nun mehr. Wie ich schon mal schrieb gibt es den Bedarf in den industrialisierten Ländern nicht. Dort gibt es genügend Breitbandnetze oder Funknetze. Anders sieht es aus in Entwicklungsländern. Man spricht vor allem von Indien, Pakistan und Sri Lanka die jenseits der Großstädte noch eine schlechte oder gar kein Internet haben. Zum anderen dann die Inselstaaten im Pazifik wie Indonesien wo man nur um die Großstädte herum eine Anbindung hat weil das Gebiet einfach zu groß ist. Da auch OneWeb nicht das Internet verbilligen wird können, Satelliten sind systembedingt teurer als terrestrische Systeme, wird man die Terminals mit 0,5 bis 1 TB Speicher ausstatten, das bedeutet viel Trafik wird gar nicht über den Satelliten geleitet. Wenn ich das Konzept richtig verstanden habe dient ein Terminal in einem Dorf als Accesspoint, an dieses werden dann andere Nutzer mit kurzen Leitungen angebunden oder über einen Sendemast ermöglicht es Handynutzung in der näheren Umgebung. Das Modell ist ein anderes als bei Globalstar und Iridium. Die setzten darauf das Kunden nicht nur ihren Service nutzen sondern eigene Handys kaufen. OneWeb wird zwar auch Terminals verkaufen (Qualcomm liefert die Kommunikationstechnik für Terminals) aber an dieses werden dann viele Einwohner eines Dorfes mit normalen 3G oder 4G Handys angebunden. Hughes wird ebenfalls beteiligt als Onvestor und Auftragnehmer, wahrscheinlich an der Satellitentechnik sein. Ob es sich lohnt wird sich zeigen – den viele der potentiellen Kunden haben nicht nur kein Internet sondern auch wenig Geld. Coca Cola will ihre Filialen über das System verbinden. Ob das nur dazu dient diese an die Zentrale anzubinden oder man eine Art „Coca-Cola Internetcafe“ anbieten will – meiner Ansicht nach wohl eher denkbar – blieb offen. Ein Terminal soll Tausende bis Zehntausende Kunden betreuen und einen Datenstrom mit 50 MBit zu einem Satelliten haben – der wird wenn dieser aus dem Empfangsbereich verschwindet auf den nächsten umgeleitet.

Die Gesamtkapazität des Systems wird mit 1 TBit angegeben, das wären 1,3 GBit/s. Die Satelliten tauschen untereinander Daten aus, wahrscheinlich mehrere Beams pro Satellit. Offen bleibt wie viele Bodenstationen es gibt. Das hängt davon ab wie lokal der Traffic ist – das ist ja meist gegeben, ein Inder wird wohl kaum viele Seiten auf Deutschland abrufen aber auch dem Konzept. Ich vermute mal es wird sicher pro abgedecktem Land eine Bodenstation geben, der den lokalen Traffic abdeckt. Man wird auch einige brauchen weil die 1 Terabit ja irgendwann mal zum Boden gehen müssen. Da macht es einen Unterschied ob es 100 GBit oder 10 Gbit/s sind. Zudem steigt mit weniger Bodenstationen der Intersatellitenverkehr an, da immer mehr Satelliten passiert werden müssen bis man eine Bodenstation erreicht hat. Als Vorteil wird die geringe Latenz angegeben, sie dürfte signifikant geringer als bei geostationären Satelliten oder dem O3B Netzwerk in 8000 km Höhe sein.

Bisher hat man 500 Millionen Dollar an Kapital und eird erst 2017 eine zweite Kapitalspritze von den Investoren brauchen, Zu denen gehören noch Bharti und TotalPlay. Das Gesamtprojekt liegt in der Größenordnung von 2,5 bis 3 Milliarden Dollar. der größte Teil davon entfällt auf den Start. (Trägerrakete und Startdurchführung)

http://spacenews.com/launch-options-were-key-to-arianespaces-oneweb-win/

http://spacenews.com/onewebs-partners-in-their-own-words/

http://spacenews.com/news-analysis-onewebs-big-announcement-should-quiet-doubters/

7 thoughts on “Neues von OneWeb

  1. Versuch es mal mit einer Rechtschreibhilfe: „eird“ sollte doch wohl „wird“ sein. Solche Tippfehler sind hier ja Standard, und noch besser wird es hier: „…der größte Teil davon entfällt auf den Start.“ Da ist wohl eher der Staat gemeint. Aber welcher eigentlich? Muß ich mich als deutscher Steuerzahler darüber aufregen?

    Dass das ganze Projekt natürlich Quatsch ist muss natürlich klar betont werden. Airbus hat noch nie Satelliten gebaut, das machen Astrium und andere private Unternehmen. Ich hoffe nur, dass dabei nicht das gleiche Geld verbrannt wird wie bei HERMES, PHOENIX, …

  2. Tja die laufende Umbenennerei von Konzernen. Airbus ist nun EDAS und zu EADS hat Astrium gehört. Nur ein neuer Name für Astrium.

    Über die Aussichten habe ich bewusst nichts gesagt. Gemessen an den Investitionskosten ist es günstiger als Iridium und die Investitionskosten pro Nutzer sidn auch geringer durch die gemeinsame Nutzung von Terminals. Andererseits ist die Kundschaft die man anstrebt nicht so kaufkräftig. Man wird sehen welcher Faktor überwiegt,

  3. Soweit ich weiß verspricht sich Wyler nicht gerade Riesengewinne vom Projekt. Er glaubt sogar eher, dass es relativ lange Verluste geben wird.

    Dies steht natürlich im krassen Gegensatz zu den Erwartungen von Musk, der ja so seine Mräs Pläne finanzieren will. (Ende des Jahres soll übrigens endlich konkrete Pläne präsentiert werden.)

    Dieser Bericht hier….

    http://qz.com/434997/inside-the-race-to-create-the-next-generation-of-satellite-internet/

    …bringt übrigens etwas Licht in die „Fehde“ zwischen den beiden. Scheinbar wollten Wyler und Musk ursprünglich kooperieren, aber wurde Wyler (laut eigener Aussage) von Musk „hintergangen“.

    Klingt imo. etwas nach einem Prestigewettkampf.

  4. Nun ja wenn es klappt das man tatsächlich tausende von Usern an einem Terminal hängen kann, dann könnte es klappen. Daher auch der große Cache. Meine Rechnung : 3 Milliarden Investitionskosten 5% Gewinn über 20 Jahre (Aufbau und Betriebszeit) = 6 Milliarden / 15 Jahre Betriebszeit = 400 Millionen pro Jahr die das System einbringen muss. Wenn ein Terminal 50 MBit hat und das Netz ein Terabit so kann man bei 80% Nutzung der Kapazitätsgrenze 16.000 Terminals gleichzeitig betrieben. Jedes Terminal muss also 25.000 Dollar pro Jahr einbringen. Wenn nun ein Terminal tatsächlich 1000 Personen versorgen kann, dann muss jeder 25 Dollar zahlen. Keine Ahnung ob das in den angesprocheneren Ländern viel oder wenig ist. Die Rechnung geht eigentlich nur bei hohen Nutzerzahlen auf (im verlinkten Bericht wird ja von mehreren tausend bis über 10.000 Usern pro Terminal gesprochen – selbst wenn nur ein Bruchteil davon gleichzeitig online ist dürften dann aber 50 Mbit zu wenig sein um nur Modem-Geschwindigkeit zu erreichen.

  5. Der Startpreis von Virgin Galactic wird mit „unter 10 Mio US-$“ angegeben. Möglicherweise beträgt er also auch nur 2 oder 5 Mio US-$, insbesondere, wenn man gleich mehrere Starts bucht oder eben Kunde der ersten Stunde ist. Der Start von Einzelsatelliten erscheint mir dann sinnvoll, wenn ein konkreter Satellit ausgefallen ist und im Orbit ersetzt werden muss. Dann wäre ein flexibles Startsystem, wie es Virgin Galactic mit LauncherOne verspricht, geradezu ideal.

    Startet man die Reservesatelliten hingegen gleich von vornherein mit, macht es natürlich keinen Sinn, diese einem zweiten Startsystem anzuvertrauen. Dann würde man halt die Satelliten noch etwas leichter machen, damit eine Soyuz alle regulären plus je ein oder zwei Reservesatelliten für die jeweilige Bahnebene starten kann.

    Ob das Konzept aufgehen kann, mit dem Satellitennetz eine Art „Mobilfunk-Uplink“ zu schaffen, kann ich nicht beurteilen. Anders als bei direkter Satellit-zu-Handy-Kommunikation kann man die Empfänger am Boden mit Antennen mit höherem Gewinn ausstatten und folglich die Antennen auf dem Satellit entsprechend einfacher gestalten. Das ermöglicht dann auch die drastische Gewichtsreduktion. Andererseits geht man halt in direkte Konkurrenz zu klassischen Glasfaser-Backbones. Letztere haben noch deutlich höhere Kapazitäten: 1 TBit/s schafft man mit DWDM locker pro Faser, ein Netz mit vielen Fasern kommt also auf Gesamtkapazitäten im Bereich von PBit/s und mehr. Die Kosten der Faserverlegung in schwach entwickeltem Gebiet sind auch nicht so sonderlich hoch, und Angst vor Kupferdieben braucht man bei reinen Glasfaserkabeln auch nicht zu haben.

    Von daher gibt es einen recht engen Bandbreiten-Bereich, wo sich der Satelliten-Uplink möglicherweise rechnet. Nach unten ist dieser limitiert durch terrestrischen Richtfunk (n * 2 MBit/s, mit kleinem n) und nach oben durch die Kosten pro Bit, die dann das Verlegen einer eigenen Faser doch günstiger machen.

  6. Bevor etwas wirklich fliegt, sind alle angegebenen Startpreise sehr mit Vorsicht zu genießen. Siehe Space Shuttle oder Spacex mit recht drastischen Steigerungen, wenn man die tatsächlichen Startpreise mit den ersten Ankündigungen vergleicht.

  7. Servus,
    Ich glaube, den bei weitem wichtigsten potenziellen Kunden hat Wyler nicht genannt, obwohl es ziemlich offensichtlich ist: die US-Streitkräfte. Im vergleich zu den bisher benutzten Satellitenverbindungen, um Drohnen zu steuern, dürfte die Technik für die Kommunikation mit einem LEO-Netz deutlich günstiger und kleiner sein. Was zur Folge hätte, dass man kleinere Drohnen günstig mit einer Direktverbindungen zum Pentagon ausstatten könnte, oder Lenkwaffen (z.B. Tomahawk) mit Satellitengestützten Steuerkanälen mit deutlich erhöhter Kapazität. Ferner könnten auch Infanterieeinhaeiten damit besser global vernetzt werden, was sicher die Augen einiger Militärs zum Leuchten bringen dürfte. Eher eine Nische dagegen dürfte sein, dass man damit Daten von Messstationen in abgelegenen Gebieten günstig und effektiv (und fast in Echtzeit) übertragen könnte

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