Wie schlagkräftig ist die russische Armee?

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Als am 24 Februar der Krieg in der Ukraine begann, habe ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, das die Ukraine so lange durchhält. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, einige von Seiten der Ukraine will ich kurz ansprechen, doch in diesem Blog geht es vor allem um die russische Armee.

Ein Grund ist sicherlich, das sich de Aufmarsch an den Grenzen über Wochen hineingezogen hat. Das hat der Ukraine Zeit gegeben sich vorzubereiten. Sie konnten sich eine Taktik überlegen, die ja auch funktioniert hat. Anstatt wie 2014 die russischen Truppen an der Grenze abzufangen. Hat man sie ins Land gelassen und dann die Kolonnen im Hinterland angegriffen. Wie ich einem Video der Bundeswehr entnehme, braucht Russland in diesem Fall eine vier bis sechsfache Überlegenheit – das bedeutet die rund 200.000 Soldaten, die anfangs die Ukraine überfielen, würden schon von 33.000 bis 50.000 ukrainischen Soldaten aufgehalten werden.

Natürlich spielt auch eine Rolle, dass die Ukrainer ihr Land verteidigen und daher eine andere Moral haben, als ihre russischen Gegenspieler, die nach beinigen Informationen beim Einmarsch meinten, das sie ein Manöver durchführen, sicherlich aber zu einem großen Teil nicht in den Krieg wollen.

Die Ukrainer kennen ihr Land gut und sie können sich aussuchen wo sie den Feind angreifen. Eine Analyse des österreichischen Bundesheers zeigt, wie effizient sie dabei einen Angriff durchführen.

Die Waffenlieferungen des Westens dürften sicherlich ihren Anteil haben. Dazu gibt es erstaunlicherweise die wenigsten Informationen. Ich habe auch meine Zweifel, ob diese so schnell in der Ukraine ankommen und wenn, ob man nicht die Armee auch damit trainieren müsste. Das spricht meiner Ansicht nach auch gegen komplexe Geräte wie Leopard 1 und Marder Panzer. Ich glaube kaum, dass man ein solches Waffensystem einfach in einigen Tagen oder Wochen einsatzbereit bekommt wenn die Armee es gar nicht kennt. Das spricht auch für die Lieferung von Restbeständen der DDR-Volksarmee. Als ich davon zuerst hörte, stellte ich mir zwei Fragen: Warum haben wir solche Restbestände noch nach über 30 Jahren, die ja nicht kompatibel mit der restlichen Ausrüstung der Bundeswehr sind? Und – Können wir der Ukraine nichts Moderneres liefern? Wie ich bei der russischen Armee noch erkläre, scheint die aber auch keine moderne Ausrüstung zu haben. Der Vorteil dürfte sein, das die Ukraine mit der Ausrüstung vertraut ist.

Der letzte Punkt ist der Zeitpunkt: In Russland kann man eigentlich nur im Sommer und im Herbst eine Offensive machen. Die deutsche Offensive begann 1941 am 22.6., die Sommeroffensive 1942 sollte am 5.4.1942 beginnen, verzögerte sich aber auch bis zum 28.6.1942 – übrigens ebenfalls in der Ukraine und selbst Napoleon begann am 24.6.1812, alle Offensiven also im Juni. Denn Februar März ist in der Ukraine die „Schlammsaison“ (offizielle Aussage eines Bundeswehrgeneral aus obigem Video). Da kann man schlecht übers freie Gelände fahren und auf den Straßen hat man dann lange, leicht angreifbare Kolonnen. Ich vermute, Putin wollte zum „Tag des Sieges“ am 9. Mai, dem Ende des Kriegs in Europa und seit 1995 gesetzlicher Feiertag in Russland die Offensive abschließen.

Was mich aber erstaunt hat, sind die hohen Verluste der russischen Armee und deren langsames Vordringen. Einige Videos des österreichischen Bundesheers waren da sehr erhellend. Zum einen mal die Ausrüstung. Gemäß dieses Videos scheint es an moderner Ausrüstung zu mangeln. So scheinen die Bataillone nicht die vorgesehene Anzahl an TOS-1 (moderner Raketenwerfer) zu haben. Zudem wundert mich das der Kampfpanzer immer noch der T-72 sein soll. Ich bin kein Militärexperte, aber ich weiß, dass die Ziffer für das Jahr des Entwurfs steht, also 1972. Ich wusste das es mindestens zwei neuere Exemplare, den T-80 und einen erst gerade in Einführung befindlichen T-14 gibt, wie ich bei der Recherche fand, gibt es dazwischen noch den T-90. Ich würde als Laie annehmen, dass man bei einem Überfall, um die eigenen Verluste zu minimieren, mit dem besten Equipment anrückt. Also würde ich die Bataillone voll ausrüsten, auch wenn ich die Ausrüstung woanders abziehen müsste und ich würde die modernsten Fahrzeuge einsetzen. Beides erfolgte offensichtlich nicht. Ebenso scheint der Überfall logistisch schlecht vorbereitet gewesen zu sein wie ja auch stecken gebliebene Kolonnen zeigen.

Was sich schon am Anfang zeigte, war das der Plan, Kiews handstreichartig zu nehmen fehlschlug. von dem Ziel hat man aber trotzdem vier Wochen lang nicht abgelassen. Nun verlagert sich der Krieg nach Osten, in die Nachbarschaft der Krim und dem Dombass, wo sich zwei Regionen für „unabhängig“ erklärt haben. Wohl sollen nun wenigstens diese gesichert werden. Schon vor dem Krieg hat sich der Präsident des Inlandsgeheimdienst bei einer „Audienz“ bei Putin versprochen und sich für den Anschluss dieser Gebiete an Russland ausgesprochen, was diese ja gar nicht beantragt haben. Das soll wohl als Ziel nun wenigstens erreicht werden.

Das einzige, was wirklich auf russischer Seite zu funktionieren scheint, ist der Beschuss mit Artillerie, Raketen und Drohnen. Dagegen gibt es kaum Abwehr, selbst westliche Armeen könnten nur punktuell Raketen abfangen und Artilleriegeschosse gar nicht. Doch diese Angriffe wenden sich vor allem gegen die Zivilbevölkerung. Das ist nicht neu. Entsprochenes kennt man schon vom Syrien und Tschetschenienkrieg, wo die Hauptstadt Grosny weitestgehend zerstört wurde. Angriffe gegen die Zivilbevölkerung – und sei es die eigene – sind ja Kennzeichen von Autokraten wie Saddam Hussein oder Baschar al-Assad. Russlands Armee hat da eine zweifelhafte Tradition die von Afghanistan über Tschetschenien und Syrien bis zur Ukraine reichen.

Die Frage, die ich mir stelle, ist aber ob die russische Armee überhaupt eine schlagkräftige Armee ist. Jahrzehntelang wurde der Einmarsch der Russen ja im kalten Krieg als Menetekel an die Wand gemalt. Inzwischen habe ich da meine Zweifel an ihrer Schlagfertigkeit. Sie schafft es ja nicht mal die Ukraine einzunehmen. Die Ukraine hat 34 Millionen Einwohner. Ihre Streitkräfte sind mit 209.000 Soldaten in etwa so groß wie die Bundeswehr, ihr Wehretat ist mit knapp 6 Mrd. Dollar aber zehnmal kleiner als den der Bundeswehr (46,93 Mrd Euro – 2021), entsprechend haben sie vor allem veraltete Waffen wie die Wikipedia schreibt. Wie sollte die russische Armee dann gegen die NATO eine Chance haben?

Historisch gesehen sieht es auch nicht besser aus. Russland ruht sich auf dem Sieg über Nazi-Deutschland aus. Der ist auch unbestritten. Doch der kam zustande, indem die Opfer egal waren. Ich dachte immer nach der Wende im Osten (1943) wären die Verluste der deutschen Armee immer größer geworden, man hätte immer weniger einsatzfähiges Material gehabt und das stimmt auch. Aber genauso stimmt, das man bei der Roten Armee auf eigene Verluste keinerlei Rücksicht genommen hat. Im Endkampf um Berlin hatte die Rote Armee über 352.000 Tote, die Wehrmacht 92.000. Bei den Kämpfen um Wien waren es 167.000 zu 37.000 und das, obwohl die Rote Armee in beiden Fällen weit überlegen war. Nur ist das heute sind solche Opferzahlen nicht so möglich, ohne das selbst Putin um seinen Thron fürchten müsste. Aber wie sah es bei der Leistung der Roten Armee den anderen Konflikten aus?

1939 gab es den Hitler-Stalinpakt, in dem Polen aufgeteilt wurde. Doch in Polen marschierte die Rote Armee erst dann ein, als der Krieg schon entschieden war. Dann fiel Russland noch im gleichen Jahr in Finnland ein. Auch hier konnte das kleine Finnland Russland lange Paroli bieten. Es gab einen Frieden 1940 mit kleinen Gebietsabtretungen, die im wesentlichen russische Gebiete vor 1721 waren. Auch hier verlor die Rote Armee zehnmal mehr Soldaten als die finnische Armee.

Dann gab es 1979 den Einmarsch in Afghanistan. Auch hier konnten die Mudschaheddin nicht besiegt werden, obwohl diese überhaupt keine schweren Waffen hatten. Schließlich zog mach wieder ab. Im ersten Tschetschenienkrieg konnte Russland die kleine abtrünnige Republik nicht besiegen und es kam zu einem Waffenstillstand. Auch im zweiten Konflikt sah Russland nicht gut aus und schlussendlich wurde der Konflikt dadurch beendet, dass sich Russland zurückzog und einen der Warnlords als Autokrat einsetzte. Putin liebt ja Autokraten. Auch 2008 in Georgien waren sie nicht siegreich und erkannten schließlich zwei Gebiete als unabhängig an.

Ich denke Putin hat gemeint, es liefe wie 2014 bei der Annektion der Krim oder wie in Syrien wo ja nur die Luftwaffe beteiligt ist. 2014 hat man die Ukraine überrascht, als man direkt nach der Olympiade von Sotchy einmarschiert ist. Doch der Überraschungseffekt ist bei wochenlangem Aufmarch nicht gegeben. Die Luftüberlegenheit haben sie nach wie vor, aber sie nützt nichts, wenn man keine Geländegewinne erzielt.

Was folgt aus diesen Erkenntnissen für die nun beschlossene Aufrüstung der Bundeswehr? Ich halte sie für nötig. Aber erst in einem zweiten Schritt. Im ersten Schritt sollte man die schon seit Jahren vorhandenen Probleme lösen. Die sind:

  • mangelnde Einsatzbereitschaft von Ausrüstung
  • Ersatzteilmangel
  • aufwändige und lang andauernde Beschaffungsmaßnahmen

Dazu gehört eine Reform des Beschaffungssystems, das wir Scharping als Vereinigungsminister zu verdanken haben und das zu einem aufgeblähten 12.000 Angestellte starken Beschaffungsamt geführt hat. Danach kann man über Neuanschaffungen und etwas schneller über Nachbeschaffungen reden. Nachbeschaffen müsse wir, denn man hat nicht nur die Armee verkleinert, man hat überproportional Equipment abgebaut. So hatte die Bundeswehr 1990 eine Stärke von 495.000 Mann und 2.125 Leopard 2. Heute sind es knapp 184.000 Soldatinnen/Soldaten und nur 328 Leopard 2, man hat die Zahl der Panzer also um den Faktor 2,4 stärker als die der Soldaten reduziert. Entsprechend peinlich war es ja beim Beginn des Ukrainekrieges, als man gerade Mal 12 Schützenpanzer und drei Eurofighter an die Ostgrenze der Nato abkommandieren konnte. Eine Politikänderung ist aber nicht in Sicht so wurde als eine Maßnahme beschlossen 35 F-35, als Ersatz für die Tornados anzuschaffen. Gute Idee, aber es gibt noch 85 Tornados in der Bundeswehr und die werden nun durch weniger als halb so viele F-35 ersetzt. Daher würde ich von den 100 Milliarden erst mal wieder das Equipment aufstocken anstatt israelische Raketenabwehrsysteme zu kaufen, die man in Deutschland – 1000 km von der NATO-Ostgrenze entfernt, wohl kaum braucht. Dazu gehört auch eine Aufstockung der Truppenstärke. Bundeswehr und NVA hatten 1990 zusammen eine Stärke von 600.000 Mann. So viele wird man ohne eine direkte Bedrohung wie sie im kalten Krieg gegeben war, nicht brauchen, aber die Hälfte, rund 300.000 halte ich für eine vernünftige Größe.

Zurück zu Russland. Es scheint, als würde der Krieg nicht so laufen wie gewünscht. Gut das sah man schon am Anfang, aber denkbar war damals noch ein langer Abnutzungskrieg. Der Tschetschenienkrieg dauerte ja auch Jahre. Die Verlagerungen von Kräften und Aufgabe von erobertem Gebiet und die immer wütender werdenden Aussagen Putins und seiner Getreuen mit immer mehr Drohungen und undurchführbaren Dingen (man will das Gas in den Osten transportieren – wie soll das ohne Pipeline denn gehen?) deuten für mich aber darauf hin, dass Putin den Krieg nicht mehr lange aufrechterhalten kann. Ich denke Barack Obama hatte recht, als er sagte ,dass Russland eine Regionalmacht ist die seine Nachbarn bedroht, nicht aus Stärke, sondern aus Schwäche. Das steht im Gegensatz zu Putins Traum einer Rückgewinnung des Territoriums das die UdSSR mal hatte und einer Aufteilung von Europa wie nach der Konferenz von Jalta, also zwei Einflussgebieten mit Vasallenstaaten.

22 thoughts on “Wie schlagkräftig ist die russische Armee?

  1. Unmaßgebliche Meinung
    Der russische Wehretat beträgt ca 60 Mrd €. Dafür gibt es nicht allzuviele Waffen auch nicht in Russland. Für so ein riesiges Reich mit so langen Grenzen sind das Peanuts. Putin hat sicherlich keinen Krieg geplant, sonst wäre das anders vorbereitet worden. Selbst als die Truppen an der Grenze standen ging die Meldung durch, dass für einen sinnvollen Angriff all die Tonnen Munition und Treibstoff fehlten. Das war dann wohl eher eine Drohgeste als eine ernsthafte Vorbereitung. Was ich mir eher vorstellen kann sind Informationen aus der Ukraine oder vom Geheimdienst, die Herrn Putin dazu bewegt haben anzugreifen. Das Ziel war sicherlich auch nicht die Zivilbevölkerung plattzumachen, wie im Irakkrieg mit den 1500 Cruise Missile am ersten Tag. Russland muss egal wie es ausgeht mit dem Nachbarn Ukraine später noch auskommen. Das liest sich zwar in der D Presse anders, aber dort wird zur Zeit hauptsächlich die Propaganda der Ukraine wiedergegeben. Russiche Propaganda ist zwar nicht besser, aber 2 Propagandasender ergeben zusammen halt ein besseres Bild. Die Ukrainische Taktik ist es nicht die Zivilisten zu schützen, sondern Guerrillataktik mit bewaffneten Zivilisten, und Waffensystemen in Wohngebieten. Kann man so machen und ist sicherlich erfolgreich. Ich gehe allerdings davon aus, dass das den Krieg blutiger macht als vorgesehen. Ich habe schon damals beim Irakkrieg nicht geglaubt (und es hat sich bestätigt), dass US-Waffen zwischen Zivilisten und Militär unterscheiden, und es hat bei diesem Angriffskrieg auch jede Menge Blut und Tote gegeben (Massenvernichtungswaffen wurden nicht gefunden). Von Sanktionen gegen die USA und andere Beteiligte habe ich allerdings nichts gehört, und auch nicht von Waffenlieferungen an den Irak. Wahrscheinlich war Russland zu sehr mit der Versorgung seiner Bevölkerung nach Jeltzin beschäftigt,

    1. Ich verlasse mich lieber auf Augenzeugenberichte. Meine Mutter hat ein älteres Paar ukrainische Flüchtliche in einer gerade leerstehenden 2-Zimmer-Wohnung aufgenommen. Es war ein recht emotionales Gespräch. Die beiden stammen aus dem Donbas und sind 2014 schon nach Kiew geflüchtet. Ihre Erzählungen über die Ereignisse dort decken sich recht gut mit dem was man in unseren Medien hört (Artillerie und Raketenangriffe auch auf zivile Ziele, unter Umständen fälschlicherweise, aber das ist den Betroffenen recht egal). Schlimm ist für die beiden nur das ihre beiden Kinder und drei Enkel aktuell ohne Fluchtmöglichkeit in Mariupol die meiste Zeit in einem Keller sitzen. Das einzige Glück ist das sie regelmäßig einen Kommunikationskanal haben und daher wissen das es ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Auch die Erzählungen von dort decken sich mit der medialen Berichterstattung hierzulande.

      Daher bleibt mich mich eher die Frage ob du einfach nur verstrahlt bist oder schlicht ein Mietmaul.

      1. Ich sehe da keinen Widerspruch zu meinem Kommentar. Der Krieg ist blutig, und es leiden auch Zivilisten. Um das festzustellen muss man weder ein Mietmaul sein, noch verstrahlt. Die D Medien berichten allerdings, dass die Russen wahllos in der Gegend herumschießen, und gezielt Zivilisten angreifen. Das halte ich halt für Propaganda, und das haben auch nicht die Flüchtlinge ausgesagt.

          1. Kann sein!
            ich warte lieber vor einer Beurteilung auf eine unabhängige Untersuchung. Ich habe z.B. gelesen, dass die meisten Opfer von Attillerieangriffen waren. Die werden eher weniger von innerhalb von Butcha aus erfolgt sein. Aber auch das ist nicht sicher geklärt. Komischerweise werden allerdings jetzt schon Entscheidungen aufgrund dieser unsicheren Daten getroffen, aufgrund Aussagen der Kriegspartei Ukraine.

        1. Nun, es ist sowohl von Flüchtlingen, von ukr. Organisationen, Meldungen und Telefonaten von Hinterbliebenen als auch Journalisten vor Ort in unzähligen Einzelbeispielen ein klares System erkennbar. Die russische Armee beschießt, durch eine Mischung von Frust und Einschüchterung aufgrund der hohen Verluste und Rückschläge, gepaart mit einem durch russische Propaganda geprägtem Bild einer von Nazis durchsetzten Bevölkerung, durchaus gezielt Zivilisten, allerdings nicht unbedingt wahllos. In Mariupol nehmen sie sich quasi einen Häuserblock vor, beschießen diesen im Laufe von 2-3 Tagen und wechseln dann zum nächsten, um eine Aufgabe zu erzwingen. Im Falle der Bodenstreitkräfte offenbart sich ein Gefühl der Gesetzeslosigkeit. Wenn man schon Lebensmittel stielt, kann man auch gleich noch Rache an den Ukrainern nehmen, indem man plündert und eine zufällig noch dort hausende Familie erschießt, die Frau muss vorher oft noch etwas anderes über sich ergehen lassen. Die Nazi-Erzählung soll auch ganz gezielt die Erinnerung an die Deutschen im WW2 wecken, um eine ähnliche Skrupellosigkeit wie in der damaligen Roten Armee hervorzurufen.
          Der grundsätzliche Taktik, die sich wie oben beschrieben in weiten Teilen deckt, ist auch in den russischen Medien klar zu sehen. Die Ukraine als Staat existiert eigentlich nicht und nebst Regierung und Eliten ist auch ein nennenswerter Teil der Bevölkerung „unrettbar verloren und nazifiziert“. Diese feindlichen Elemente (Ukrainer, die sich den Besatzern widersetzen oder anderweitig auffallen) müssen vernichtet werden, um eine friedliche Existenz der „Kleinrussen“, sprich Ukrainer, und den „Großrussen“ gemeinsam zu ermöglichen.
          Soldaten der ukr. Armee werden erschossen, Männer mit „verdächtigen“ Tatoos ebenso, fliehende Zivilisten (dazu zählen eben auch die Menschen am Bahnhof Kramatrosk). Jeder, der die russische Besatzung sichtbar ablehnt. Nimmt man dann noch die über 100 000 deportierten Menschen aus Mariupol und dem Donbass hinzu wird verständlich, warum viele Augenzeugen mittlerweile vom Vernichtungskrieg sprechen. Wahllos ist das nicht, der Feind wird vielmehr auf weite Teile der Bevölkerung ausgedehnt.
          Lies dir dazu einmal Zeugenaussagen Armeeangehöriger durch, die sich den Russen ergeben haben. Das Weltbild, das ihnen von russischen Generälen präsentiert wurde. Es ist menschenverachtend und von außen schwer zu begreifen.

        2. Ich denke der Krieg war schon geplant, aber wie wird ein Krieg geplant in einem Staat das technologisch weit unter dem Standard der EU liegt wo minutiös die Sinnhaftigkeit von Neuerungen diskutiert werden bevor Sie umgesetzt werden (100 Köpfe sind schlauer als einer).
          Berechnet wurde ein überrennen der Ukraine, bekommen hat man einen Stellungskrieg, keine strategische Planung in der alle Eventualitäten mit einbezogen wurden.
          Am Ende trifft es der Artikel mit dem Rückblick in die Russische Kriegsführung recht gut. Strategie gegen Man Power, solange es die Bevölkerung mit trägt.

      2. Eine Freundin von uns ist Ukrainerin (lebt schon lange in Deutschland). Sie hatte vor ein paar Wochen mit ihrem Bruder in Charkiw telefoniert. Er erzählte ihr dass es ihnen gut geht, aber ihr Wohngebiet mit Artillerie beschossen wird, allerdings aus der Richtung wo das Asow Bataillon steht und nicht aus der Richtung aus der der Russe vorrückt.
        Und das ist eine Quelle die ich quasi aus erster Hand habe.
        Und wenn man sich auch nur ansatzweise mal mit dem Asow Bataillon beschäftigt hat, passt das auch 1:1 zusammen.

        1. Wow, die Artillerie des Asow Regiments kann über 350km weit feuern? Beeindruckend!

          Ich hab keinerlei Informationen gefunden, dass das Asow Regiment irgendwo anders eingesetzt wird als in Mariupol (über 350m von Charkiw entfernt). Ihre Basis ist in Berdiansk (noch weiter entfernt). Daher finde ich diese Information etwas fragwürdig. Es sind auch nur unter 1000 Leute in diesem Regiment und sie sind die primären Verteidiger von Mariupol, daher scheint es mir wirklich zweifelhaft, das Teile davon mit Artilleriegerät (hat dieses Regiment überhaupt sowas?) anderswo im Einsatz sind.

          1. Völlig absurder Kommentar.
            Ich habe einen Augenzeugenbericht gepostet, aber Scotsh hat 5min gegoogelt und nix gefunden. Wenn man nix finden will, findet man auch nix.

            Das Asow Regiment hat nach westlichen Angaben aktuell durchaus eine Stärke von min. 3000 Kämpfern.
            Quelle 1:
            https://www.deutschlandfunk.de/asow-regiment-stepan-bandera-ukraine-100.html
            Quelle 2:
            „Der “Washington Post” gegenüber behauptete der ehemalige Asow-Kommandant Andrij Biletzki Anfang April, dass dem Regiment insgesamt mehr als 10.000 Kräfte angehörten.“

            In Mariupol war Asow 2016 und wo die Basis des Regiments ist, ist im Kriegsfall wahrscheinlich unerheblich, da das Regiment dort sein wird, wo die Front ist.

            Hier gibt es sogar ein Foto dass Asow in Charkiw war:
            https://www.zeit.de/politik/ausland/2022-03/asow-regiment-ukraine-rechtsextremismus

            tsts
            Johannes

        2. Das wurde in letzter Zeit immer wieder ausgebreitet, das Asow-Bataillon beschieße die russischsprachige Bevölkerung. Aber wie mein Vorredner sagte, sind diese aktuell ausschließlich in Mariupol, zur Zeit sogar in einem seeehr kleinen Gebiet. Als sich Hinweise mehrten, dass die Russen einen Giftgasangriff planen, wurde dieser von diversen Seiten auch sofort den Asow-Leuten zugeordnet. 1:1 kopiert und russ. Armee durch Asow-Regiment ersetzt. Das ist gezielte Taktik.

          1. Wo all die zugehörigen des Asov Regiments stehen ist unbekannt. Es könnte auch Verwechselungen mit der Ukrainischen Armee geben, die ja auch Nationalisten beherbergt. Auf den Granaten steht sicherlich nicht viele Grüße von Asov. Was die Bewohner allerdings sicherlich wissen ist, wo „der Russte“ steht, und wo „der Ukrainer“ steht.

        3. Die russische Propaganda hat es also auch in dieses Forum geschafft, Pfader Beigeschmack.
          Vielleicht solltest du noch erwähnen das die Toten in Butscha usw. von den eigenen Leuten hingerichtet wurden und auf die Straße gelegt.
          Es fehlt auch noch das die Russische Armee in jedem Ort als Befreier gefeiert wird, das würde zumindest das langsame Vorrücken erklären, wer will sich schon eine Feier entgehen lassen.
          Was vergessen? Ja … Entnazifizierung, weil die gibt es ja auch bei Juden, steht ja mit Selensky als Halbjuden in keinem Wiederspruch…!

    2. Für 60Milliarden € wird man in Russland deutlich mehr bekommen als in Deutschland. Das Russische Equipment ist deutlich günstiger, die Löhne (sowohl für Soldaten als auch für Mitarbeiter in der Fertigung) liegen weitaus niedriger und es wird bei der Beschaffung von Ausrüstung auch keinen aufgeblähten Beschaffungsapperat geben (wenn die Bundeswehr etwas Beschafft kostet das immer ein vielfaches von dem was es kostet wen ein privates Unternehmen so etwas beschafft). Daher für einen Euro wird Russland deutlich mehr Feuerkraft bekommen als die Bundeswehr.

      1. Sollte die russische Beschaffung so viel effizienter sein, mit all ihren Oligarchen und der ganzen Korruption, als die westliche mit ihren Investoren? Der Arbeiter an der Maschine in Russland verdient sicherlich weniger als der in den USA, aber nicht nur 1/10. Auch im Osten werden Fachleute besser bezahlt als Hilfsarbeiter.

    3. Diese Propaganda von M_Martin ist einfach nur wiederlich. Im Irrakkrieg wurden keine Wohngebiete bombardiert. Ja auch dort sind einige Zivilisten umgekommen, aber ie waren nie Ziel. In der Ukraine sind ganzr Städte platt gemacht worden. So etwas hat es seit dem zweiten Weltkrieg nur 2 mal gegeben Alepu und Grosni. Beide male waren die Russen die Mörder.

      1. Jain. Ja das was M_Martin schreibt ist Propaganda. Aberd ie Russen machen das was sie können. Sie haben keine Möglichkeit die Städte ohne großflächige Zerstörungen einzunehmen. Dafür ist der Ukrainische Wiederstandwille glücklicherweise zu groß.

        „ganzr Städte platt gemacht worden. So etwas hat es seit dem zweiten Weltkrieg nur 2 mal gegeben Alepu und Grosni.“ Mindestens in Korea und Vietnam werden sich da ein paar Städte oder zumindest Dörfer finden wo es anders war. Speziell bei Vietnam auch strategisches Bombadierung ohne die Absicht den Ort danach Infanteristisch zu erobern. Die USA haben aber dazu gelernt und versuchen nur noch Militärische Ziele zu treffen um die Bevölkerung nicht in die Arme des Gegner zu treiben. Russkand ist weder mental noch von der Ausrüstung her so weit.

      2. Ich erwarte nicht, dass Ihnen meine Aussagen gefallen. Propaganda ist etwas anderes, und wiederlich auch. Seis drum. Ich halte nichts davon ohne Untersuchungen nach dem Augenschein Urteile zu fällen, und bei der Behauptung von unvergleichlich und nie dagewesen seit dem WK2 führe ich halt den Wiedrspruchsbeweis. Verletzungen des Völkerrechts gab es schon zu hauf. Das ist immer falsch. Die meisten vorgebrachten Begründungen hätten durch Verhandlungen gelöst werden können, bei etwas gutem Willen auf beiden Seiten.

    4. „Putin hat sicherlich keinen Krieg geplant, “ da ist die Frage was man als Krieg definiert. Für mich ist der Einmarsch in ein Souveränes Land welches dies nicht wünscht ein Krieg. Aber ja ich stimme zu so wie es gelaufen ist hat es Putin nicht geplant. Man ist davon ausgegangen ohne viel Gegenwehr einmarschieren zu können und die Regierung stürzen zu können.

      „Das Ziel war sicherlich auch nicht die Zivilbevölkerung plattzumachen,“ Ja war es definitiv nicht. In den ersten Tag des Angriffs ist man sehr „vorsichtig“ mit der Zivilbevölkerung umgegangen.

      „wie im Irakkrieg mit den 1500 Cruise Missile am ersten Tag.“ Die waren nicht gegen die Zivilbevölkerung gerichtet sondern klar gegen Militärische Ziele.

      „Die Ukrainische Taktik ist es nicht die Zivilisten zu schützen, sondern Guerrillataktik mit bewaffneten Zivilisten, und Waffensystemen in Wohngebieten.“ Die Ukrainische Taktik ist es die Ukraine zu schützen. Zivilisten kommen direkt danach.

      „Ich gehe allerdings davon aus, dass das den Krieg blutiger macht als vorgesehen.“ Der unblutigste Krieg ist wenn einer der beiden Parteien aufgibt bevor der erste Schuß abgefeuert wurde. Das ist dann aber so wie Frauen für den Fall einer Vergewaltigung zu empfehlen Still zu halten.

      Das Problem ist das es den „Saubereren Krieg“, wenn es ihn den je gegeben hat, heutzutage nicht mehr möglich ist. Man kann nicht sauber Zwischen Zivilisten und Militär trennen. Die Reichweite der Waffensysteme ist zu hoch um alle Zivilisten zu evakuieren. Wir als externe Beobachter können nicht beurteilen warum ein Gebäude getroffen wurde. Fehlerschuß? Fehlerhafte Informationen? Unvollständiges Bildmaterial… Ich gehe auch davon aus das das Russische Militär von oben her keine Befehle hat gezielt gegen Zivilisten vorzugehen. Allerdings mit wenig Rücksicht auf Zivilisten. Dann gibt es natürlich Kriegsverbrechen auf beiden Seiten. Der unterschied ist das die Ukraine, so wie es bisher aussieht, ihre Soldaten im großen und ganzen im Griff hat so das es zu keinen größeren Kriegsverbrechen kommt. Bei Russland hingegen deckt man Soldaten die Kriegsverbrechen begehen bzw. belohnt diese sogar (siehe z.B. Butscha). Das Verhalten wird Russland um die Ohren fliegen.

  2. Kurzzusammenfassung zu den Russischen und Ukrainischen Kampfpanzer.

    T-64, ab 1967 eingeführt. Entwicklet und gebaut in Charkiw. Ziemlich aufwendig und teuer da viel damaliges High-Tech.
    T-72 Konkurrenzentwicklung zum T-64, deutlich einfacher bei kaum geringeren Gefechtswert. Produktion und Entwicklung in Nischni Tagil. Serienfertigung ab 1974.
    T-80 Weiterentwicklung des T-64. Größter Unterschied Gastubine statt Gegenkolbendieselmotor. Man hat später aber wieder von der Gasturbine weg zum Gegenkolbendieselmotor gewechselt. Serienproduktion ab ca. 1978.
    T-84, Ukraninische Weiterentwicklung des T-80 ohne von Russischen Herstellen abhängig zu sein. Serienproduktion ab 1999.
    T-90 Weiterentwicklung des T-72. Umbenennung in T-90 erfolgte aus Marketinggründen (Irakkrieg).
    T-14 komplette Neuentwicklung. Ursprünglicher Plan war es bis 2020 2300 Panzer Produziert werden sollten. Letzter Stand laut Wikipedia ist das die Serienproduktion im Dezember 2021 gestartet wäre. 132 Panzer sind bestellt und sollen bis 2035(!) geliefert werden. Das Ding ist vermutlich derzeit nur für die Parade in Moskau zu gebrauchen.

    Grundsätzlich muß man sagen das sowohl T-64 wie auch T-72 in gut modernisierten Ausführungen immer noch gute Kampfpanzer sind. Auch Leopard 2 und M1 Abrams sind nicht so viel neuer. Allerdings fehlte es der Ukraine an Geld um T-64 und T-80 in großer Stückzahl in T-84 umzubauen. Bei Russland sieht es anscheinend sehr ähnlich aus. Die Fahren teilweise uralte Baumuster des T-72 auf.

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